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·26. September 2024

Starke Arbeit im Breisgau

Artikelbild:Starke Arbeit im Breisgau

Der SC Freiburg ist schon lange kein Abstiegskandidat und noch viel länger kein „Provinzverein“ mehr. Wie hat der SCF das geschafft?(Titelfoto: Alexander Hassenstein/Getty Images/via OneFootball)

Der FC St. Pauli ist selbstbewusst in die Bundesliga gekommen und möchte dort nicht nur kurzzeitig verweilen. Wie das funktionieren kann, haben in den letzten Jahren ein paar andere Clubs vorgemacht. Union Berlin und der 1. FC Heidenheim haben sich jeweils kurz nach dem Aufstieg für das europäische Geschäft qualifiziert, auch dem FC Augsburg und Mainz 05 gelingt es seit Jahren, sich in der höchsten deutschen Spielklasse zu halten. Wenn es aber darum geht, welcher „kleine“ Club sich in den letzten Jahren am erfolgreichsten angestellt hat beim Versuch sich in der Bundesliga zu etablieren, dann dürften sich ausnahmslos alle Scheinwerfer auf den SC Freiburg richten.


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Kontinuität und Jugendarbeit

Das „klein“ hat mit dem SC Freiburg nämlich inzwischen nicht mehr so wirklich viel gemein. Über 70.000 Mitglieder zählt der Club. Das 2021 fertiggestellte Stadion bietet Platz für fast 35.000 Personen. Ende 2023 verkündete der Club einen Rekordumsatz von 175 Millionen Euro in der Saison 22/23. Nimmt man die Konstrukte aus Leipzig, Hoffenheim und Leverkusen aus der Rechnung, dann haben in der Bundesliga nur Borussia Dortmund und Bayern München ein höheres Eigenkapital als der SC Freiburg.

Wie hat der Club das geschafft, der bei seinem Aufstieg Anfang der 90er-Jahre als „Provinzverein“ belächelt wurde? Wie hat es der SC Freiburg geschafft, trotz limitierter wirtschaftlicher Mittel in den letzten 30 Jahren nur sieben Saisons nicht in der Bundesliga zu spielen? Das große Erfolgsgeheimnis wird auch dieser Artikel nicht liefern, allein schon, weil er aus der Ferne geschrieben wird. Aber auch von Hamburg aus ist klar ersichtlich, dass zwei Faktoren wohl ziemlich entscheidend dafür sind: Kontinuität und Jugendarbeit.

Fünf Trainer in 33 Jahren

Im Juli 1991 wurde Volker Finke Cheftrainer des SC Freiburg und heute wissen wir: Es war der Beginn einer 16 Jahre andauernden Ära. Zuvor war der Trainerstuhl in Freiburg ziemlich heiß. Finke war der siebte Cheftrainer, der diesen Posten in den 18 Monaten zwischen Januar 1989 und Juli 1991 innehatte. Seitdem, also in den letzten 33 Jahren, hatte der SC Freiburg nur fünf(!) Cheftrainer. Volker Finke hörte 2007 auf, Robin Dutt folgte und blieb bis 2011 (was für Trainer schon eine lange Amtszeit ist). Einzig das Intermezzo von Marcus Sorg, später Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft und heute in gleicher Position beim FC Barcelona, war mit einem halben Jahr sehr kurz. Auf Sorg folgte 2011 Christian Streich, der erst diesen Sommer seine Tätigkeit beendete. Nun hat mit Julian Schuster ein ehemaliger Spieler Streichs den Cheftrainer-Posten übernommen.

Diese ziemlich kurze Liste an Cheftrainern seit 1991 – zum Vergleich: Der FC St. Pauli hatte im gleiche Zeitraum insgesamt 24 unterschiedliche Cheftrainer an der Seitenlinie – zeigt auf, mit welcher Kontinuität beim SC Freiburg gearbeitet wird. Und mit welch geringer Aufgeregtheit, wie Robin Dutt es bezeichnete. Die Tatsache, dass der SC Freiburg mit Finke (dreimal) und Streich sogar lieber in die 2. Bundesliga abstieg, als sie zu entlassen, spricht dafür, dass im Verein eine gesunde Fehlerkultur vorherrscht.

Ähnlich konstant ist der SC Freiburg auch auf anderen Positionen im Verein besetzt. So sind die beiden Vorstände, Oliver Leki und Jochen Saier, seit 2013 bzw. 2003 im Verein, Sportdirektor Klemens Hartenbach seit 2001. Der Blick ins Funktionsteam der Profis zeigt ebenfalls, dass viele bereits sehr lange in Freiburg aktiv sind. Genauso wie der Blick in den Profikader.

Artikelbild:Starke Arbeit im Breisgau

Auch Christian Streich (Cheftrainer 2011-2024) und Julian Schuster (Nachfolger von Streich) entstammen aus der Fußballschule des SC Freiburg. // (Philipp Schmidli/Bongarts/Getty Images/via OneFootball)

Eigengewächse bilden Gerüst

Im Jahr 2001 startete der SC Freiburg mit etwas, was anderen Clubs aufgezwungen werden musste: Damals erwarb der SC Freiburg das Möslestadion, ehemalige Heimat des Freiburger FC, der lange Zeit der erfolgreichere Club im Breisgau gewesen ist. Dort entstand die Freiburger Fußballschule. Die Planungen dafür liefen schon Jahre zuvor, weit bevor es Pflicht für Proficlubs wurde, ein NLZ zu betreiben. Die Freiburger Fußballschule ist ein Vorzeigeprojekt, von dessen Erfolg die damaligen Verantwortlichen (Erster Leiter der Fußballschule: Andreas Bornemann) sicher nicht einmal zu träumen gewagt haben.

Denn bei vielen Bundesligaclubs kann die Anzahl an Spielern, die die eigene Jugendakademie besucht haben, an einer Hand abgezählt werden, oft sammeln sie zudem sehr wenige Einsatzminuten. Im aktuellen Kader des SC Freiburg befinden sich hingegen satte zehn Spieler, die in der Jugend oder mindestens der zweiten Mannschaft ausgebildet wurden. Wenn man bedenkt, dass es beim FC St. Pauli als Erfolg gewertet wird, wenn „ein bis zwei Spieler“ im Profikader dabei sind (was sich nicht groß von anderen Clubs unterscheiden dürfte), dann ist der Freiburger Weg als sensationell zu beschreiben.

Erfolgreiche Jugendarbeit – auch auf dem Konto

Der Erfolg der eigenen Jugendarbeit drückt sich aber nicht nur im aktuellen Profikader aus, sondern auch auf dem Konto. Und das nicht nur, weil Eigengewächse insgesamt günstiger sind, als Spieler, die von extern zum Profikader hinzustoßen. Spieler wie Kevin Schade und Nico Schlotterbeck haben dem SC Freiburg Millionen-Einnahmen gebracht. Sie stehen damit an der Spitze einer ellenlangen Liste von „Kindern“ der Freiburger Fußballschule, die es in die Top-Ligen geschafft haben. Auch beim FC St. Pauli sind mit Philipp Treu, Carlo Boukhalfa und Robert Wagner drei Spieler, die dort ausgebildet wurden.

Vor allem Kontinuität und enorm gute Arbeit im Jugendbereich haben dazu geführt, dass der SC Freiburg dem Status eines „Provinzvereins“ inzwischen komplett entwachsen ist. Der Saisonstart unter Neu-Trainer Julian Schuster ist geglückt: Die Tabellennachbarn heißen aktuell München, Leverkusen, Leipzig und Frankfurt. Der FCSP reist am Samstag also nicht in die Fußballprovinz, sondern zu einem voll etablierten Erstligisten. Und somit zu einem Fußballverein, der sicher auch für den FC St. Pauli auf einigen Ebenen ein Vorbild ist.

// Tim

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