OneFootball
Jan Schultz·16. November 2021
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Jan Schultz·16. November 2021
Seit Jahren wird dem deutschen Fußball ein Stürmerproblem attestiert, was sich vor allem in der Nationalmannschaft zeige. Doch was ist wirklich dran?
Um dieser vermeintlichen Problematik auf den Grund zu gehen, haben wir uns für dieses Jahrtausend die erfolgreichsten DFB-Torjäger pro Jahr angeschaut. Wie viele Treffer markierte der jeweilige Toptorschütze, welche Position bekleidete er und gibt es einen Trend? Die Zahlen dazu kommen von ‚eu-football.info‘.
Wir reisen 19 Jahre in die Vergangenheit: Gerhard Schröder ist deutscher Bundeskanzler, im Radio läuft der Ketchup Song und Deutschland wird Vizeweltmeister. Das liegt auch am aufstrebenden Klose, der mit seinen 24 Jahren damals noch einer der Jüngeren im DFB-Team ist. Er soll es noch für viele Jahre prägen.
Manch einer kennt ihn womöglich nur noch aus Nutella-Werbungen, dabei war Kurányi eine Zeitlang einer der besten Stürmer der Bundesliga – und damit eben auch in der deutschen Nationalmannschaft gefragt.
WM-Jahre waren immer Klose-Jahre, das ist ein ungeschriebenes Gesetz. 2006 war der Angreifer dabei womöglich auf dem Gipfel seiner Schaffenskraft, toppte er doch sogar seinen Bestwert von 2002. Seine 13 Treffer sind zugleich der Höchstwert dieses Jahrtausends.
Neben Klose ist Podolski gewiss ein weiterer Grund, warum der DFB-Auswahl in der jüngeren Vergangenheit ein Stürmerproblem nachgesagt wurde. Zu zuverlässig knipste das Duo, das sich 2014 respektive 2017 endgültig aus der Nationalmannschaft verabschiedet hat. Und trotzdem: Die Historie zeigt, dass sechs Stürmertore zu den geringsten Werten gehören. Vor zwölf Jahren war also auch nicht alles Gold.
Sei ganz ehrlich: Hättest du ihn hier erwartet? Özil gehörte im letzten Jahrzehnt zwar zweifelsohne zu den prägendsten Figuren des deutschen Fußballs, agierte dabei aber zumeist als Strippenzieher, als Tore vorbereitender Spielmacher. 2012 war er indes nicht nur besonders treffsicher, im deutschen Sturm zeichnete sich überdies ein Wandel ab. Mit Klose und Gómez kamen die seinerzeit besten Angreifer zusammen lediglich auf acht Tore. Doch ein Nachfolger stand schon bereit.
Die Rede ist natürlich von Müller, der zwar stets irgendwo zwischen Mittelfeld und Sturm unterwegs war, vier Jahre in Folge aber sehr verlässlich knipste. Gerade 2014 hatte der Bayer damit großen Anteil am DFB-Erfolg. Dass in den darauffolgenden Jahren zwei Mal fünf Buden für den Titel des deutschen Toptorjägers langten, spricht allerdings auch Bände.
Wie schlecht es 2018 um die DFB-Auswahl bestellt war, zeigt auch die Torjägerstatistik. Zwei Treffer sind der klare Minusrekord in diesem Jahrtausend. WM-Jahre sind halt Klose-Zeit.
Auch das dürfte für viele überraschend kommen: Werner ist 2021 bereits zum vierten Mal der deutsche Toptorjäger eines Jahres – das schafften in diesem Jahrtausend zuvor nur Klose und Müller. Nimmt man den konsequent gefährlichen Gnabry dazu, scheint der DFB-Sturm derzeit in guten Händen zu liegen.
Und trotzdem: Innerhalb der letzten zehn Jahre knipste nur einer zweistellig. So ist dann eben doch Luft nach oben und eine gewisse Sturmkritik durchaus nachvollziehbar.