Sascha Glass: "Klares Ziel, Köln in der Bundesliga zu etablieren" | OneFootball

Icon: DFB

DFB

·23. Mai 2022

Sascha Glass: "Klares Ziel, Köln in der Bundesliga zu etablieren"

Artikelbild:Sascha Glass: "Klares Ziel, Köln in der Bundesliga zu etablieren"

Nach vier Aufstiegen und drei Abstiegen in den vergangenen sieben Jahren hat der 1. FC Köln nun erstmals den Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga geschafft. Großen Anteil daran hat Trainer Sascha Glass. Im DFB.de-Interview schaut der 49-Jährige auf eine intensive Saison zurück und wirft gleichzeitig den Blick voraus auf die mittelfristigen Ziele. Außerdem spricht Glass über sein neues Leben seit der Geburt seiner Zwillinge.

DFB.de: Herr Glass, wie fällt Ihr Saisonfazit mit etwas Abstand aus?


OneFootball Videos


Sascha Glass: Wir haben den Klassenverbleib souverän geschafft. Damit haben wir unser wichtigstes Ziel erreicht. Bisher war die Mannschaft nach dem Aufstieg immer wieder direkt abgestiegen. Daher ist dieser Erfolg nun eine Premiere, über den wir uns sehr freuen. Ich bin vor allem stolz darüber, wie wir es geschafft haben. Wir haben uns nicht irgendwelche Punkte ermauert. Wir haben immer mutigen Offensivfußball gespielt – auch gegen die Topteams aus München und Wolfsburg. Es war nie unser Ansatz, dass wir uns verstecken wollen. Nur wenn man mutig agiert, entwickelt man sich weiter.

DFB.de: Wie wichtig ist dieser Klassenverbleib für den Frauenfußball beim 1.FC Köln?

Glass: Sehr wichtig. Als ich hier angetreten bin, haben wir das klare Ziel formuliert, dass wir den Standort Köln in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga etablieren wollen. Hier sind wir auf dem richtigen Weg. Ich finde, das zeigt sich auch am Zuschauerschnitt. Vor ein paar Jahren hatten wir 200 oder 300 Fans bei unseren Heimspielen. Inzwischen finden regelmäßig über 1000 Anhängerinnen und Anhänger den Weg zu unseren Partien. Damit rangieren wir in der Zuschauertabelle im oberen Drittel. Ich bekomme immer wieder sehr viel positives Feedback von unseren Fans, dass sie sich auf die neue Saison freuen. Das werte ich als tolles Zeichen.

DFB.de: Einziges Manko, dass Bayer 04 Leverkusen wegen des besseren Torverhältnisses vor Ihnen die Serie beendet hat?

Glass: Klar, hätten wir Leverkusen gerne hinter uns gelassen (lacht). Aber man darf nicht vergessen, wie die Ausgangslage nach fünf Spieltagen war. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt einen Zähler, während Bayer 04 zwölf Punkte auf dem Konto hatte. Dass wir diesen Rückstand nochmal aufholen konnten, spricht für meine Mannschaft. Wir hätten uns die Niederlage in Sand ganz zum Schluss sparen müssen, um an Leverkusen vorbeizuziehen. Oder die beiden Niederlagen gegen München hätten nicht so deutlich ausfallen dürfen. Aber jetzt ist das auch nicht mehr so wichtig. Immerhin haben wir aus den beiden Derbys vier Punkte geholt und sind unbesiegt geblieben.

DFB.de: Wohin soll die Entwicklung gehen?

Glass: Zunächst muss allen bewusst sein, dass wir im Sommer einen großen Umbruch haben werden. Die Hälfte der Mannschaft wird uns verlassen – darunter sind sehr erfahrene Spielerinnen, die zu den Säulen gehört haben. Ich denke beispielsweise an Peggy Kuznik, die ihre Karriere beendet hat. Wir müssen uns erstmal wieder selbst finden. Unser Altersdurchschnitt wird viel jünger werden. Zahlreiche Spielerinnen werden dazu kommen, die noch keine Erfahrung auf diesem Niveau gesammelt haben. Wir müssen uns weiter stabilisieren und etablieren. Es werden Rückschläge kommen, aber gleichzeitig sehe ich auch viel Entwicklungspotenzial. Wichtig ist, dass wir unserem Stil treu bleiben.

DFB.de: Sehen Sie noch Luft nach oben?

Glass: Ja, natürlich. Wir haben viele Dinge gesehen, die wir optimieren wollen und können. Aber das ist doch bei allen Teams der Fall. Wir waren noch lange nicht mit allem zufrieden. In der neuen Saison geht es wieder von vorne los.

DFB.de: Ist auch der dritte Platz, der die Qualifikation für die Champions League bedeutet, eine reizvolle Perspektive für Sie?

Glass: Kurzfristig sicher nicht. Mittelfristig vielleicht. Ein Anreiz ist es auf jeden Fall. Aber man muss dabei sehen, dass wir von Vereinen wie Wolfsburg, München und auch Frankfurt finanziell meilenweit entfernt sind. Wir haben dafür andere Möglichkeiten. Ich freue mich darauf, viele junge Spielerinnen einzubinden und zu entwickeln. Wir wollen noch stärker unsere eigenen Talente ausbilden. Da ist noch viel möglich. Wir können nicht auf dem Transfermarkt mithalten, wenn sich die großen europäischen Klubs um die Topspielerinnen streiten. Da sind wir raus. Deswegen gehen wir andere Wege, die sehr attraktiv sind. Wir müssen sehr kreativ sein. Aber jetzt dürfen sich unsere Spielerinnen erstmal auf die Sommerpause freuen. Die Erholung haben sie nach der Saison nötig.

DFB.de: Sie auch? Sie sind kürzlich Vater von Zwillingen geworden.

Glass: Wir arbeiten mit der sportlichen Leitung tatsächlich noch eine Weile und haben noch nicht frei. Durch die Zwillinge sind die Nächte etwas kürzer geworden, aber das gehört ja dazu. Die beiden bereichern unser Leben sehr. Meine Frau und ich sind überglücklich.

Impressum des Publishers ansehen