Showdown um die Meisterrunde: „Jetzt muss jeder bei sich bleiben!“ | OneFootball

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Österreichische Fußball-Bundesliga

·7. März 2024

Showdown um die Meisterrunde: „Jetzt muss jeder bei sich bleiben!“

Artikelbild:Showdown um die Meisterrunde: „Jetzt muss jeder bei sich bleiben!“

Showdown um die Meisterrunde: „Jetzt muss jeder bei sich bleiben!“

7. March 2024 in ADMIRAL Bundesliga

Artikelbild:Showdown um die Meisterrunde: „Jetzt muss jeder bei sich bleiben!“

Drei freie Plätze, vier Teams mit großen Ambitionen – die letzte Runde des Grunddurchgangs hat einen echten Thriller zu bieten. Bei den Duellen SK Austria Klagenfurt vs. Rapid, TSV Egger Glas Hartberg vs. Sturm Graz und Austria Wien vs. WSG Tirol (alle am Sonntag, 17 Uhr, live auf Sky) entscheidet sich, wer es in die Meisterrunde der sechs besten Teams schafft – und wer seine Chance in der Abstiegsrunde suchen muss. Wir baten den akademischen Mentalcoach Wolfgang Seidl, die Ausgangslage der vier Mannschaften aus sportpsychologischer Sicht unter die Lupe zu nehmen.


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SK Austria Klagenfurt (Platz 4, 33 Punkte)

Unglaublich, aber wahr: Seit dem Aufstieg im Sommer 2021 war der Klub aus Kärnten in der ADMIRAL Bundesliga nie (!) schlechter als Rang sechs platziert. Dementsprechend erreichte man auch immer die Meisterrunde und übertraf damit die Saisonziele und die Erwartungen. Auch am Sonntag reicht bereits ein Punkt gegen Rapid Wien, um den Hattrick zu schaffen und die Erfolgsserie zu prolongieren. „Mein Rat wäre, trotzdem auf Sieg zu spielen. Es wäre brandgefährlich, wenn es kurz vor dem Ende unentschieden stehen würde, die Spieler mit den Köpfen schon in der Meisterrunde sind und dann den Fokus verlieren.“

Ein großes Plus für die Klagenfurter: Mit Trainer Peter Pacult sitzt ein mit allen Wassern gewaschener Haudegen auf der Trainerbank, der alle erdenklichen Szenarien im Fußball schon erlebt hat. „Dadurch ist er authentisch und kann seinen Spielern diese Erfahrung weitergeben. Das kann in solch einer Drucksituation schon enorm helfen“, findet Seidl, der auch die Underdogrolle hervorhebt: „Im Vergleich zu den Wiener Vereinen können sie die Aufgabe mit einer gewissen Lockerheit angehen. Denn zu großer Druck wirkt bekanntlich leistungsmindernd.“

TSV Egger Glas Hartberg (Platz 5, 33 Punkte)

Das Gleiche gilt natürlich auch für die Steirer, die in dieser Saison seit der sechsten Runde immer über dem Strich standen. Allerdings haben sie den ersten Matchball am vergangenen Wochenende bei der 0:1-Niederlage in Tirol vergeben. Ein psychologischer Nachteil? „In dieser Situation ist es wichtig, dass sich die Mannschaft auf ihre Stärken besinnt und weiß, worauf sie in der letzten Runde vertrauen kann. Jeder muss auch in dieser speziellen Situation bei sich bleiben.“

Seidl würde auch Abstand davon nehmen, die – zweifellos vorhandene – Stärke des Gegners Sturm Graz zu sehr in den Vordergrund zu stellen. „Jetzt zu denken, die haben in der letzten Runde 4:0 gewonnen, spielen um den Meistertitel – das wäre der falsche Ansatz. Besser wäre, das System, das Markus Schopp sehr gut entwickelt hat, in aller Konsequenz bis zum Ende durchzuziehen.“ Auch den Hartbergern würde bereits ein Punkt im Steirer-Derby reichen, das Hinspiel ging allerdings mit 1:2 verloren. Seidl: „Aber auch das darf jetzt keine Rolle mehr spielen.“

Rapid Wien (Platz 6, 32 Punkte)

Wie die Hartberger hat auch Rapid beim 1:1 gegen Lustenau einen Matchball vergeben und muss jetzt eine Woche lang um den Einzug in die Meisterrunde zittern. Dazu kommen die Vorkommnisse nach dem Derby, die am Montag von der Liga mit Sperren gegen Schlüsselspieler wie Guido Burgstaller, Marco Grüll oder Niklas Hedl sanktioniert wurden. „Nach dem Derbysieg glaubten alle, dass Rapid jetzt in einen richtigen Flow kommt. Das wurde durch die Geschehnisse danach allerdings torpediert. Die Frage ist: Inwieweit gelingt es den Rapidlern, das Ganze in der Vorbereitung auf das Spiel in Klagenfurt auszublenden?“

Eine Schlüsselrolle nimmt dabei naturgemäß Trainer Robert Klauß ein, von dem Seidl einen sehr guten Eindruck gewonnen hat. „Es wirkt so, als ob er einen sehr guten Draht zu seinen Spielern hat, er hat, was das Auftreten der Mannschaft angeht, viel Gutes bewirkt. Mein Ansatz wäre, mit den Spielern offen auch über die negativen Geschehnisse zu sprechen, da es ja auch in der Woche vor dem letzten Spiel überall ein Thema ist. Und es gilt, den Spielern, die jetzt für die Gesperrten in die Bresche springen müssen, den Rücken zu stärken und ihnen Vertrauen entgegenzubringen.“

Wie auch bei SK Austria Klagenfurt wäre es auch für Rapid wichtig, sich nicht zu sehr darauf einzulassen, dass ein Unentschieden am Ende des Tages reicht. Eine Gefahr, die beim stets positiv denkenden Klauß kaum besteht. „Mir gefällt sein optimistischer Ansatz, weil er der DNA von Rapid entspricht. Nur wenn der Trainer ein positives Mindset vorlebt, können die Spieler darauf auch anspringen.“

Austria Wien (Platz 7, 30 Punkte)

Als einziges Team, das den Sprung in die Top 6 nicht in der eigenen Hand hat, ist die Ausgangslage für die Veilchen einerseits kompliziert. Andererseits sprechen aber doch auch einige Argumente für die Violetten. Zum Beispiel, dass man die Rolle des Jägers schon die ganze Saison lang gewohnt ist und als einziges der vier Teams mit einem Erfolgserlebnis aus dem letzten Spieltag kommt. „Zumal das ja schon ein entscheidendes Spiel war. Doch gegen Blau-Weiß Linz hat die Austria gezeigt, dass sie dem Druck gewachsen ist“, beurteil Seidl.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass es für die Austria auch aus finanziellen Gründen wichtig wäre, die Top 6 zu erreichen. „Es wäre meiner Ansicht nach nicht gut, zu viel von diesem Druck an die Spieler weiterzugeben“, sagt Seidl.

Der Tatsache, dass die Austria selbst bei einem Sieg durch die Finger schauen könnte, würde der Mentalcoach nicht allzu viel Platz einräumen. „Entscheidend ist, dass man alles in seiner Macht Stehende erledigt und sich nachher nichts vorwerfen kann. Dann kann man auch den Blick positiv nach vorne richten und mit aller Kraft versuchen, über die Abstiegsrunde ins internationale Geschäft zu kommen.“

Alle Szenarien im Überblick:

Remis bei Klagenfurt gegen Rapid

Kommt es im Spiel zwischen den Kärntnern und den Wienern zu einem Unentschieden, würde die Wiener Austria selbst mit einem Sieg gegen die WSG Tirol keine Chance mehr haben in die Meistergruppe einzuziehen. Der TSV Hartberg wäre hingegen dann selbst bei einer Niederlage gegen Sturm in der Meistergruppe dabei, weil dann Hartberg und die beiden Wiener Vereine jeweils 33 Punkte hätten. In der Tabelle der direkten Duelle dieser drei Klubs landen die „Veilchen“ hinter Hartberg und Rapid am letzten Platz.

Direkte Duelle zwischen Hartberg, Rapid und Austria

  • Hartberg – 9 Punkte – 5:3 Tore
  • Rapid – 4 Punkte – 3:2 Tore
  • Austria – 4 Punkte – 4:6 Tore

Sieg Klagenfurt oder Rapid

Sollte es beim Spiel zwischen Klagenfurt und Rapid einen Sieger geben, hätte die Wiener Austria bei einem Sieg gegen WSG Tirol noch Chancen auf die Top 6.

Bei einem Sieg von Rapid in Klagenfurt und einer Niederlage von Hartberg gegen Sturm würden Hartberg, Klagenfurt und der Wiener Austria bei jeweils 33 Punkten landen, womit Hartberg in der Qualifikationsgruppe spielen würde.

Direkte Duelle zwischen Hartberg, Klagenfurt und Austria

  • Klagenfurt – 6 Punkte – 8:5 Tore
  • Austria – 5 Punkte – 8:7 Tore
  • Hartberg – 4 Punkte – 4:8 Tore

Bei einem Sieg von Klagenfurt über Rapid, könnte die Austria die Hütteldorfer aus eigener Kraft überholen. Rapid würde dann bei 32 Punkten halten, und die Austria käme auf 33, wodurch Rapid dann auf Rang sieben bzw. in die Qualifikationsgruppe abrutschen würde.

Sieg Rapid und Unentschieden Hartberg

Sollte Rapid in Klagenfurt gewinnen und die Hartberger gegen Sturm zumindest ein Remis holen, würde die Austria mit einem Sieg zu Klagenfurt aufschließen und könnte damit den Einzug in die Meistergruppe schaffen. Im direkten Duell mit Klagenfurt würde die Tordifferenz gewertet werden, da beide Spiele mit 2:2 endeten. Hier haben die Kärntner aktuell mit 28:26 (+2 Tore) gegenüber der Austria mit 23:22 (+1 Tor) noch die Nase vorne. Da man in diesem Fall aber schon die Niederlage der Klagenfurter und den Sieg der Austria einberechnen müsste, hätte die Wiener Austria schlussendlich die bessere Tordifferenz und würde an der Klagenfurter Austria vorbeiziehen.

Fotos: Gepa pictures

Redakteur: Markus Geisler

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