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Nina Probst·13. Dezember 2024
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Nina Probst·13. Dezember 2024
So eng ging es an der Tabellenspitze der Frauen-Bundesliga lange nicht zu. Die Top drei Eintracht Frankfurt, Bayern München und Bayer Leverkusen trennt nach elf Spieltagen nur die Tordifferenz, der VfL Wolfsburg lauert mit einem Punkt Abstand dahinter. Wer sind die vier Coaches, die nun in der Rückrunde um den Titel kämpfen?
Im deutschen Frauenfußball hat Wolfsburgs Tommy Stroot die Nase vorn. Ein Meistertitel und drei Pokale stehen für ihn mit dem VfL Wolfsburg zu Buche. Der 35-jährige Niedersachse, der an Weihnachten Geburtstag hat, ist ganz klar ein Siegertyp. Und dass er nach seinem verkündeten Abschied von Wolfsburg nun doch bis mindestens 2027 bleibt, zeigt, dass er mit den Wölfinnen noch etwas vorhat.
Nach anfänglichen Wacklern und einem Umbruch im Kader zum Saisonbeginn hat Stroot es geschafft, Abgänge wie den von Lena Oberdorf zu kompensieren und kann seine Mannschaft flexibel und breit aufstellen. „Er hat immer Lösungen, er ist so ein kleines Mastermind", sagte einmal seine ehemalige Co-Trainerin Kim Kulig. Auch als Perfektionist ist der eher sachliche und ruhige Trainer bekannt.
📸 Selim Sudheimer - 2024 Getty Images
Alles in allem genießt Stroot, dessen Mutter aus den Niederlanden stammt, in Wolfsburg eine Menge Vertrauen und seine Vertragsverlängerung wurde groß bejubelt. Jubel war auch das Stichwort am Mittwochabend, als Wolfsburg mit 6:1 gegen die AS Rom in der Champions League gewann und dadurch vorzeitig das Viertelfinale klarmachte.
In die Rückrunde geht Stroot daher sicher mit einer guten Portion Selbstbewusstsein und will auf seine Erfolge nun erst recht einen oben drauf setzen.
Wie man Erfolge feiert, weiß auch Bayern-Coach Alexander Straus. Der Norweger holte 2023 und 2024 den Meistertitel und im vergangenen Jahr sogar das Double mit dem Pokal. Straus hat mit seiner analytischen Art seit seinem Amtsantritt 2022 Ruhe und Struktur ins Spiel der Münchnerinnen gebracht.
Der 49-Jährige beschreibt sich selbst als „ewigen Tüftler“, dessen Gedanken immer um den Fußball kreisen. Da macht er auch an Weihnachten kaum Pause.
Das Lieblingswort des Norwegers ist wohl „Prozess“. Diesen spricht er in vielen Interviews an und sagte auch dem FC Bayern gegenüber vor dem Saisonstart: „Es geht darum, immer besser zu werden, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen. Wir wollen selbstverständlich in Form von Titeln erfolgreich sein. Zum anderen ist Erfolg aber viel mehr als das.“
So legt der Cheftrainer viel Wert auf die Nachwuchsarbeit und die individuelle Entwicklung seiner Spielerinnen. Die Titel, so scheint es, kommen damit dann von ganz allein.
📸 Daniela Porcelli - 2024 Getty Images
Ob es auch mit dem dritten Meistertitel in Folge klappt, steht aber auf einem anderen Blatt. Die Konkurrenz in dieser Spielzeit ist groß und gegen die mussten die Münchnerinnen auch schon Punkte liegen lassen. Eine Niederlage gegen Wolfsburg und ein Unentschieden gegen Frankfurt hat den FC Bayern die Herbstmeisterschaft gekostet. Die feierte nämlich nun die Eintracht.
Auf viele Jahre Erfahrung, aber noch nicht auf den ganz großen Erfolg kann Niko Arnautis (44) zurückblicken – nun aber immerhin auf die Herbstmeisterschaft. Der Deutsch-Grieche ist dienstältester Trainer in der ersten Liga der Frauen und seit 2017 bei den Frankfurterinnen. Die Eintracht war schon immer seine Herzensangelegenheit: Schon als kleiner Junge bejubelte er die Männer.
Arnautis ist in Frankfurt aufgewachsen, seine Eltern hatten hier eine kleine Kneipe. Familie ist dem Frankfurter Cheftrainer wichtig, sowohl die eigene als auch die im Fußball. Und da verschwimmen die Grenzen auch oft, schließlich ist Bruder Christos sein Co-Trainer.
📸 Fabio Deinert - 2024 Getty Images
Niko Arnautis hat in den vergangenen Jahren das Frankfurter Spiel immer weiterentwickelt, Eigengewächse nach oben gezogen und jede Spielerin individuell gestärkt. Eine Laura Freigang in Topform ist dafür das beste Beispiel. Dass die Eintracht nun nach der ersten Hälfte ganz oben steht, ist daher keine große Überraschung, sondern zeigt nur: Arnautis Plan funktioniert. Dazu gehört auch, dass sich in Frankfurt die Rahmenbedingungen deutlich verbessert haben.
Keine Erfahrung mit der Frauen-Bundesliga hatte Roberto Pätzold vor dieser Spielzeit. Der neue Leverkusener Cheftrainer stand vergangene Saison in der österreichischen 2. Liga der Männer für den FC Admira Wacker an der Seitenlinie.
„Die Intention, den Abstand zu den Großen der Liga weiter zu verringern, packt meinen Ehrgeiz. Wir wollen für die ein oder andere Überraschung sorgen“, erklärte er zu Saisonbeginn seinen Wechsel nach Leverkusen. Mit einem Sieg beim SC Freiburg und einem Unentschieden gegen die Eintracht Frankfurt war die erste Überraschung schon einmal geglückt.
Nach elf Spieltagen und acht Siegen ist der Überraschungseffekt verpufft. Stattdessen hat sich Leverkusen im Spitzenquartett etabliert und Pätzold hat gezeigt, dass fehlende Erfahrung im Frauenfußball kein Nachteil sein muss. Im Gegenteil.
Immerhin musste der VfL Wolfsburg am Nikolausabend ohne Punkte aus Leverkusen abreisen. Mit dem 1:0 setzte sich Bayer 04 kurzzeitig an die Tabellenspitze und grüßte aus ungewohnter Perspektive. Das Spiel gegen Wolfsburg zeigte aber genau Pätzolds Handschrift: alles investieren, niemals aufgeben.
Das macht der Cheftrainer auch selbst und ist an der Seitenlinie immer sehr emotional dabei, was dem 45-Jährigen auch schon die ein oder andere Gelbe Karte einbracht. Sein Team scheint das aber anzuspornen, immerhin ist man vor dem Rückrundenauftakt punktgleich mit Bayern und Frankfurt und hat sogar Wolfsburg überholt.