Strittige Szenen am 1. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati | OneFootball

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·22. September 2020

Strittige Szenen am 1. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Artikelbild:Strittige Szenen am 1. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Das 1:1 für Rostock, die Foulspiele von Wunderlich, Gjasula und Bünning, die nicht gegebenen Elfmeter für Köln, Magdeburg und Uerdingen, das 1:2 für Köln, der Platzverweis gegen Will, ein verwehrter Freistoß für 1860 und das 1:0 für Zwickau. Am 1. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de elf Szenen genauer angeschaut.

Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga & FIFA Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 50-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter seit März 2015 jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf arbeitet Rafati heute als Mentalcoach für Profifußballer und Manager und ist ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, u.a. bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation (www.babak-rafati.de).


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Szene 1: Nach einem Zweikampf zwischen Vincent Gembalies (Duisburg) und Korbinian Vollmann (Rostock) entscheidet Schiedsrichter Max Burda auf Eckball für Hansa Rostock, aus der das 1:1 für Rostock fällt. [TV-Bilder – ab Minute 1:28:20]

Babak Rafati: Vollmann wird auf der rechten Außenbahn angespielt, läuft selbst gegen seinen Gegenspieler Gembalies, kommt dadurch zu Fall und befördert dabei den Ball ins Toraus. Er bekommt trotzdem einen Eckball zugesprochen, aus dem ein Tor fällt. Hier hätte der Assistent korrigieren können, das Spiel hätte anstatt mit Eckball für Rostock mit Abstoß für Duisburg fortgesetzt werden müssen, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt.

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Szene 2: Für ein Foul an Rafael Garcia (Mannheim) auf Höhe der Mittellinie sieht Mike Wunderlich (Köln) von Schiedsrichter Patrick Hanslbauer Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 56:30]

Babak Rafati: Im Mittelfeld vor den Trainerbänken kommt Wunderlich etwas zu spät und geht im letzten Moment mit Geschwindigkeit und offener Sohle voraus in den Zweikampf. Dabei trifft er seinen Gegenspieler brutal an der Wade/Schienbein und verletzt ihn dadurch. Das ist eine brutale Spielweise, gefährdet die Gesundheit des Gegenspielers und hätte somit mit einer roten Karte geahndet werden müssen. Eine Fehlentscheidung, es nur bei Gelb zu belassen.

Szene 3: Im Strafraum wird Simon Handle (Köln) von Anton Donkor (Mannheim) gefoult. Kein Elfmeter. [TV-Bilder – ab Minute 49:00]

Babak Rafati: Bei diesem Duell im Strafraum ist Handle zuerst am Ball und wird beim Versuch von Donkor, diesen auch spielen zu wollen, klar von hinten in die Hacke getroffen und zu Fall gebracht. Das ist ein klares Foulspiel des Verteidigers und hätte folglich einen Strafstoß für Köln nach sich ziehen müssen. Warum der Schiedsrichter diesen nicht pfeift und sogar auf Stürmerfoul entscheidet, ist nicht nachvollziehbar. Eine Fehlentscheidung.

Szene 4: Nach einem Schuss von Timmy Thiele (Köln) auf das Tor gibt es Ecke, weil ein Waldhof-Spieler den Ball abgefälscht haben soll. Aus der Ecke fällt das 1:2 für Köln. [TV-Bilder – ab Minute 1:22:15]

Babak Rafati: Beim Torschuss von Thiele ist überhaupt kein Berühren eines Waldhof-Spielers zu sehen, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt, anschließend eine Ecke für Köln zu geben, aus der dann der Anschlusstreffer resultiert.

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Szene 5: Zunächst sieht Paul Will (Dresden) von Schiedsrichter Martin Thomsen für ein Halten die gelbe Karte, dann für ein Handspiel, sodass er mit Gelb-Rot vom Platz muss. [TV-Bilder, 1. gelbe Karte – ab Minute 40:05 // TV-Bilder, 2. gelbe Karte – ab Minute 1:40]

Babak Rafati: Bei der ersten Aktion wird Will von seinem Gegenspieler auf der Außenbahn ausgespielt. Da Will keine Chance mehr hat, den Angreifer zu stoppen, begeht er durch ein kurzes Halten ein taktisches Foulspiel, um ihn daran zu hindern, eine gute Torchance einzuleiten. Eine richtige Entscheidung, dafür die gelbe Karte zu zeigen. Bei der zweiten Aktion wird der Ball vor den Strafraum von Dresden geflankt, Will springt hoch, verschätzt sich dabei und nimmt daher die Hand zu Hilfe, um zu verhindern, dass ein Lautrer Spieler in guter Position den Ball bekommt. Das ist ein absichtliches Handspiel und da er bereits die gelbe Karte gesehen hatte, sieht er folgerichtig Gelb-Rot.

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Szene 6: Nach einer Ecke wird Christian Beck (Magdeburg) im Strafraum von Jonas Nietfeld (Halle) am Trikot gezogen und zu Fall gebracht. Kein Elfmeter, sagt Schiedsrichter Florian Exner. [TV-Bilder – ab Minute 1:05]

Babak Rafati: Nach einer Ecke kommt der Ball im Fünfmeterraum zu Beck, der eine große Chance bekommt, den Ball ins Tor zu schießen. Er wird jedoch von Nietfeld deutlich am Trikot gehalten, zurückgezogen und zu Boden gerissen, sodass er nicht mehr an den Ball kommt. Der Schiedsrichter steht etwas zu weit weg. Hier hätte es einen Strafstoß für Magdeburg sowie die rote Karte gegen Nietfeld wegen einer Vereitelung einer klaren Torchance geben müssen. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor.

Szene 7: Im Mittelfeld geht Jürgen Gjasula (Magdeburg) rüde in einen Zweikampf mit Julian Derstroff (Halle) und tritt ihm auf den Fuß. Das Spiel läuft weiter. [TV-Bilder – ab Minute 31:55]

Babak Rafati: Bei dieser Aktion im Mittelfeld trifft Gjasula seinen Gegenspieler Derstroff sicherlich unglücklich, aber dennoch am Sprunggelenk und bringt ihn zu Fall. Der Schiedsrichter steht an sich sehr gut und entscheidet zunächst auf Vorteil. Dieser Tritt ist im normalen Ablauf wirklich schwierig zu sehen, aber wenn der Schiedsrichter diesen Tritt genau gesehen hätte, käme er nur zu einer Entscheidung: rote Karte. Das ist eine brutale Spielweise und gefährdet die Gesundheit des Gegners. Somit eine Fehlentscheidung, in der nächsten Spielfortsetzung die fällige rote Karte nicht zu zeigen. Ideal ist es allerdings, bei solchen Vergehen gleich zu unterbrechen und die rote Karte auszusprechen.

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Szene 8: Sascha Mölders (1860 München) behauptet am Strafraum den Ball, wird dann aber von Steffen Puttkammer (Meppen) zu Fall gebracht. Schiedsrichter Robin Braun lässt weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 35:40]

Babak Rafati: Bei diesem Laufduell vor dem Strafraum zwischen Mölders und Puttkammer "stellt" der Meppener seinen Gegenspieler und führt den Zweikampf mit angelegtem Arm. Somit ist dieser Zweikampf absolut fair. Eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen, auch wenn Mölders anschließend zu Fall kommt.

Szene 9: Für ein Foul im Mittelfeld an Sascha Mölders (1860) sieht Lars Bünnig (Meppen) Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 48:20]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf im Mittelfeld nimmt Bünnig zwar die Hand zu Hilfe und berührt Mölders im Gesicht, aber das ist kein Schlag oder Tätlichkeit, sodass die gelbe Karte angemessen und eine richtige Entscheidung ist.

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Szene 10: Dustin Willms (Zwickau) spitzelt den Ball im Strafraum gegen Alexander Fuchs (Unterhaching) weg, bringt seinen Gegenspieler dabei aber zu Fall. Das Spiel läuft weiter, direkt danach fällt das 1:0 für Zwickau. Schiedsrichter Florian Lechner gibt den Treffer. [TV-Bilder – ab Minute 1:10]

Babak Rafati: Fuchs spielt den Ball im eigenen Strafraum weg und wird noch im Zweikampf im Bewegungsablauf von seinem Gegenspieler Willms am Fuß getroffen und zu Fall gebracht. Anschließend fällt ein Tor für Zwickau. Der Treffer hätte nicht zählen dürfen, stattdessen hätte es einen Freistoß für Unterhaching wegen Foulspiels geben müssen. Eine Fehlentscheidung, diesen Treffer für Zwickau zu geben.

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Szene 11: Tobias Schröck (Ingolstadt) bekommt den Ball nach einem Schuss von Mohammed Kiprit (Uerdingen) im Strafraum an die Hand, einen Strafstoß gibt Schiedsrichter Tobias Fritsch nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:51:15]

Babak Rafati: Schröck steht im eigenen Strafraum und bekommt den Ball aus kurzer Entfernung von Kiprit an die Hand geschossen, sodass er gar nicht reagieren kann. Hier liegt keine Absicht vor, sodass eine richtige Entscheidung vorliegt, weiterspielen zu lassen.

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