Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Wolfsburg-Experte Leonard Hartmann | OneFootball

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Rund um den Brustring

·28. September 2022

Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Wolfsburg-Experte Leonard Hartmann

Artikelbild:Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Wolfsburg-Experte Leonard Hartmann

Nach der Länderspielpause geht es für den VfB in Wolfsburg weiter. Mit Leonard Hartmann, VfL-Experte bei den Wolfsburger Nachrichten, haben wir über die Lage vor Ort und das Spiel gesprochen.

Rund um den Brustring: Hallo Leonard, als wir Ende April das letzte Mal über ein Spiel zwischen Wolfsburg und Stuttgart sprachen, hatte der VfL zwar den Klassenerhalt klar gemacht, gut lief es aber trotzdem nicht. Jetzt trifft am Samstag der Vorletzte auf den Drittletzten. Hast Du eine Erklärung für den schlechten Saisonstart?


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Leonard: Der Kader wurde im Sommer nicht ausreichend verbessert, dazu hat es meiner Meinung nach zu lange gedauert, bis Niko Kovac seine Stammelf gefunden hat. Das scheint er mittlerweile geschafft zu haben, da es zuletzt eher weniger Wechsel gab als noch zu Saisonbeginn. Aber: Gut klappt das bisher noch gar nicht. Hinten sind die Wolfsburger ziemlich anfällig und nach vorne ziemlich planlos. Das letzte Spiel gegen Union war schon recht erschreckend.

Wie bewertest Du bislang die Arbeit von Trainer Niko Kovac? Wie lässt er die Mannschaft spielen?

Kovac will laufintensiv spielen lassen mit hohem Aufwand gegen den Ball und Speed nach vorne. Bisher hat das noch überhaupt gar nicht geklappt. Dabei ist die Mannschaft schon deutlich fitter als noch in der Vorsaison, das ist nicht zu übersehen. Allerdings fließt da noch nichts ineinander über, es gibt kaum Automatismen und wiederkehrende Abläufe. Nach vorne hängt fast alles an Lukas Nmecha und hinten – tjoa – noch keine feste Struktur. Ridle Baku ist ein einziges Rätsel, die junge Innenverteidigung versucht sich noch zu finden. Alles in allem sind das Themen der Vorbereitung, die Kovac aber da nicht klären konnte und die daher auf dem Team und der Leistung lasten.

Wie stark wackelt sein Stuhl, falls der VfB am Samstag gewinnt?

Ich glaube, das entscheidende Spiel für Kovac wird die DFB-Pokalpartie gegen Braunschweig in zweieinhalb Wochen.

Im Winter rettete die Verpflichtung von Max Kruse den Wolfsburgern die Saison, jetzt steht er auf dem Abstellgleis. Wirst Du aus seiner Personalie schlau und welche Auswirkungen hat das sportlich?

Nein, werde ich nicht. Vor allem irritiert mich noch immer der Zeitpunkt der Verkündung von Kruses Aus. Es muss doch allen klargewesen sein, dass es zwischen Kruse und Kovac nicht klappen würde – die Stimmen waren von Beginn an so laut, dass man sie eigentlich nicht überhören konnte. Aber irgendwie hat der VfL das geschafft. So steht man mit dem Problemfall an den Hacken mitten in der transferlosen Zeit – einfach doof. Jetzt wird über eine vorzeitige Trennung gesprochen, die den Klub Millionen kosten dürfte. Das könnten sich sonst kaum Vereine leisten als Sonderposten. Sportlich gab es ja nach Kruses Aus direkt den ersten Saisonsieg mit dem 1:0 in Frankfurt, wonach gleich wieder alle dachten, dass nun alle Probleme weg wären. Aber: Kruse ist nicht das Hauptproblem, nur ein Symptom. Der Kader ist einfach nicht gut zusammengebaut. Da merkt man, dass vier Trainer mitgesprochen haben.

Im Sommer verstärkten Jakub Kaminski aus Posen, Matthias Svanberg aus Bologna, Bartol Franjic aus Zagreb und Patrick Wimmer aus  Bielefeld den Kader, der prominenteste Abgang war sicher Xaver Schlager, der nach Leipzig ging. Welches Zeugnis stellst Du der sportlichen Leitung bei den Transfers aus?

Kein gutes, allein wegen der eben beschriebenen Personalie Kruse. Kaminski fällt bisher nicht auf, das ist aber auch schwer in solch einem Kader. Wimmer gefällt mir ganz gut als kreativer Verbindungsspieler. In Franjic sehe ich auch noch nichts, und Svanberg sollte eine Soforthilfe sein, ist das aber noch lange nicht. Für ihn gibt es bisher keine Position in Kovac‘ System. Der ließ den Schweden zunächst auf der 10 spielen, wo der sich aber überhaupt nicht wohlfühlte. Svanberg ist Achter, aber im 433 gibt‘s diese Rolle nicht. Die Personalie spricht auch nicht für eine gute Beschaffungspolitik.

Apropos Kader: Wie läuft es denn für Ex-VfBler Josip Brekalo, der von einer Leihe nach Turin zurückkehrte, und für Omar Marmoush, der letzte Saison im Brustring auflief?

Für beide gilt: Sie wollen hoch hinaus in ihren Karrieren, sehen sich selbst im internationalen Fußball, doch ihre Realitäten sind Wanderplätze bei einem abstiegsbedrohten Bundesliga-Klub. Am Saisonende laufen ihre Verträge aus. Während Marmoush verlängern soll, darf Brekalo endlich gehen.

Zum Abschluss: Dein Tipp fürs Spiel?

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Titelbild: © Alex Grimm/Getty Images

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