Roundtable: FC Bayern und die Klub-WM – ein letztes Hurra der FCB-„Rentner“? | OneFootball

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·3. Juni 2025

Roundtable: FC Bayern und die Klub-WM – ein letztes Hurra der FCB-„Rentner“?

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Die FIFA-Klub-WM in den USA steht vor der Tür und unsere Redaktion rätselt über die Titelchancen des FC Bayern, Gegner aus der Ferne und das Turnier an sich.

Als wären der nationale Liga-Betrieb, Pokalwettbewerbe, eine vergrößerte Champions League und das Finalturnier der Nations League nicht genug.


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Nein, der gierige Gianni Infantino will noch mehr. Seine geniale Idee: Der Confed-Cup, der 2005 zu den Poldi-Schweini-Festspielen wurde, wird ersetzt durch ein Kräftemessen der weltweit besten Teams.

An der Besetzung, Finanzierung und Terminfindung des Turniers kann man viel Kritik äußern, doch im Roundtable beschränkt sich unsere Redaktion heute auf den sportlichen Aspekt. Denn auch hier gibt es einiges zu besprechen.

Die Scouting-Abteilung läuft heißt

Urawa Red Diamonds, Mamelodi Sundowns und Auckland City FC. Die Klub-WM ist eine besondere Chance für die meisten Kontinentalverbände. Auf welchen Unterdog aus der Ferne freut ihr euch am meisten?

Andreas: Es ist natürlich interessant, diese Teams einmal im weltweiten Vergleich zu erleben. Die Urawa Red Diamonds sind zum Beispiel technisch stark und diszipliniert. Urawa hat internationale Erfahrung und auch ein sehr solides Kollektiv. Das ist nie schlecht bei einem Turnier. Auch die oben genannten “Exoten” wie Auckland City sind hier in Europa eigentlich unbekannt. Wie bei einer WM können die Underdogs immer überraschen und darauf freue ich mich. Ich würde aber lügen, wenn ich weiß, wie genau die Mamelodi Sundowns spielen.

Andi: Wydad Casablanca – ehrlich gesagt kenne ich den Klub vor allem durch Videos der beeindruckenden Stimmung im Stadion. Wenn sie es schaffen, diese Atmosphäre mit zur Klub-WM zu bringen, könnte das ein echtes Highlight werden.

Spannend finde ich auch, wie sich die Teams aus Mexiko schlagen werden. In den letzten Jahren scheinen immer mehr Spieler aus Europa dorthin zu wechseln, aber das tatsächliche Niveau der Liga ist für mich schwer einzuordnen.

CF Monterrey ist dabei besonders interessant: Mit Spielern wie Carlos Salcedo, Héctor Moreno, Sergio Ramos, Óliver Torres, Sergio Canales, Lucas Ocampos und Jesús Corona stehen einige bekannte Namen im Kader. Trainiert wird das Team von Domènec Torrent – den viele noch als Co-Trainer von Pep Guardiola beim FC Bayern in Erinnerung haben. Das macht neugierig.

Florian: Ich freue mich immer, Mannschaften spielen zu sehen, die man sonst nicht so auf dem Schirm hat. Das macht für mich auch den Reiz von Wettbewerben wie dem Afrika-Cup oder den Weltmeisterschaften im Allgemeinen aus. Wie heißblütig spielen die Südamerikaner, welchen Wirbelwind hat Urawa auf der Außenbahn? Können die US-Teams mithalten? Ich habe also keinen bestimmten Underdog, auf den ich mich freue, wundere mich aber sehr, wie sich der österreichische Vizemeister, der in der diesjährigen Champions League stolze 3 Punkte in 8 Spielen sammeln konnte, für den Wettbewerb qualifizieren konnte. Aber das ist eine andere Geschichte..

Auch für die Scouts wird das Turnier ein Fest. Wer von euch hat schon fleißig sich mehrere Stunden YouTube-Videos von CF Monterrey angeschaut oder bei FIFA den Karrieremodus mit Fluminese Rio de Janeiro angeworfen und kennt daher schon die besten Juwelen von morgen. Welcher Spieler könnte ein Geheimtipp für die Überraschung des Turniers werden?

Andreas: Obed Vargas von den Seattle Sounders gilt als eines der spannendsten Talente der MLS – ein echtes Juwel im Mittelfeld. Der 19-Jährige überzeugt mit bemerkenswerter körperlicher Präsenz, starker Technik und einem Spielverständnis, das weit über sein Alter hinausgeht. Trotz seines jungen Alters strahlt er auf dem Platz bereits eine beeindruckende Ruhe und Reife aus. Was ihn besonders macht: Vargas hat klares Potenzial für das US-Nationalteam, bleibt aber in Europa bislang noch weitgehend unter dem Radar. Für viele Scouts könnte die Klub-WM 2025 sein Durchbruchsmoment sein.

Andi: Estêvão ist der Name, der mich wirklich interessiert. Er gilt schon seit Langem als riesiges Talent, jetzt ist er 18 und kommt nach der Klub-WM von Palmeiras zu Chelsea. Ich habe Videos von ihm gesehen – unglaublich, auf Youtube jedenfalls. Aber Spiele aus Brasilien sieht man dann doch eher selten. Jetzt will ich ihn endlich wirklich auf dem Platz sehen.

Doch es bleibt die Frage: Macht es Sinn, Spieler schon in so jungem Alter für viel Geld aus Brasilien zu holen – wie es Real oder Chelsea tun? Oder ist das am Ende doch eher eine riskante Wette?

Florian: Schwierige Frage. Bei Benfica spielt ein Spieler im zentralen Mittelfeld, Renato Sanches… nein Spaß beiseite. Ich freue mich auf die südamerikanischen Mannschaften. Flamengos Pedro hat eine unfassbare Torquote in Brasilien, hat in seiner Zeit in Italien bei Florenz aber überhaupt nicht funktioniert. Mit 27 Jahren ist der Mittelstürmer wahrlich kein Talent mehr, bin aber dennoch gespannt, wie er sich auf dieser Bühne macht. Bei River Plate sticht einem natürlich der Name Franco Mastantuono ins Auge. Als 17-jähriger Offensivspieler, der bereits 61 Spiele (10 Tore und 7 Vorlagen) auf dem Buckel hat, bringt er ein spannendes Profil mit, das für einige europäische Klubs interessant sein könnte.

Ein letztes Hurra!

Genauso wie der Blick auf die Jüngsten, lohnt sich auch der Blick auf die Älteren wie Lionel Messi bei Inter Miami, Ex-Bayer Joao Cancelo bei Al Hilal und Thiago Silva bei Fluminese – oder kommt sogar noch Cristiano Ronaldo in letzter Sekunde zu einem Überraschungsteam? Von wem versprecht ihr euch ein letztes Hurra auf der internationalen Bühne?

Andreas: Trotz seines Alters ist Cristiano Ronaldo nach wie vor in herausragender physischer Verfassung, torhungrig und hochmotiviert, sich ein weiteres Kapitel Fußballgeschichte zu sichern. Natürlich nur ,wenn ein Verein ihn unter Vertrag nimmt. In einem Turnierformat mit globaler Aufmerksamkeit und kurzen K.o.-Phasen kann sein Instinkt als Matchwinner den Unterschied machen – sei es mit einem Last-Minute-Tor oder einem ikonischen Freistoß. Für Ronaldo wäre es nicht nur eine sportliche Chance, sondern auch ein Symbol: die globale Klubkrone als krönender Abschluss einer einzigartigen Karriere. Wer weiß – vielleicht wird die Klub-WM 2025 sein Turnier.

Georg: Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Der halbe Kader des FC Bayern geht aufs Rentenalter zu, insofern gibt es auch hier Kandidaten für ein letztes Hurra auf der internationalen Bühne. Allen voran natürlich der 39-jährige Manuel Neuer und Thomas Müller, der den FC Bayern nach dem Turnier verlassen wird. Also: Neuer hält den Freistoß von Cristiano (der trifft ohnehin fast nie per Freistoß), und Müller wird nochmal WM-Torschützenkönig.

Maurice: Ich freue mich besonders auf den letzten Auftritt von Angel Di Maria auf der internationalen Bühne. Der Argentinier wechselt nach dem Turnier zurück in die südamerikanische Heimat zu seinem Jugendverein Rosario Central. Seit seiner Zeit bei Real im Schatten von Ronaldo und im Nationaldress hinter Messi bin ich großer Fan des Flügelstürmer und hätte mir mehrfach seinen Wechsel an die Isar gewünscht. Auf seinem Peak verband der WM-Finaltorschütze von 2022 absolute Tempodribblings mit einem unwiderstehlichen Abschluss wie nur wenige andere.

Nach dem Weltpokal, der mit einem Finalspiel ausgefochten wurde, und der “alten” Klub-WM im Kleinformat verdient dieses Turnier erstmals den Titel Weltmeisterschaft. Welchen Stellenwert nimmt der Pokal für euch im neuen Format an?

Andreas: Früher war die Klub-WM – mal ehrlich – eher ein lästiger Zusatztermin für europäische Topteams, irgendwo zwischen Winterpause und Jetlag. Doch jetzt, mit 32 Teams aus aller Welt, richtiger Gruppenphase und echtem Turnierfeeling, bekommt das Ganze endlich Format. Wer hier gewinnt, ist nicht einfach nur Champions-League-Sieger – sondern ganz offiziell Weltmeister unter den Klubs. Und das klingt schon ziemlich fett. Aus globaler Perspektive ist der Stellenwert schon ordentlich.

Andi: Ehrlich gesagt: gar keinen. Ob der FC Bayern die Klub-WM gewinnt oder in der Vorrunde ausscheidet, macht für mich kaum einen Unterschied. Für mich hat die WM den Stellenwert eines Vorbereitungsturniers.

Ich freue mich, in der sommerlichen Fußballpause ein bisschen Spielbetrieb zu haben, vielleicht einen tieferen Blick darauf zu werfen, welche jungen Spieler bei Bayern den nächsten Schritt machen könnten. Dazu kommen spannende Teams von anderen Kontinenten und Perspektivspieler bei den europäischen Klubs – das interessiert mich weit mehr als der Titel selbst.

Florian: Ich bin ehrlich, ich hätte den Wettbewerb nicht gebraucht. Immer höher, immer weiter – ich sehe diese Entwicklung sehr kritisch. Aber mich fragt ja Niemand… Für den FC Bayern ist das Turnier natürlich ein finanzieller Jackpot. Ein Stück weit stimme ich Andi zu, mit der Klub-WM hat man als Fan nun die “Chance” oder besser gesagt einen Anlass, Spieler aus anderen Vereinsmannschaften etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn auch hier bin ich ehrlich: Normalerweise würde ich mir ein Spiel von Palmeiras oder Mamelodi Sundowns nicht anschauen. Nun sehe ich zumindest die Highlights davon.

Holt der FC Bayern den Pott?

Der FC Bayern startet in der Gruppe C mit Auckland City FC, den Boca Juniors und Benfica Lissabon. Wird es für den Rekordmeister zur erwarteten Pflichtaufgabe oder wer kann die Münchner am ehesten ärgern?

Georg: Kompanys Bayern waren in dieser Saison unglaublich dominant und erfolgreich gegen schwächere Gegner. Das wird sich bei der Klub-WM fortsetzen. Der FC Bayern kommt souverän als Gruppenerster ins Achtelfinale.

Andi: Ich habe noch kein klares Gefühl dafür, wie ernst die Bayern – und auch die anderen Teilnehmer – dieses Turnier wirklich nehmen.

Wenn wir ein Team voller Perspektivspieler sehen, ergänzt um Thomas Müller, könnte es eng werden. Aber wenn Bayern ernst macht, bin ich ganz bei Georg: Bayern gewinnt die Gruppe.

Wahrscheinlich steht einfach zu viel Geld auf dem Spiel, als dass man das Turnier nur als lockeren Saisonausklang behandeln könnte.

Maurice: Die Chance, dass man das Turnier nicht ernst nimmt, kann ich mir beim besten Willen und auch trotz der hohen Belastung nicht vorstellen. Der stärkste Gegner scheint klar Benfica zu sein, die dieses Jahr bereits Atlético und Juventus ärgerten. Im direktem Champions-League-Duell mit den Bayern spielten die Portuguesen unter ihrem Potenzial. Boca Junior reist zwar als Zweiter der Abschlusstabelle der Liga an, doch in den Playoffs um den Titel schied man bereits aus. Gegen die Xeneizes erwarte ich ebenfalls einen dominanten Sieg wie gegen Auckland City.

Wie immer die letzte Frage: Welche beiden Teams schaffen es in das Finale und wer holt am Ende den Pott – oder die Schale (wie sieht eigentlich die Trophäe aus?)?

Andreas: Da bin ich mal sehr europäisch langweilig und sage Manchester City und Real Madrid. Gewinnen wird – nach einer so enttäuschenden Saison – trotzdem Manchester City. Auch wenn es in der Liga nicht gut gelaufen ist – in Turnieren ist Pep Guardiola ganz in seinem Element. Er zerlegt Gegner in Einzelteile, analysiert sie akribisch und stellt seine Mannschaft punktgenau auf jede Herausforderung ein. Von Spiel zu Spiel passt er Taktik, Personal und Tempo an, als würde er ein Schachspiel führen. Und wenn der Moment kommt, bringt er den richtigen Joker oder wechselt das System, um das Spiel zu kippen.

Georg: Weiter oben gab es eine Frage zum Scouting. Ich scoute fleißig, aber nur die Fangesänge der argentinischen Teams River Plate und Boca Juniors. Auf eins dieser beiden Teams und ihre Fans hoffe ich deshalb auch im Finale. Der Modus ohne Rückspiele in der K.O.-Phase erhöht die Chance darauf ein bisschen. Finalgegner wird Niko Kovač sein, der am Ende auch den Pott holt und den BVB zum Doppelweltmeister macht.

Maurice: Der Tipp von Andreas dürfte im Wettbüro sicherlich keine die Rente sichernden Gewinne ausschütten. Ich finde allerdings den Einwurf von Georg wichtig, dass die einzelnen Entscheidungsspiele den Turnierverlauf stark beeinflussen könnten. Ein Effekt der im Corona-Jahr den damals ausgeruhten Flick-Bayern und ihrem hemmungslosen Offensivfussball  in die Karten spielte. Auf einen ähnlichen Effekt setze ich auch dieses Jahr und tippe daher wie bereits 2020 auf einen Sieg der Münchner gegen Paris. Torschütze: Kingsley Coman.

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