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·26. Juli 2024
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Am 2. August startet die 3. Liga in ihre 17. Saison. Wer sind die Aufstiegskandidaten, wer muss um den Klassenerhalt bangen? Wer könnte die nächste Überraschungsmannschaft werden, wer die nächste Enttäuschung? In fünf Teilen nimmt liga3-online.de alle Teams unter die Lupe. Im letzten Teil untersuchen wir den Vorjahresvierten Dynamo Dresden sowie die drei Absteiger VfL Osnabrück, Hansa Rostock und Wehen Wiesbaden.
Ausgangslage: Dass diese derart überlegen erscheinende Mannschaft ihren zwischenzeitlich höchst komfortablen Zehn-Punkte-Vorsprung tatsächlich noch verspielen würde, hätten sich wohl selbst kühne Quotenjäger nicht mehr zu wetten getraut. Doch Dynamo Dresden gab den Aufstieg noch aus der Hand – die Sachsen scheiterten an einer zu sturen Spielweise und einer katastrophalen Chancenverwertung, und müssen jetzt einen weiteren Anlauf nehmen, um endlich die ersehnte Rückkehr in die 2. Liga zu realisieren.
Dabei wurden die Weichen für die neue Saison frühzeitig gestellt. Mit Thomas Stamm wurde ein großes Trainertalent nach Elbflorenz gelotst, das nicht wenige aufgrund seiner hervorragenden Arbeit für den SC Freiburg II als Nachfolger von Christian Streich auf dem Zettel hatten. Gemeinsam mit Sport-Geschäftsführer Thomas Brendel organisierte Stamm einen mittelgroßen Kaderumbruch: 16 Abgängen stehen elf externe Neuzugänge gegenüber, die dabei helfen sollen, dass Dynamo künftig variabler agieren kann.
Transfers: 250.000 Euro! So viel machte Dynamo locker, um Rot-Weiss Essen Spielgestalter Vinko Sapina abspenstig zu machen. Eine stolze Summe, die aber sinnvoll investiert zu sein scheint. Viel besser hätte Schwarz-Gelb den Abgang von Paul Will zu Darmstadt 98 kaum auffangen können. Mit Tim Schreiber (RB Leipzig, zuletzt bei Saarbrücken), Lukas Boeder (ebenfalls Saarbrücken), Jan-Hendrik Marx (Eintracht Braunschweig), Philip Heise (Karlsruher SC) und Christoph Daferner (1. FC Nürnberg) wurden weitere sehr namhafte Spieler nach Sachsen gelockt.
Und schließlich wäre da auch noch Oliver Batista Meier, seines Zeichens der wahrscheinlich beste Spieler der vergangenen Hinrunde, der nach seiner Leihe zum Grasshopper Club Zürich nun unter Stamm einen neuen Anlauf in Elbflorenz nehmen und dabei nach Möglichkeit in eine Schlüsselrolle schlüpfen soll. Die vielen Neuzugänge sollen langjährige Dresdner wie Luca Herrmann (SC Paderborn), Jakob Lewald (SV Sandhausen), Kevin Ehlers (Eintracht Braunschweig), Jonathan Meier (SSV Ulm 1846), Kevin Broll oder Manuel Schäffler (beide noch vereinslos) vergessen machen.
Vorbereitung: Gegen den Kreisoberligisten Fortschritt Lunzenau gab es ein munteres Scheibenschießen (19:0), Verbandsligist Neusalza-Spremberg kassierte eine 5:1-Packung. Deutlich schwerer tat sich die SGD da schon gegen die Vertreter aus der Regionalliga: Hessen Kassel fügte Dresden eine 1:2 Niederlage zu und auch dem Chemnitzer FC unterlag die Stamm-Truppe (0:1). Immerhin gelangen gegen Viktoria Berlin (2:1) und Oberligist SC Freital (1:0) zwei knappe Siege. Die Generalprobe vor dem Ligaauftakt steigt am morgigen Samstag gegen Jahn Regensburg.
Prognose: Auch wenn die Vorbereitung holprig verlief, wird in der kommenden Saison mit Dynamo zweifellos zu rechnen sein. Die SGD verfügt über eine starke Mannschaft, die nun von einem Trainer gecoacht wird, der bereits mehrfach unter Beweis gestellt hat, die 3. Liga mit all ihren Eigenheiten durchschaut zu haben. Im dritten Anlauf wird es mit dem ersehnten Wiederaufstieg klappen. Platz 1-3.
Ausgangslage: Was war das für ein magischer Moment, als Jannes Wulff den VfL Osnabrück im Mai 2023 in der letzten Minute der Nachspielzeit in die 2. Liga schoss! Doch eine Liga weiter oben war es mit den Feierlichkeiten schnell vorbei, der VfL war mit dem vorhandenen Spielermaterial kaum wettbewerbsfähig und belegte seit dem 4. Spieltag durchgehend einen direkten Abstiegsplatz. Erst unter Uwe Koschinat fand ein Aufbäumen statt. Der erfahrene Drittliga-Coach ist es auch, der nun den Wiederaufbau anleiten soll.
Allerdings mit einem stark veränderten Personal. Wichtige Gesichter der letzten Jahre wie Philipp Kühn (vereinslos), Florian Kleinhansl (Kaiserslautern), Lukas Kunze (Bielefeld), Christian Conteh (Braunschweig) verließen den Verein. In den kommenden Wochen ist zudem auch noch mit den Abgängen von Erik Engelhardt und Maxwell Gyamfi zu rechnen. Dennoch konnte ein Korsett an Leistungsträgern gehalten werden – darunter die erfahrenen Robert Tesche, Timo Beermann und Bashkim Ajdini.
Transfers: Anders als bei so manch anderem Zweitliga-Absteiger sind die finanziellen Mittel in Osnabrück begrenzt, sodass der VfL auf kreative Lösungen angewiesen ist. So scoutete der VfL unter anderem in der Schweiz und fand dort in Liridon Mulaj (links offensiv) und Bastien Conus (links defensiv) sein neues Duo für die linke Seite. Auch der variable Offensivspieler Brian Beyer (Annecy) verbrachte den Großteil seiner Karriere im Schweizer Fußball, den Sportchef Philipp Kaufmann noch aus seiner Zeit in Basel kennt.
Der wohl prominenteste Neuzugang ist Mittelstürmer Joel Zwarts, der zuletzt aber weder bei Regensburg noch bei 1860 sein zweifellos vorhandenes Potential auf den Rasen bringen konnte. Im Tor soll die ehemalige Nummer 2 der Münchner Löwen, David Richter, in die Fußstapfen von Philipp Kühn treten. Der vielleicht spannendste Transfer ist die Leihe von Flügelspieler Niklas Niehoff: Der 19-Jährige konnte letzte Saison für die Zweitvertretung von Holstein Kiel bemerkenswerte 17 Scorer verbuchen.
Vorbereitung: Zum Auftakt gab es ein launisches 1:1 gegen den Oberligisten TuS Bersenbrück, gefolgt von einem 2:4 in einem XXL-Test über viermal 30 Minuten gegen Hannover 96. Vergangenes Wochenende zeigten die Lila-Weißen dann Regionalligist SV Rödinghausen, erneut in einem XXL-Test, mit 4:0 klar die Grenzen auf. Zur Generalprobe für den Ligastart gastiert die Koschinat-Elf am Samstag bei Eintracht Braunschweig.
Prognose: Der Kader wirkt auf den ersten Blick weniger spektakulärer als bei so manchem Konkurrenten. Aber vielleicht ist genau das das Plus der Lila-Weißen? Dem erfahrenen Uwe Koschinat ist zuzutrauen, eine kompakte Mannschaft zu formen, die für eine positive Überraschung sorgen kann. Vieles wird auch davon abhängen, ob die Wundertüten wie Zwarts, Beyer und Conus einschlagen. Prognose: Platz 3-7.
Ausgangslage: Aller guten Dinge sind nicht immer drei. Zwei Spielzeiten in Folge gelang es dem F.C. Hansa, im engen Abstiegskampf der 2. Liga den Kopf erfolgreich aus der Schlinge zu ziehen. Doch im dritten Anlauf mussten sich die Mecklenburger schließlich geschlagen geben. Zu schwerwiegend waren die Fehlentscheidungen bei der einen oder anderen Personalentscheidung. Nun kehrt die Kogge also in jene Liga zurück, in der sie zuvor neun Jahre lang zum absoluten Inventar gehörte. Ein Rekord-Etat soll dafür sorgen, dass der Wiederaufstieg diesmal nicht wieder so lange dauert. Insgesamt stehen stolze 27,9 Millionen Euro zur Verfügung – eine für Drittliga-Verhältnisse äußerst beachtliche Summe.
Transfers: Ganz so rosig sieht die Welt an der Ostsee allerdings trotzdem nicht aus, viel zu schleppend schreitet die Kaderplanung voran. 20 Abgängen stehen erst zehn externe Neuzugänge gegenüber. Insbesondere im Sturm sieht die Personaldecke mit nur einem echten Stürmer nach wie vor sehr dünn aus. Immerhin soll Regionalliga-Torjäger Julian Kania kurz vor einem Wechsel nach Rostock stehen.
Gleichwohl konnte Hansa mit namhaften Neuzugängen für die Defensive bereits aufzeigen, wo die Reise hingehen soll. Innenverteidiger Ahmet Gürleyen (Nürnberg) und Abräumer Marco Schuster (Paderborn) sind eine Ansage an die Konkurrenz. Mit Adrien Lebeau (Stade Brest, ehemals Mannheim) wurde ein alter Bekannter zurück in die 3. Liga geholt. Franz Pfanne (Dortmund II) und Cedric Harenbrock (Essen) wurden von der Konkurrenz aus dem Ruhrpott abgeworben und sorgen für geballte Drittliga-Erfahrung im Kader. Eine weitere Neuverpflichtung betrifft die Trainerposition: Der Ex-Würzburger Bernd Hollerbach, der zuletzt einige Jahre in Belgien aktiv war, wechselt nun an die Ostsee und soll nach den vielen Trainerwechseln in der jüngeren Vergangenheit wieder für Kontinuität sorgen.
Vorbereitung: Die unterklassigen Vertreter SV Waren (4:0) und Anker Wismar (6:0) bereiteten dem Zweitliga-Absteiger keine Probleme. Anders sah es da schon bei der Partie gegen den dänischen Erstligisten Randers FC aus, der dem FCH eine 1:3 Niederlage zufügte. Gegen Regionalligist Altglienicke gab es anschließend ein 1:1 und gegen Zweitligist Braunschweig ein 1:2. Eine gute Frühform sieht anders aus – war aber angesichts des XXL-Umbruchs auch nicht zu erwarten. Die Generalprobe findet am Samstag gegen Lazio Rom statt, dazu geht es am Sonntag wohl noch gegen Verbandsligist FSV Bentwisch, wie die "Ostsee-Zeitung" meldet.
Prognose: Viel wird davon abhängen, wie lange Neu-Trainer Hollerbach benötigen wird, diese völlig neu zusammengesetzte Truppe zu einer Mannschaft zu formen. Die Einzelteile sind prominent, doch das macht bekanntlich noch lange kein funktionierendes Team. Insgesamt wirkt der Umbruch zu groß, um den direkten Wiederaufstieg zu realisieren. Zumal der Kader noch nicht vollzählig ist. Platz 5-9.
Ausgangslage: Es ist leicht daher gesagt, dass ein Abstieg "unnötig" gewesen sei. Selten ist diese Beschreibung jedoch so treffend wie beim SV Wehen Wiesbaden in der vergangenen Saison. Fast über die gesamte Spielzeit befand sich der Aufsteiger im gesicherten Mittelfeld, um just in der entscheidenden Saisonphase in einen Negativstrudel zu geraten und letztlich über die Relegation abzusteigen. So muss der SVWW nun also wieder in eben jener Liga antreten, deren ewige Tabelle er mit deutlichem Vorsprung anführt.
Statt zum 100-Jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 2026 ein etablierter Zweitligist zu sein, beginnt die Sisyphos-Arbeit Wiederaufbau von vorne. Allerdings steht Wiesbaden im Vergleich zu den letzten beiden Zweitliga-Abstiegen 2009 und 2020 deutlich besser da, da sich der Verein finanziell und strukturell weiterentwickelt hat, und peilt deswegen den direkten Wiederaufstieg an. Etwas überraschend wurde Interimscoach Nils Döring trotz der verheerenden Bilanz von nur einem Punkt aus fünf Spielen mit dieser anspruchsvollen Mission betraut.
Transfers: Wenig überraschend haben sich die besten Spieler der Vorsaison gegen einen Verbleib entschieden: Ivan Prtajin wechselte für eine Millionen-Ablöse zu Union Berlin, auch Robin Heußer (Karlsruhe), Marcus Mathisen (Magdeburg) und Aleksandar Vukotic (Darmstadt) verabschiedeten sich. Mit Florian Stritzel, Sascha Mockenhaupt, Florian Carstens, Thijmen Goppel und Gino Fechner konnte aber auch ein namhaftes Korsett an langjährigen Leistungsträgern gehalten werden.
Ergänzt wird dieser Stamm mit bisher zehn Neuzugängen. Während unter anderem Ivan Franjic (Würzburg), Moritz Flotho (Paderborn II), Ole Wohlers (Teutonia Ottensen) aus der Regionalliga in die hessische Landeshauptstadt wechseln, kommen Fabian Greilinger (1860 München), Tarik Gözüsirin (VfB Lübeck) und Ryan Johansson (SC Freiburg II) aus der 3. Liga. Die beiden Königstransfers sind Innenverteidiger Felix Luckeneder und Stürmer Fatih Kaya. Ersterer wechselt vom österreichischen Spitzenteam Linzer ASK nach Wiesbaden, Zweiterer vom belgischen Erstligisten VV St. Truiden.
Vorbereitung: Das Wiesbadener (Nicht-)Trainingslager sorgte für einige Schlagzeilen. Als Markenbotschafter der DFL auserkoren, wollten sich die Hessen in Südafrika für die neue Saison anschwitzen, doch eine Flugzeug-Panne später war das Vorhaben geplatzt. Stattdessen bereitete sich der SVWW in den heimischen Gefilden auf die neue Saison vor, wo die unterklassigen Vertreter SV Erbenheim (7:0) und Rot-Weiß Walldorf (4:0) souverän besiegt werden konnten. Gegen die Regionalligisten SGV Freiberg (2:0), FC Gießen (1:1) und FC Homburg (1:1) musste sich die Döring-Truppe deutlich mehr mühen. Zum Abschluss der Vorbereitung geht es gegen den französischen Zweitligisten FC Metz.
Prognose: Der Umbruch ist für einen Zweitliga-Absteiger vergleichsweise gering ausgefallen, zudem gehört Wehen traditionell zu den finanzstärksten Drittligisten. Dennoch müssen sich der Kader und sein noch unerfahrener Trainer erst einmal finden und nach dem brutalen Negativlauf – der letzte Sieg datiert von Anfang März – erstmal eine Trendumkehr schaffen. Ein direkter Wiederaufstieg erscheint daher unwahrscheinlich: Platz 6-10.
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