Später Knock-Out gegen Mainz: “Phasenweise” reicht derzeit beim 1. FC Köln einfach nicht | OneFootball

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·13. April 2021

Später Knock-Out gegen Mainz: “Phasenweise” reicht derzeit beim 1. FC Köln einfach nicht

Artikelbild:Später Knock-Out gegen Mainz: “Phasenweise” reicht derzeit beim 1. FC Köln einfach nicht

In einem weiteren „Endspiel“ für Markus Gisdol beorderte der Chefcoach des 1. FC Köln mit Sebastian Andersson und Florian Kainz zwei nominelle Leistungsträger in die Startelf. Das Duo hatte verletzungsbedingt lange gefehlt, für den Österreicher Kainz war es gar der erste Startelfeinsatz in dieser Saison. Andersson, vor der Saison als Zielspieler für die Sturmspitze auserkoren, hatte für den FC seit Mitte Dezember nicht mehr von Beginn an gespielt. Obwohl beide wohl kaum über die notwendige Matchfitness verfügten, schickte Gisdol sie ins Rennen – womöglich in dem Wissen, dass beide qualitativ die Mannschaft auch dann weiterbringen können, wenn sie nur Luft für 45 oder 60 Minuten haben. Mehr kann von Fußballern nach einer so langen Verletzungszeit einfach nicht erwartet werden.

In den vorherigen Spielen stellte der FC phasenweise immer häufiger unter Beweis, dass er durchaus spielerische Lösungen finden kann. Ein erheblicher Grund dafür ist natürlich die Rückkehr von Kapitän Jonas Hector, der zusammen mit dem mittlerweile enorm wichtigen Ellyes Skhiri das Aufbauspiel ordnet und immer wieder den Ball nach vorne trägt. Durch Anderssons Einsatz können auch die Stärken von Ondrej Duda wieder besser zum Tragen kommen, weil der Slowake als falsche Neun durchaus Bälle behaupten kann. Als Anspielstation für tiefe Bälle kommt er allerdings weniger in Frage. Mit dem schwedischen Sturmtank stand diese Option für den FC wieder zur Verfügung.


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Offensiv eine gute erste Halbzeit des 1. FC Köln

Die Mainzer auf der Gegenseite setzten auf das in den vergangenen Wochen erprobte 5-3-2. Ihre Spielidee in Müngersdorf basierte in erster Linie darauf, mit körperlichem Einsatz Bälle zu gewinnen und dann möglichst schnell in die Tiefe zu spielen. Jonathan Burkardt und Karim Onisiwo starteten bei Ballgewinn sofort nach vorne, sodass die Mainzer häufig den langen Schlag wählten. Durch die hohe Anlauflinie des FC ging es gerade zu Beginn viel um den zweiten Ball. Dabei gingen die Gäste in Führung: Aus einem eigenen Einwurf heraus brachte sich der FC in eine schwierige Pressingsituation, aus der Katterbach nur unzureichend mit seinem schwächeren rechten Fuß klären konnte. Aus dem Ballgewinn schalteten die Mainzer sofort nach vorne um, mit mehreren Pässen spielten sie Jean-Paul Boëtius frei, der aus der Distanz das Führungstor erzielte.

Auf der Gegenseite versuchte der FC mit tiefen Bällen über die hohe Mainzer Abwehr zu Abschlüssen zu kommen. Auf diese Weise hatte Startelf-Rückkehrer Andersson gleich zwei Gelegenheiten, zuerst nach einem langen Schlag von Jorge Meré aus der Drehung, dann nach einer guten Aktion von Kainz und guter Ballkontrolle – bei der zweiten Szene brauchte der Schwede allerdings einen Tick zu lang für den Abschluss, sodass Moussa Niakhaté und Stefan Bell ihn noch bedrängen konnten. Der FC blieb allerdings offensiv präsent, sammelte nach 25 Minuten fünf Torabschlüsse (zur Halbzeit waren es 15, davon wurden sieben geblockt – der Bestwert der bisherigen Saison).

Die Kölner Führung hält nicht lange

Die nächste große Chance hatten allerdings die Mainzer in Person von Niakhaté im Anschluss an eine Standardsituation, Timo Horn parierte aus kurzer Distanz gut mit dem Fuß. Vor der Pause fiel dann noch der Ausgleich für die Kölner: Nach einer guten Aktion von Hector, der mehrere Mainzer aussteigen ließ und aus der Tiefe das Spiel auf rechts verlagerte, wurde erst Marius Wolf geblockt, dann Duda und schließlich der Schuss von Kingsley Ehizibue – bei dieser Aktion traf der Ball allerdings die Hand des Mainzers Philipp Mwene. Den folgenden Handelfmeter verwandelte Duda zum 1:1.

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Beim FC veränderte sich die Dynamik dann nach dem Seitenwechsel: Ehizibue musste verletzungsbedingt in der Kabine bleiben, auch Katterbach wurde ausgewechselt. Mit Ismail Jakobs und Jannes Horn kamen zwei Spieler für die linke Seite. Wolf rückte auf die Rechtsverteidigerposition, Kainz übernahm das rechte Mittelfeld. Zunächst blieb der FC auch nach diesen Wechseln im Spiel, Wolf vergab per Kopf nach einer Duda-Flanke und guter Parade von Robin Zentner. Wenig später traf Skhiri nach einem starken Hector-Freistoß aus dem Halbfeld sogar zur Kölner Führung. Diese hatte allerdings nur kurz Bestand: Die Mainzer berappelten sich nach einer schwächeren Phase wieder und kamen besser in ihre Ordnung und Abläufe.

Andersson und Duda müssen runter

Dem 2:2-Ausgleichstor ging eine Szene auf der linken Mainzer Seite voraus, wo Mwene aus einer Aufbausituation mit dem Rücken zum gegnerischen Tor den Ball erhielt und von Kainz und Wolf gepresst wurde. Der Mainzer setzte sich allerdings per Dribbling durch, was in dieser Form natürlich nicht passieren darf. Mit einem Lauf in die Tiefe hatte Boëtius den Pass gefordert, sodass der Mainzer Torschütze zum 1:0 genügend Platz hatte, um den in der Mitte völlig freien Karim Onisiwo zu finden, der zum 2:2 traf. Weitere Wechsel veränderten dann erneut die Dynamik der Partie: Duda musste gelb-rot-gefährdet runter, bei den Mainzern Burkardt wegen einer Kopfverletzung. Für ihn kam mit Adam Szalai ein weiterer Adressat für lange Bälle.

Auf Kölner Seite verließ zudem Andersson nach 76 Minuten das Feld, der Schwede war naturgemäß entkräftet. Sein Kollege Kainz hatte im zweiten Durchgang bis zu diesem Zeitpunkt nicht stattgefunden und nur sieben Ballkontakte gesammelt. Erst in der Schlussviertelstunde nahm er wieder mehr am Spiel teil. Ohne Duda und Andersson fiel es den Kölnern allerdings wesentlich schwerer, konstruktiv mit dem Ball ins letzte Drittel zu kommen, sodass die Mainzer einigermaßen entspannt verteidigen konnten. Mehr als ein abgefälschter Schuss von Horn und eine Direktabnahme des eingewechselten Tolu Arokodare sprangen nicht dabei heraus.

Spätes Gegentor durch Barreiro: Gisdol vor dem Aus

Die Mainzer trafen schließlich in der ersten Minute der Nachspielzeit zum Siegtreffer: Sie waren in Person von Niakhaté gieriger auf den Ball nach einer Klärungsaktion von Sebastiaan Bornauw. Der halblinke Mainzer Innenverteidiger gewann den Ball, dribbelte nach vorne und fand mit einem starken Schnittstellenpass den Raum zwischen Wolf und Bornauw. Erneut hatte Passgeber Mwene mehrere Passoptionen, erneut wählte er den Rückraum – dort traf Leandro Barreiro mit einer sehenswerten und technisch anspruchsvollen Direktabnahme zum späten 3:2 aus Sicht der Mainzer. Der FC wusste auch in dieser Partie wieder in Teilen zu überzeugen, was naturgemäß auch an den Rückkehrern Andersson, Duda und Hector liegt. Dennoch wiederholen sich individuelle und mannschaftstaktische Fehler, die letztlich in Gegentoren münden.

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Und auch wenn es spielerisch mittlerweile in einigen Phasen etwas besser aussieht, ist es für den Klassenerhalt aktuell zu wenig. Deswegen war mit diesem Ergebnis das Schicksal von Markus Gisdol besiegelt. Mit nunmehr acht Spielen ohne eigenen Sieg in Folge sind die Plätze 16 und 15 jeweils drei Punkte entfernt, die Mainzer auf Rang 14 gar schon 5 Punkte. In den kommenden beiden Partien warten mit Leverkusen und Leipzig zwei Gegner auf den FC, die zu den Top 6 der Bundesliga gehören – Punktgewinne erscheinen eher unrealistisch. Ob bei noch sechs ausstehenden Spielen ein Trainerwechsel sinnvoll ist, bleibt fraglich.

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