Serie A Vorschau Teil 4: Milan, Sampdoria, Spezia, Bologna | OneFootball

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·19. August 2021

Serie A Vorschau Teil 4: Milan, Sampdoria, Spezia, Bologna

Artikelbild:Serie A Vorschau Teil 4: Milan, Sampdoria, Spezia, Bologna

Am Wochenende rund um den 21. August startet die neue Saison in der Serie A. Meister Inter will seinen Titel verteidigen, viele Klubs wollen das verhindern. Im vierten Teil unserer großen Saisonvorschau beschäftigen wir uns mit der AC Milan, Sampdoria, Spezia Calcio und dem FC Bologna.

  • Milan steht vor einer herausfordernden Saison – Die Mannschaft ist gut und die Entwicklung erst am Anfang, die fehlende Tiefe bereitet jedoch sorgen
  • Sampdoria Genua muss nach Ranieris Rücktritt den Umbruch einleiten, Neu-Trainer D’Aversa muss die „graue Maus“ mit viel Kreativität in Gang bringen
  • Spezia Calcio steht nach dem sensationellen Klassenerhalt vor einem Neuaufbau unter Trainer-Neuling Thiago Motta und kämpft von Tag 1 um den Klassenerhalt
  • Bologna verfügt über viel Potenzial, ließ zuletzt aber Effizienz und Konstanz vermissen – kann Mihajlovic endlich alles aus dem Kader rausholen?

AC Milan (Letzte Saison: 2. Platz)

Die „Rossoneri“ blicken auf eine richtig gute Saison 2020/21 zurück. An dessen Ende gelang die Vize-Meisterschaft und die Rückkehr in die Champions League nach sieben (!) Jahren. Nach einer guten Hinrunde, die Milan mit zwei Punkten Vorsprung (ingesamt 43 Punkte) vor dem Lokalrivalen Inter als „Herbstmeister“ abschloss, folgte eine weniger gute Rückrunde (36 Punkte), in der man 14 (!) Punkte auf Inter verlor. So bleibt zwar das Gefühl zurück, dass da eigentlich noch mehr drin war. Doch realistisch betrachtet hätte man auch mit einer besseren Rückrunde nur schwer mit Inter mithalten können. Die „Nerazzurri“ waren einfach zu stark.


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Der Beginn eines Zyklus?

Fairerweise muss man allerdings auch anmerken, dass Milan deutlich mehr Punkte geholt hat, als sie es auf Basis ihrer Expected Points (xP) hätten erwarten dürfen – 10,25 an der Zahl (nur übertroffen von Inter und Lazio). So gesehen sollte Milan, das in der xP-Tabelle nur auf Rang 5 gelandet wäre, mit dem Ergebnis mehr als zufrieden sein. Und das ist die Mehrzahl aller Beteiligten im Umfeld Milans sicher auch. Ohnehin war die abgelaufene Saison sicherlich eher der Beginn eines neuen Zyklus, als der Höhepunkt. Viele Leistungsträger sind noch unter 25 und haben folglich noch viel Entwicklungspotenzial. Gleiches gilt auch für die gesamte Organisation, die einen Umbruch erlebt hat und sich nun wieder in Richtung „Spitzenteam“ entwickeln muss.

Trainer Stefano Pioli, der die anfänglichen Zweifel an seiner Person mittlerweile vollständig hinter sich gelassen hat, hat das Spiel der Mailänder gewaltig verändert und modernisiert. Milan spielt intensiv, variabel und mutig. In Ballbesitz ist das Spiel markant asymmetrisch angelegt, was vor allem daran liegt, dass Linksverteidiger Theo Hernandez (23) extrem offensiv agiert und mit seiner Wucht eine der größten Waffen Milans ist (letzte Saison sieben Tore, sechs Assists), während Davide Calabria (25) auf der anderen Seite gerne etwas konservativer spielt und für zusätzliche Sicherheit und Unterstützung im Spielaufbau sorgt. Um diese Stärken sinnvoll zu ergänzen, paarte Pioli Theo gerne mit Hakan Calhanoglu (27). Er ist ein Spieler, der die Bahn nur allzu gerne für den Linksverteidiger freimacht und den „Zehnerraum“ suchte. Auf der anderen Seite geschah dies mit Calabria und Alexis Saelemaekers (22), der als Rechtsfuß auf der rechten Seite für die nötige Breite im Spiel sorgte.

Balance und Physis

Schon diese Beispiele zeigen, wie Pioli seine Mannschaft zusammenstellt – er schafft Balance und gibt seinen Spielern genug Raum, um die eigenen Stärken zu entfalten. Ein anderes, gut harmonierendes Paar ist die „Doppelsechs“ aus Ismael Bennacer (23) und Franck Kessié (24). Bennacer agiert lieber als Spielmacher aus der Tiefe. Kessie kann am ehesten als klassischer Box-to-Box-Spieler bezeichnet werden, der mit seiner Power sowohl offensiv als auch defensiv enorm dominant spielen kann. Doch auch Bennacer hat Qualitäten in der Defensive und überzeugt mit Physis und Aggressivität. Stärken, die sich durchs gesamte Milan-Team ziehen.

Egal ob es das Innenverteidiger-Duo Kjaer-Tomori ist, die bereits genannte „Doppelsechs“, die Außenverteidiger oder auch die Stürmer Zlatan Ibrahimovic (39), Ante Rebic (27) oder Rafael Leao (22) sind, alle sind extrem physisch. Insofern ist es auch nicht überraschend, dass Milan vergleichsweise wenig Ballbesitz hatte. Dazu spielte man verhältnismäßig viele lange Bälle. Doch auch das kann nur ein Zwischenschritt in der Entwicklung sein.

Milan muss in der kommenden Saison noch variabler werden, um nicht berechenbar zu werden (auch ein Aspekt, warum es in der Rückserie etwas bergab ging). Und sie brauchen einen breiteren Kader, um besser nachlegen und Ausfälle kompensieren zu können (ein weiterer Aspekt). Um an diesen beiden Punkten zu arbeiten, bräuchte es eigentlich vor allem passende Neuzugänge, doch das bisherige Transferfenster stand eher unter dem Motto „Status Quo halten“.

Status Quo und fehlende Tiefe?

Die zuvor ausgeliehenen Fikayo Tomori (23), Sandro Tonali (21) und Brahim Diaz (22) wurden für ingesamt knapp 50 Millionen Euro fest verpflichtet bzw. erneut ausgeliehen (Diaz), während mit Mike Maignan (25), Fodé Ballo-Touré (24) und Olivier Giroud (34) nur drei wirklich neue Spieler verpflichtet worden sind. Wobei Maignan als direkter Ersatz für Gianluigi Donnarumma (22), der ablösefrei zu PSG wechselte, und Giroud als Ersatz für Mario Mandzukic (35, Vertrag wurde nicht verlängert) geholt wurden. Giroud kann zwar als Verstärkung und als Entlastung für Ibrahimovic angesehen werden. Doch Maignan wird kaum als echte Verstärkung gewertet werden können (gleichwertiger Ersatz wäre schon das Maximum).

Immerhin behebt Ballo-Touré ein echtes Problem, schließlich fehlte es Milan zuvor an einem guten Ersatz für Theo. Diego Laxalt, der zu Dynamo Moskau nach Russland wechselte, konnte dieser Rolle nicht gerecht werden. Auf der anderen Seite stehen die Abgänge von Diogo Dalot (22), der nach seiner Leihe zu Manchester United zurückkehrte, und Hakan Calhanoglu, der ablösefrei zu Inter wechselte (ein äußerst schmerzhafter Abgang, der aufgrund der unverhältnismäßigen Gehaltsansprüche des Türken wohl unvermeidlich war), die noch auszugleichen sind. Mit dem talentierten Pierre Kalulu (21) und dem Leih-Rückkehrer Tommaso Pobega (22) stehen zwei sehr spannende Alternativen im Kader. Doch angesichts der Mehrfach-Belastung aus Liga, Pokal und nun auch noch Champions League, kommt der Kader etwas zu schlank daher. Bis zum 31.08. sollte Milan in der Tiefe noch etwas nachlegen, falls möglich.

Player to watch: Brahim Diaz

Dass Brahim Diaz ein großes Talent ist, steht völlig außer Frage. Betrachtet man allein die Vita des jungen Spaniers, so finden sich dort illustre Arbeitgeber wie Manchester City und Real Madrid. Doch wirklich angekommen im Profi-Fußball ist er erst in Mailand, wohin ihn Real Madrid in der letzten Saison ausgeliehen hat. Nun, eine Saison später, hat Milan erneut von einer Leihe Gebrauch gemacht, um sich seine Dienste zu sicher, doch dieses Mal ist er gekommen um zu bleiben. Die „Rossoneri“ haben sich eine Kaufoption in Höhe von 22 Millionen Euro (allerdings mit Rückkaufoption) gesichert, die sie sicherlich auch nutzen werden. Zumindest, wenn Brahim nur annähernd das hält, was seine Auftritte in der letzten Saison versprochen haben.

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(Jose Miguel Fernandez/imago)

In einer ansonsten sehr physischen Mannschaft, ist er mit seinen 1,71m eine echte Ausnahmeerscheinung. Er ist ein echter Künstler, der vor allem mit feinen Pässen und raffinierten Dribblings für Begeisterung und Abwechslung in Milans Spiel sorgt. Gerade diese Andersartigkeit macht ihn also so wertvoll und nach Calhanoglus Abgang wird er umso mehr gebraucht. Was er allerdings noch braucht ist Rhythmus und Spielpraxis und beides soll er in der kommenden Saison bekommen. Es könnte aufregend werden.

AC Milan 2021/22 Serie A: Prognose

Mit der Champions League erwartet die Mailänder in der kommenden Saison eine weitere große Herausforderung, die Pioli mit seinem guten, aber relativ dünn besetzten Kader bewältigen muss. Insgesamt dürfte das Niveau der Mannschaft ungefähr gleich geblieben sein. Auch wenn die ablösefreien Abgänge von Donnarumma und Calhanoglu äußerst schmerzhaft waren. Eine Wiederholung von Platz zwei wäre ein große Überraschung, die erneute Qualifikation für die Champions League hingegen nicht – auch wenn sie auch sicherlich kein Selbstläufer wird. Platz 3-5.

Sampdoria Genua (Letzte Saison: 9. Platz)

Sampdoria Genua war in der abgelaufenen Saison die „graue Maus“ der Liga. Die Mannschaft kam zu keiner Zeit in Abstiegsnöte, durfte sich jedoch auch niemals Hoffnungen auf mehr als einen sicheren Mittelfeldplatz machen. Abgesehen vom 5. Spieltag, an dem sie zwischenzeitlich auf Rang 5 kletterte, stand die Mannschaft von Claudio Ranieri niemals besser dar als Platz 9, weshalb die „Blucerchiati“ mit der Endplatzierung sehr zufrieden sein dürften. Ab dem 12. Spieltag stand „Samp“ ausschließlich auf einem Platz zwischen Rang 9 und Rang 11. Und auch das Torverhältnis gestaltete sich mit 54:56 relativ ausgeglichen, was einfach nur ins Bild passt.

Trainer-Legende Claudio Ranieri, der das Team im Oktober 2019 übernommen hatte und es anschließend bis zu diesem Zustand stabilisierte, trat angesichts dieses Erfolgs am Saisonende von seinem Amt zurück und übergab an Roberto D’Aversa, um die nächsten Stufen der Entwicklung zu begleiten. Der 46-jährige gebürtige Stuttgarter saß zuletzt bei Parma Calcio auf der Bank, wo er zunächst zwischen Dezember 2016 und August 2020 extrem erfolgreich arbeitete. Schließlich kehrte er im Januar für eine zweite Amtszeit zurück, konnte den Abstieg aber nicht verhindern. Nun übernimmt er bei Sampdoria ein Projekt, das auf deutlich solideren Füßen steht, bei dem es aber mindestens genauso viel Kreativität bedarf.

Außer der Trainer – Alles beim Alten?

Der Kader ist mit einem Durchschnittsalter von über 27 Jahren etwas überaltert und auch viele Leistungsträger wie Albin Ekdal (32), Antonio Candreva (34) und Kapitän Fabio Quagliarella (38) sind deutlich über ihrem Zenit. Bausteine für die Zukunft sind relativ rar. Zumindest ein paar lassen sich finden: Torwart Emil Audero (24), Leih-Rückkehrer und Innenverteidiger Julian Chabot (23), Linksverteidiger Tommaso Augello (26), Mittelfeldmotor Morten Thorsby (25), Flügelspieler Jakob Jankto (25) und Top-Talent Mikkel Damsgaard (21). Abgesehen von Letzterem alles eher solide Serie A Spieler, nichts was die Fantasie heiß laufen lässt, doch zumindest eine gesunde Basis, die ergänzt werden kann.

Von dieser Ergänzung ist bislang aber noch nicht so viel zu sehen. Die bisherigen Leihspieler Candreva (34), Torregrossa (29) und La Gumnia (25) wurden entsprechend ihrer Klauseln fest verpflichtet, während Keita Balde (26) zum Stammverein zurückkehrte und Gaston Ramirez‘ (30) Vertrag auslief. Mehr ist bislang nicht passiert. Zumindest bis heute bleibt Sampdoria also auch die „graue Maus“ der Liga, was den Transfermarkt anbetrifft. Ob das sportlich auch so bleibt, ist jedoch fraglich – im negativen Sinne.

Player to watch: Mikkel Damsgaard

Mikkel Damsgaard ist im Sommer gerade einmal 21 Jahre alt geworden und doch ist er der große Hoffnungsträger Sampdorias. Nach einer eher mäßigen ersten Serie A Saison mit gerade einmal zwei Toren und vier Assists in 35 Einsätzen, machte er bei der Europameisterschaft mit zwei Toren und einer Vorlage in fünf Einsätzen auf sich aufmerksam. Vor allem sein direktes Freistoßtor im Halbfinale gegen England dürfte den meisten noch bestens im Gedächtnis sein. Ein Tor, mit dem der junge Däne zumindest mal andeutete wozu er im Stande ist.

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(Jonathan Moscrop/imago)

Davon will Sampdoria, das im Sommer 2020 fast sieben Millionen Euro für ihn bezahlte, nun natürlich noch mehr sehen. Sollte Neu-Coach D’Aversa auch bei „Samp“ auf sein favorisiertes 4-3-3-System setzen, könnte Damsgaard zu einem großen Profiteur des Trainerwechsels werden. Schließlich fühlt er sich auf dem linken Flügel mit entsprechender Absicherung am wohlsten.

Sampdoria Genua 2021/22: Prognose

Angesichts der bisherigen Aktivitäten auf dem Transfermarkt, der Substanz des Kaders und des Risiko des Trainerwechsels, wäre die Wiederholung von Platz 9 für Sampdoria ein ausgezeichnetes Ergebnis. Fehlt es jedoch an der nötigen Stabilität und fallen wichtige Leistungsträger aus, könnte Sampdoria auch schnell in den Tabellenkeller abrutschen. Noch haben die Verantwortlichen Zeit, doch sich nur auf die Solidität, Kontinuität und Stabilität zu verlassen, wäre in einer so umkämpften Liga fahrlässig.

Spezia Calcio (Letzte Saison: 15. Platz)

Spezia Calcio erreichte in der abgelaufenen Saison einen für einen Aufsteiger sehr respektablen 15. Platz und kann sich damit auf ein zweites Jahr im italienischen Oberhaus freuen. Bemerkenswerterweise stand Spezia nur einmal, am 15. Spieltag, am Ende eines Spieltages auf einem Abstiegsplatz. Allerdings standen sie auch nur nach dem ersten Spieltag auf einem Tabellenplatz der oberen Tabellenhälfte. Doch auch damit wird man in Lingurien bestens leben können.

Spezias Stärken lagen dabei eindeutig in der Offensive. Mit 52 erzielten Toren waren sie die torgefährlichste Mannschaft der unteren Tabellenhälfte, während die Defensive mit 72 Gegentoren ungefähr auf dem Niveau von Absteiger Benevento bewegte. Positiv zu erwähnen ist auch, dass Spezia 15 verschiedene Torschützen aufweisen konnte, von denen nur M’Bala Nzola mehr als zehn Tore (11) aufweisen konnte. Die Mannschaft ist folglich nicht allzu abhängig von einem einzigen Spieler, sondern funktioniert vor allem als Kollektiv.

Das Erfolgsteam zerbricht – Neuaufbau unter Motta

Von diesem Kollektiv ist in der Form aber nicht mehr allzu viel vorhanden. So kehrten u.a. Julian Chabot (23), Lucien Agoume (19), Tommaso Pobega (21), Riccardo Saponara (29), Daniele Verde (25), Diego Farias (31) und Roberto Piccoli (20) etliche wichtige Spieler nach ihren jeweiligen Leihen zu ihrem Stammverein zurück. Eine erneute Verpflichtung scheiterte bisher, abgesehen von Daniele Verde, der für 600.000 Euro fest von AEK Athen verpflichtet wurde. Dafür wurden mit Rechtsverteidiger Kevin Amin (23, kam für 3,2 Millionen Euro aus Toulouse), „Sechser“ Leo Senat (25, kam für zwei Millionen Euro von Atletico Mineiro), „Zehner“ Viktor Kovalenko (25, Leihe von Atalanta) und Flügelspieler Ebrima Colley (21, Leihe von Atalanta), sowie weiteren ablösefreien Verpflichtungen neue Spieler dazu geholt.

Und auch auf der Trainerposition gab es eine Veränderung: Vincenzo Italiano, der in Karlsruhe geboren wurde und mit Spezia sowohl den Aufstieg als auch den Klassenerhalt erreicht, wechselte zur Fiorentina und wurde von Thiago Motta ersetzt. Motta ist mit seinen erst 38 Jahren noch recht frisch im Geschäft. Er kann bisher nur auf seine Erfahrung als Spieler, als Nachwuchs-Coach bei PSG und als Chef-Trainer von Genoa (zehn Spiele) zurückgreifen. Angesichts dieser geringen Erfahrung und der unglücklichen ersten Station bei Genoa, brach keine Begeisterung rund um den Trainer aus. Doch der Verein hat großes Vertrauen in ihn und stattete ihn folglich gleich mit einem Vertrag bis 2024 aus. Ob er diesen erfüllt, ist mehr als fraglich – im Erfolgs- wie im Misserfolgsfall. Doch zumindest hat er die nötige Rückendeckung, um Veränderungen durchzuführen, die aber ja ohnehin nötig sind.

Eine Veränderung, die auf jeden Fall zu erwarten ist, ist die Umstellung von einer 4-3-3-Grundordnung, auf eine 3-4-3-Grundordnung. Das würde dem Team mehr defensive Stabilität und noch mehr Flexibilität im Positionsspiel ermöglichen. Ob das ausreicht, um den Erfolg des letzten Jahres zu wiederholen bleibt aber fraglich.

Player to watch: Ebrima Colley

Der 21-jährige Gambier Ebrima Colley wurde für ein Jahr, inklusive einer Kaufoption, von Atalanta Bergamo ausgeliehen und hofft nun, dass er den Durchbruch bei Spezia Calcio schafft. Colley, dessen Cousin Omar Colley bei Sampdoria in der Innenverteidigung spielt, kommt aus dem Atalantas und konnte dort vor allem in der Primavera, der Nachwuchs-Serie, mit vielen Toren glänzen. Den Sprung in die erste Mannschaft schaffte er jedoch nur bedingt – mehr als fünf Serie Kurzeinsätze sollten bisher nicht rausspringen. Auch eine erste Leihe zu Hellas Verona, das zumindest stilistisch Atalanta ähnelte, brachte nicht den gewünschten Erfolg, mehr als zwei Tore in 25 Pflichtspielen kamen nicht zusammen.

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(imago)

Nun nimmt er also einen neuen Anlauf und der begann gleich sehr vielversprechend: In der ersten Pokalrunde der neuen Saison gelang ihm prompt ein Treffer. Und es wäre nicht allzu verwunderlich, wenn der schnelle Linksaußen mit dem starken rechten Fuß (er ist auch bekannt für direkte Freistoß-Tore) auch in der Liga endlich den Durchbruch packt.

Spezia Calcio 2021/22: Prognose

Spezia hat einen großen Umbruch hinter sich und steht nun vor einer gewaltigen Aufgabe. Trainer Motta will sich einen Namen als Trainer machen, doch zunächst einmal muss er aus den vielen neuen und alten Spielern eine Mannschaft formen die gemeinsam funktioniert und mit der er eine Philosophie erarbeiten und umsetzen kann. In Spezia ist der Ergebnisdruck womöglich nicht so groß wie anderswo, doch auch die Möglichkeiten sind deutlich begrenzter, ebenso wie die Fehlertoleranz, wenn es darum geht den Abstieg zu vermeiden. Das dies gelingt, darf zum jetzigen Zeitpunkt noch bezweifelt werden. Platz 17-20.

FC Bologna (Letzte Saison: 12. Platz)

Der FC Bologna verbrachte nahezu die gesamte letzte Spielzeit auf einem Tabellenplatz zwischen Rang 10 und Rang 15. Größere Abstiegssorgen blieben dabei ebenso aus, wie große Jubelstürme nach dem Erreichen des 12. Tabellenplatzes. Nichtsdestotrotz ist der 12. Tabellenplatz ziemlich genau die Kragenweite Bolognas. Die Hinrunde schloss man mit 20 Punkten auf Rang 13 ab, während es in der Rückrunden-Tabelle mit 21 Punkten nur zu Platz 14 reichte.

Fehlende Effizienz – Schafft Arnautovic Abhilfe?

Trotzdem wird Bologna das Gefühl haben, dass da mehr drin war. In der xP-Tabelle (Expected Points) wird die Mannschaft von Trainer Sinisa Mihajlovic nämlich auf Rang 10 geführt, mit der Annahme, dass sie mit 8,36 Punkte mehr hätten rechnen dürfen, als sie tatsächlich erreichten. Insbesondere in der Offensive blieb man nämlich deutlich unter den eigenen Möglichkeiten, wenn man die xG-Werte zugrunde legt. Bezeichnenderweise konnte auch kein Spieler Bolognas mehr als zehn Tore erzielen, Mittelfeldspieler Roberto Soriano (29) war mit neun Saisontoren Top-Torschütze.

Um dem entgegenzuwirken, wurde nun Marko Arnautovic (32) für drei Millionen Euro von Shanghai Port verpflichtet. Der Österreicher soll mit Toren und Erfahrung helfen, auch um seinen jungen Sturmpartner in der Entwicklung voranzubringen. Mit Riccardo Orsolini (24), Andreas Skov Olsen (21), Emanuel Vignato (20) und Musa Barrow (22) stehen nämlich gleich vier hochveranlagte Flügelstürmer im Kader Bolognas. Insbesondere Barrow konnte mit 18 Tore und 13 Assists in 58 Pflichtspielen für Bologna schon andeuten, wozu er im Stande ist. Doch gleichermaßen ist bei ihm noch so viel ungenutztes Potenzial erkennbar, dass man sich fragt, was da noch möglich ist. Er wurde im Übrigen für 14,5 Millionen Euro fest von Atalanta BC verpflichtet.

Bologna in der Serie A: Für mehr bestimmt

Abgesehen davon hat sich Bologna bisher weitestgehend zurückgehalten. Die beiden Innenvertediger Kevin Bonifazi (25) wurde für sechs Millionen Euro von SPAL Ferrara verpflichtet und Adama Soumaoro (29) wurde nach seiner Leihe für 2,5 Millionen Euro fest von Lille geholt.  Auf der Abgangsseite sind Andrea Poli (31), Danilo (37) und Rodrigo Palacio (39) die prominentesten Abgänge – ihre Verträge wurden allesamt nicht verlängert.

Insgesamt hat Bolognas Kader aber eine Menge zu bieten. Neben der bereits genannten Offensive, verfügt man nämlich noch über einige weitere, hochinteressante Spieler, u.a. die drei zentralen Mittelfeldspieler Mathias Svanberg (22), Jerdy Schouten (24) und Nicolas Dominguez (23), sowie Linksverteidiger Aaron Hickey (19) und Innenverteidiger Takehiro Tomiyasu (22). Schon aus dieser Aufzählung dürfte hervorgehen, dass der Kader eigentlich für mehr bestimmt ist, als einen Platz im unteren Mittelfeld. Spätestens in der kommenden Saison muss sich Trainer Mihajlovic auch daran messen lassen.

Player to watch: Takehiro Tomiyasu

Der 22-jährige Japaner kam im Sommer 2019 für 7 Millionen Euro vom belgischen Club VV St. Truden und hat sich auf Anhieb zum Stammspieler entwickelt. In 60 Serie A Spielen gelangen ihm drei Tore und drei Assists, doch das sind nur Zahlen. Tomiyasu verfügt über ein enorm spannendes Profil. Er ist schnell, physisch stark, 1,88m groß und trotzdem technisch sehr fein. Er kann sowohl als Innenverteidiger als auch als Rechtsverteidiger spielen und ist sehr aktiv im Aufbau- und Offensivspiel.

Artikelbild:Serie A Vorschau Teil 4: Milan, Sampdoria, Spezia, Bologna

(imago)

Neben einem sauberen Passspiel, besticht er vor allem durch ein gutes Dribbling, was im als Rechtsverteidiger auf dem Flügel hilft und ihm als Innenverteidiger die Möglichkeit gibt gegnerische Linien einfach zu überdribbeln. Dass er darüber hinaus auch noch mehr solide verteidigt und sich extrem aufnahmefähig zeigt, vervollständigt dieses positive Bild. Auf ihn sollte man auf jeden Fall achten, wenn er denn auch nach dem 31. August noch da sein sollte.

FC Bologna 2021/22: Prognose

Der FC Bologna bringt alles mit, um den Sprung in die obere Tabellenhälfte zu schaffen. Die Mannschaft verfügt über viele talentierte Spieler, sie ist relativ gefestigt und hat mit Marko Arnautovic nun auch noch einen Spieler, der mehr als zehn Tore pro Saison verspricht. Effizienz und Kontinuität sind die Aspekte, an den Mihajlovic vor allem arbeiten muss. Sollte dies gelingen, ist Platz 8-11 realistisch.

(Spada LaPresse/imago)

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