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·21. Mai 2025
So sinnvoll waren die Trainerwechsel in der Bundesliga 2024/25

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·21. Mai 2025
Die Saison 2024/25 in der Bundesliga ist vorüber. Einige Teams haben in der abgelaufenen Saison ihren Trainer gewechselt. Manche wollten einen neuen Impuls, wiederum andere eine komplette Trendwende. Der ein oder andere Trainerwechsel war sinnvoll, andere allerdings nicht.
Doch welche Entlassungen und vor allem Neubesetzungen haben sich am Ende ausgezahlt? Und welche nicht? Wir haben dahingehend einmal nachgeforscht und uns mit den Trainerwechseln in der vergangenen Saison beschäftigt.
Der erste Trainerwechsel der Saison fand in Bochum statt. Die kurze Interimszeit von Markus Feldhoff mal ausgeklammert folgte Dieter Hecking auf Peter Zeidler, der einen Horrorstart hinlegte. Und dieser Trainerwechsel ist gleich einmal ein Sonderfall. Hat Dieter Hecking in Bochum etwas bewirkt? Ja. Gab es einen Trainereffekt? Ganz sicher ebenso. Wurde am Ende das Ziel erreicht, das man sich vorstellte, nämlich der Klassenerhalt? Nein. Es ist also ein Trainerwechsel, der am Ende mit gemischten Gefühlen einhergeht, wobei die positiven sicher überwiegen.
Denn zwischenzeitlich herrschte schon das Gefühl, dass Bochum es noch packen kann. Remis gegen Leverkusen, Sieg in der Allianz Arena, Sieg im Derby gegen Dortmund: Er brachte den Glauben schon zurück. Dass es am Ende vor allem an der Niederlagenserie im Frühjahr lag – und an der Qualität im Kader – ist aber auch ein Teil der Geschichte. Hecking geht mit Bochum allerdings in die 2. Bundesliga. Und alleine das zeigt schon das Vertrauensverhältnis.
Die TSG Hoffenheim zog im November die Reißleine und trennte sich von Pellegrino Matarazzo, weil die sportlichen Ziele in Gefahr waren. Neu ins Amt befördert wurde Christian Ilzer, der die TSG auf Platz 15 stehend übernahm – und die Saison auf Platz 15 stehend beendete. Es gab das ein oder andere Spektakelspiel rund um die TSG und einige Spieler wie Tom Bischof, die eine positive Entwicklung durchliefen, das war es dann aber auch schon.
Die Bilanz von Ilzer: 0,93 Punkte im Schnitt, also weniger, als Hecking mit Bochum holte. Fünf von 24 Spielen in der Bundesliga gewann Ilzer mit der TSG nur, elf gingen verloren. Man kann es nicht beweisen, aber dass die TSG mit Matarazzo weniger Punkte geholt hätte, ist zumindest anzuzweifeln. Es war keine gute Saison, aber Ilzer bekommt weiter das Vertrauen. Und muss sich steigern.
Bo Svensson und der FC Union, das war keine Erfolgsgeschichte. Wobei man sich fragen konnte, was man bei den Köpenickern von ihm erwartet hat. Rein statistisch war er der Coach, der sehr nahe an den alten Fischer-Fußball herankam. Auf Platz zwölf wurde er im Dezember entlassen, auf Rang 13 lief Union am Ende ein. 1,26 Punkte holte Baumgart, das war nicht viel mehr als durchschnittlich.
(Foto: Getty Images)
Gegen Saisonende gab es allerdings noch einige gute Spiele von Union unter dem Übungsleiter. Hier lief nicht alles schlecht, was generell für die gesamte Amtszeit des Trainers gilt. Aber die fehlende Konstanz ist natürlich ein Faktor, zudem hätte man Svensson durchaus auch noch einige Wochen geben können. Denn rein statistisch war Union unter ihm nicht weit von dem entfernt, was Baumgart am Ende leistete. War der Trainerwechsel also sinnvoll? Vielleicht. Aber eine klare Steigerung gab es nicht.
Das Experiment Nuri Sahin als Nachfolger von Edin Terzic beim BVB ist durchaus deutlich misslungen. Im Januar war Schluss für Sahin, Dortmund stand damals auf dem zehnten Tabellenplatz. Mike Tullberg übernahm kurz, Niko Kovac anschließend, als der BVB auf Platz elf stand. Bei diesem Trainerwechsel ist der Ausgang klar: Er war absolut erfolgreich. Kovac implementierte die Basics, half Dortmund enorm, wieder in die Spur zu finden. Lange fehlte zwar die Konstanz, aber mit einem sehr guten Endspurt rettete er dem BVB noch die Champions League.
Seine Bilanz kann sich auch sehen lassen. Zwei Punkte holte er im Schnitt pro Spiel, war über eine gesamte Saison hinweg gesehen 68 Punkte als Ergebnis bedeutet hätte. Er darf auch weitermachen, hat die Rückendeckung des Klubs und soll den BVB in der neuen Saison weiterentwickeln und auch weiter stabilisieren. Ihn installiert zu haben war eine sehr gute Idee der BVB-Verantwortlichen. Jetzt geht es aber um die Nachhaltigkeit.
Als sich RB Leipzig von Marco Rose trennte und Zsölt Löw zum Interimstrainer machte, hoffte man bei den Sachsen noch auf die Champions League. Doch das Ergebnis am Ende war ein ganz anderes. RB hat erstmals komplett den Europapokal verpasst, was für die eigenen Ansprüche natürlich ein Desaster ist. Und auch bei diesem Trainerwechsel mag man sich die Frage stellen: Gab es überhaupt einen Impuls?
Denn die gleichen Fehler, die RB schon in der Hinrunde und in den Teilen der Rückrunde, in der Rose im Amt war, machte, traten auch unter Löw weiterhin auf. Einen Platz in der Tabelle ging es sogar nach hinten, manche Spiele waren trostlos anzusehen, mitunter fehlte es komplett an der Struktur. Leipzig braucht einen großen Umbruch im Sommer – auch auf der Trainerposition.
Ein Sonderfall ist Daniel Bauer, der Wolfsburg als Interimstrainer in den letzten beiden Spielen betreute und vier Punkte holte. Ja, ein kleiner Trainereffekt war da, aber für Wolfsburg ging es nicht mehr um sehr viel.