Szenenanalyse: Wie aus dem Lehrbuch! Bayern Frauen spielen Wolfsburg her | OneFootball

Szenenanalyse: Wie aus dem Lehrbuch! Bayern Frauen spielen Wolfsburg her | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: Miasanrot

Miasanrot

·1. September 2025

Szenenanalyse: Wie aus dem Lehrbuch! Bayern Frauen spielen Wolfsburg her

Artikelbild:Szenenanalyse: Wie aus dem Lehrbuch! Bayern Frauen spielen Wolfsburg her

Die Frauen des FC Bayern München haben sich den ersten Titel der Saison gegen den VfL Wolfsburg geschnappt. Dabei zeigten sie auch taktisch eine sehr starke Leistung.

„Vielleicht 60 Prozent“, bezifferte Jovana Damnjanović aus der Hüfte heraus den aktuellen Leistungsstand der FC Bayern Frauen. Wie so oft ist Kontext wichtig: Gerade hatten die Münchnerinnen mit 4:2 gegen den VfL Wolfsburg gewonnen – und dabei eine sehr starke Leistung gezeigt.


OneFootball Videos


Defensiv präsentierte man sich zwar in manchen Situationen wie schon in den Vorbereitung etwas anfällig, aber im Offensivspiel sah das bereits richtig gut aus. Die Bayern arbeiteten neben einigen altbekannten Prinzipien schon jetzt mit Abläufen, die nicht gänzlich neu sind, aber unter José Barcala durchaus stärker fokussiert werden könnten.

Eine Szene in der ersten Halbzeit enthielt sehr viel von der Art und Weise, wie die Bayern unter ihrem neuen Trainer angreifen. In der 13. Minute hatte das Team eine lange Ballbesitzphase. Nach ca. 40 Sekunden beschleunigten sie mit einer Eröffnung auf den rechten Flügel. Am Ende stand eine gute Chance durch Damnjanović. Eine Szenenanalyse.

  1. Spielbericht zum Supercuptriumph
  2. Thesenduell zur Saison 2025/26
  3. „Wie einst bei Luca Toni“: Exklusives Interview mit Arianna Caruso

FC Bayern Frauen spielen Wolfsburg wie aus dem Lehrbuch her

Wolfsburg verteidigte nur selten hoch, sondern meist in einem Mittelfeldpressing mit situativem Herausschieben. Wie knackt man eine solche Grundordnung – zumal mit einer defensiven Viererkette? Die Bayern haben es in dieser und zahlreichen anderen Szenen gegen den VfL gezeigt.

Wichtig sind folgende Prinzipien:

  • Bewegung der Spielerinnen ohne Ball
  • Mehrere Anspielstationen für die ballführende Spielerin schaffen
  • Überladungen eines Raums (meist ein Flügel)
  • Kreuzende Laufwege und damit verbunden: Positionsrochaden
  • Seitenverlagerungen
  • Überzahlsituationen herstellen

All das kommt in der 13. Minute zur Anwendung. Stine Ballisager spielt den Ball nach rechts auf Linda Dallmann. Und schon hier lohnt es, die Szene einmal zu pausieren.

Artikelbild:Szenenanalyse: Wie aus dem Lehrbuch! Bayern Frauen spielen Wolfsburg her

Schon an der Positionierung der Bayern-Spielerinnen sind mehrere Dinge interessant: Ballfern macht nur Damnjanović das Spiel breit. Carolin Simon ist ins Zentrum eingerückt, ebenso wie Franziska Kett. Schon als Ballisager das Spiel eröffnet, bewegen sich die Spielerinnen ohne Ball, um den Angriff vorzubereiten.

Kett geht diagonal in die Dallmann-Position, da sich die Rechtsaußen hat fallen lassen. Georgia Stanway reagiert ebenfalls und schiebt in den Halbraum. Auch Momoko Tanikawa scannt die Situation und macht sich bereit, sich freizulaufen. Außerdem zieht Lea Schüller aus dem Zentrum diagonal in die Schnittstelle der Abwehr, um ihre Gegenspielerinnen mit auf den Flügel zu ziehen.

Entsprechend muss Wolfsburg verschieben. Die linke Innenverteidigerin Janina Minge muss wegen Ketts Laufweg weiter nach außen schieben, im Zentrum werden mehrere Grün-Weiße gebunden – auch weil beide Außenverteidigerinnen der Bayern zuvor zentraler positioniert waren als üblich.

Bewegung, Dynamik und Antizipation

Dallmann dribbelt nun in Richtung der Position, die zuvor Kett inne hatte und kreuzt so ihren Laufweg mit dem Ball am Fuß. Bayern verschiebt gleichzeitig mit fast allen Spielerinnen auf die rechte Spielfeldhälfte. Tanikawa lässt sich fallen, um eine Anspielstation für Dallmann zu sein. Unglücklich in dem Fall: Sie deckt damit Stanway zu, die beide quasi denselben Raum belaufen wollen.

Artikelbild:Szenenanalyse: Wie aus dem Lehrbuch! Bayern Frauen spielen Wolfsburg her

Schlimm ist das aber keinesfalls, denn die Japanerin zieht Wolfsburgs Sechserin Lena Lattwein mit raus, sodass die Abwehrkette nur noch eine Dreierkette mit großen Abständen ist. Und genau hier macht sich das Laufspiel der Bayern bezahlt: Dallmann hat drei Möglichkeiten, das Spiel zu beschleunigen. Entweder der kurze Pass auf Tanikawa, die beispielsweise direkt auf Kett spielen könnte. Oder der etwas komplexere Tiefenball auf Schüller, die in die Schnittstelle läuft. Oder das, was sie am Ende tatsächlich macht: Sie spielt selbst den direkten Ball auf Kett um ihre Gegenspielerin herum.

Was folgt, sind weitere Positionswechsel. Stanway und Dallmann tauschen, Schüller geht nach außen und Dallmann sowie Tanikawa gehen dafür in die Tiefe. Kett braucht einen Tick zu lange, um den Ball zu kontrollieren, hat dann aber auch wieder mehrere Anspielstationen. Wolfsburg verschiebt so stark, dass fünf Spielerinnen auf dem linken Defensivflügel positioniert sind. Alle Wolfsburgerinnen sind zudem in der aus ihrer Sicht linken Spielfeldhälfte.

FC Bayern Frauen deuten enormes Potenzial an

Was die Bayern nun machen, ist das „simple“ Früchteernten der aufwändigen Vorbereitung des Angriffs: Stanway bekommt den Ball im Halbraum und verlagert auf den linken Flügel, wo Damnjanović komplett blank ist.

Artikelbild:Szenenanalyse: Wie aus dem Lehrbuch! Bayern Frauen spielen Wolfsburg her

Bayern hat Wolfsburg also in die Falle gelockt und anschließend den freien Raum auf dem ballfernen Flügel mit einer präzisen Verlagerung bespielt. Ein Muster, das unter Barcala in der Vorbereitung häufiger zu beobachten war. Auch unter Alexander Straus spielten die Münchnerinnen einige Verlagerungen. Pro 90 Minuten waren es in der Bundesliga 2,27. Ob es in dieser Saison mehr werden, bleibt abzuwarten.

Gerade gegen Fünferketten kann das zwar ebenfalls ein probates Mittel sein, doch in der Regel kann man damit die ballferne Seite besser verteidigen. Doch die Szene ist noch nicht vorbei. Was neben der Verlagerung auf Damnjanović noch wichtig ist, ist der Laufweg von Simon, die sofort die Tiefe sucht. Zunächst bindet sie Rechtsverteidigerin Joelle Wedemeyer, dann ist sie frei, weil Wedemeyer auf Damnjanović schieben muss.

Artikelbild:Szenenanalyse: Wie aus dem Lehrbuch! Bayern Frauen spielen Wolfsburg her

So entsteht schließlich eine 2-gegen-1-Überzahlsituation im linken Strafraum. Damnjanović könnte einen Doppelpass mit Simon spielen, um dann aus spitzem Winkel allein vorm Tor zu sein. Sie entscheidet sich aber für das Dribbling, geht vorbei und verfehlt das Tor mit ihrem Abschluss. Aus einer Position, aus der sie später noch treffen soll.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Miasanrot. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Die Bayern deuten in solchen Szenen ihr Potenzial an. Die Basis, die Straus über drei Jahre gelegt hat, ist enorm. Man weiß nun, wie man Spiele kontrollieren und dominieren kann. Unter Barcala scheint der Fokus darauf zu liegen, das Spiel nochmal etwas zu beschleunigen. Das wiederum kann auch ein defensives Risiko darstellen, wird vor allem auch etwas Zeit brauchen, um zu funktionieren.

Und doch ist das taktische Niveau dieses Teams äußerst bemerkenswert. Hochklassiger, schneller, variabler Ballbesitzfußball, den man sich über die vergangenen Jahre hinweg erarbeitet hat. Ob das wirklich erst 60 Prozent waren, bleibt abzuwarten. Wenn Damnjanović mit ihrer spontanen Einschätzung aber richtig liegt, kann sich die Konkurrenz wohl warm anziehen.

Hier weiterlesen

Bayern muss nach Köln! Das letzte Pokal-Duell war ein Kantersieg

Video-Analyse: Bayern-Abwehr im Schwimmodus! Was ist da los?

Chancenwucher beschert Bayern einen zittrigen Abend in Augsburg

Impressum des Publishers ansehen