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·23. Juni 2024

Sogar die KI meckert bei Sané

Artikelbild:Sogar die KI meckert bei Sané

Immer wieder heißt es: Leroy Sané kann mehr, als er zeigt. Andreas Möller kennt das Problem: Er war der Sané der 90er-Jahre

Manchmal treibt mich Leroy Sané in den Wahnsinn. Er ist ein genialer Nationalspieler, gar keine Frage. Aber dann liefert der 28-Jährige Länderspiele ab, wo ich denke: Junge, weißt du eigentlich, wie gut du bist? Warum rennst du nicht alles in Grund und Boden und knackst die Abwehr?


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Seine Leistungsdaten in der Nationalelf: 13 Tore und sechs Torvorlagen in 62 Länderspielen. Rechnen wir kurz aus: 0,34 Scorerpunkte pro Spiel. Seine Bilanz in allen Turnierpartien: eine Vorlage in neun EM- und WM-Spielen. Ergibt: 0,11 Scorerpunkte - nur ein Drittel so gut.

Noch Fragen, warum ich Sané am liebsten durchschütteln möchte, während ich ihm sage: Zeige endlich, was du kannst! Aber ich möchte ihm nicht Unrecht tun und erlaube mir einen Spaß. Ich fragte die Künstliche Intelligenz bei ChatGPT: „Welche Kritik wird häufig an Leroy Sané geübt?“

Die Maschine war mit der Antwort schnell bei der Hand. Aber die Antwort fiel erstens länger aus als gedacht und hat mich zweitens überrascht. Sogar die KI liest ihm die Leviten, ich erfuhr:

  • Schwankende Leistungen: Sané zeigt manchmal eine inkonsistente Form, wobei seine Leistungen von Spiel zu Spiel stark variieren können. Diese fehlende Beständigkeit wird oft als einer seiner größten Schwächen angesehen.
  • Defensive Beteiligung: Kritiker bemängeln gelegentlich seine defensiven Beiträge während der Spiele. In Systemen, die ein hohes Maß an defensivem Engagement von den Flügelspielern verlangen, wurde ihm manchmal vorgeworfen, nicht hart genug zurückzuarbeiten.
  • Einstellung auf dem Platz: Fragen über seine Einstellung und sein Engagement, insbesondere in wichtigen Spielen, wurden aufgeworfen. Er wurde kritisiert für scheinbare Phasen geringer Anstrengung oder mangelnder Fokus während der Spiele.
  • Umgang mit Kritik: Sanés Umgang mit Kritik und seine Reaktion auf Traineranweisungen wurden ebenfalls thematisiert, insbesondere während seiner Zeit bei Manchester City unter Pep Guardiola.
  • Spielentscheidungen: Trotz seiner technischen Fähigkeiten wird Sané manchmal für seine Entscheidungsfindung auf dem Platz kritisiert, insbesondere bei der Wahl zwischen Schießen, Passen oder Dribbeln in entscheidenden Momenten.
  • Verletzungen: Verletzungen haben ihn in seiner Karriere öfter zurückgeworfen, was Fragen hinsichtlich seiner Langzeitfitness und -verfügbarkeit aufwirft.

Uff, sechs Kritikpunkte, die’s in sich haben. Das wollte ich nicht so stehen lassen, ich kenne ja den Sané der 90er-Jahre - Andy Möller. Und er wiederum kennt dessen Situation nur zu gut.

Andreas Möller, inzwischen 56 Jahre alt, hat 546 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel und 85 Länderspiele absolviert. Er hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. WM und EM, die Champions League, Deutsche Meisterschaften, DFB-Pokal, Uefa-Cup.

Trotzdem reizte seine Spielweise die Öffentlichkeit immer wieder zu Gefühlsausbrüchen - wie bei Sané. „Die Deutschen“, hat er festgestellt, „tendieren immer zur Perfektion. Wenn deine Qualität mal nicht da ist, weil du zum Beispiel eine Formschwäche hast, wird sofort genörgelt.“

Möller erkennt den Künstler in Sané: die Spitzenkraft im EM-Kader, die Spiele im Alleingang entscheiden kann. Die Erwartungen an solche Spieler sind einfach höher: „Die Leute wissen: Weltklasse entscheidet Spiele. Und denken dann: Das klappt dann jede Woche. Das geht nicht.“

Er sagt: „Spieler wie Leroy Sané sind keine Roboter. Er kann nicht Woche für Woche Weltklasse zeigen. Solche Spieler haben eine hohe Sensibilität. Hier ist der Trainer gefragt: Er muss Psychologe sein, in seinen Kopf eindringen - damit Sané für ihn durchs Feuer geht.“

Das klingt jetzt fast so, als sei Bundestrainer Julian Nagelsmann alleine für Sanés Top-Leistung verantwortlich. Gar nicht! Möller sagt mir im Gespräch sogar, dass sich Sané selbst kritischer mit seiner eigenen Leistung auseinander setzen sollte. Er sei ihm viel zu zurückhaltend.

Möller wörtlich: „Er kann und sollte die Kritik nicht ignorieren. Das wäre zu arrogant. Er sollte sein Umfeld fragen, Familie, Freunde und Berater, um sich und seine Leistung zu hinterfragen. Die Basis von allem ist, dass er ins Spiel geht und sich vornimmt: Heute gebe ich alles!“ Alles!

Und genau da sieht er Sanés Manko: die Körpersprache. Möller: „Sané muss mehr aus sich rausgehen, mal loslassen. Er muss Emotionen zeigen. Zu oft hat man bei ihm das Gefühl: Wenn alles klappt - gut. Wenn nicht - auch gut. Das ist vielleicht sein Charakter. Aber das geht nicht.“

Das ist der Rat, den er mit seiner Erfahrung aus zwei Jahrzehnten Profifußball geben kann: „Er braucht eine Verbindung mit dem Publikum. Er muss sich mehr Ziele setzen und mehr Willen zeigen. Er ist ein Enfant terrible im Fußballzirkus: Die Leute müssen seine Wucht spüren!“

Aus sich rausgehen, mal loslassen, Ziele setzen, mehr Willen zeigen, Wucht spüren: In wenigen Sätzen zeigt der Europameister von 1996 auf, wie Leroy Sané zum Superstar dieser Heim-EM aufsteigen kann. Wenn einer weiß, wie’s geht, dann Andreas Möller.

Er schoss Deutschland damals im Halbfinale mit dem entscheidenden Elfmeter ins EM-Endspiel. Ein Jahr später im Champions-League-Finale gegen Juventus Turin spielte er den entscheidenden Pass zum Lupfertor des BVB-Helden Lars Ricken. Sowas machen nur besondere Spieler.

Die KI hat übrigens Versöhnliches zu Sané hinzugefügt: „Trotz dieser Kritikpunkte bleibt Sané ein hoch geschätzter Spieler, dessen Beitrag auf dem Feld oft entscheidend ist. Sein Talent und seine Fähigkeit, Spiele zu verändern, machen ihn zu einem wertvollen Spieler für jedes Team.“

Er muss es nur wollen. Nichts anderes hat Andreas Möller gesagt.

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