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Selina Eckstein·18. November 2023
Spart er Bayern 60 Millionen? Tuchels "Holding Six" ist bereits da

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Selina Eckstein·18. November 2023
„Brauchen wir wirklich eine Holding Six von außen?“, diese Frage stellte ein Bayern-Mitglied auf der Jahreshauptversammlung am vergangenen Sonntag. Die ominöse Holding Six, von der im Transfersommer so viel die Rede war. Hat sich das Münchner Problem nun von selbst gelöst?
Thomas Müller spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Allerdings soll der Ur-Bayer nicht umgeschult werden, vielmehr mimt er aktuell den Trainer. „Er ist ein korrekter Typ, coacht mich die ganze Zeit auf dem Platz. Er hilft mir, das ist top“, verriet Aleksandar Pavlović gegenüber der ‚Bild‘. Er könnte die Zukunft im defensiven Mittelfeld der Münchner sein.
Denn spätestens seit seinem Startelfeinsatz gegen Heidenheim ist der Youngster in aller bayerischer Munde. Endlich mal wieder einer aus der eigenen Jugend. Wie Müller. Die Fans fordern deshalb mehr Vertrauen für die eigenen Talente. „Wir brauchen wieder mehr Statement-Spieler made by FC Bayern, die bei uns Geschichte schreiben“, findet auch Präsident Herbert Hainer. Jamal Musiala, Josip Stanisic, Frans Krätzig und eben Pavlović seien erst der Anfang.
Und was sagt sein Trainer? „Es sind alle Voraussetzungen gegeben, dass er seinen Weg gehen kann“, so Tuchel auf der PK vor dem CL-Spiel gegen Galatasaray. Beinahe hätte der 19-Jährige auch in der Königsklasse seine ersten Minuten bekommen, doch durch die Verletzung von Musiala musste der Rekordmeister früh reagieren. Ein Wechsel, der nicht eingeplant war.
Auch, wenn er in der Königsklasse nur zuschaute, Pavlović bietet sich an, muss sich aber auch noch weiterentwickeln. Für die Münchner könnte es sich aber lohnen, in seine Entwicklung zu investieren und ihm die Chance zu geben, die Rolle als „Holding Six“ im Laufe der Zeit einzunehmen.
Pavlović hat jedenfalls Spaß daran, sich weiterzuentwickeln. „Er kommt immer mit einem Strahlen ins Training“, so Tuchel. Neben positiver Energie sei der Rechtsfuß auch „ein sehr schlauer und strategischer Spieler, der extrem fleißig ist“, nannte Tuchel weitere Qualitäten.
Deshalb ist er sich auch sicher, dass Pavlović noch einige Einsätze bekommen wird. Was nicht zuletzt auch an der dünnen bayrischen Personaldecke in den vergangenen Wochen liegt. Sie ist auch deshalb so dünn, weil im Sommer die schon angesprochenen „Holding Six“ nicht verpflichtet wurde.
„Zum Glück“ könnte man aus Sicht des Deutsch-Serbens nun sagen. Denn dadurch schlägt aktuell seine Stunde. Nach seiner Einwechslung in Dortmund bereitete er sogar noch einen Treffer für Harry Kane vor. „Er spielt Fußball, wie ich das kenne, er hat Mumm in den Knochen“, lobte ihn auch sein persönlicher Coach, Thomas Müller, nach der Startelfpremiere gegen Heidenheim.
Das Bayern-Juwel kann sein Glück selbst kaum fassen. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass das Trainerteam mir die Chance gibt“, sagte er nach dem 4:2-Sieg. „Davon träume ich schon, seitdem ich klein bin.“ Schon seit der U8 spielt er für den Rekordmeister.
Apropos acht, beim 8:0-Kantersieg gegen Darmstadt feierte Pavlović sein Bundesliga-Debüt, ein paar Tage später folgte der Profivertrag. Der Assist in Dortmund sowie sein Startelfdebüt gegen Heidenheim rundeten das Ganze ab.
Er könnte aber nicht nur mittelfristig die Probleme im bayrischen Mittelfeld lösen, sondern langfristig auch bei der deutschen Nationalmannschaft. Die EM 2024 kommt mit Sicherheit noch ein bisschen zu früh, aber für die Turniere danach könnte er Ilkay Gündogan und Pascal Groß im Mittelfeld ablösen, die dann Mitte 30 wären. Auch hier sucht man seit einiger Zeit einen defensiv ausgerichteten Sechser.
Zunächst erhielt Pavlović in dieser Länderspielpause aber erst mal eine Einladung zur deutschen U20. Auch die Serben, das Land aus dem seine Eltern stammen, sollen schon angeklopft haben, doch er sagte ab, berichtete ‚goal.com‘.
Fragt sich nur, wie sich Pavlovićs Situation beim Rekordmeister entwickelt, sollten sich die Bayern im Winter personell verstärken. Zum Beispiel mit João Palhinha, dessen Transfer im Sommer kurz vor knapp scheiterte. Der Portugiese soll immer noch Gesprächsthema an der Säbener Straße sein, mit 60 bis 65 Mio. Euro, aber auch ziemlich teuer, wie ‚Sky‘-Reporter Florian Plettenberg berichtet.
Womit wir wieder bei der Frage der Mitgliederversammlung wären: Braucht es wirklich eine „Holding Six“ von außen? Dieses Geld könnte man sich sparen, werden sich da wahrscheinlich viele Fans denken, und lieber in den Nachwuchs investieren. Denn eins ist sicher: Mit Aleksander Pavlović steht der nächste Ur-Bayer in den Startlöchern.