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·30. Januar 2025
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·30. Januar 2025
Serhat-Semih Güler vom FC Viktoria Köln hat sich einen Rekord in der Geschichte der 3. Liga gesichert. Der in Köln geborene Angreifer hat bereits neun Jokertore auf dem Konto - mehr als jeder andere Spieler während einer Saison vor ihm. Im DFB.de-Interview spricht der 27 Jahre alte Offensivspieler, der insgesamt bislang 13-mal traf, mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Ausbeute und die aktuelle Siegesserie.
DFB.de: Mit dem 1:0 gegen den SV Waldhof Mannheim baute der FC Viktoria Köln seine Siegesserie auf fünf Partien aus. Wie bewerten Sie den Auftritt, Herr Güler?
Serhat-Semih Güler: Fußballerisch war es tatsächlich ein eher schlechtes Spiel von uns. Der SV Waldhof hatte mehr vom Spiel, allerdings ohne sich hochkarätige Chancen herausspielen zu können. Wir haben sehr gut verteidigt, mannschaftstaktisch war es von daher ein starker Auftritt.
DFB.de: Mit Ihrem verwandelten Foulelfmeter haben Sie den Unterschied ausgemacht. Wie gehen Sie die Aufgabe vom Punkt an?
Güler: Ich sehe bei einem Strafstoß die günstige Gelegenheit, ein Tor zu erzielen, und will sie auch unbedingt nutzen. In den Trainingspausen trainiere ich mit meinem Sturmkollegen Lex-Tyger Lobinger häufig Elfmeter. Wenn es in den Spielen so weit ist, mache ich mir nicht viel Druck. Ich bin ganz in meinen Abläufen drin und nehme ganz bewusst keinen Augenkontakt zum Torhüter auf. Auch im Vorfeld der Partien analysiere ich nicht, wie sich die Torhüter überwiegend verhalten, sondern bin auf mich fokussiert.
DFB.de: Mit insgesamt 13 Treffern liegen Sie nun gemeinsam mit Sebastian Grönning vom FC Ingolstadt 04 an der Spitze der Torjägerliste der 3. Liga. Hätten Sie eine solche Ausbeute erwartet?
Güler: Ich habe mir immer zugetraut, viele Tore zu erzielen. Das Vertrauen der Verantwortlichen bei der Viktoria war auch klar in den Verhandlungsgesprächen im Sommer zu spüren. Wir machen es als Team extrem gut, spielen geilen Fußball, haben tolle Typen und eine gute Stimmung im Kader. Vor dieser Saison habe ich mir tatsächlich eine bestimmte Tormarke vorgenommen, die behalte ich aber für mich. Nur so viel: Ich habe den Wert noch nicht erreicht. Und klar ist auch: Wenn man zu diesem Zeitpunkt in der Torjägerliste ganz oben steht, setzt man sich nicht das Ziel, Zweiter zu werden.
DFB.de: Neun Jokertore in einer Saison sind eine neue Bestmarke für die 3. Liga. Warum funktionieren Sie auch als Einwechselspieler so gut?
Güler: Das ist tatsächlich auch für mich ein kleines Rätsel. Ich denke schon, dass ich einen guten Blick für den Spielverlauf sowie die Stärken und Schwächen der Gegenspieler habe und dadurch nicht viel Anlaufzeit benötige. Es war aber auch so, dass ich genug Chancen hatte, um als Startelfspieler ebenfalls noch häufiger zu treffen. Ich denke da vor allem an die Spiele gegen den FC Energie Cottbus oder VfL Osnabrück.
DFB.de: Bis kurz vor Weihnachten hatten Sie sogar sämtliche Treffer als Einwechselspieler erzielt. War das Fluch und Segen zugleich?
Güler: Wenn ich ehrlich bin, hatte mich das Thema mit der Zeit schon genervt. Unser Trainer Olaf Janßen hat es zwar nie mit meiner Torquote als Einwechselspieler begründet, wenn ich nicht in der Startformation stand. Von außerhalb des Klubs war es aber irgendwann immer wieder ein Thema, dass ich bei meinen Startelfeinsätzen zunächst nicht getroffen habe. Es war nicht ganz einfach, das abzuschütteln. Die Verantwortlichen und das Team haben mir aber immer wieder Mut zugesprochen. Ich muss aber zugeben: Es war schon eine Erleichterung da, als ich gegen den SV Sandhausen erstmals als Spieler von Beginn an getroffen habe - und das auch noch mit einem Doppelpack. Seitdem ist auch keine Partie mehr vergangen, in dem ich als Startelfspieler nicht getroffen habe.
DFB.de: Durch die Erfolgsserie hat die Viktoria den Anschluss an die Spitzenplätze hergestellt. Was zeichnet das Team derzeit besonders aus?
Güler: Wir verteidigen mittlerweile sehr gut. Während der Vorbereitung haben wir zum Beispiel viel an Standardsituationen gearbeitet. Das zahlt sich aus. Auch aus dem Spiel heraus kommt der Gegner seltener in unseren Strafraum. Dadurch lassen wir nicht viele Chancen zu. Außerdem sind wir offensiv in der Lage, in jedem Spiel zu treffen.
DFB.de: Welchen Anteil daran hat Trainer Olaf Janßen, der den Verein am Saisonende auf eigenen Wunsch verlassen wird?
Güler: Einen ganz erheblichen. Sonst wird im Fußball häufig nur über die Arbeit des Trainers gesprochen, wenn es sportlich nicht läuft. Olaf Janßen, der Trainerstab und die Analyseabteilung arbeiten sehr akribisch, fast schon detailversessen. Nach dann mehr als vier Jahren kann man es durchaus verstehen, dass unser Coach eine neue Aufgabe sucht. Das hat aber nicht dazu geführt, dass irgendjemand unbewusst ein paar Prozentpunkte nachgelassen hätte - ganz im Gegenteil: Sowohl unser Trainer als auch wir als Team sind extrem motiviert, die Zeit so erfolgreich wie möglich abzuschließen und somit für einen schönen Abschied zu sorgen.
DFB.de: Ein direkter Aufstiegsrang ist nur noch vier Zähler entfernt. Was ist noch möglich?
Güler: Theoretisch alles. (lacht) Noch fehlen uns zunächst aber zehn Zähler zu unserem angepeilten Saisonziel von 45 Punkten. Sobald wir das erreicht haben, können wir über andere Regionen sprechen. Die 3. Liga hat schon oft genug unter Beweis gestellt, wie eng es zwischen den Teams zugeht. Es gibt genug Mannschaften, die mit höheren Ambitionen in die Saison gestartet sind als wir. Daher haben wir keinen großen Druck. Grundsätzlich wollen wir aber schon jedes Spiel gewinnen.
DFB.de: Für den kommenden Gegner TSV 1860 München waren Sie bis zum Sommer noch selbst am Ball. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?
Güler: Rückblickend muss ich sagen: Ich hätte vermutlich nicht schon nach einem halben Jahr den FC Hansa Rostock und die 2. Bundesliga verlassen sollen. Da war ich in dem Moment vielleicht etwas zu hektisch. Ich wollte unbedingt zu mehr Einsatzminuten kommen. Beim TSV 1860 München war aber dann genau das Gegenteil der Fall.
DFB.de: Was wird gegen die Löwen wichtig sein?
Güler: Der Verein ist ein schlafender Riese, der in dieser Saison über viel individuelle Klasse im Kader verfügt. Die Konstanz ist noch nicht da, die Qualität konnte man aber schon in einigen Spielen sehen. Dadurch, dass es mit Patrick Glöckner außerdem seit kurzem einen neuen Trainer gibt, haben wir etwas weniger Anhaltspunkte, was uns erwartet. Fußball wird auch durch den Kopf entschieden. Wir sind gut drauf, haben uns Selbstvertrauen und Selbstverständnis erarbeitet. Das muss wieder von Beginn an spürbar sein. Wir wollen ganz klar das Spiel gewinnen und unsere Serie fortsetzen.
In Leipzig, genauer gesagt im "Restaurant zum Mariengarten", wurde am 28. Januar 1900 der Deutsche Fußball-Bund gegründet. Seinerzeit gehörten dem Verband überschaubare 90 Vereine an, aber das änderte sich rasch. Heute gibt es mehr als 24.000 Klubs mit mehr als 7,7 Millionen Mitgliedern. Dazwischen hat der DFB eine bewegte und bewegende Geschichte hingelegt, mit vielen Titeln, Tränen und Triumphen. 125 Jahre DFB bedeuten auch 125 Jahre Fußballliebe - für uns Anlass genug, auf dfb.de/fussballliebe zu sagen: "Ti amo, Fußball!" Auf dieser DFB.de-Subsite wollen wir auch mit den Fans und Fußballinteressierten in den Austausch kommen. Ab Februar sammeln wir hier eure Themen - und machen sie zu unseren Themen.