Teil 3 der Serie zum Abschied von Franz Beckenbauer | OneFootball

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FC Bayern München

·11. Januar 2024

Teil 3 der Serie zum Abschied von Franz Beckenbauer

Artikelbild:Teil 3 der Serie zum Abschied von Franz Beckenbauer

Der FC Bayern trauert um Franz Beckenbauer: Wirklichalleskönner, Vereinsikone - der Kaiser. Spielgestalter über das Spiel hinaus. Zum Abschied beleuchten wir seinen Lebensweg. Der FC Bayern wird auf ewig ein Kaiserreich sein, denn ohne Beckenbauer wäre in diesem Club heute alles anders. Teil 3 zum Abschluss unserer Serie: der freie Mann.

Leichtigkeit und Freiheit als Basis von allem

Es ist eine Anekdote vom anderen Ende der Welt, denn die Lebensgeschichte von Franz Beckenbauer ist reich an Kapiteln rund um den Globus. Ende der 70er war der Kaiser, nachdem er mit seinem FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft alles gewonnen hatte, was es zu gewinnen gab, bei Cosmos New York in den USA am Ball. Er brillierte an der Seite von Pelé, noch so einem, den man nie vergessen wird, und eines Tages verabredete sich das Team zum Baseball. Beckenbauer spielte ein wenig mit, richtig Lust hatte er von Anfang an nicht, und wenn er an der Reihe war, loszurennen, wählte er Laufwege zwischen den Bases, die ihm logisch erschienen, nur leider nicht dem Regelwerk entsprachen. Nachdem ihn auf diese Art mehrmals das seiner Meinung nach unverdiente Aus ereilte, verabschiedete er sich nach einer Weile: Den Schmarr'n könnt's allein spielen! Böse war ihm keiner, Nationalsport hin oder her. Damals hatte sich Beckenbauer längst auch neben den Spielfeldern dieser Welt die große Freiheit erarbeitet.


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Die legendäre Nummer 5! Kaum ein Spieler prägte eine Rückennummer wie Franz Beckenbauer die 5.

Franz Beckenbauer ist sein Leben lang der Inbegriff des freien Manns gewesen. Als Libero hielten ihn weder Gegner noch taktische Zwänge (und technische Mängel ohnehin nicht), wenn er über allem schwebend vermeintliche Gewissheiten durcheinanderwirbelte. Auf seinem Trikot stand die Nummer 5 - als stünde er für die fünfte Dimension, die er ganz allein für sich entdeckt hatte, während die anderen weiter ganz gewöhnliche Räume stopften und sich dort sinnfrei beharkten. Die Schwerkraft bedeutete ihm nichts, und irgendwie - es ist nichts anderes als eine Gabe - gelang es ihm, dass Leichtigkeit und Freiheit die Basis von allem wurden, was er so machte. Nach seiner aktiven Karriere konnte auch dem Teamchef, Trainer und Präsidenten Beckenbauer nichts etwas anhaben, er führte die DFB-Auswahl 1990 zum WM-Titel, seine Bayern als Chefcoach zur Meisterschaft sowie dem einzigen UEFA-Pokal-Triumph der Vereinsgeschichte, organisierte für die deutschen Fans die unvergessliche Heim-WM 2006 und war eine entscheidende Figur beim Bau der Allianz Arena vor den Toren seiner Geburts- und Heimatstadt München.

Franz Beckenbauer der Eisbrecher

Uli Hoeneß erzählt die Geschichte mitunter mal im kleinen Kreis, wie die Bayern seinerzeit Klinken putzten, um das Stadion irgendwie finanzieren zu können. Als es dem damaligen Manager endlich gelungen war, einen Termin bei den Oberen der Allianz zu bekommen, nahm er Beckenbauer mit, weil es nie schaden kann, einen Kaiser an seiner Seite zu haben. Ehe die Gespräche starteten, blickte Beckenbauer in die Runde der Top-Manager und eröffnete ihnen auf seine typische, unverwechselbare, charmante Art, sie alle hätten Glück, dass sie hier sitzen. Er habe vor Jahrzehnten bei der Allianz nämlich als Azubi gearbeitet - und wäre er geblieben, säße er heute an ihrer Stelle. Hoeneß wäre fast von seinem Stuhl gerutscht, er dachte: Ob mit dieser Aussage schon alles verloren sei, bevor die Verhandlungen überhaupt gestartet sind? Aber das Gelächter am Tisch war groß, die Stimmung bestens, Beckenbauer hatte es mit seinem berühmten Augenzwinkern gesagt, und Stunden später begleitete der Vorstandsvorsitzende die beiden Oberbayern sogar noch bis hinunter zum Ausgang im Erdgeschoss. Bald darauf wurden die Verträge aufgesetzt - dem Bau der Arena stand nichts mehr im Wege, auch dank des Eisbrechers Beckenbauer, dem niemand etwas übelnehmen konnte.

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Franz Beckenbauer auf der Baustelle der Allianz Arena, unter anderem mit seinen ehemaligen Mitspielern Sepp Maier und Gerd Müller.

An dieser Stelle noch eine kleine Erinnerung an einen Medientermin bei einem Münchner Fernsehsender, wenige Monate vor der WM 2006: Der Kaiser soll ein paar Journalisten treffen, eine Talkrunde über das anstehende Turnier, über deutsche Chancen auf und neben dem Platz. Beckenbauer kommt verspätet an, er musste noch einen Parkplatz suchen, entschuldigt er sich, und obwohl die Gastgeber sichtlich unruhig sind - der Sendungsstart rückt unerbittlich näher -, dreht er erst mal eine Runde, um jedem die Hand zu geben, inklusive der beiden Assistentinnen hinter der Rezeption. Mei, dass immer alle so nervös sein müssen, sagt er zu ihnen mit einem Lächeln und erkundigt sich: „Habt's bisher einen schönen Tag g'habt?“ Erst nach einem kleinen Plausch lässt er sich ins Studio führen. Freilich ging man trotz der Gemütsruhe-Runde pünktlich auf Sendung. Kaiserliche Freiheit hatte den Zauber, dass am Ende immer alles aufging.

Der Kaiser und die fünfte Dimension

Was bleibt von Franz Beckenbauer, dem Einzigartigen, dem Unvergesslichen, dem Kaiser aus seiner fünften Dimension? „Niemand wird ihn je erreichen“, sagt Uli Hoeneß, „die Menschen werden sagen, sie haben Fußball zu Zeiten von Franz Beckenbauer gesehen.“ Bei der Feier zur Deutschen Meisterschaft 1994 legten ihm seine Spieler in einem Münchner Bierkeller während einer Liveschaltung ins Aktuelle Sportstudio beim legendären Torwandschießen den Ball auf einem Weißbierglas zurecht. Sonst wäre das doch zu leicht, grölten die aufgekratzten Meister. Vor dem Fernseher fragte man sich bange, ob sie es im Überschwang der Gefühle nicht gerade übertreiben würden? Aber Beckenbauer traf. Natürlich. Ganz leicht. Er war so frei.

Lieber Franz Beckenbauer - die Bayern-Familie wird Dich ewig im Herzen behalten.

Danke für alles.

Hier geht es zum zweiten Teil der Serie:

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