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·25. November 2024
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Die Elfmeter für Aachen, Dortmund II und Verl, die nicht gegebenen Strafstöße für 1860, Aachen, Verl, Unterhaching, Essen und Köln, das 1:0 für Rostock, der verwehrte Treffer für Rostock und Aue, das Tor für Dresden, das 2:1 für Dortmund, die Platzverweise gegen Boakye, Beermann und Pelivan sowie Foulspiele von Wolfram, Sapina und Engelhardt. Am 15. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de 20 strittige Szenen genauer angeschaut.
Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga- & FIFA-Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 54-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter seit März 2015 jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf arbeitet Rafati heute als Mentalcoach für Profifußballer und Manager und ist ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, unter anderem bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation. Mehr Infos unter babak-rafati.de.
Szene 1: Nach einem Foul von Soichiro Kozuki (1860) an Bentley Baxter Bahn (1860) auf Höhe der Strafraumlinie gibt Schiedsrichter Martin Wilke Elfmeter für Aachen. [TV-Bilder – ab Minute 1:25]
Babak Rafati: Der Ball wird abgewehrt, springt auf den Boden auf und kommt Richtung Bahn. Dieser legt sich den Ball vor und will in den Strafraum eindringen. Dabei nimmt Kozuki das Bein hoch, weil er den aufspringenden Ball auch spielen will, kommt aber einen Moment zu spät und kann nur noch durch das ausgetreckte Bein seinen Gegenspieler durch Foulspiel zu Fall bringen. Das ist unstrittig ein Foulspiel. Allerdings findet das Vergehen knapp außerhalb des Strafraumes statt, sodass es einen Freistoß anstelle eines Elfmeters hätte geben müssen. Auch wenn es im Strafraum noch einen Kontakt gibt, ist dieser nicht ausschlaggebend, weil dieser kein Foulspiel ist. Vielmehr ist es die Folge des zuvor begangenen Foulspiels außerhalb des Strafraumes im weiteren Bewegungsablauf, der natürlich ist. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor, einen Elfmeter zu geben.
Szene 2: Im Strafraum geht Thore Jacobsen (1860) im Duell mit Lukas Scepanik (Aachen) zu Fall, auf den Punkt zeigt Wilke nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:26:30]
Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf spielt Scepanik klar den Ball, sodass der Ball Spielobjekt ist. Das sieht man sehr gut an der Flugbahn des Balles. Dass es auch zum Kontakt mit Gegenspieler Jacobsen kommt, ist zwar richtig, aber dieser Kontakt ist im normalen Bewegungsablauf, und kurz zuvor wurde klar der Ball gespielt, sodass alles sauber ist. Eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen.
Szene 3: Florian Bähr (1860) bekommt den Ball nach einem Einwurf auf der Strafraumlinie an die Hand, das Spiel läuft weiter. [TV-Bilder – ab Minute 3:40]
Babak Rafati: Nach einem Einwurf kommt der Ball Richtung Strafraum. Dabei kommt es zu einem Zweikampf, der korrekt ist. Hierbei ist Bähr in einer schlechteren Position zum Ball als sein Gegenspieler, nimmt den Arm aktiv zu Hilfe und begeht ein Handspiel, das strafbar ist. Dieses Handspiel ist zudem auf der Strafraumlinie, sodass es hier einen Elfmeter hätte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen und diesen nicht zu geben. Dass die Position des Arms mindestens auf der Strafraumlinie ist, kann man gut daran erkennen, dass das rechte Bein knapp außerhalb des Strafraumes ist und der Kontakt mit dem Arm etwas versetzt und in Richtung des Strafraumes stattfindet.
Szene 4: Maximilian Wolfram (1860) geht rüde in einen Zweikampf mit Nils Winter (Aachen), kommt aber mit Gelb davon. [TV-Bilder – ab Minute 2:04:35]
Babak Rafati: Wolfram trifft im Zweikampf mit Winter eindeutig nicht Richtung Ball, aber der Treffer ist auch eine Mischung aus ins Leere und leicht an das Bein des Gegenspielers, sodass das Trefferbild für mehr als die gezeigte gelbe Karte nicht ausreicht. Sicherlich ist Wolfram darauf aus, seinem Gegenspieler einen mit zu geben. Aber das Vergehen ist lediglich rücksichtslos, und daher liegt eine richtige Entscheidung vor, die gelbe Karte zu zeigen. Anders hätte es ausgesehen, wenn ein entsprechendes Trefferbild entstanden wäre.
Szene 5: Nach einem Zweikampf mit Jonas Kersken (Bielefeld) bleibt Sigurd Haugen (Rostock) liegen, das Spiel läuft weiter. Kurz danach fällt das 1:0 für Rostock. [TV-Bilder – ab Minute 50:45]
Babak Rafati: Bei einem Zweikampf mit Kersken kommt Haugen zu Fall, und die Rostocker bleiben in Ballbesitz. Zunächst einmal ist keine schlimmere Verletzung erkennbar, auch kein Kopftreffer respektive eine Kopfverletzung. Das wäre zum Beispiel bei einer blutenden Wunde der Fall oder wenn beide Spieler mit den Köpfen zusammen gestoßen wären. Hier spielt der Keeper klar den Ball und kommt im Bewegungsablauf zum Ball mit der Schulter gegen den Kopf des Angreifers. Zum anderen machen auch die Mitspieler keine Anstalten, das Spiel unterbrechen zu wollen. Sie spielen weiter und haben dadurch sogar den Vorteil eines guten Angriffs, was schließlich zu einem Tor führt. Hier hat der Schiedsrichter vollkommen richtig gehandelt, weiterspielen zu lassen und den Vorteil, den die Rostocker auch offensichtlich haben wollten, zu gewähren.
Szene 6: King Manu bringt den Ball zum 3:0 für Rostock im Tor unter, allerdings verwehrt Schiedsrichter Nicolas Winter dem Treffer die Anerkennung, weil Ryan Naderi Arminia-Keeper Kersken auf die Hand getreten haben soll. [TV-Bilder – ab Minute 3:25]
Babak Rafati: Bei der ersten Aktion prallt der Ball an den Pfosten. Von da aus springt das Spielgerät auf das Spielfeld zurück, und dann kommt es zu einem Zweikampf zwischen Naderi und Kersken. Dabei tritt der Angreifer dem Keeper klar erkennbar auf die Hand. Der Schiedsrichter pfeift zunächst nicht ab. Erst, als es zu einem zweiten Zweikampf von Manu mit dem Keeper kommt, und er anschließend ein Tor erzielt, pfeift der Schiedsrichter ein Foulspiel und erkennt das Tor nicht an. Dadurch, dass der Pfiff verzögert ertönt, haben die meisten Beteiligten gedacht, dass der Schiedsrichter die Aktion des Torschützen bewertet hat. Diese Aktion war aber regulär, da der Torwart die Hand nicht auf dem Ball hatte, was regeltechnisch eine Ballkontrolle darstellen würde und der Ball nicht mehr gespielt werden dürfte. Der Schiedsrichter pfeift aber nachträglich die erste Aktion ab, was man auch gut daran erkennen kann, dass er beim Pfiff in Richtung der ersten Aktion zeigt. Erwähnenswert auch hierbei, dass der Schiedsrichter freie Sicht auf die erste Aktion hat und unmittelbar hätte pfeifen können. Insgesamt eine richtige Entscheidung, den Treffer wegen des Foulspiels an den Keeper nicht zu geben. Allerdings führt das zu späte Abpfeifen zu einer Irritation für die Beteiligten, weil sie davon ausgingen, dass die zweite Szene ein Foulspiel gewesen sein könnte, was verständlicherweise in einer unübersichtlichen Situation zu Unverständnis führte. Dass der Torwart bei der ersten Szene nicht gleich reklamiert und weiterspielt, trotz des klaren Foulspiels, ist sehr sportlich und ehrt ihn natürlich.
Szene 7: Bei einer Ecke wird Joel Bichsel (Saarbrücken) von Vinko Sapina (Dresden) am Trikot gehalten, sodass er etwas in Rücklage gerät. Gepfiffen wird die Szene von Schiedsrichter Daniel Siebert nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:10]
Babak Rafati: Zunächst kann der Keeper den Ball vor die Füße von Bichsel abwehren und liegt dann geschlagen am Boden. Bichsel holt aus circa vier Metern aus, schießt den Ball auf das Tor und trifft lediglich die Latte. Dadurch, dass er aber kurz zuvor von Sapina entscheidend am Trikot festgehalten und nach hinten gezogen wird, gerät der Angreifer in Rückenlage und kann den Ball nicht im Tor unterbringen. Somit liegt ein Foulspiel vor, und es hätte einen Elfmeter geben müssen. Durch die Rückenlage geht der Ball bekanntlich etwas weiter nach oben. Hätte Sapina seinen Gegenspieler Bichsel nicht am Trikot gehalten, wäre der Ball – wie oben beschrieben – ins Tor gegangen. Die drei Verteidiger auf der Linie hätten nicht mehr eingreifen können. Somit liegt eine Vereitelung einer Torchance vor und dadurch, dass das Vergehen gegnerorientiert (Trikotvergehen) und nicht im Kampf um den Ball (ballorientiert) ist, muss eine rote Karte gezeigt werden. Eine Fehlentscheidung, das Spiel weiterlaufen zu lassen und nicht auf Elfmeter und rote Karte gegen Sapina zu entscheiden.
Szene 8: Nach einem Kopfball von Dmytro Bohdanov trifft David Kubatta zum 1:1. Saarbrücken reklamiert Abseits, der Treffer zählt. [TV-Bilder – ab Minute 4:00]
Babak Rafati: Zum Zeitpunkt des Kopfballs von Bohdanov steht Kubatta in Abseitsposition, sodass der Treffer nicht hätte zählen dürfen. Diese Abseitsposition kann man im TV-Bild von der Hintertorkamera gut erkennen. Kubatta steht mit den Füßen deutlich näher zur gegnerischen Torlinie als zwei verteidigende Abwehrspieler, zu denen der Torhüter zählt. Eine Fehlentscheidung, diesen Treffer anzuerkennen. Im TV-Bild ist bei Minute 4:18 sehr gut zu erkennen, dass der Torschütze mehr im Fünfer Richtung Torlinie postiert ist. Die Verteidiger wiederum stehen näher zur Torraumlinie (Fünfer). Bei 4:19, also eine Sekunde später, sieht man, dass eine komplett andere Situation vorliegt. Dann wäre es kein Abseits mehr. Das zeigt, wie sehr Bruchteile von Sekunden wichtig für eine Bewertung einer Abseitssituation sein können.
Szene 9: Nach Vorlage von Antonio Foti trifft Julian Hettwer zum 2:1 für Dortmund II. Aue reklamiert Abseits, der Treffer zählt. [TV-Bilder – ab Minute 2:15]
Babak Rafati: Zum Zeitpunkt des Abspiels von Foti auf Mitspieler Hettwer steht dieser in Abseitsposition, sodass der anschließende Treffer nicht hätte zählen dürfen. Die Abseitsposition kann man sehr gut an der Rasenmarkierung erkennen. Hettwer steht mit dem Oberkörper und den Füßen im Abseits, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt, das Spiel weiterlaufen zu lassen und den anschließenden Treffer zu geben.
Szene 10: Cole Campbell (Dortmund II) wird kurz vor dem Strafraum von Erik Majetschak (Aue) gefoult, Schiedsrichter Felix Grund gibt Elfmeter für Dortmund II. [TV-Bilder – ab Minute 2:50]
Babak Rafati: Bei einem Zweikampf wird Campbell von seinem Gegenspieler Majetschak gefoult, am Weiterlaufen in den Strafraum gehindert und zu Fall gebracht. Der Schiedsrichter entscheidet auf Elfmeter. Allerdings ist das Foulspiel knapp außerhalb des Strafraumes, sodass es einen Freistoß und die gelbe Karte gegen Majetschak hätte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, einen Elfmeter zu geben. Es ist aber auch sehr schwierig, in diesem Bereich den Tatort richtig zu erkennen. Der Assistent kann es aus seiner Position nicht erkennen, und der Schiedsrichter auch nicht, wenngleich er den richtigen Riecher hat und schon weit nach rechts ausweicht, was man am rechten Bildrand erkennen kann. Wäre er jedoch noch weiter nach rechts ausgewichen und hätte er sich auf die Höhe der Strafraumlinie postiert, hätte er den Tatort exakt erkennen können.
Szene 11: Kilian Jakob trifft zum 2:2 für Aue, allerdings wird dem Treffer aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung von Marvin Stefaniak bei der Vorlage die Anerkennung verwehrt. [TV-Bilder – ab Minute 3:45]
Babak Rafati: Zum Zeitpunkt des Zuspiels auf Stefaniak steht dieser nicht in Abseitsposition, weil im Strafraum ein Dortmunder Verteidiger diese aufhebt. Der Dortmunder und sein Keeper stehen näher zur eigenen Torlinie als der Flankengeber. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor, auf Abseits zu entscheiden und den anschließenden Treffer nicht anzuerkennen. Der Assistent wird sich womöglich davon verleiten lassen haben, den Auer Spieler in Abseitsposition zu sehen, weil dieser räumlich näher zu ihm postiert ist, diese Nähe stärker wahrgenommen wird und ihm schlussendlich eine Abseitsposition suggeriert.
Szene 12: Bei einem Zweikampf zwischen Timur Gayret (Verl) und Dominik Nothnagel (Stuttgart II) geht der Verler zu Boden, Schiedsrichter Kevin Behrens gibt Elfmeter für Verl. [TV-Bilder – ab Minute 2:40]
Babak Rafati: Bei einem Zweikampf im Strafraum nimmt Nothnagel den Fuß heraus, stellt dadurch seinem Gegenspieler Gayret das Bein und bringt ihn zu Fall. Das ist ein Foulspiel, was man gerade noch am Bildrand sehen kann, sodass eine richtige Entscheidung vorliegt, auf Elfmeter zu entscheiden.
Szene 13: Für ein Foul an Michel Stöcker (Verl) sieht Benjamin Boakye (Stuttgart II) die rote Karte. [TV-Bilder – ab Minute 3:05]
Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf springt Boakye mit gestrecktem Bein völlig unkontrolliert zum Ball und trifft auch ein wenig das Spielgerät, aber vielmehr mit brutaler Härte seinen Gegenspieler Stöcker über dem Knöchel. Mit dieser Spielweise nimmt er billigend in Kauf, die Gesundheit seines Gegenspielers zu gefährden. Wenn man sich das Trefferbild anschaut, hat der Schiedsrichter gar keine andere Wahl, als Boakye die rote Karte zu zeigen. Daher ist die rote Karte eine völlig richtige Entscheidung.
Szene 14: Nach einer Flanke in den Strafraum bekommt Leon Reichardt (Stuttgart II) den Ball an den Arm und lenkt ihn zu Keeper Seimen. Behrens pfeift nicht. [TV-Bilder – ab Minute 3:35]
Babak Rafati: Nach einer langen Flanke in den Strafraum verpassen die Spieler den Ball, und das Spielgerät gelangt zu Reichardt. Dieser ist darüber vollkommen überrascht und setzt den Arm ein, den er zunächst natürlich am Körper hat und ihn mit der Bewegung des Körpers mitschwingt. Plötzlich jedoch geht der Arm kurz und ansatzlos aktiv zum Ball, indem er den Arm anspannt und zum Ball hinführt. Somit kann er den Ball zum eigenen Torhüter lenken. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob er womöglich den Ball unmittelbar zuvor an den Oberschenkel bekommen haben könnte. Der Armeinsatz, der in dieser Szene zur Vergrößerung der Körperfläche führt, ist entscheidend. Das ist ein bewusstes, absichtliches Handspiel, und somit hätte es einen Elfmeter geben müssen. Der Schiedsrichter hat dabei freie Sicht und hätte den Vorgang bewerten können. Auch der Assistent hat von der Seite einen freien Blick und hätte helfen können. Eine Fehlentscheidung, dieses Handspiel nicht zu ahnden und keinen Elfmeter zu geben.
Szene 15: Im Strafraum wird Julian Kügel (Unterhaching) von Thijmen Goppel (Wiesbaden) gefoult, einen Elfmeter gibt Schiedsrichter Lars Erbst nicht. [TV-Bilder – ab Minute 2:10]
Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf spielt Kügel den Ball. Goppel kommt einen Moment zu spät und trifft seinen Gegenspieler nur am Fuß. Das ist ein Foulspiel, sodass es einen Elfmeter hätte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen und keinen Elfmeter zu geben.
Szene 16: Im Strafraum bekommt Marco Schikora (Sandhausen) den Ball im Anschluss an einen Freistoß an den Arm. Kein Elfmeter, sagt Schiedsrichter Assad Nouhoum. [TV-Bilder – ab Minute 3:30]
Babak Rafati: In dieser Szene klärt Schikora den Ball mit dem Fuß und bekommt unmittelbar danach den Ball an den Arm. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass der Arm in natürlicher Haltung ist und nicht vorher zur Vergrößerung der Körperfläche eingesetzt wird. Somit liegt keine Absicht vor und das Handspiel ist folglich nicht strafbar. Eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen und keinen Elfmeter zu geben.
Szene 17: Für ein Foulspiel gegen Lukas Fröde (Ingolstadt) sieht Timo Beermann (Osnabrück) von Schiedsrichterin Fabienne Michel glatt Rot. [TV-Bilder – ab Minute 4:40]
Babak Rafati: Fröde spielt den Ball lang weg und dabei kommt Beermann mit offener Sohle angelaufen, springt unkontrolliert in den Zweikampf und verfehlt das Spielgerät. Stattdessen trifft er Fröde in die Beine. Allerdings nicht mit der offenen Sohle, vielmehr mit der Wade an dessen Schienbein. Das ausgestreckte Bein geht in die Leere (siehe Minute 4:44), sodass es kein Trefferbild gibt, das eine rote Karte rechtfertigen würde. Die Szene sieht schlimmer aus, als sie tatsächlich ist. Das wird die Schiedsrichterin dazu verleitet haben, sich für eine rote Karte zu entscheiden. Insbesondere, wenn man sieht, wie unkontrolliert Beermann angesprungen kommt. Das ist aber eine sehr harte Entscheidung, und somit hätte die gelbe Karte auch ausgereicht. Natürlich wird das Sportgericht die rote Karte als berechtigt bewerten, weil man argumentieren wird, dass die Gesundheitsgefährdung des Gegenspielers billigend in Kauf genommen wird. Dadurch, dass Beermann aber Fröde nicht mit dem gesteckten Bein trifft und die Gesundheit schlussendlich tatsächlich nicht gefährdet wurde, wäre auch eine gelbe Karte möglich. Insgesamt gibt es Argumente für eine gelbe und Argumente für eine rote Karte.
Szene 18: In einen Zweikampf gegen Marcel Costly (Ingolstadt) geht Erik Engelhardt mit dem Ellenbogen, kommt aber mit Gelb davon. [TV-Bilder – ab Minute 1:55:40]
Babak Rafati: Bei einem Luftkampf nimmt Engelhardt den Arm zu Hilfe und trifft Gegenspieler Costly im Halsbereich. Das ist ein rücksichtsloses Spielen und somit ist die gelbe Karte eine richtige Entscheidung. Es erfolgt kein Schlag oder Ähnliches, sodass eine rote Karte unangemessen wäre.
Szene 19: Sowohl für einen Zweikampf gegen Enrique Lofolomo (Köln) als auch gegen Florian Engelhardt (Köln) sieht Dominik Pelivan (Cottbus) von Schiedsrichter Marc Philip Eckermann jeweils Gelb und muss vom Platz. [TV-Bilder – ab Minute 0:45 & 3:00]
Babak Rafati: Bei der ersten Szene im Mittelfeld kommt Pelivan einen Moment zu spät und verpasst den Ball, trifft aber auch nicht Lofolomo, auch wenn dieser zu Fall kommt. Das ist eine Simulation, und so wie sich Lofolomo fallen lässt und auch danach ein Foulspiel vortäuscht, hätte nur er die gelbe Karte bekommen müssen. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor, auf Foulspiel gegen Pelivan zu entscheiden und ihm obendrein die gelbe Karte zu zeigen. Bei der zweiten Szene kommt Pelivan fast an gleicher Stelle etwas zu spät und trifft diesmal Engelhardt am Fuß. Das ist ein Foulspiel, was richtigerweise die gelbe Karte nach sich zieht, was zur Folge hat, dass die Ampelkarte gezeigt wird. Diese zweite gelbe Karte ist richtig, aber insgesamt ist der Platzverweis eine Fehlentscheidung, weil es die erste gelbe Karte gar nicht hätte geben dürfen.
Szene 20: Im Strafraum geht Serhat Semih Güler (Köln) im Duell mit Niko Bretschneider (Cottbus) zu Fall, einen Elfmeter gibt es nicht. [TV-Bilder – ab Minute 2:20:06]
Babak Rafati: Im Strafraum spielt Bretschneider klar den Ball, was man sehr gut an dessen Flugbahn erkennen kann. Dass Güler anschließend zu Fall kommt, könnte zwar daraus resultieren, dass es hierbei auch zu einem leichten Kontakt kommt. Allerdings passiert dieser mögliche Kontakt im normalen Bewegungsablauf und stellt kein Foulspiel dar. Somit liegt eine richtige Entscheidung vor, weiterspielen zu lassen.
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