SpVgg Fürth vs. FC St. Pauli 0:0 – Eingeschmolzen | OneFootball

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·19. August 2023

SpVgg Fürth vs. FC St. Pauli 0:0 – Eingeschmolzen

Artikelbild:SpVgg Fürth vs. FC St. Pauli 0:0 – Eingeschmolzen

Der FC St. Pauli holt in der Fürther Hitze einen Punkt und viele gelbe Karten. Das Team überzeugte dabei offensiv zu selten, um ernsthaft für einen Auswärtssieg infrage zu kommen. Die Analyse.(Titelbild: Peter Böhmer)

Klar, bei dem Wetter ist man schnell beim Stempel „Sommerkick“. Aber da ist mehr, warum beide Teams offensiv zu wenig anboten, oder aufgrund guter gegnerischer Defensivarbeit anbieten konnten, und sich damit ein 0:0 redlich verdienten.


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Die Aufstellung

Beim FC St. Pauli gab es in der Startelf nur eine Veränderung: Adam Dźwigała ersetzte den gesperrten Karol Mets. Fabian Hürzeler und sein Trainerteam entschieden sich gegen weitere denkbare Optionen (z.B. Albers für Afolayan, Treu für Ritzka). In der Formation war es dann keine Viererkette, wie sie zumindest als Möglichkeit von Hürzeler vor der Partie genannt wurde, sondern das altbekannte 3-4-3 mit flexiblen Varianten in der Spieleröffnung.

Keine Wechsel gab es in der Startelf bei Fürth. Alexander Zorniger hatte eh nur hinter dem Einsatz von Gideon Jung ein Fragezeichen gesetzt, weil er mit seiner Leistung zuvor nicht so zufrieden war. Jung erhielt trotzdem den Vortritt vor Damian Michalski. Die Formation ist bei den Fürthern dann ein 3-4-1-2 gewesen.

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Aufstellung beim Spiel SpVgg Greuther Fürth gegen den FC St. Pauli

In Hitze und Respekt eingeschmolzen

Nach zehn Minuten notierte ich mir noch: „Abwartender Beginn – Respekt wohl groß“. Wenige Minuten vor Abpfiff der ersten Halbzeit war klar, dass das weniger ein Abwarten, sondern eher ein spielerisches Problem des FC St. Pauli war.

Neben den eigenen Problemen im Spielaufbau war beiden Teams auch ein enorm großer Respekt vor der gegnerischen Spielweise anzumerken. Der FC St. Pauli setzte Ballsicherheit klar vor risikoreichere Pässe, wohlwissend um das starke Umschaltspiel des Kleeblatts. Fürth agierte ungewohnt abwartend, stellte den Raum eher zu, als die FCSP-Spieler hoch anzulaufen. Das mag zum einen daran gelegen haben, dass die Hitze auf dem Platz enorm war. Zum anderen aber auch daran, dass der 1. FC Kaiserslautern mit einem ganz ähnlichen Verhalten gegen den Ball das Aufbauspiel des FC St. Pauli massiv stören konnte. Und so kam es dann auch: Das Offensivspiel des FCSP hakte. Aber nicht nur, weil es die Fürther so gut machten.

Keine Dynamik, keine Chancen

Sehr deutlich waren die Formationen zu erkennen, die der FC St. Pauli im Spielaufbau einnahm. Ganz zu Beginn schob Nikola Vasilj hoch zwischen die beiden Innenverteidiger und Eric Smith bildete mit Jackson Irvine eine Doppelsechs. Diese Variante war neu, aber auch nur auf die ersten vier-fünf Minuten beschränkt. In der Folge gab es die bereits bekannten Muster, die fleißig durchprobiert wurden, ohne aber in der ersten Halbzeit den gewünschten Erfolg zu bringen.

Zu Spielbeginn waren die offensiven Ansätze des FCSP noch etwas vielversprechender, weil es ihnen ab und an gelang in die offensiven Halbräume vorzustoßen. Fürth reagierte darauf mit einer Umstellung: Das Sturm-Duo Sieb und Lemperle löste sich vom Fokus auf Hauke Wahl und Adam Dźwigała, ließ sich stattdessen auf die Außenbahnen fallen, sodass Fürth weniger mannorientiert und im 5-4-1 agierte. Damit gaben sie dem FCSP noch mehr Raum im Aufbau, aber auch weniger Anspielstationen aus der Innenverteidigung heraus.

Fürther Umstellung legt lahme FCSP-Offensive auf Eis

Es war nahezu egal, welche Art der Positionierung der FC St. Pauli beim Spielaufbau wählte. Ob mit Smith und Irvine als Doppelsechs, mit Smith als alleinige Sechs oder mit Smith als fallende Sechs zwischen die beiden Innenverteidiger: Dem FCSP gelang es mit jeder weiteren Minute in der ersten Halbzeit immer schlechter ins letzte Drittel zu kommen. Und wenn sie zuvor dort ankamen, dann verpuffte da alles rigoros. Das Problem war das, was davor passierte. Oder besser gesagt, was nicht passierte. Die Positionierung passte, aber es fehlte massiv an Dynamik, an Rotationen. Das Kleeblatt agierte gegen den Ball gut, keine Frage. Aber die Kleeblatt-Fünferkette wurde vom FCSP nahezu gar nicht herausgefordert, weder horizontal noch vertikal.

Und so lief die erste Halbzeit ziemlich öde vor sich hin. Defensiv ließ der FC St. Pauli kaum etwas zu, stand sehr stabil. Offensiv zeigte das Team dann aber viel zu wenig Dynamik und verlor konsequent die Bälle. Das war schlicht nicht ausreichend, um sich überhaupt für eine Torchance zu empfehlen. Selten war ein 0:0 als Pausenergebnis so verdient wie bei diesem Spiel. Zwei Torschüsse und ein xG-Wert von 0.05 wurden für den FCSP in den ersten 45 Minuten gezählt. Das ist viel, viel zu wenig.

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Aufbauvarianten des FC St. Pauli im Spiel gegen die SpVgg Fürth

Afolayan fällt nur durch Foul auf

Eigentlich die einzige Szene des ersten Abschnitts, die die ohnehin heißen Köpfe noch weiter erhitzte, war die einzige Aktion, in der Dapo Afolayan in Erscheinung trat. Er verlor erst den Ball und foulte dann Julian Green, indem er ihn mit offener Sohle leicht oberhalb des Knöchels traf. Ein hartes Einsteigen, welches auch mit einem Platzverweis hätte enden können. Ziemlich ernüchternd auf jeden Fall, dass dies die einzige Aktion von Afolayan war, die in Erinnerung blieb. Das Projekt mit ihm als zentrale Spitze, welches bereits vorher kritisch beäugt wurde, hat auf jeden Fall einen massiven Dämpfer erlitten. Die gesamte Offensive des FC St. Pauli war in der ersten Halbzeit gegen Fürth ein Totalausfall. Afolayan aber war, mit völlig indiskutablen sechs Ballkontakte in 45 Minuten, sowas wie der Anführer des Totalausfalls, litt aber auch darunter, dass oft schon einen Schritt vorher der Ball verloren wurde.

Mit Doppelspitze Hartel/Sinani mehr Druck auf Kette

Zur zweiten Halbzeit kam David Nemeth für Adam Dźwigała und Danel Sinani ersetzte Dapo Afolayan. Besonders Sinani sorgte dabei für einige Belebung im Offensivspiel. Aber auch eine taktische Festsetzung im Aufbauspiel, sorgte dafür, dass der FCSP nun wesentlich zwingender in der Offensive wurde. Wenngleich das noch lange nicht bedeutet, dass sie sich ein Tor verdient hätten.

Im Aufbau war es nun zumeist die Variante mit Smith als alleinige Sechs. Sehr selten fiel Jackson Irvine mit auf die Position. Gar nicht mehr war Smith bei Ballbesitz zwischen den Innenverteidigern zu sehen. Und Marcel Hartel war fast nur noch als zweite Spitze auf dem Platz zu sehen. Diese etwas fixeren Strukturen im Aufbau haben sicher auch dazu beigetragen, dass der FCSP nun etwas besser zurecht kam. Viel wichtiger war aber, dass nun mehr Bewegung in die Aktionen kam.

Beste Phase kurz vor Schluss

Ein gutes Beispiel für das, was dem FC St. Pauli in den ersten 45 Minuten fehlte, war die Entstehung der ersten richtigen Torchance des Teams. Der FCSP baute durch das Zentrum auf und Hauke Wahl fand Sinani weiter vorne, der sich im Sprint in den Zehnerraum bewegte und seinen Gegenspieler damit aus der letzten Kette herauszog. Sinani legte für Smith ab, Marcel Hartel zeigte währenddessen eine genau gegenläufige Bewegung und setzte zum Tiefenlauf in den Raum hinter dem herausgezogenen Innenverteidiger an. Smith spielte einen perfekten Pass in die Schnittstelle. Letztlich landete Hartels Abschluss neben dem Tor, aber es war zumindest mal ersichtlich, welche Möglichkeiten es gibt, auch gegen Fürth.

Erneut schlief das Spiel dann nach gutem Beginn ein. Erneut tat sich der FC St. Pauli schwer, wenngleich es zumindest besser gelang mit dem Ball in die Hälfte der Fürther zu kommen. Näher am Tor waren dann aber lange Zeit die Fürther, wenngleich auch sie nicht mit Chancenreichtum prahlen konnten. Erst gegen Ende der Partie wurde es dann deutlicher und der FC St. Pauli konnte sich endlich in der gegnerischen Hälfte festsetzen und durchkombinieren, wurde richtig spielstark. Kurz vor Schluss hätte der FCSP dann fast noch den glücklichen Siegtreffer erzielen können. Erst besetzte Andreas Albers den Raum in der Box so, dass mal eine Flanke (von Scott Banks) auch ankam. Der Abschluss war dann aber schwach und ging aus sehr guter Position drüber. Ähnlich schwach war auch der Abschluss von Hartel, der Minuten später frei aus zehn Metern einen „Mäuse-Hammer“ (so nannte mein ehemaliger Trainer solche Abschlüsse immer) fabrizierte.

Kontrollierte Klärungsaktion?

Und als dann wirklich alle bereits mit einem Unentschieden rechneten, lag der Ball plötzlich im Tor der Fürther. Andreas Albers hatte wuchtig getroffen. Doch ehe Albers so richtig explodieren konnten, ging die Fahne des Assistenten hoch, er stand beim Freistoß im Abseits. Aber: Damian Michalski klärte die Flanke per Kopf zur Seite und somit muss man mindestens darüber diskutieren, ob eine neue Spielsituation vorlag. Die Regeln dafür sind zwar leider schwammig (hier zum Nachlesen), aber entscheidend ist, ob Michalski eine gewisse Ballkontrolle zugestanden wird. Das tue ich und daher: Meiner Ansicht nach hätte der Treffer zählen müssen.

Artikelbild:SpVgg Fürth vs. FC St. Pauli 0:0 – Eingeschmolzen

Andreas Albers hatte kurz vor Schluss noch Chancen auf den Siegtreffer. Eine davon landete sogar im Tor, zählte dann aber nicht.

(c) Peter Boehmer

Hürzeler zufrieden

Ob der Sieg dann aber verdient gewesen wäre, ist eine andere Frage. Der FC St. Pauli zeigte gegen Fürth eine offensiv größtenteils dürftige Vorstellung. Im dritten Ligaspiel war es das zweite Mal, dass die Probleme relativ identisch waren. Fabian Hürzeler erklärte jedenfalls, dass es sein Team „die ersten 20-25 Minuten sehr gut gemacht“ habe und bemängelte eher „viel zu viele einfache Ballverluste“ als die fehlende Dynamik, die zu einer schwächeren Phase am Ende der ersten Halbzeit geführt hätten. Mit der zweiten Halbzeit zeigte sich Hürzeler dann „sehr, sehr zufrieden“.

Dieser Einschätzung dürften viele – vielleicht auch durch eine gewisse Emotionalität beeinflusst – nicht folgen. Der FCSP hatte zwar die Spielkontrolle, aber das bedeutete nicht, dass es vorne gefährlicher wurde als hinten. Es muss klar die Frage gestellt werden, woran das liegen kann. Haben Fürth und Kaiserslautern es einfach sehr gut gemacht gegen den FCSP? Ist es eine Frage der offensiven Qualität? Oder fehlt dem Spiel eine Priese mehr Risiko, um offensiv noch zwingender zu sein?

Mit fünf Punkten aus drei Ligaspielen (zwei davon auswärts), in denen sich der FC St. Pauli nur einen einzigen Gegentreffer fing, ist es ein erfolgreicher Start in die Saison. Die Spiele selbst zeigten, dass der FCSP defensiv eine echte Macht ist, aber in der Offensive noch Arbeit vor sich hat.

Immer weiter vor!// Tim

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