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·10. Januar 2021

Sie wollen einfach nur spielen

Artikelbild:Sie wollen einfach nur spielen

Angstgegner? Trainerkiller? In dieser Saison ist so vieles anders beim VfB. Eine Mischung aus Widerstandsfähigkeit und Spielfreude bringt dem in grün spielenden VfB nach dem Sieg beim FC Augsburg Platz 1 in der Auswärtstabelle.

Auf den Spielzug in der 29. Minute ist sogar Usain Bolt neidisch: Einem Traumpass von Marc-Oliver Kempf folgt ein unwiderstehlicher Sturmlauf von Borna Sosa und ein wunderbares Zuspiel des Kroaten auf Silas, der cool zum 0:2 einschiebt. 11 Sekunden dauerte das, schneller ist nur der jamaikanische Olympiasieger – ohne Ball wohlgemerkt. Eine schnörkellose Kombination, die symbolisch für den VfB in der Saison 2020/2021 steht. Schnell, direkt, selbstbewusst.


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Bis auf ein paar Situationen seriös in der Abwehr mit einem einmal mehr überzeugenden Waldemar Anton und offensiv heißt das Motto beim VfB „Ich geb’ Gas, ich will Spaß!“. Es ist die reine Spielfreude, die dann letztlich auch weitere Tore verhindert. Manchmal hat man den Eindruck, der VfB spiele extra-schön für die Fans, die nicht im Stadion sind, um ihnen vor dem Fernseher die Freude zu bereiten, die es außerhalb des Platzes aufgrund der Auseinandersetzung zwischen Thomas Hitzlsperger und Claus Vogt aktuell nicht gibt.

Nicht selten wirkt es so, als ob die VfB-Spieler um jeden Spielzug ein Schleifchen machen wollen: Hier mal den Pass durchlassen für den vermeintlich besser postierten Mitspieler, dort mal den schweren statt den leichten Ball zu spielen, alles für die reine Freude am Spiel und dem Rausch an der eigenen Stärke. Das sieht dann gar nicht so sehr nach Profi-Fußball aus, sondern nach Bolzplatz: Spaß, lachen, schnicksen, passen, tricksen und wenn’s drauf ankommt, konsequent sein. Schließlich muss der Verlierer das Bier zahlen.

Nach Halbzeitführungen stellten Frankfurt und Hoffenheim ihr System um und drehten damit das Spiel. An diesen Beispielen orientierte sich FCA-Trainer Heiko Herrlich: Aus einer 3er- wurde eine 4er-Kette und 32 Sekunden nach Wiederanpfiff lag der Ball im VfB-Tor.

Kein Grund zur Sorge (mehr). Hatte der VfB in der Vergangenheit Schwierigkeiten mit Widerständen, gab es gegen Augsburg nur eine kurze Phase der Orientierung, bis die alten Säcke den Sack zumachten. Eine mehr als brillante Flanke von Nicolas Gonzalez vollendete Gonzalo Castro mit der Lässigkeit und Erfahrung aus fast 400 Bundesligaspielen. Kurz vor Schluss löffelte Anton eine Flanke auf den einfliegenden Daniel Didavi, der aus kurzer Distanz einnetzte. Dazwischen hätte der eingewechselte Philipp Förster treffen müssen. Aber er vergab. Es war eine Mischung aus einem suboptimalen Pass von Silas und Philipp Förster.

Ach ja, es gab einen Elfmeter, den Augsburg zweifelhaft fand und eine gelb-rote Karte gegen Marco Richter: So what? Der VfB Stuttgart war die bessere Mannschaft und der Sieg verdient. Punkt.

Foto: Imago (Poolfoto Pressefoto Bauman, Alexander Kepp)

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