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·8. Juni 2025
„Regelverstoß vom Schiedsrichter“: DFB-Team hadert mit VAR-Eingriff

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·8. Juni 2025
Die deutsche Nationalmannschaft hat den dritten Platz in der Nations League verpasst ‒ die DFB-Auswahl vergab zahlreiche Torchancen, was Gegner Frankreich am Sonntagnachmittag eiskalt bestrafte (0:2). Nach dem Spiel haderten die deutschen Spieler vor allem mit sich selbst ‒ und dem aberkannten Tor von Deniz Undav.
Im Vergleich zur Halbfinalniederlage gegen Portugal habe die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann „viel, viel besser“ agiert. Der 37-Jährige war mit der Leistung zufrieden, nicht aber mit der Chancenverwertung. Die DFB-Elf war vor allem in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, konnte sich jedoch nicht mit einem Tor belohnen. Kurz vor dem Seitenwechsel folgte der Dämpfer: Frankreich ging durch Kylian Mbappé überraschend in Führung.
„Ich hatte das Gefühl, dass wir eine extreme Galligkeit an den Tag gelegt hatten. Wir haben die erste Halbzeit dominiert. Wenn wir das erste Tor machen, hätten wir im ersten Durchgang locker ein, zwei weitere nachlegen können“, attestierte Niclas Füllkrug nach dem Spiel. Angesichts des Rückstandes hätte die deutsche Mannschaft im zweiten Durchgang „immer mehr Risiko gehen“ müssen, so der Angreifer. Dadurch eröffneten sich den spielstarken Franzosen immer mehr Räume, was ‒ ohne starke Paraden von Marc-André ter Stegen ‒ wohl zu weiteren Gegentoren geführt hätte. Letztlich konnte nur Michael Olise die Führung ausbauen und den Sieg der „Équipe Tricolore“ festigen.
Neben der Vielzahl an vergebenen Tormöglichkeiten sorgte auch eine VAR-Entscheidung beim DFB-Team für Gesprächsstoff. Einmal landete der Ball im französischen Tor. Doch der Treffer von Deniz Undav in der 53. Minute wurde nach einem Eingriff des Videoschiedsrichters annulliert. Niclas Füllkrug hatte Adrien Rabiot bei der Entstehung des Tores durch einen robusten Körpereinsatz vom Ball getrennt.
Der Zweikampf, der zur Annullierung des zwischenzeitlichen Ausgleichs führte. Foto: Alex Grimm/Getty Images
Obwohl beide Spieler am Kontakt beteiligt waren, kassierte Referee Ivan Kruzliak den zwischenzeitlichen Ausgleich ein und entschied auf ein Stürmerfoul. Zum Unverständnis des Bundestrainers. Nagelsmann kann zwar „verstehen“, warum das Tor aberkannt wurde, bemängelte gegenüber „DAZN“ aber die langwierige Studie der Videobilder vor der finalen Entscheidung. Die Grundlage für einen Freistoß für Frankreich sei gegeben, allerdings nur, „wenn er sofort Foul pfeift.“
Es handele sich daher um einen „Regelverstoß vom Schiedsrichter“, sagte der 37-Jährige. Kruzliak habe bei der Situation „einen super Blick“ gehabt. „Auf einmal geht er wieder raus und schaut sich sechs Minuten Video an. Das finde ich, ist Themaverfehlung. Das ist nicht der Sinn des VAR“, so Nagelsmann. Da der Schiedsrichter den Zweikampf vorher nicht abgepfiffen hatte, interpretierte er seine erste Einschätzung letztlich als klare Fehlentscheidung. Laut dem deutschen Trainer lag diese nicht vor, weshalb er die Aberkennung für regelwidrig hält.
Einer der Hauptbeteiligten für die Annullierung des Treffers sah das genauso. Niclas Füllkrug habe ebenfalls keine „extreme Fehlentscheidung“ wahrgenommen, die einen VAR-Eingriff rechtfertigen würde. Auch die Entscheidung, dass er das Foul begangen hätte, sah er kritisch. „Ich finde, wir [er und Gegenspieler Rabiot, Anm. d. Red.] gehen eigentlich gleichzeitig zum Ball im ersten Moment. Ich kriege dann seinen Ellenbogen volles Brett ins Gesicht. Also man könnte auch Gelb für ihn geben.“
Nach der Szene kam es zu einer kleinen Rudelbildung. Füllkrug versuchte, den Unparteiischen mit einer Nachwirkung des Zweikampfs zu überzeugen, „das Tor geltend zu machen“, sagte er im „ARD“-Interview. Der Stürmer zeigte Kruzliak seine Lippe, die nach dem Duell mit Rabiot blutete. Für ihn ein Indiz dafür, dass er „gar nicht so am Foul interessiert war.“ Ein Argument, das vergeblich war. Wenngleich ihm die Bewertung des Zweikampfs schwerfiel, fand Füllkrug es „sehr schade“, dass ein „ganz, ganz wichtiges Tor“ nicht zählte.
Die Mannschaft hätte dieses „Erfolgserlebnis gebraucht.“ So blieb es beim Rückstand, den die deutsche Mannschaft nicht mehr aufholen konnte. Dennoch war das Spiel um Platz drei für die DFB-Auswahl „ein ordentlicher Abschluss“ der Nations-League-Saison, so Füllkrug.
Das Trainerteam um Nagelsmann hat nun drei Monate Zeit, die beiden Niederlagen dieser Woche zu analysieren. Der Staff werde sich „zusammensetzen, darüber sprechen und für den September-Lehrgang seine Lehren daraus ziehen.“ Für die Spieler geht es im Herbst darum, „mit einer Wahnsinnsüberzeugung in die WM-Qualifikation zu starten, dort ganz klar zu unserer Favoritenrolle zu stehen und die auch zu erfüllen“, erklärte Füllkrug.
In den ersten Qualifikationsspielen trifft die DFB-Elf auf die Slowakei und Nordirland. Der dritte Gruppengegner ist Luxemburg. Eine machbare Gruppe für die deutsche Mannschaft, die durch den Einzug ins Final Four der Nations League schwereren Aufgaben entging. Das stellte auch Füllkrug mit Blick auf Italiens Gruppe fest ‒ die Deutschland bei einem Ausscheiden gegen die „Squadra Azzurra“ im März gedroht hätte. „Man hat gesehen, dass es Italien gegen Norwegen nicht leicht hatte und uns das Weiterkommen in der Nations League geholfen hat, um der Gruppe aus dem Weg zu gehen. Das ist sehr vorteilhaft“, so der Stürmer von West Ham United.
Die italienische Nationalmannschaft verlor ihr erstes Qualifikationsduell gegen Norwegen deutlich mit 0:3. Trainer Luciano Spalletti musste daraufhin seinen Hut nehmen. Doch auch für die DFB-Elf ist die Qualifikation für die WM 2026 kein Selbstläufer: Die Mannschaft, die den Titel im kommenden Jahr als Ziel ausgerufen hat, muss nach den ersten beiden Niederlagen in Folge unter Nagelsmann eine Reaktion zeigen. Die Stichworte? Gier und Chancenverwertung.