
Vertikalpass
·30. März 2025
Ricardo Osorio: spektakulär unspektakulär

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·30. März 2025
Er ist keiner, der verehrt wird. Niemand hat ein Trikot mit seinem Namen drauf. Er taucht nicht in Bestenlisten auf. Er zählt nicht zu den VfB-Legenden und das zu Unrecht: Ricardo Osorio, der mit dem VfB 2007 Deutscher Meister wurde.
„Legenden sind andere, ich bin nur ein einfacher Mann“, sagte er 2022 anlässlich der USA-Reise des VfB. Und das ist Osorio eben: bescheiden. Ein stets untadeliger Sportsmann, der 2006 mit Landsmann UND VfB-Legende Pavel Pardo zum VfB kam. Unauffällig verrichtete er seinen Job auf der rechten Abwehrseite. Er spielte stets spektakulär unspektakulär.
Über 100 Mal in vier Jahren trug der Mexikaner das Trikot mit dem Brustring: 73 Bundesligaspiele absolvierte er für den VfB, dazu 13 Pokalspiele und 16 internationale Partieen. Am 22. Spieltag der Saison 2006/2007 erzielte er sein einziges Bundesligator beim 4:0 Sieg … in Frankfurt. Loblieder wurden auf ihn selten gesungen, ausser von Pep Guardiola: “Er ist ein Großer. Mit Talent in der Defensive und Offensive“, das ergänzte der Trainer von Manchester City vor rund 20 Jahren mit allerlei Superlativen. Aber wir kennen das ja von Pep, er übertreibt gerne, Dante kann davon ein … na ja, … Lied singen. Dante war offiziell „super-super-super-wichtig“ und saß bei Guardiolas Bayern stets auf der Bank.
Immer voller Einsatz: Osorio hier gegen Bremens Diego. Das Spiel wurde im September 2007 allerdings 4:1 verloren – nach zwei Toren in zwei Minuten von Hugo Almeida!
Osorio spielte jedenfalls eine ordentliche Meister-Saison 2006/2007, machte 27 Spiele und erreichte beim „kicker“ einen Notendurchschnitt von 3,70. Auch wenn die Notenvergabe beim „kicker“ meistens lächerlich ist, so ist erkennbar: Überragend war das selten, auf der rechten Abwehrseite wurde er von Serdar Tasci oder Roberto Hilbert das eine oder andere Mal verdrängt. Aber er war immer da, wenn man ihn brauchte.
Schwäbisch zuverlässig spielte er und vielleicht sagte er nach seiner Zeit beim VfB deshalb auch, dass Stuttgart seine zweite Heimat sei, “wie eine zweite Familie“. Das war auch der Grund, warum bei seinem Abschied aus Stuttgart verkündete, er werde niemals gegen den VfB spielen, „das könnte ich nicht”. Wenn ich mich richtig erinnere, war damals der 1. FC Köln an ihm interessiert.
„Ich habe bei der Verabschiedung nach dem letzten Heimspiel gegen Mainz schon geweint“, gab er 2010 zu und unterstrich, was ihn in seiner Zeit beim VfB auszeichnete: Er war stets mit dem Herz dabei, er hat sein Herz auf dem Platz gelassen und identifizierte sich mit dem VfB.
Heute feiert Osorio seinen 45. Geburstag. Herzlichen Glückwunsch, Ricardo!
Zum Weiterlesen: Ob Legenden oder nicht, könnt Ihr selbst beurteilen: In unserer Rubrik „vp History“ haben wir viele VfB-Ehemalige portätiert, von Klinsmann bis Volkert, von Karlheinz bis Bernd Förster, von Schlienz bis Tüfekci.
Bilder: Getty Images