Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Wolfsburg-Experte Michael Theuerkauf | OneFootball

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Rund um den Brustring

·26. September 2024

Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Wolfsburg-Experte Michael Theuerkauf

Artikelbild:Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Wolfsburg-Experte Michael Theuerkauf

Am Sams­tag will der VfB beim VfL Wolfs­burg direkt nach­le­gen. Die Gast­ge­ber haben zwar erst ein­mal gewon­nen, lie­fer­ten aber dabei gute Leis­tun­gen ab. Vor dem Aus­wärts­spiel spra­chen wir Micha­el Theu­er­kauf, Wolfs­burg-Exper­te und Sport­re­dak­teur bei der Braun­schwei­ger Zei­tung.

Rund um den Brust­ring: Hal­lo Micha und vie­len Dank, dass Du Dir Zeit für unse­re Fra­gen nimmst. Der VfL Wolfs­burg ist mit nur einem Sieg aus vier Spie­len in die Sai­son gestar­tet, hat­te es aber auch mit Mün­chen, Frank­furt und Lever­ku­sen zu tun und ver­lor die Spie­le recht knapp. Wie schätzt du den Sai­son­start ein?


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Micha: Wenn man sich nur die Punkt­aus­beu­te anschaut, dann ist der Start natür­lich schlecht. Die Leis­tun­gen aber ins­be­son­de­re gegen Bay­ern und in Lever­ku­sen waren wirk­lich gut. Gegen Frank­furt kann es auch anders lau­fen. Wenn man wie der VfL um „Euro­pa“ mit­spie­len will, dann muss man die­se Heim­spie­le gegen die direk­ten Kon­kur­ren­ten, zu denen Frank­furt zählt, gewin­nen. Ich wür­de den Start aber nicht als schlecht bewer­ten, er hät­te aber deut­lich bes­ser sein kön­nen.

Die ver­gan­ge­ne Sai­son been­de­te Wolfs­burg auf Platz 13, nach­dem Ralph Hasen­hüttl im März für Niko Kovac über­nahm. Das ent­spricht sicher­lich eben­so wenig der Anspruchs­hal­tung des Ver­eins und des Eig­ners Volks­wa­gen wie die Plät­ze 8 und 12 in den Jah­ren zuvor, oder?

Die Anfor­de­run­gen sind sicher ande­re, aber im Fuß­ball gehört auch immer eine klei­ne Por­ti­on Glück dazu – und das fehl­te dem VfL in der Ver­gan­gen­heit in engen Spie­len häu­fig. Dass es im letz­ten Jahr wie­der Abstiegs­sor­gen gab, dass schmeckt weder Mut­ter VW noch der Toch­ter VfL. Das ist außer Fra­ge.

Wie bewer­test Du bis­her die Arbeit von Hasen­hüttl, was macht er anders als Kovac?

Ich mag die Art und Wei­se, wie Ralph Hasen­hüttl sein Team spie­len lässt, sehr gern. Die­ses hohe Pres­sing, das sei­ne Jungs mit viel Risi­ko durch­zie­hen, ist so inten­siv. Da geht’s rich­tig zur Sache und bei Ball­ge­winn sofort mit weni­gen Päs­sen Rich­tung geg­ne­ri­sches Tor. Kovac ließ spä­ter atta­ckie­ren und leg­te mehr Wert auf Spiel­kon­trol­le. Das hat­te für die Zuschau­er nicht sel­ten den Ein­druck, dass es zu pas­siv ist. Das ist beim Hasen­hüttl-Fuß­ball aus­ge­schlos­sen.

Da liegt dann auch einer der gro­ßen Unter­schie­de zwi­schen den bei­den Trai­nern. Hasen­hüttl setzt auf eine her­aus­ra­gen­de Phy­sis. Dafür muss­ten die Jungs im Som­mer auch gehö­rig schwit­zen. Der Trai­ner hat sie rich­tig gefor­dert. Man sieht jetzt aber auch, dass die Mann­schaft deut­lich fit­ter ist. Sie ist in der Lage, das inten­si­ve Pres­sing über 90 Minu­ten durch­zie­hen. Unter Kovac hat­te man nicht sel­ten den Ein­druck, dass beim Team ab Minu­te 60 der Tank schon fast leer war. So wur­den vie­le Füh­run­gen ver­spielt.

Im Som­mer gab man Maxence Lacroix in die Pre­mier League ab und schnapp­te Frank­furt PAOKs Kon­stan­ti­nos Kouliera­kis vor der Nase weg. Aus Kopen­ha­gen kam Kamil Grab­a­ra als Nach­fol­ger des lang­jäh­ri­gen Stamm­kee­pers Koen Cas­teels, außer­dem lieh man Moham­med Amou­ra von Uni­on St. Gil­loi­se aus, der bereits zwei Tore vor­be­rei­te­te. Wie blickst Du auf den Trans­fer­som­mer des VfL und was traust Du der Mann­schaft in die­ser Sai­son zu?

In der Auf­zäh­lung feh­len vor allem noch Salih Özcan und Den­nis Vav­ro, die am Dead­line Day noch ver­pflich­tet wur­den. Lan­ge Zeit pas­sier­te nicht viel, zum Ende der Trans­fer­pe­ri­ode dann aber in bei­de Rich­tun­gen recht viel. Dass Lacroix geht, stand ja schon lan­ge im Raum. Aus sei­nem Haus in Wolfs­burg ist er schon vor Mona­ten aus­ge­zo­gen. Grab­a­ra ist ein wür­di­ger Nach­fol­ger von Cas­teels. Das hat er bereits bewie­sen. Und auch Kouliera­kis und Vav­ro sind star­ke Innen­ver­tei­di­ger, die Lacroix erset­zen kön­nen. Für mei­nen Geschmack hät­te der Kader aber aus­ge­dünnt wer­den müs­sen. Gera­de im Mit­tel­feld­zen­trum und im Angriff gibt es ein Über­an­ge­bot an (guten) Spie­lern. Ich bin gespannt, wie man das mode­rie­ren kann und die Stim­mung bei dem einen oder ande­ren nicht kippt.

Ansons­ten steckt wie jedes Jahr viel Poten­ti­al im Kader. Wenn das abge­ru­fen wird, ist es mög­lich, die Zie­le zu errei­chen.

Wo lie­gen aktu­ell die Stär­ken und Schwä­chen der Mann­schaft?

Die Stär­ken lie­gen momen­tan noch haupt­säch­lich in der Arbeit gegen den Ball. Das klingt selt­sam, denn der VfL hat in den vier Spie­len ja neun Gegen­to­re bekom­men. Aber es waren vie­le Tore, die nach Stan­dards gefres­sen wur­den. Da ist dann auch schon gleich eine Schwä­che benannt. Bei ruhen­den Bäl­len ist der VfL anfäl­lig. Das gilt auch bei Kon­tern. Ein ande­rer aus­bau­fä­hi­ger Punkt ist das Spiel mit dem Ball, das im letz­ten Drit­tel teil­wei­se noch nicht ziel­stre­big genug ist. Der VfL hät­te sei­nen hohen Auf­wand mit deut­lich mehr Tref­fern beloh­nen müs­sen, aber die Effi­zi­enz ist das gro­ße Man­ko Stand jetzt. Eine ande­re „Schwä­che“ ist das Ver­let­zungs­pech. Es feh­len eini­ge poten­zi­el­le Stamm­spie­ler. Vor allem der Aus­fall von Lov­ro Majer, der sich beim 2:0 in Kiel einen Bän­der­riss zuge­zo­gen hat, ist bit­ter. Lov­ro war in her­aus­ra­gen­der Ver­fas­sung – nicht nur wegen sei­ner bei­den Tref­fer gegen die Bay­ern. Königs­trans­fer Moham­med Amou­ra hat­te sich im Trai­nings­la­ger das Innen­band im Knie beschä­digt. Er ist auch noch nicht wie­der in Top­form.

Im Kader steht mit Tia­go Tomás auch ein ehe­ma­li­ger VfB-Spie­ler. Wie läuft es für ihn der­zeit in Wolfs­burg?

Auf der lin­ken offen­si­ven Außen­bahn ist er momen­tan gesetzt, das liegt aber auch an man­geln­den Alter­na­ti­ven. Das soll jedoch nicht bedeu­ten, dass er sei­ne Sache nicht gut macht. Aber bei ihm ist es das­sel­be Pro­blem wie bei der gan­zen Mann­schaft: Auf­wand und Ertrag ste­hen in kei­nem gesun­den Ver­hält­nis. Das hohe Pres­sing kommt ihm mit sei­ner Schnel­lig­keit ent­ge­gen. Hasen­hüttl setzt vor­ne auf Spie­ler, die auf­grund ihres Tem­pos den Geg­ner schnell und aggres­siv unter Druck set­zen kön­nen. Er pro­fi­tiert aber auch davon, dass Jakub Kamin­ski, der ansons­ten auf der Tomas-Posi­ti­on soll­te, der Zeit als Aus­hilfs­au­ßen­ver­tei­di­ger gefor­dert ist.

Zum Abschluss: Dein Tipp für Auf­stel­lung und Ergeb­nis?

Der VfL gewinnt mit 3:1 – das hofft der VfL-Fan in mir. Der Jour­na­list geht etwas skep­ti­scher an die Sache her­an, denn Stutt­gart ist stark. Wenn es dem VfL gelin­gen soll­te, sei­ne Chan­cen bes­ser aus­zu­spie­len und dann auch zu nut­zen, dann ist etwas drin. So wie es schon in Lever­ku­sen und gegen Bay­ern der Fall war.

Bei der Auf­stel­lung gibt es der­zeit so vie­le Even­tua­li­tä­ten, da kann ich eigent­lich nur falsch lie­gen. Ich bin mir aber sicher, dass sie mit einem Tor­hü­ter und zehn Feld­spie­lern ins Ren­nen gehen wer­den. 😉

Titel­bild: © Selim Sudheimer/Getty Images

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