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·30. Januar 2024
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·30. Januar 2024
Die Ausgangslage war klar: Im letzten und entscheidenden Spiel der Champions-League-Gruppenphase brauchten die Bayern-Frauen einen Sieg gegen Paris Saint-Germain. Lange sah es danach aus, aber Bayern kassierte spät den Ausgleich. Die Einzelkritik zum Spiel.
Sorgte für kollektives Zittern auf den Tribünen, als ihr ein Abschlag zu kurz geriet. Paris konnte diesen kleinen Patzer aber nicht ausnutzen. Ansonsten war Grohs wenig gefordert. Als es in der zweiten Hälfte darauf ankam, war sie zur Stelle, ob gegen Geyoro oder Katoto. Vor dem 1:1 traf Grohs aber die falsche Entscheidung, hätte ansonsten das Gegentor vermutlich verhindern können. Beim unglücklichen 2:2 aus kürzester Distanz war sie machtlos.
Gwinn war wieder offensiv orientiert, hinterließ dabei aber oft ein beachtliches Stück Raum hinter sich. Im Laufe des Spiels daher weiter hinten: Gwinn hatte alle Hände damit zu tun, die PSG-Stürmerin Marie-Antoinette Katoto in den Griff zu bekommen. Ein königlicher Begleitschutz quasi. Gwinn erfüllte diese Bodyguard-Aufgabe zufriedenstellend, übernahm als Extra-Service teils auch Katotos Sturmpartnerin Tabitha Chawinga. Ihr wichtigster Moment war aber im gegnerischen Strafraum, als sie in der 36. Minute nach einer Ecke zur Führung einköpfte - mit einer herrlichen, Croissant-ähnlichen Flugkurve.
Hansen und ihre Partnerin in der Innenverteidigung, Glódis Viggósdóttir, versuchten es zu Spielbeginn gerne mit einer alten Boxer-Taktik: Einfach mal draufhauen, und hoffen, dass man die Schwachstelle des Gegners erwischt. In dem Fall: Die Lücke in der Pariser Verteidigung. Die fand das nordische Abwehr-Duo aber fast nie, die meisten Bälle trudelten ins Aus oder direkt zur PSG-Torhüterin. Tu vas, was fast wie Tuva klingt, heißt auf französisch "du gehst" - eben die Schnelligkeit fehlte Hansen aber in einigen Momenten, vor allem in der 55. Minute, als sie Geyoro frei zum Schuss kommen ließ. Und dann in dem entscheidenden Moment in der 73. Minute, als sie das Laufduell gegen Chawinga verlor.
Glodis Viggosdottir / Catherine Steenkeste/GettyImages
Höchste Aufmerksamkeit war in der Verteidigung geboten. Immer wieder lauerten die schnellen Pariser Stürmerinnen Katoto und Chawinga nur darauf, dazwischenzuspritzen und einen Ball abzuluchsen. Da blieb Viggósdóttir und Co. wenig Zeit am Ball, die nötigen Impulse für die Spieleröffnung blieben aus. Viggósdóttir tat ihr Bestes, ihre Abwehr zu koordinieren, aber wie bei einem morschen Haus taten sich immer wieder Löcher auf, die Bayern nur notdürftig stopfen konnte. Nach der Führung trieben sie solideres Baumaterial auf und standen stabiler - bis zum Konter zum 1:1, wo auch Viggoddottir nicht gut aussah. Danach fand Paris immer wieder mit gezielten Pässen die Schwachstellen in der "Maison Bayern". Der Ausgleich, so bitter er kam, war nicht unverdient.
Naschenweng hat sich mit ihrer offensiven Art diese Saison als eine der effektivesten Motoren im Bayern-Spiel erwiesen. Auch gegen PSG stand die Österreicherin oft sehr hoch, teils vor Klara Bühl. Die Lücke in ihrem Rücken füllte dann meist Georgia Stanway. Naschenweng hatte mit Gegenspielerin Sandy Baltimore so ihre Probleme, im Defensivverbund konnten die Münchnerinnen sie aber besser stoppen. Am entscheidenden Schuss konnten sie Baltimore aber nicht hindern.
Ach, es geht ums Weiterkommen in der Champions League? So lässig, wie Sarah Zadrazil gegen PSG auftrat, hätte man meinen können, es ginge nur bei einem Kreisliga-Kick um einen Kasten Bier. Von Nervosität war bei Zadrazil nichts zu sehen, die Österreicherin machte das Mittelfeld gut zu. Was sie den typischen Kreisliga-Kickern aber voraus hat: So schöne Seitenverlagerungen, wie Zadrazil sie teils spielte, gelingen ihnen nur im Traum. Meistens verlegte sich die 30-Jährige aber auf den sicheren Querpass.
Stanway zeigte schon in den ersten Sekunden des Spiels mit einer entschiedenen Grätsche, was sie an diesem Abend vorhatte: PSG mit Physis den Spaß am Spiel nehmen - und damit auch ihren Fehler gegen Rom, der zum 0:1 geführt hatte, wiedergutmachen. Übertrieb es mit der Rustikalität etwas und wurde schon zu Spielbeginn oft von der Schiedsrichterin auf ein ernstes Gespräch an der Seitenlinie gebeten. Irgendwann half auch Stanways entschuldigender Gesichtsausdtuck nicht mehr - ihre gelbe Kartie in der 62. Minute kam in etwa so überraschend wie die Farbe des Rasens. Verlor einmal in einer brenzligen Situation die Kugel. Beim 2:2-Ausgleich mit einer tragischen Rolle aus kürzester Distanz - bitterer Abend für die Engländerin.
Bayerns Sommer-Neuzugang Pernille Harder / Sebastian Widmann/GettyImages
Harder machte zuletzt beim 1:0-Erfolg gegen Hoffenheim ein sehr gutes Spiel. Zeigte sich wieder sehr umtriebig und aktiv im Pressing. Die Dänin sorgte für den ersten Schuss der Bayern, setzte den aber deutlich neben den Kasten. Harder wollte oft energisch Richtung gegnerisches Tor lospreschen - und stellte dann fest, dass niemand zur Unterstützung da war. Harder sollte das neue Metronom des Teams sein, aber zu oft waren sie und ihre Mitspielerinnen nicht im gleichen Takt. Dennoch: Harder war sehr präsent und vor allem mit ihren vielen gewonnenen Zweikämpfen wichtig. Zeigte, dass sie dem Anspruch als Leaderin gerecht werden kann. Verpasste in der 72. Minute nur knapp das 2:0.
Der Fluch und der Segen einer freien Rolle: Sydney Lohmann hatte in Bayerns Offensivspiel keine feste Position zugewiesen, tauchte mal links, mal rechts, mal in der Mitte auf. Das kann zu Unberechenbarkeit führen, allerdings verwirrte die Taktik Bayern teils mehr als die Gegnerinnnen. Mehr als einmal stand Lohmann deswegen aber auch eher verwirrt in der Gegend herum: Wo muss ich jetzt hin? Am überzeugendsten war sie wieder, wenn sie den Ball nach vorne treiben konnte - und am wenigsten überzeugend, wenn sie direkt danach mitsamt Ball in eine Gegenspielerin rannte. In der 26. Minute mit einer Großchance, aber ihr Schuss ging nicht auf den gegnerischen Kasten. Gleiches Bild kurz vor dem Halbzeitpfiff, diesmal per Kopfball. Aber aller guten Dinge sind drei, und so machte Lohmann in der 76. Minute das umjubelte 2:1 per Kopf.
Gegen Rom war Schüller die Heldin des Tages für Bayern, rettete ihr Team zweimal mit dem späten Ausgleich. Gegen Paris lief Schüller zunächst viel in der gegnerischen und eigenen Hälfte herum, versuchte ohne viel Erfolg, einige lange Bälle zu erlaufen. Den Anker festmachen, sich in der gegnerischen Hälfte festsetzen, gelang trotz zahlreicher Versuche fast nie - so wirkte der Bayern-Angriff oft wie ein fragiles Bötchen im Sturm, das zu schnell umfiel. Schülller spielte dabei die Rolle des wackeren Matrosen, ackerte unglaublich viel. Das machte sich bezahlt, Schüller holte die entscheidende Ecke heraus. Im eigenen Strafraum unglücklich, als sie Baltimore vor dem 2:2 nicht am Schuss hindern konnte.
Flügelstürmerin Klara Bühl / Sebastian Widmann/GettyImages
Teils wirkte Klara Bühl wie eine Abenteurerin im fremden Dschungel - so oft versuchte sie, sich irgendwie durch das Dickicht der Pariser Abwehr zu kämpfen. Augen zu und durch war in dem Fall aber keine gute Devise, Bühl blieb zu oft an den teuflischen Stolperfallen - den Beinen von PSG - hängen. Aber Bühl gab nicht auf, nahm jeden Zweikampf an. Das zahlte sich aus: In der 76. vernaschte sie Sakina Karchaoui gekönnt auf dem Flügel und flankte in die Mitte - Sekunden später klingelte es im Pariser Kasten.
Kam direkt vor dem 2:2-Ausgleich in die Partie. Danach hieß die Devise: Alles nach vorne werfen. Damnjanovic schien das entscheidende Tor tief in der Nachspielzeit gelungen zu sein - aber sie stand im Abseits. EIn weiterer tragischer Moment an diesem harten Abend.