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Rund um den Brustring

·21. September 2024

Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Dortmund-Fan Nick

Artikelbild:Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Dortmund-Fan Nick

So vie­le offe­ne Rech­nun­gen: Das Gast­spiel von Borus­sia Dort­mund am kom­men­den Sonn­tag im Neckar­sta­di­on hat nach der ver­gan­ge­nen Sai­son und dem Trans­fer­som­mer eine beson­de­re Bri­sanz. Vor der Par­tie spra­chen wir mit BVB-Fan Nick vom Blog Any Given Weekend über die Lage beim Cham­pi­ons League-Fina­lis­ten.

Rund um den Brust­ring: Hal­lo Nick und vie­len Dank, dass Du dir Zeit für unse­re Fra­gen nimmst. Der BVB ist in bei­de Pokal­wett­be­wer­be mit einem Sieg gestar­tet, zuletzt am Mitt­woch­abend mit einem 3:0 in Brüg­ge. In der Bun­des­li­ga ste­hen Sie­ge gegen Hei­den­heim und Frank­furt sowie ein Remis in Bre­men zu Buche. Wie zufrie­den bist Du mit dem Sai­son­start?


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Nick: Hal­lo Lenn­art! Ergeb­nis­tech­nisch ist der Sai­son­start wirk­lich gelun­gen. Über die lös­ba­re Pokal-Auf­ga­be muss man nicht reden, aber sie­ben Punk­te in der Liga und ein 0:3‑Auswärtssieg in der Cham­pi­ons League kön­nen sich abso­lut sehen las­sen. Nur war das spie­le­risch über wei­te Stre­cken noch ein gutes Stück davon ent­fernt, wo man hin will. Zuletzt auch in Brüg­ge, trotz des deut­li­chen Ergeb­nis­ses.

Der 5. Platz in der ver­gan­ge­nen Sai­son war die schlech­tes­te Plat­zie­rung seit der Sai­son 2014/2015. Was hat das, neben dem Rück­tritt von Edin Ter­zic noch im Ver­ein aus­ge­löst?

Die­ser 5. Platz, der ja unter ande­ren Umstän­den nicht für die CL-Qua­li­fi­ka­ti­on gereicht hät­te, hat ganz schön Betrieb­sam­keit aus­ge­löst. Der Sai­son­ver­lauf hat mit Sicher­heit zur Umstruk­tu­rie­rung der sport­li­chen Füh­rungs­ebe­ne mit Ricken und Mislin­tat bei­getra­gen. Es gibt neben Sahin noch wei­te­re neue Gesich­ter im Trai­ner-Team, die Trans­fer­pha­se war leb­haft. Und alle, auch die Fans, dürf­ten sich jetzt bewusst sein, dass der BVB nicht mehr auto­ma­tisch min­des­tens Zwei­ter wird.

Ter­zics Nach­fol­ger ist BVB-Legen­de Nuri Şahin, der schon in der Rück­run­de Teil des Trai­ner­teams war. Wie bewer­test Du die Ent­schei­dung für ihn und wie lässt er die Mann­schaft in die­ser Spiel­zeit spie­len?

Grund­sätz­lich ist bei mir eine gesun­de Por­ti­on Skep­sis dabei, wenn die Borus­sia mal wie­der eine Rück­hol­ak­ti­on star­tet. Das gilt für Spie­ler wie ande­re Funk­ti­ons­trä­ger. Der soge­nann­te Stall­ge­ruch ist erst­mal nichts Ver­kehr­tes und der Gedan­ke einer BVB-Fami­lie, die sich über die Rück­kehr ihrer “Kin­der” freut, auch nicht. Aber in Dort­mund wird das von den Ver­ant­wort­li­chen ger­ne mal zu hoch gehängt, in Ver­bin­dung mit einer “wird schon klap­pen, ist ja einer von uns”-Attitüde. Und des­halb muss mich Nuri erst­mal über­zeu­gen. Er will das Spiel attrak­ti­ver machen, schnel­ler nach vor­ne kom­men, lässt zeit­wei­se schon die Offen­siv­leu­te pres­sen. Aber das funk­tio­niert bis­her nur bedingt und sei­ne Ver­su­che mit Drei­er­ket­te, in der dann alle 1A-Innen­ver­tei­di­ger spie­len, sind per­so­nal­tech­nisch ein wenig ris­kant.

Wo lie­gen aktu­ell Eure Stär­ken und Schwä­chen?

Wir haben der­zeit eini­ge Offen­siv­spie­ler, die sich in Form zu spie­len schei­nen: natür­lich Git­tens, aber auch Adey­e­mi und jetzt kommt noch Gui­ras­sy dazu. Außer­dem war­ten wir noch auf einen mal über einen län­ge­ren Zeit­raum fit­ten Juli­en Duran­ville. Denn es ist die indi­vi­du­el­le Klas­se die­ser Jungs, etwa im Dribb­ling oder in Lauf­du­el­len, die uns wei­ter­hel­fen kann, wenn es kol­lek­tiv mal nicht so läuft. Natür­lich haben wir auch einen guten Tor­wart und mit Pas­cal Groß jemand, dem vie­le die Ball­ver­tei­ler­rol­le im Mit­tel­feld zutrau­en. Zu den noch nicht abge­stell­ten Schwä­chen gehört, dass der BVB sich schwer tut, gefähr­lich in Straf­raum­nä­he zu kom­men, wenn der Geg­ner kom­pakt steht. Zwar sehen wir ten­den­zi­ell mehr Schwarz-Gel­be im letz­ten Drit­tel als unter Ter­zic, aber wir sind dann auch anfäl­lig bei schnel­lem Umschal­ten des Geg­ners.

Wel­che Erwar­tung hast Du nach der ent­täu­schen­den letz­ten Spiel­zeit an die lau­fen­de Sai­son?

Ich erwar­te eine bes­se­re Plat­zie­rung, im Ide­al­fall vor RBL. Im Pokal soll­te es mal wie­der Rich­tung Ber­lin gehen — klar, dass man dafür auch Los­glück braucht. Bei­des setzt vor­aus, dass der BVB auch mehr gute Spie­le zeigt als zuletzt.

Die Ver­bin­dun­gen zwi­schen dem VfB und dem BVB sind viel­fäl­tig. Fan­gen wir neben dem Platz an: Im Früh­jahr kehr­te unser ehe­ma­li­ger Sport­di­rek­tor Sven Mislin­tat zurück nach Dort­mund, jedoch in ande­rer Rol­le. Im Trans­fer­som­mer soll es angeb­lich intern ziem­lich geknirscht haben. Was ist Dei­ne Mei­nung zu die­ser Per­so­na­lie?

Für Sven Mislin­tat gilt das Glei­che, was ich auch schon zur Per­so­na­lie Sahin geschrie­ben habe. Klar war Mislin­tat ein wich­ti­ger Erfolgs­fak­tor in der Klopp-Ära und hat auch in der Tuchel-Zeit noch eini­ge wich­ti­ge Trans­fers mit getä­tigt. Grund­sätz­lich war es auch rich­tig, Sebas­ti­an Kehl noch jemand mit Erfah­rung an die Sei­te zu stel­len. Aber ob es so ein Alpha-Tier wie Mislin­tat sein muss­te? Ich hät­te mir auch einen Trans­fer-Nerd vor­stel­len kön­nen, der mehr im Hin­ter­grund agiert.

Man­che ver­mu­ten auch, dass sich Borus­sia auch auf sein Betrei­ben hin zwei Mal beim VfB bedient hat: Ser­hou Gui­ras­sy und für uns über­ra­schend Wal­de­mar Anton kom­plet­tie­ren seit die­ser Sai­son das Quar­tett von Ex-VfB-Spie­lern neben den Tor­hü­tern Gre­gor Kobel und Alex Mey­er. Wie machen sich Anton und Gui­ras­sy bis­her und wie zufrie­den bist Du all­ge­mein mit den Som­mer­trans­fers?

Einer­seits regen offen­sicht­li­che Trans­fers, wo man den Shoo­ting Star von der Liga-Kon­kur­renz holt, nicht gera­de die Fan­ta­sie an. Aber natür­lich haben wir mit Gui­ras­sy und Anton auch viel Qua­li­tät geholt. Ein Pas­cal Groß war sicher ein über­ra­schen­de­rer Trans­fer. Davon hät­te ich mir noch ein, zwei mehr gewünscht. Ansons­ten hat man sich dort ver­stärkt, wo man es tun muss­te. Nur links hin­ten scheint noch nicht die Ide­al­lö­sung gefun­den. Ich konn­te bis­her nicht alle Spie­le über 90 Minu­ten sehen. Anton scheint hin­rei­chend sta­bil, um sich ohne Pro­ble­me in Dort­munds IV ein­zu­fü­gen. Gui­ras­sy hat­te gegen Hei­den­heim einen län­ge­ren Auf­tritt, bei dem er tor­los blieb, aber uns durch sei­ne Lauf­ar­beit und durchs ein­fach nur Da-sein wei­ter­half. Mit ihm erge­ben sich mehr Räu­me für ande­re Spie­ler; die gan­ze Sta­tik im BVB-Spiel ändert sich ein Stück weit. In Brüg­ge war es dann ein kür­ze­rer, unschein­ba­re­rer Auf­tritt, bei dem Gui­ras­sy aber am Ende den Elf­me­ter ver­wan­del­te. Und das ohne Sto­cken im Anlauf, was sehr wohl­tu­end war.

Kannst Du die Auf­re­gung in Stutt­gart um Anton und den vor­aus­sicht­lich wenig freund­li­chen Emp­fang für ihn am Sonn­tag nach­voll­zie­hen?

Die Auf­re­gung wegen Wal­de­mar Anton kann ich bis zu einem gewis­sen Grad nach­voll­zie­hen. Sei­ne Ver­trags­ver­län­ge­rung mit ent­spre­chend schmei­chel­haf­ten Wor­ten von ihm ist ja noch nicht so lan­ge her. Es kann dann bei treu­en Fans nicht gut ankom­men, wenn man kur­ze Zeit spä­ter inner­halb der Liga wech­selt. Das Maß der Auf­re­gung ist bei man­chen mei­nem Ein­druck nach etwas über­zo­gen — es ist halt lei­der wirk­lich nichts Neu­es, wie das im Pro­fi­fuß­ball heu­te abläuft.

Die Spie­le zwi­schen Stutt­gart und Dort­mund sind sowie­so Klas­si­ker, siehst Du durch die Trans­fers und die drei emo­tio­na­len und für den BVB erfolg­lo­sen Duel­le der letz­ten Sai­son eine beson­de­re Stim­mung in Dort­mund vor der Par­tie am Sonn­tag?

Vie­le wer­den den VfB sicher als eine Art Bench­mark sehen, wie weit man mit der Erneue­rung schon gekom­men ist. Ein Drei­er in Stutt­gart wäre ein Signal, ein Unent­schie­den nach gutem Auf­tritt auch schon sehr respek­ta­bel nach letz­ter Sai­son. Es gibt ja ohne­hin in den letz­ten Jah­ren eine gewis­se Riva­li­tät zwi­schen den akti­ve­ren Fan­grup­pen bei­der Ver­ei­ne. Die, die das nicht so inter­es­siert, wer­den sich viel­leicht ein­fach an die hei­ßen Spie­le der Ver­gan­gen­heit erin­nern (vor letz­ter Sai­son), die zwar nicht alle posi­tiv für Schwarz-Gelb ende­ten, aber wie du schon sag­test zu Klas­si­kern wur­den. Ich glau­be, die Vor­freu­de wird vor­herr­schen.

Zum Abschluss: Dein Tipp für Auf­stel­lung und Ergeb­nis?

Mög­li­che Auf­stel­lung: Kobel — Ryer­son, Süle, Schlot­ter­beck, Ben­se­bai­ni — Can, Groß — Adey­e­mi, Brandt, Git­tens — Gui­ras­sy. Mein Tipp: Ein ansehn­li­ches 2:2, ger­ne mit einem spä­ten BVB-Aus­gleich

Titel­bild: © Lars Baron/Getty Images

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