Saisonreport 2020/2021: "Unglaublich großes Potenzial" | OneFootball

Saisonreport 2020/2021: "Unglaublich großes Potenzial" | OneFootball

Icon: DFB

DFB

·5. Mai 2022

Saisonreport 2020/2021: "Unglaublich großes Potenzial"

Artikelbild:Saisonreport 2020/2021: "Unglaublich großes Potenzial"

Der Saisonreport der FLYERALARM Frauen-Bundesliga für die Saison 2020/2021 fällt positiv aus: Mehr Sichtbarkeit, höhere Erträge, mehr Aufwendungen. DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch, Manuel Hartmann, Geschäftsführer Spielbetrieb in der DFB GmbH & Co. KG, und Siegfried "Siggi" Dietrich, Vorsitzender des DFB-Ausschusses Frauen-Bundesligen und Generalbevollmächtigter der Eintracht Frankfurt Fußball AG, sprechen über die Ergebnisse.

Sabine Mammitzsch über...

... die Veröffentlichung des Saisonreports: Im Grunde haben wir den Saisonreport schon mehrere Saisons fertiggestellt und den Klubs zur Verfügung gestellt. Dadurch dass wir ihn seit letzter Saison der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, schaffen wir Transparenz, wie sich die FLYERALARM Frauen-Bundesliga überhaupt entwickelt. Auch von internationalen Kollegen bekommen wir großartiges Feedback, dass wir einen solchen Report erstellen und ihn der Öffentlichkeit vorweisen. Die Gelegenheit hier möchte ich auch nutzen, um den Kollegen, die den Report erstellt haben, ein großes Dankeschön auszurichten.


OneFootball Videos


... Corona in der Saison 2020/2021: Vor allem in Bezug auf Corona waren wir besser vorbereitet als in der Saison 2019/2020. Wir haben eine Quotientenregel eingeführt, Regeln, die besagen, was im Falle von Spielabsetzungen passiert, und so weiter. Die Spielerinnen haben eine hohe Eigenverantwortung gezeigt, die Vereine haben sich an die ganzen Testungen gehalten, die dazu gekommen sind. Die Selbstdisziplin war einzigartig und das ganze sogar ohne Fans. Das ist nicht schön gewesen, aber wir sind da irgendwie durchgekommen und haben die Saison zu Ende spielen können. Daher auch hier ein großes Dankeschön an die Vereine und die Spielerinnen, die das Ganze mitgetragen haben.

... die Erstellung des Spielplans: Der Rahmenterminplan für nächste Saison ist schon fertig. Nach der Europameisterschaft gibt es eine Pause, dann kommt die WM-Qualifikation, dann kommen weitere Termine, die von der UEFA vorgegeben sind. Wir bekommen erstmal die internationalen Termine und dann schauen wir, wie wir unseren Terminplan umbauen. Es ist immer schwierig, es allen Recht zu machen.

... das Interesse von Frauen und Männern in Frauenfußball: Es ist nicht unser Ziel, dass die Frauen-Bundesliga nur von Frauen geguckt wird und Männerfußball nur von Männern. Wir sind in einer Aufbruchstimmung, dass wir für Chancengleichheit einstehen. Ich hoffe, dass es durch das Projekt Zukunft irgendwann keine Rolle mehr spielt, ob man Frauen- oder Männerfußball guckt.

... die Europameisterschaft in England: Deutschland hatte vor zehn Jahren eine Führungsrolle im Frauenfußball. Die Zeiten sind vorbei, da haben andere Nationen aufgeholt. Wir sind eine Turniermannschaft, daher denke ich auch, dass das Team um Martina Voss-Tecklenburg erfolgreich bei der EM abschneiden wird. Wir werden viele Zuschauer in den Medien haben und dann wäre es natürlich wünschenswert, wenn wir genauso auch in die Saison starten und diesen Hype mitnehmen.

Manuel Hartmann über...

... Erträge: Die Erträge haben sich in der Saison 2020/2021 sehr erfreulich entwickelt. Mit durchschnittlich über 1,2 Millionen Euro pro Klub haben wir trotz Corona den höchsten Wert aller Zeiten erzielen können. Die erhöhten Werbeerträge zeigen, dass die Sponsoren an den Frauenfußball in Deutschland glauben. Erfreulich ist vor allem, dass das trotz der wegen Corona erschwerten Ausgangsbedingungen gelungen ist.

... Aufwendungen: Auch auf der Aufwandsseite sind wir bei einem neuen All-Time-High. Auch das sehen wir positiv, da die Klubs trotz der schwierigen Rahmenbedingungen in den Frauenfußball investiert haben und ihr Engagement nicht zurückgefahren haben, sondern sogar weiter ausgebaut haben. Wir hoffen, dass sich die Investitionen kurz- bis mittelfristig auch weiter in diese Richtung entwicklen und dass mittel- und langfristig dann auch der Return on Investment kommt.

... Personalaufwand: Der Personalaufwand ist 2020/2021 ein weiteres Mal gestiegen. In diesen Zahlen sehen wir die steigende Professionalisierung in der Liga. Diese Entwicklung sehen wir sehr, sehr positiv: Sowohl für die Vereine als auch den deutschen Fußball und nicht zuletzt die deutsche Nationalmannschaft.

... das Saisonergebnis: Die reinen Frauenvereine konnten im Saisonergebnis wieder ein leicht positives Ergebnis erwirtschaften. Hier schwankte der Wert schon in den letzten Jahren um die schwarze Null und es ist wichtig, dass diese Vereine keinen Verlust einfahren. Bei den Lizenzvereinen sehen wir ein großes Minus, das uns zeigt, wie wichtig der Frauenfußball den Vereinen ist und wie viel sie hier investieren und in das Potenzial vertrauen.

... TV-Reichweiten: Wir haben in der Saison 2020/2021 einen kleinen Rückgang in der kumulierten TV-Reichweite im Vergleich zur Saison 2019/2020. Das liegt daran, dass wir 2019/2020 wegen dem Neustart während Corona eine erhöhte Aufmerksamkeit verbuchen konnten. Schaut man allerdings auf die Prognose für die Saison 2021/2022, kann man klar einen positiven Trend erkennen und das stimmt mich optimistisch, dass wir hier positive Zahlen erzielen können.

... erhöhte Zuschauerzahlen: Von der Verbandsseite aus möchten wir die Vereine bei größeren Ticketnachfragen so gut wie möglich unterstützen. Wir möchten eine neue Ticketing-Plattform für die gesamte Liga aufsetzen, damit es nicht an solchen Punkten scheitert. Wir lassen uns auch an den Erfolgen messen. Wir haben schon einige Punkte gesehen, die sich deutlich gebessert haben. Corona hat uns ausgebremst, aber ab der neuen Saison können wir das nicht mehr als Ausrede nutzen. Wir werden in diesen Bereichen einen guten Schritt nach vorne machen.

Siggi Dietrich über...

... die Liga: Alle Zahlen im Saisonreport zeigen einen deutlichen Schritt nach oben. Der Saisonreport ist ein gutes Werbemittel, um nach außen aufzutreten und nicht nur intern zu bewerten. Er ist ein gutes Mittel, um zu zeigen, wo wir sind und wo wir hinwollen.

... Werbeerträge: Die Werbeerträge sind 2020/2021 deutlich gestiegen. Das heißt, die Liga wird mehr und mehr als attraktive Marke wahrgenommen - die Liga an sich, aber auch jeder Klub für sich.

... Aufwendungen: Die Aufwendungen sind deutlich gestiegen. Das ist ein klares Zeichen, dass die Professionalisierung voranschreitet. Das ist einer der wichtigen Punkte, um auch in Zukunft konkurrenzfähig zu sein. Um diese Professionalisierung auch im administrativen Personalbereich zu schaffen, muss jeder Klub in der kommenden Saison hier zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Viele der Vereine erfüllen das auch schon.

... die Professionalisierung der Bundesliga: Wir sind auf dem besten Weg, eine Profiliga zu sein. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga von Vollprofitum sprechen können.

... die negativen Saisonergebnisse der Lizenzklubs: Die Entwicklung des Saisonergebnisses zeigt bei den Lizenzklubs, dass die Vereine viel in die Frauenabteilungen investieren. Das sind Investitionen in die Zukunft und ich bin davon überzeugt, dass sich das in Zukunft auszahlen wird. Das muss für alle das große Ziel sein und das ist einer der Gründe, aus dem viele Vereine sagen, dass in den Frauenfußball investiert wird. Wir sind in einer Investitionsphase. Wir haben da noch Nachholbedarf, aber ein unglaublich großes Potenzial.

... die aktuelle Situation: Die FLYERALARM Frauen-Bundesliga zählt für mich zu den Top-Ligen in Europa. Der Kampf um den dritten Champions-League-Platz ist mindestens so spannend wie der Titelkampf. Dass wir in dieser Saison als einzige Nation mit drei Vereinen in der Champions-League-Gruppenphase und mit zwei Vereinen im Viertelfinale vertreten waren, ist ein Qualitätsmerkmal der deutschen Liga. Damit wir mit unseren Spitzenteams auch langfristig in der europäischen Spitze mithalten können, muss eine Menge passieren. Generell sind wir da in Deutschland aber gut aufgestellt.

... die Zukunft: Ich sehe eine deutlich erhöhte TV-Vermarktung des Frauenfußballs in Deutschland. Ich bin da relativ optimistisch, dass auch durch den DFB weiter viel passiert. Mit der Herangehensweise von Dr. Holger Blask werden wir sehr erfolgreich sein. Er ist da ein Garant, der ehrgeizige Ziele erreichen kann. Ein Meilenstein war auch die Verabschiedung des AFBL-Antrags, um die Professionalisierung des Frauenfußballs in Deutschland zu beschleunigen. Das Entscheidende ist, dass wir als Vereine wissen, was wir wollen. Wenn man sich Barcelona anschaut, sieht man ein passendes Gesamtbild. Die haben die Location, die haben die Kontinuität, die haben den Gunst der Stunde genutzt. In Barcelona ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sich Männer- und Frauenfußball gegenseitig promoten. Man muss den Frauenfußball mehr in den Fokus bringen. Man muss erreichen, dass die Leute, die sich für Fußball interessieren, wissen, wann welche Spiele wo stattfinden. Wir müssen wit Kampagnen und mehr Aktivitäten diese Sachen angehen. Die Lizenzvereine, die in den Frauenfußball investieren, sind höchst interessiert, das auch voranzutreiben. Der DFB muss hier die richtigen Voraussetzungen schaffen.

... sein Fazit zum Saisonreport: Der Saisonreport zeigt, dass die FLYERALARM Frauen-Bundesliga beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft hat. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Wirtschaftlichkeit der Frauen-Bundesliga in den nächsten drei Jahren, mindestens verdoppeln wird.

... eine mögliche Aufstockung der FLYERALARM Frauen-Bundesliga: Für eine größere FLYERALARM Frauen-Bundesliga müssen erst mal mehr Gelder zur Verfügung stehen. Das Geld muss aktuell über zwölf Vereine verteilt werden, das wären bei einer Vergrößerung dann 14, 16, 18. Das muss man auf jeden Fall erstmal beachten. Wenn sich die Wirtschaftlichkeit der FLYERALARM Frauen-Bundesliga erstmal verdoppelt hat, können wir nochmal über eine Vergrößerung der FLYERALARM Frauen-Bundesliga sprechen. Jetzt ist aber auch noch nicht die Qualität dafür da.

... TV-Reichweiten: Es soll mehr frei empfängliche Spiele in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga geben. Für mich ist entscheidend: Mehr Geld, mehr Sichtbarkeit und wenn möglich für jeden erreichbar. Das bedeutet nicht, dass wir auf Pay-TV-Partner verzichten wollen, weil das die Partner sind, die Geld auf den Tisch legen und gute Voraussetzungen haben. Aber vom Konzept und Gesamtdesign her, wollen wir auch viele Spiele im Free-TV zeigen. Je mehr Leute die Spiele sehen können, desto größer wird unsere Sichtbarkeit.

Impressum des Publishers ansehen