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·19. Januar 2022

Schultz: "Etwas Außergewöhnliches geleistet"

Artikelbild:Schultz: "Etwas Außergewöhnliches geleistet"

Der FC St. Pauli hat für eine der größten Überraschungen im DFB-Pokal gesorgt. Der Tabellenführer der 2. Bundesliga besiegte im Achtelfinale Borussia Dortmund mit 2:1. Nach dem Triumph sprach Trainer Timo Schultz über das packende Spiel, die Zuschauer, die weiteren Ziele und ein mögliches Derby im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV.

Frage: Herr Schultz, wie fällt Ihr Fazit zu dem Spiel aus?


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Timo Schulz: Wir haben ein klasse Pokalfight meiner Mannschaft gesehen, sind sehr gut in das Spiel reingekommen, haben relativ schnell zwei Tore erzielen können und haben dann gegen eine tolle Mannschaft natürlich Probleme bekommen. Wir standen relativ tief. Wir haben zwar wenig Raum zwischen den Ketten angeboten. Aber wir hatten Probleme, die Tiefe hinter unserer letzten Kette zu kontrollieren. Dadurch kamen sie zu einigen Chancen. Dennis Smarsch (der Torwart, Anm.d.Red.) hat uns da gut im Spiel gehalten. Wenn man die 90 Minuten sieht, wie wir uns dagegengestemmt haben und wie viel wie gelaufen sind, ist der Sieg nicht einmal unverdient. Natürlich gehört gegen so eine klasse Mannschaft auch eine Prise Glück dazu. Aber die haben wir uns heute verdient.

Frage: Was war Ihr Erfolgsgeheimnis, um BVB-Stürmer Erling Haaland abgesehen von seinem Elfmetertor so gut unter Kontrolle zu bekommen?

Schulz: Ich habe schon einige gute Szenen von ihm gesehen. Aber im Zwei-gegen-Eins haben das unsere Innenverteidiger Jakov Medic und James Lawrence gut gelöst. Wir haben als Mannschaft immer wieder verhindert, dass permanent Bälle in unseren Rücken gespielt werden – gerade auch auf ihn.

Frage: Was hat Sie dazu bewogen, den Torschützen Etienne Amenyido in die Startelf zu stellen?

Schulz: Wir brauchten heute extrem viel Physis auf dem Platz. Wir brauchten Spieler, die laufen können. Das sprach für ihn. Zudem hat er selber in der Jugend von Dortmund gespielt. Vielleicht ist man dadurch auch noch einmal extra motiviert. Sein Tor am letzten Wochenende (gegen den FC Erzgebirge Aue, Anm.d.Red.) war auch ein Argument. Er ist ein hochveranlagter Spieler, der mit seiner Verletzung einen schlechten Start bei uns hatte. Wir werden noch viel Freude an ihm haben. Aber er hat auch noch einige Themen, die er bearbeiten muss. Aber er ist sehr fleißig. Daher freue ich mich besonders, dass er sich belohnt hat.

Frage: Nach dem Gegentreffer zum zwischenzeitlichen 1:2 wurde Ihre Mannschaft nicht nervös. Stattdessen war Ihre Truppe sehr aktiv…

Schulz: Ja, wir haben so ein bisschen die Flucht nach vorne gesucht. Wir waren auch ein bisschen sauer und enttäuscht über den Pfiff. Ich glaube, so einen Elfmeter möchte kein Trainer der Welt gegen sich kriegen. Die Mannschaft hat eine super Reaktion gezeigt. Ich glaube, wir haben das allgemein sehr gut wegverteidigt. Dass eine Mannschaft wie Borussia Dortmund trotzdem Chancen gegen uns kreiert, ist vollkommen normal.

Frage: War das der schönste Sieg Ihrer Trainerlaufbahn?

Schulz: Im DFB-Pokal auf jeden Fall. Allgemein würde ich sonst die Derbysiege (gegen den HSV, Anm.d.Red.) höher hängen.

Frage: 2000 Zuschauer waren im Millerntor-Stadion. Mehr waren nicht zugelassen. Kam es Ihnen von der Stimmung her nach mehr vor?

Schulz: Heute war auf jeden Fall eine bessere Stimmung als gegen den FC Erzgebirge Aue. Das gab das Spiel einfach her. Ich glaube, ich spreche hier auch für meinen Trainerkollegen: Jeder möchte vor möglichst vielen Fans spielen. So ein DFB-Pokalachtelfinale, gerade gegen so einen Gegner, hätte eine ganz andere Kulisse verdient gehabt. Ganz egal, wo wir im Viertelfinale spielen: Ich hoffe, dass wir mehr Zuschauer im Stadion haben. Das ist das Salz in der Suppe. Dann wäre auch heute noch einmal eine ganz andere Atmosphäre gewesen. Aber die Zuschauer haben uns fantastisch unterstützt. Das brauchten wir auch am Ende. Von daher will ich mich nicht beklagen.

Frage: Wir groß war nach dem Spiel bei Ihren Spielern das Grinsen in der Kabine?

Schulz: Sehr breit, völlig zurecht. Bei mir auch. Ich freue mich. Wir haben heute etwas Außergewöhnliches geleistet. Es ist für uns als Verein nicht normal, dass wir überhaupt die 1. Runde überstehen (lacht). Und nun stehen wir im Viertelfinale. Das ist fantastisch. Mich interessieren die Zahlen und die Kohle nicht. Ich habe der Mannschaft eben im Kreis gesagt: Als Gruppe im Viertelfinale zu stehen, ein Spiel um das Halbfinale zu haben - das ist fantastisch. Aber jetzt steht am Freitag das Derby vor der Tür. Da müssen wir eine genauso gute Leistung bringen. Denn unser Stadtnachbar ist auch gut drauf.

Frage: Sie sprechen es selber an: Der Hamburger SV steht ebenfalls im Pokalviertelfinale. Was würden Sie davon halten, in der nächste Runde auf den HSV zu treffen? Oder wünschen Sie sich einen anderen Gegner?

Schulz: Die Hauptsache ist, dass wir vor Fans spielen. Selbst wenn wir ein Auswärtsspiel bei unserem Stadtnachbarn haben sollten, wäre es mir lieb, wenn wir vor Fans spielen würden. Gerade in so einem Pokalspiel, in dem es um Alles oder Nichts geht.

Frage: Pokalsieg oder Aufstieg in die Bundesliga: Welcher Traum ist für Sie größer?

Schulz: Zunächst einmal ist das gerade sehr schön. Ich bin jetzt seit über 15 Jahren hier. Und ich glaube, wir waren sportlich noch nie in einer so guten Doppelsituation, sind sowohl im Pokal wie auch in der Meisterschaft super dabei. Wir tun gut damit, uns immer auf das nächste Spiel zu konzentrieren. Jetzt kommt erst einmal das Spiel am Freitag, dann die Pokalauslosung – immer step-by-step. Ich glaube, das ist ein guter Plan.

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