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·26. Mai 2024
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·26. Mai 2024
Der Adler flog hoch, sank aber stellenweise auch tief: Die Saison der Eintracht-Frankfurt-Frauen war durchwachsen. Zwar konnte man sich endlich den Traum der Champions League erfüllen, scheiterte allerdings in der Gruppenphase an starken Gegnern. In der Bundesliga gestaltete sich der Kampf um Platz drei enger als vielleicht erwartet und im DFB-Pokal verpasste man den Einzug ins Finale auf die dramatischste Art und Weise.
Der 20. Spieltag: TSG Hoffenheim - Eintracht Frankfurt 1:3
Den Fans wuchsen vor der Partie schon die ersten grauen Haare, der Druck war enorm: Gegen die TSG Hoffenheim musste zwingend ein Sieg her, um die besten Chancen auf die Champions-League-Qualifikation zu wahren. Im Kraichgau klappte dann das, was Frankfurt sonst vermissen ließ - eine gute Chancenverwertung. Durch Pia-Sophie Wolter und einem Doppelpack von Nicole Anyomi konnte eine komfortable Führung erspielt werden, die die Eintracht dann gekonnt verwaltete. Nach zuvor schwankenden Leistungen war diese Dominanz so nicht erwartbar. Die Performance der Eintracht machte Lust auf mehr und zeigte, zu was sie in der Lage sind. Sowohl für die Platzierung als auch das Selbstvertrauen kam dieser Sieg gerade rechtzeitig.
Pia-Sophie Wolter sorgte für den Führungstreffer im wichtigen Spiel gegen Hoffenheim. / Simon Hofmann/GettyImages
"Europacup in diesem Jahr" schallte lautstark von den Rängen im Auswärtsblock. Nach Abpfiff konnten die Adlerträgerinnen gemeinsam mit ihren mitgereisten Fans, die bei jedem Spiel - egal ob auswärts oder zu Hause - für eine wahnsinnig gute Stimmung sorgen, den wichtigen Sieg gegen direkten Konkurrenten Hoffenheim feiern.
Auch den Meisterinnen aus München machten die Frankfurterinnen das Leben schwer. Sowohl im Liga-Rückspiel aus auch im Halbfinale des DFB-Pokals spielte die Eintracht auf Augenhöhe mit den Titelverteidigerinnen. Im Halbfinale konnte erst durch das Elfmeterschießen eine Entscheidung herbeigeführt werden - die SGE verlor aufgrund einer scheinbar unüberwindbaren Mala Grohs.
Lisanne Gräwe
Nach dem schmerzhaften Abgang von Sjoeke Nüsken zum FC Chelsea verstärkte sich die Eintracht unter anderem mit Lisanne Gräwe. Im zentralen Mittelfeld musste sich die 21-Jährige vorerst hinter Tanja Pawollek anstellen, konnte allerdings bereits durch ihre Einwechslungen zeigen, wieso sie klare Anwärterin auf einen Startelfplatz ist. Ende Januar dann die Hiobsbotschaft: Kapitänin Pawollek riss sich das Kreuzband. Dadurch rückte Lisanne Gräwe in die Startelf und spielte sich prompt in die Herzen der Adlerträgerinnen.
Insgesamt absolvierte Gräwe alle 22 Bundesliga-Partien, sechs Mal kam sie dabei als Einwechselspielerin ins Spiel. Die Mittelfeldspielerin feierte mit der Eintracht ihr Champions-League-Debüt und konnte im aller letzten Gruppenspiel gegen den FC Rosengård ihr erstes Tor in der Königsklasse erzielen.
Lisanne Gräwe wird noch weitere Jahre den Adler auf der Brust tragen. / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages
Lisanne Gräwe fühle sich wohl in Frankfurt, deshalb verlängerte die junge Spielerin nach nur einem halben Jahr in Hessen ihren Vertrag vorzeitig bis 2027 - ein Perfect Match also? Trainer Arnautis schwärmt von ihrer "guten Übersicht auf dem Feld", dem "großartigen Passspiel", ihrer Aggressivität und Zweikampfstärke. Gräwe sei eine "absolute Strategin im Zentrum". Mit ihrer Verpflichtung verstärkte sich die Eintracht nachhaltig und holte eine junge Spielerin, die in Zukunft vorangehen kann.
Pia-Sophie Wolter, der zweite Sommertransfer, konnte auch mit guten Leistungen überzeugen und sich auf der Außenverteidiger-Position festspielen. Das sieht auch Horst Hrubesch so: Die 26-Jährige steht wieder regelmäßig auf den Kader-Listen des DFB.
Mit Nadine Riesen konnte sich der dritte Sommer-Neuzugang noch nicht richtig zeigen: Nur drei Mal stand die Schweizerin von Beginn an auf dem Platz und kommt insgesamt auf zehn Einsätze für die Eintracht. Im Winter holte Frankfurt die japanische Mittelstürmerin Remina Chiba, die seitdem als eine Art Edeljokerin eingesetzt wird. Während der Verletzung von Laura Freigang konnte die Japanerin ihre Qualitäten länger unter Beweis stellen. Der letzte Neuzugang, die 18-jährige Dänin Pernille Sanvig, wurde nur ein Mal eingesetzt und sammelte bisher bei der zweiten Mannschaft Spielzeit.
Barbara Dunst und Nicole Anyomi
"Baba Dunst Fußballgott" - ein Ausdruck, den die Fans der Eintracht-Frauen des Öfteren in dieser Saison benutzten. Barbara Dunst entwickelte sich zu einer wichtigen Stütze im Team der Eintracht und das von Beginn an: Drei Tore und zwei Assists konnte die Österreicherin nach nur fünf Spielen für sich verbuchen. Die ehrgeizige Außenverteidigerin überzeugte sowohl defensiv durch ihre Zweikampfstärke als auch offensiv mit kreativen Ansätzen. Auf der Außenbahn arbeitet die 26-Jährige unermüdlich, ihre Heat-Maps sind nach den Spielen dort regelmäßig stark rot gefärbt.
Barbara Dunst ist eine der Schlüsselspielerinnen der Eintracht. / SOPA Images/GettyImages
Über links setzte sich Barbara Dunst etliche Male gegen ihre Gegenspielerinnen durch und konnte ihre Läufe entweder durch Vorlagen oder Torabschlüsse krönen. Cheftrainer Niko Arnautis verzichtete wettbewerbsübergreifend in keiner einzigen Partie auf die Österreicherin, durchschnittlich bestritt die Nationalspielerin 87 Minuten pro Spiel. Bereits vor dieser Saison verlängerte Dunst ihren Vertrag bis 2025. Eine Verlängerung, die nach dieser Spielzeit noch mal deutlich an Bedeutung gewann.
In der zweiten Hälfte der Saison sorgte neben Barbara Dunst eine weitere Spielerin dafür, dass die Eintracht das ausgesprochene Saisonziel erreichen konnte - Nicole Anyomi. Keine andere Spielerin der Eintracht war in dieser Spielzeit so treffsicher wie die deutsche Nationalspielerin. Mit elf Toren in 19 Partien teilt sich die 24-Jährige den zweiten Platz der Torjägerinnen-Liste mit DFB-Kollegin und Bayern-Stürmerin Lea Schüller.
Die Schüsse von Nicole Anyomi landeten in dieser Saison elf Mal im Tor der Gegner. / Simon Hofmann/GettyImages
Anyomis Dynamik, Explosivität und Torgefahr bereiten ihren Gegenspielerinnen regelmäßig Probleme. Dennoch hätte auch die gebürtige Krefelderinnen durchaus mehr Tore erzielen können. Potential und Luft nach oben hat Nicole Anyomi weiterhin und die Offensivspielerin sieht in Frankfurt den optimalen Ort, um kontinuierlich immer besser zu werden - auch die Top-Scorerin hat ihren Vertrag in diesem Jahr verlängert. Somit wird eine weitere wichtige Stammspielerin den Adlerträgerinnen in der nächsten Saison zur Verfügung stehen und gemeinsam mit ihr die oberen Tabellenränge angreifen können.
Doch alleine können diese zwei Spielerinnen auch keine Spiele gewinnen. Die Eintracht kommt über das Team: Mannschaftskolleginnen wie Laura Freigang, Sophia Kleinherne oder Lara Prašnikar hatten vielleicht nicht immer den offensichtlichsten Impact, halfen aber alle dabei, den Laden schlussendlich zusammenzuhalten.
Der Rückrundenstart
Zu Beginn der Rückrunde schien es, als befände sich Eintracht Frankfurt noch tief im Winterschlaf. Die Adlerträgerinnen starteten mit einer Niederlage gegen den FC Barcelona in die zweite Saisonhälfte. Gegen die Katalaninnen zu verlieren, ist zwar keine Schande, doch der wahre Rückschlag dieses Spiels war der Kreuzbandriss von Kapitänin Pawollek. Mit diesem tragischen Ausfall verlor das Team eine seiner größten Stützen von einem Moment auf den anderen. Die darauffolgenden Ligaspiele gegen Köln und Essen sowie das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Freiburg gewannen die Adlerträgerinnen jeweils nur sehr knapp mit einem Tor Unterschied.
Auf die 0:3-Klatsche gegen Wolfsburg folgte die wohl schmerzhafteste Niederlage gegen den Aufsteiger aus Leipzig. Dass mit dem FC Bayern als Nächstes nicht unbedingt ein Aufbaugegner ins Brentanobad kam, war klar. Zwar verlor die Eintracht diese Partie, spielerisch war es definitiv ein Spiel auf Augenhöhe - ein Unentschieden wäre in jedem Fall verdient gewesen. So verloren die Hessinnen nicht nur das Spiel mit 1:2, sondern auch den wichtigen dritten Tabellenplatz an Hoffenheim.
Laura Freigang versuchte im Halbfinale alles, um gegen den FC Bayern zu gewinnen. / Jasmin Walter/GettyImages
Punktetechnisch war das die schmerzhafteste Phase der Saison und auch spielerisch wirkten die Eintracht-Frauen zeitweise etwas von der Rolle. Für Lichtblicke sorgten dann Spiele wie das DFB-Pokal-Halbfinale gegen den FC Bayern, in dem man erst unglücklich im Elfmeterschießen ausschied.
Dann folgten aber wieder Leistungen, die an den guten zuvor zweifeln lassen: Gegen Leverkusen hagelte es Mitte April eine weitere schmerzhafte Niederlage im Kampf um die Champions-League-Qualifikation. Grundsätzlich war die Saison für die Frauen der Eintracht durchwachsen. Es fiel ihnen schwer, konstant gute und überzeugende Leistungen zu zeigen. Um das in der nächsten Saison besser zu gestalten, könnte in der Vorbereitung die ein oder andere Torabschluss-Übung nützlich sein.
MSV Duisburg - Eintracht Frankfurt 1:2
Ein Wort mit 17 Buchstaben bestimmte nach vielen Spielen die Kritik an den Adlerträgerinnen - die Chancenverwertung. Ein Spiel in dieser Saison steht dafür exemplarisch. Wer mitfühlen will, wie Verzweiflung als Eintracht-Frauen-Fan aussieht, sollte sich die 90 Minuten im Rückrundenspiel gegen den MSV Duisburg zu Gemüte führen.
Doch begann alles so hoffnungsvoll: In den ersten vier Minuten konnten Nicole Anyomi und Barbara Dunst bereits einnetzten, bevor die Misere begann. Spielerisch war die Leistung des Teams von Niko Arnautis solide, Duisburg fand kaum ins Spiel. Das zeigt sich auch am Ballbesitz: Mit 72 Prozent ging dieser klar an die Frankfurterinnen. Der größte Gegner der Eintracht war an diesem Spieltag im März sie selbst.
Insgesamt feuerte Frankfurt unfassbare 21 Schüsse ab, als Großchancen gewertet wurden nur vier davon. Im Vergleich: Duisburg schaffte es, mit zwei Schüssen ein Tor zu erzielen. An der Effektivität lässt sich also noch arbeiten. Zwar verkürzten die Zebras noch auf 1:2, dennoch kamen die Frankfurterinnen mit einem blauen Auge davon. Symbolisch für eine durchwachsene Saison, die am Ende mit der UWCL-Qualifikation dann doch noch ein glückliches Ende fand.