Teil 2: Wie der HSV gleich sechsmal den Aufstieg verpasste | OneFootball

Teil 2: Wie der HSV gleich sechsmal den Aufstieg verpasste | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: Nur die Raute

Nur die Raute

·10. Juni 2025

Teil 2: Wie der HSV gleich sechsmal den Aufstieg verpasste

Artikelbild:Teil 2: Wie der HSV gleich sechsmal den Aufstieg verpasste

Am 12.05.2018 stand der HSV-Abstieg aus der Bundesliga fest. Was als schnell zu reparierender Betriebsunfall angesehen wurde, führte zu sieben Spielzeiten in Liga zwei. Wir blicken in Teil zwei auf die misslungenen Aufstiegsanläufe zwischen 2021 und 2024 zurück.


OneFootball Videos


Saison 2021/2022: Hertha beendet furiose Aufholjagd

Die in der Vorsaison als „Säulenspieler“ geholten Terodde, Leistner, Gjasula und Ulreich waren aus unterschiedlichsten Gründen bereits wieder Geschichte. Der neue Trainer Tim Walter – von Jonas Boldt vor allem aufgrund des offensiven Spielstils und des damit verbundenen Spektakels verpflichtet – konnte mit Großteilen des Quartetts nicht allzu viel anfangen. Der Kader wurde, auch wenn der hochtalentierte Amadou Onana nach Lille wechselte, nach seinen Vorstellungen strukturiert. Es kamen unter Robert Glatzel, Ludovit Reis, Sebastian Schonlau, Jonas Meffert, Miro Muheim und Mario Vuskovic.

Darüber hinaus kehrten die Zuschauer in die Stadien zurück. Sie wurden vom HSV zunächst aber trotz vielversprechender Ansätze nur selten verwöhnt. Magere vier Siege aus 13 Spielen, darunter ein 2:0 bei Werder Bremen, standen zu Buche, dafür aber auch nur eine Niederlage (selbstverständlich auf St. Pauli). In den Wintermonaten nahm die Walter-Auswahl an Fahrt auf, glänzte in den Topduellen mit St. Pauli, Darmstadt (Glatzel gelang ein Viererpack) sowie Heidenheim und pirschte sich an die Tabellenspitze heran.

Dort befand sich über weite Strecken der Saison der FC St. Pauli, dem in der Rückserie die Luft ausging. Ähnliches Leiden drohte dem HSV nach der 2:3-Niederlage im Spitzenspiel gegen Werder Bremen. Am 29. Spieltag trennten ihn nach dem 0:1 in Kiel gleich sieben Zähler von Rang drei. Doch darauf folgte eine spektakuläre Aufholjagd, die nur von einer Niederlage im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Freiburg kurzzeitig gestört wurde.

Die Hanseaten holten im Schlussspurt fünf Siege am Stück, gewannen auch unter größtem Druck am letzten Spieltag mit 3:2 in Rostock und sprangen noch auf den Relegationsplatz. Während Schalke 04 und Werder Bremen den Sprung aus der in dieser Spielzeit hochkarätig besetzten 2. Bundesliga feierten, setzte der HSV seinen Lauf fort und entschied das Hinspiel der Relegation bei Hertha BSC mit 1:0 für sich.

Artikelbild:Teil 2: Wie der HSV gleich sechsmal den Aufstieg verpasste

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Das goldene Tor von Ludovit Reis hatte im Rückspiel jedoch keine 240 Sekunden Bestand. Derrick Boyata schockte mit dem frühen 0:1 den Volkspark. Fans und Mannschaft wirkten teilweise wie erstarrt. Als Marvin Plattenhardt das zweite Tor nachlegte, war das neuerliche Hamburger Scheitern besiegelt. Hertha, damals trainiert von HSV-Ikone Felix Magath, feierte den schon fast nicht für möglich gehaltenen Klassenerhalt, während sich im Volkspark die Euphorie aus den Vorwochen in Sprachlosigkeit und tiefe Enttäuschung umwandelte.

Saison 2022/2023: Das Drama von Sandhausen

Erstmals hielt der Hamburger SV nach einem verpassten Aufstieg am Trainer fest. Darüber hinaus blieben bis auf Josha Vagnoman alle Leistungsträger an Bord. Der Kader verbesserte sich sogar durch die Verpflichtungen László Bénes, Jean-Luc Dompé und Ransford Königsdörffer. Dementsprechend benötigte es auch keine allzu lange Findungsphase. Das Team von Tim Walter gewann acht der ersten zehn Spiele, spielte dabei trotz des teils hochriskanten Spielstils erstaunlich oft zu Null.

Den ersten herben Dämpfer setzte es erneut auf St. Pauli. Das Derby ging mit 0:3 verloren. Insgesamt verlief die aufgrund der Winter-WM in Katar nur bis Mitte November andauernde Hinrunde aber zufriedenstellend. Nach dem 4:2-Erfolg über Sandhausen stand Rang zwei zu Buche. Mario Vuskovic gehörte aus vermeintlich „privaten Gründen“ nicht dem Kader an. Wenig später stellte sich heraus, dass er positiv auf Epo getestet wurde. Der mittlerweile für vier Jahre gesperrte Vuskovic beteuert bis heute um seine Unschuld und erhält weiter Unterstützung durch den HSV, der sein Fehlen nicht kompensieren konnte.

Artikelbild:Teil 2: Wie der HSV gleich sechsmal den Aufstieg verpasste

(Photo by Thomas Lohnes/Getty Images)

In der Rückserie präsentierte sich die Defensive wesentlich anfälliger. Weder Jonas David noch der im Winter ausgeliehene Javi Montero konnten Vuskovic annähernd gleichwertig ersetzen. Dennoch blieb der HSV fester Bestandteil eines packenden Aufstiegsrennens, holte beim direkten Konkurrenten Heidenheim trotz eines 0:3-Rückstandes noch ein Unentschieden. Insgesamt agierten die Rothosen auf fremden Geläuf jedoch zu anfällig. Sechsmal hintereinander blieben sie auswärts ohne Sieg.

Dafür gewann der HSV ein mitreißendes Stadtderby gegen St. Pauli mit 4:3 und hielt den in 2023 bärenstark aufgelegten Stadtrivalen auf Abstand. Nach einer Niederlage in Magdeburg und einem überflüssigen 2:2 gegen Paderborn betrug der Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz drei Spieltage vor Schluss jedoch vier Punkte. Durch einen Kantersieg bei Absteiger Regensburg (5:1) und ein mühevolles 2:1 gegen Fürth behielten die Hanseaten Anschluss – nicht an den SV Darmstadt 98, der am vorletzten Spieltag den Aufstieg feierte, aber an Heidenheim, das mit einem Punkt Vorsprung in den letzten Spieltag ging.

Der HSV gastierte in Sandhausen, während Heidenheim in Regensburg antrat. Erstgenanntes Team erfüllte seine Pflichtaufgabe, setzte sich dank eines frühen Dompé-Tores mit 1:0 im fast ausschließlich von HSV-Fans bevölkerten Hardtwaldstadion durch. Heidenheim aber geriet in Schwimmen und lag nach 56 Minuten mit 2:0 in Rückstand. Der Anschlusstreffer erfolgte zwar umgehend, doch bis in die Nachspielzeit hinein blieb es beim 2:1.

Diese Kunde erreichte auch das schlecht ans Mobilfunknetz angebundene Sandhausen, wo der Stadionsprecher schon in der Endphase begann, dem HSV zum Aufstieg zu gratulieren. Die Anhänger hielt es kaum auf ihren Plätzen. Nach Schlusspfiff stürmten sie das Feld, während in Regensburg noch gespielt wurde. Es kam, wie es kommen musste: Heidenheim – von einem fragwürdigen Foulelfmeter beflügelt – drehte das Spiel. Tim Kleindienst erzielte in der neunten Minute der Nachspielzeit das 3:2-Siegtor.

Artikelbild:Teil 2: Wie der HSV gleich sechsmal den Aufstieg verpasste

(Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Der HSV musste trotz 66 gesammelter Punkte – Bestwert in allen Zweitliga-Jahren – in die Relegation gegen VfB Stuttgart, dem Sebastian Hoeneß bereits zu diesem Zeitpunkt frischen Wind einhauchte (Wohin die Reise führte, ist uns allen bekannt). Im Hinspiel fiel schon nach rund 40 Sekunden das 0:1. Am Ende setzte es eine 0:3-Niederlage, die noch wesentlich höher hätte ausfallen können. Drei Tage später kam nach dem frühen 1:0 von Sonny Kittel kurzzeitig nochmal Hoffnung auf. Letztlich erwiesen sich die Schwaben aber als zu stark, siegten mit 3:1 und besiegelten den fünften verpassten Hamburger Aufstieg.

Saison 2023/2024: Abgehängt vom Stadtrivalen

Schon Minuten nach Abpfiff des Relegationsrückspiels kündigte Sportvorstand Jonas Boldt an, auch den nächsten Anlauf mit Tim Walter nehmen zu wollen. Auch der Kader wurde nur unwesentlich verändert – die Lücke, die Vuskovic hinterließ, weiter nicht gefüllt. Mit Sonny Kittel ging dagegen eine Figur, die die vergangenen vier Jahre prägte. Wie so oft gelang der Start in die Saison. Mit 13 Punkten aus fünf Spielen, darunter einem spektakulären 5:3 gegen Schalke, grüßte der HSV von der Spitze.

Die Freude hielt jedoch nicht allzu lange an. Denn der HSV patzte weiter regelmäßig in der Fremde. Insbesondere bei Aufsteigern schaute er gewohntermaßen nicht gut aus und unterlag in Elversberg sowie Osnabrück. Zumindest im Volksparkstadion lieferten die Profis konstant ab. Zwischen dem 23.10.2022 und 09.12.2023 ging kein Heimspiel verloren. Das 1:2 gegen Paderborn sorgte jedoch für erheblichen Unmut, obwohl zuvor im Stadtderby ein 2:2 nach frühem Zwei-Tore-Rückstand am Millerntor heraussprang.

Artikelbild:Teil 2: Wie der HSV gleich sechsmal den Aufstieg verpasste

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

So wurde trotz Rang drei zur Winterpause über die Zukunft von Tim Walter diskutiert. Boldt schenkte dem Trainer nochmals das Vertrauen, ehe er nach zwei weiteren Heimpleiten (jeweils 3:4 gegen Karlsruhe/Hannover) die Reißleine zog. Steffen Baumgart sollte den HSV in den verbleibenden zwölf Spielen zum Aufstieg führen. Doch der Wandel vom auf Dominanz ausgerichteten Walter-Ball zum Pressingstil innerhalb einer Saison war kaum umsetzbar.

Schon nach dem 30. Spieltag war der direkte Aufstieg außer Reichweite. Der HSV hatte mit Holstein Kiel und – noch viel schlimmer – dem FC St. Pauli gleich zwei Nordklubs aus den Augen verlassen. Der Erzrivale besaß sogar die Chance, im Volksparkstadion den Aufstieg klarzumachen. Das womöglich überzeugendste Spiel seit dem Baumgart-Einstieg verhinderte das Katastrophen-Szenario. Robert Glatzel gelang kurz vor Schluss das 1:0-Siegtor.

Eine Woche später verlor der HSV in Paderborn mit 0:1. Damit besaß er keine Chance mehr auf den Relegationsplatz, während St. Pauli durch einen Heimsieg über Osnabrück den Aufstieg eintütete und erstmals am großen Stadtrivalen vorbeizog. Dieser stellte mit Glatzel zwar den Torschützenkönig, beendete die Saison aber auf Rang vier und musste wieder einmal größte Häme über sich ergehen lassen.

Endlich wieder Stadtderbys auf Bundesliga-Niveau

Etwa ein Jahr später steht fest: Beide Mannschaft treffen wieder in Pflichtspielen aufeinander – und zwar nicht, weil der FC St. Pauli aus der Bundesliga abgestiegen ist. Der Stadtteilklub wusste mit einer starken Defensive zu gefallen und beendete die Saison als Tabellen-14. Noch viel wichtiger: Anders als in den vorherigen sechs Spielzeiten schaffte der HSV, auch dank einer alles andere als konstanten Konkurrenz, den Aufstieg.

Der 6:1-Kantersieg über Ulm,di anschließenden Jubelszenen im Volksparkstadion sowie die eine Woche später folgenden Feierlichkeiten am Rathausplatz und in der Innenstadt wirkten für viele Fans entschädigend im Hinblick auf die vorherigen sechs Jahre, die von Pleiten, Pech und Pannen geprägt waren.

(Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Impressum des Publishers ansehen