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·23. September 2022

Senß vor Derby: "Noch mehr Feuer drin"

Artikelbild:Senß vor Derby: "Noch mehr Feuer drin"

Am 2. Spieltag in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga treffen heute (ab 19.15 Uhr, live bei Eurosport und MagentaSport) die beiden rheinischen Rivalen Bayer 04 Leverkusen und 1. FC Köln aufeinander. Im DFB.de-Interview spricht Bayer-Kapitänin Elisa Senß (24) mit Mitarbeiter Ralf Debat über ihre neue Rolle, den Saisonstart, einen möglichen Auftritt in der großen BayArena und das Derby.

DFB.de: Wie groß war die Erleichterung nach dem gelungenen Saisonstart mit dem 1:0-Auswärtserfolg beim MSV Duisburg, Frau Senß?


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Elisa Senß: Wir hatten uns vorgenommen, drei Punkte mitzunehmen. Es war gut, dass wir unsere Leistung auf den Platz gebracht haben und damit auch unserer Favoritenrolle gerecht geworden sind. Es war ein guter Saisonstart für uns.

DFB.de: Gibt dieses Erfolgserlebnis dem Team noch zusätzlichen Schwung?

Senß: Ich denke schon, dass wir dadurch noch weiteres Selbstvertrauen sammeln konnten. Wir waren griffig in den Zweikämpfen und haben unter dem Strich auch verdient gewonnen. Dennoch gibt es natürlich noch einige Punkte, in denen wir uns verbessern können und müssen. Das betrifft unter anderem die Verwertung unserer Torchancen.

DFB.de: Obwohl Sie noch neu in Leverkusen sind, führten Sie das Team als neue Kapitänin auf den Platz. Wie überrascht waren Sie über die Entscheidung?

Senß: Zugegeben: Ich war schon überrascht, habe mich über das Vertrauen des Trainerteams aber auch sehr gefreut. Spielführerin zu sein, ist eine große Verantwortung, die ich jedoch sehr gerne übernehme.

DFB.de: Sind Sie vom Naturell her eine Spielerin, die gerne vorangeht und als Spielführerin besonders geeignet ist?

Senß: Ich bin jetzt schon ein paar Jahre in der Frauen-Bundesliga dabei und bin sicherlich eine Spielerin, die auf dem Platz viel spricht und auch in der Kabine mal ihre Meinung sagt. Außerdem versuche ich, dem Team durch meine Aktionen auf dem Feld zu helfen und im Spiel auch mal ein Zeichen zu setzen. Das habe ich zwar auch schon ohne die Binde gemacht. Grundsätzlich sehe ich das Amt als Spielführerin jetzt für mich persönlich aber auch als nächsten Schritt in meiner Entwicklung an.

DFB.de: Worauf kommt es Ihnen als Kapitänin besonders an?

Senß: Ich möchte meine Teamkolleginnen auf und neben dem Platz unterstützen, immer eng dran sein, unseren ohnehin schon sehr guten Teamspirit weiter fördern. Sicherlich gehört auch dazu, immer wieder das Gespräch zu suchen, speziell mit den jüngeren Spielerinnen.

DFB.de: Wie würden Sie insgesamt Ihre Eindrücke nach den ersten knapp drei Monaten bei Bayer 04 Leverkusen beschreiben?

Senß: Man merkt sofort, dass es ein sehr großer Verein mit professionellen Strukturen ist. Die Bedingungen sind ausgezeichnet. Die Trainingsqualität ist sehr hoch, das Team schon gut zusammengewachsen. Das sind definitiv gute Voraussetzungen.

DFB.de: Sie waren zuvor für den SV Meppen und die SGS Essen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga am Ball. War der Wechsel nach Leverkusen von daher für Sie auch so etwas wie der nächste logische Schritt?

Senß: Ich habe mich auch in Meppen und Essen sehr wohl gefühlt, wollte aber einen weiteren Step in meiner Entwicklung machen. Dafür ist Bayer 04 mit Sicherheit bestens geeignet.

DFB.de: Hilft es Ihnen bei der Eingewöhnung, dass Sie gemeinsam mit zwei weiteren Spielerinnen aus Essen gekommen sind?

Senß: Dass ich mit Jill Bayings und Selina Ostermeier schon bei der SGS Essen zusammengespielt habe, ist sicherlich kein Nachteil. Wir haben uns schon dort gut verstanden und viele gemeinsame Erfahrungen gesammelt. Dazu kennen wir unsere Laufwege gut und wissen daher, wie wir uns auf dem Platz bewegen.

DFB.de: Was sind die größten Unterschiede zu Ihren bisherigen Stationen?

Senß: Es war bei Bayer 04 sofort zu spüren, dass ich zu einem Verein gekommen bin, der auch über eine Profimannschaft in der Männer-Bundesliga verfügt. Allein dadurch ist schon die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Medien viel größer. Es gibt auch gemeinsame Aktionen mit den Männern, beispielsweise für die Vereinsstiftung "Bayer 04 hilft". Da sind wir natürlich gerne dabei.

DFB.de: Stichwort Aufmerksamkeit: Immer mehr Klubs richten nach der erfolgreichen EM jetzt auch Bundesligaspiele der Frauen in den großen Stadien aus. In Frankfurt wurde beim Eröffnungsspiel gegen Bayern München ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt, an diesem Wochenende wird das Duell zwischen der TSG Hoffenheim und dem VfL Wolfsburg live in der ARD übertragen. Mal Hand aufs Herz: Würden Sie mal gerne in der BayArena spielen?

Senß: Klar, das wäre super. (lacht) Ich weiß nicht, ob der Verein in dieser Richtung schon etwas plant. Ich würde mich aber natürlich sehr darüber freuen, auch wenn wir mit dem Ulrich-Haberland-Stadion schon über eine sehr gute Spielstätte verfügen. Grundsätzlich merken wir alle, wie sehr das Interesse am Frauenfußball nach der Europameisterschaft in England gewachsen ist. Diesen Schwung wollen auch wir mitnehmen.

DFB.de: Bayer 04 ist auch bei den Frauen sehr ambitioniert, gilt bei einigen Experten sogar als "Geheimfavorit" für einen der ersten drei Tabellenplätze. Für Sie auch?

Senß: Ich sehe uns schon im oberen Drittel der Tabelle. Es sollte daher auf jeden Fall unser Anspruch sein, eine Platzierung um Rang vier oder fünf herum anzustreben. Das kann ich mir zumindest gut vorstellen. Ob noch mehr drin ist, wird man sehen. Das liegt an uns.

DFB.de: Was zeichnet das Team besonders aus?

Senß: Alle Spielerinnen sind sehr ehrgeizig und kämpferisch stark, geben nie auf. Das macht es den Gegnern schwer und es sorgt auch intern dafür, dass sich bei uns niemand ausruhen kann, wenn er seinen Platz im Team behaupten möchte.

DFB.de: Genau wie Sie ist auch Cheftrainer Robert de Pauw neu bei Bayer 04. Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit.?

Senß: Der bisherige Eindruck ist äußerst positiv. Mir gefällt besonders, dass der Trainer sehr offen und direkt ist, jeder Spielerin ehrliche Rückmeldungen gibt. Da weiß man immer sofort, woran man ist. Dazu ist er ein großer Teamplayer. Ich bin mir sicher, dass er das Beste aus uns herausholen kann.

DFB.de: Gleich das erste Heimspiel in der neuen Saison ist das Derby gegen den rheinischen Rivalen 1. FC Köln. Wie gut gefällt Ihnen das?

Senß: Sehr gut. Direkt mit einer so attraktiven Begegnung vor eigenem Publikum zu starten, ist super. Das wird mit Sicherheit noch zusätzlich einige Zuschauer*innen ins Stadion locken. Wir freuen uns sehr auf die Atmosphäre.

DFB.de: Ist die Rivalität zwischen den Klubs genau so groß wie bei den Männern?

Senß: Dazu kann ich noch gar nicht so viel sagen, weil ich es selbst noch nicht erlebt habe. Es ist aber schon deutlich geworden, dass bei uns im Training noch mehr Feuer drin ist als sonst. Jede Spielerin will bei diesem Derby unbedingt dabei sein.

DFB.de: Zählen Sie den FC zu den direkten Konkurrenten um die Spitzenplätze?

Senß: Das würde ich schon so sagen. Wir treffen auf einen starken Gegner, der mit dem 3:1-Heimsieg gegen die TSG Hoffenheim ebenfalls einen gelungenen Start hingelegt hat. Vor allem in der ersten Halbzeit haben die Kölnerinnen ihre Chancen eiskalt genutzt. Das Team hat aber sicherlich auch Schwächen, die wir ausnutzen wollen.

DFB.de: Worauf wird es ankommen?

Senß: Wir müssen fighten und uns in jeden Zweikampf werfen. Dazu wird es entscheidend sein, von der ersten Minute an hellwach zu sein. Wenn uns das gelingt, bin ich guter Dinge.

DFB.de: Mal über das Derby hinaus: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?

Senß: Vor allem hoffe ich, verletzungsfrei zu bleiben und mich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Ich möchte immer mein Bestes für das Team geben. Dabei wäre es natürlich auch ein Traum, eines Tages international zu spielen.

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