Theater wie bei Harry und Meghan: Er ist der Dramakönig der Bundesliga | OneFootball

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Dominik Berger·28. Januar 2023

Theater wie bei Harry und Meghan: Er ist der Dramakönig der Bundesliga

Artikelbild:Theater wie bei Harry und Meghan: Er ist der Dramakönig der Bundesliga

„He is the american dream“, sagte einst Torjäger Erling Haaland über Gio Reyna. Für den BVB war der junge US-Amerikaner in den letzten beiden Spielen nichts weniger als der Sieggarant, Reyna erzielte jeweils den entscheidenden Treffer, sowohl gegen Mainz als auch drei Tage zuvor zuhause gegen Augsburg. Das ist für den BVB auf jeden Fall traumhaft schön, auch wenn sie mit dem Adjektiv „american“ derzeit eher weniger anfangen können.

Denn so sehr sie Reyna beim BVB für seine fußballerischen Fähigkeiten schätzen, umso mehr ist der Name Reyna in den USA derzeit Synonym für eine mediale Schlammschlacht, die auch mit US-Coach Gregg Berhalter zu tun hat. Wo Reyna ist, ist Drama. Zumindest in den vergangenen Monaten.


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„Er hat eine wirklich schwierige Zeit mit mehreren Verletzungen hinter sich. Wir kennen den Jungen seit vielen Jahren, obwohl er erst 20 ist. Wir erleben ihn als guten Typen, der professionell arbeitet und in der Kabine ein geschätzter Teamkollege ist“, verteidigte Dortmunds Sportchef Sebastian Kehl Reyna nach der missglückten WM. „Dass dies nach einigen wenigen Tagen in Katar nun grundsätzlich in Zweifel gezogen wird, ist für uns beim BVB nicht nachvollziehbar und wird Gio Reyna nicht gerecht.“

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Was war eigentlich genau passiert? Reyna, der dem BVB aufgrund einer langwierigen Oberschenkelverletzung selten über 90 Minuten helfen konnte, stand bei der WM gerade mal für 52 Minuten auf dem Platz und kam nur auf zwei Kurzeinsätze.

Zudem stand Reyna vor den Spielen noch kurz vor der Suspendierung, wie Nationalcoach Berhalter bekannt gab, ohne Reynas Namen zu nennen: „Ein Spieler“ habe die Erwartungen auf und neben dem Spielfeld nicht erfüllt. Reyna klärte die Situation über Instagram auf, erwähnte seine Entschuldigung, schrieb aber auch: „Ich bin der Meinung, dass Dinge, die im Rahmen einer Mannschaft geschehen, privat bleiben sollten.“

Aus Sicht von Reynas Eltern, immerhin beide ehemalige Nationalspieler ihres Landes und eigentlich seit Jahrzehnten mit Familie Berhalter befreundet, war eine Grenze überschritten. Im Nachgang der WM suchte Berhalter die Öffentlichkeit, um einen Vorfall mit seiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau aus dem Jahr 1991 aus seiner Sicht darzustellen. Er hatte damals seine Freundin Rosalind getreten. Es habe damals keine Anzeige gegeben, betonte Berhalter. Freunde und Familie wüssten von dem Vorfall, dementsprechend wurde auch keine Polizei eingeschaltet.

Der Trainer bediente sich erneut dem Stilmittel, dass er schon bei der WM und Reyna nutzte und schrieb in seinem Statement von jemandem, der ihn zur Strecke bringen wolle und beim US-Verband angeschwärzt habe. Einen konkreten Namen nannte er nicht.

Sowohl ‚ESPN‘ als auch die ‚New York Times‘ berichteten, dass es sich bei den Whistleblowern wohl um Familie Reyna gehandelt haben soll, die den Vorfall nach 30 Jahren dem US-Verband gesteckt hätten. Denn nicht nur waren Vater Claudio Reyna und Berhalter Teamkollegen in der Nationalmannschaft, Reyna war auch Trauzeuge bei Berhalters Hochzeit mit Rosalind. Die war übrigens Mitbewohnerin und Freundin von Reynas späterer Frau Danielle.

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Auf ‚ESPN‘ reagierte Danielle Reyna auf Berhalters Statement und berichtete erneut ausführlich über die schwere Zeit, die Berhalters Frau damals durchmachen musste. „Rosalind Berhalter war meine Mitbewohnerin, Mannschaftskameradin und beste Freundin, und ich habe sie durch das folgende Trauma hindurch unterstützt.“ Erst später konnte sie Berhalter verzeihen und eine ähnliche Gnade hätte Mama Reyna nun bei Berhalter auch ihrem Sohn gegenüber erwartet.

Meghan, Harry und das gesamte englische Königshaus müssten bei dieser medialen Schlammschlacht eigentlich vor Neid erblassen.

Abseits dieser großen US-Soap war Gio Reyna in Dortmund schon früh auf sich allein gestellt, wie er in einer ‚DAZN‘-Doku über die BVB-Jungstarts während der Corona-Zeit einmal zugab: „Ich bin einer der wenigen, der ganz alleine ist gerade.“ Viele Eltern kämen zu Besuch, nur seine Familie lebt rund 6000 Kilometer entfernt.

In Dortmund schätzt man den introvertierten Spielmacher sehr. Vor dieser Saison stand fest, dass Reyna der neue Fixpunkt der Dortmunder Offensive sein sollte, doch Verletzungen machten diese Überlegungen schnell zunichte. Auf einen Einsatz über 90 Minuten kam Reyna in dieser Saison noch gar nicht.

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Doch dieses Jahr scheint das Jahr des Gio Reyna zu werden, sowohl gegen Augsburg als auch gegen Mainz ging Dortmunds Nummer sieben als umjubelter Sieger vom Platz. Der neue Jubel mit in die Ohren gesteckten Fingern, den sich der Amerikaner von Memphis Depay abgeschaut hat, ist auch ein deutliches Zeichen in die Heimat: „Seht her, ihr könnt schreiben, was ihr wollt, ich höre nicht hin.“

Beim BVB wird man froh sein, dass sich Reyna aufs Sportliche konzentriert. Auch wenn sein Jubel andeutet, dass ihn die Themen abseits des Platzes nicht unberührt lassen. Das bestätigte Edin Terzić auch auf der Pressekonferenz nach dem Mainz-Spiel.

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In Dortmund wird man ihn weiter unterstützen, das Zwischenmenschliche ist eine der großen Stärken von BVB-Coach Terzić. Doch auch der Trainer weiß, dass es im medialen Umfeld so schnell nicht ruhiger werden wird, vor allem nicht in Reynas Heimatland. Denn wo Reyna ist, ist Drama. In der Zwischenzeit muss er sich auf den Sport fokussieren, die Spiele gegen Mainz und Augsburg waren ein Schritt in die richtige Richtung. „Er hat seinen Job erfüllt. Es kann so weitergehen“, fasst es der BVB-Coach zusammen.