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·22. April 2018
Risse nach dem Krach: Unruhe beim BVB hält an

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·22. April 2018
Der Krach war zu heftig für eine schnelle Versöhnung. Jene Spieler von Borussia Dortmund, die 90 Minuten zuvor noch als ehrlose Derby-Versager und Schlimmeres beschimpft worden waren, blieben wie abgesprochen an der Kante des Strafraums stehen, klatschten ein paarmal in die Hände - und wendeten sich unter Pfiffen ab.
Das 4:0 (1:0) gegen Bayer Leverkusen war die perfekte Reaktion auf den peinlichen, laschen Auftritt bei Schalke 04 (0:2), aber es war zu wenig, um die tiefen Gräben zuzuschütten. "Die Plakate haben wir natürlich gelesen. Wir haben auch ein gewisses Maß Verständnis dafür", sagte Trainer Peter Stöger, Verteidiger Manuel Akanji ergänzte: "Ein Spiel wird nicht reichen, um das Derby wiedergutzumachen."
"Den Stellenwert des Derbys nicht verstanden - VERSAGER", hatte auf einem Plakat gestanden, die Fans auf der Südtribüne zeigten ein gigantisches 35-Meter-Transparent: "Niemand verkörpert Borussia Dortmund so wenig wie ihr." Wohlgemerkt gerichtet an jene Mannschaft, die immer noch unter dem Eindruck des Sprengstoff-Attentats vom vergangenen April steht. Das ging an die Grenze oder sogar darüber hinaus.
Der Großteil der fast 80.000 Dortmunder im ausverkauften Stadion schien nach dem Abpfiff zum Schulterschluss bereit, doch im Ultra-Block im Herzen der Südtribüne waren auch wutverzerrte Gesichter zu sehen. "Als wir hingegangen sind, hat man uns bedeutet, dass wir wieder gehen können. Da war der Zorn wohl noch da", berichtete Julian Weigl.
Warum plötzlich jetzt? Das war die allgegenwärtige Frage. Warum, verdammt, erst jetzt? Derart engagiert und leidenschaftlich, spielfreudig und gierig hätten viele den BVB gerne schon auf Schalke gesehen. "Mangelnde Stabilität zieht sich leider Gottes durch die Saison", sagte Stöger.
Doch es gab hervorragende Ansätze. Der englische Jungstar Jadon Sancho, Schütze des ersten Tores und Vorbereiter zweier weiterer Treffer, war der beste Mann auf dem Platz, er zauberte im Verbund mit Doppeltorschütze Marco Reus geradezu. Das Duo zeichnete mit dem ebenfalls exzellenten Mario Götze dafür verantwortlich, dass der BVB eine phasenweise missratene Saison noch versöhnlich mit der Champions-League-Qualifikation beenden kann.
Dabei gibt es auch Unruhe innerhalb der Mannschaft. Stöger hatte den Kapitän Marcel Schmelzer aus dem Kader gestrichen, es sei ein "sportliches Statement", betonte er. Sportdirektor Michael Zorc versicherte, es sei definitiv "kein Sündenbock" gesucht worden - aber genau danach sah es aus. Stöger erklärte, Schmelzer werde es auch in den kommenden Spielen schwer haben, schließlich habe Manuel Akanji ihn glänzend vertreten.
Langweilig also wird es beim BVB nicht werden. Denn, sagte Stöger: "Ein Spiel wie auf Schalke kann man nicht so schnell abhaken." Dies gilt augenscheinlich für alle Seiten.