Rangnick offenbar Favorit beim FC Bayern: Und das soll jetzt die Lösung sein? | OneFootball

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·23. April 2024

Rangnick offenbar Favorit beim FC Bayern: Und das soll jetzt die Lösung sein?

Artikelbild:Rangnick offenbar Favorit beim FC Bayern: Und das soll jetzt die Lösung sein?

Es dauert wohl nicht mehr lange, bis an der Säbener Straße weißer Rauch aufsteigt. Die Trainersuche beim FC Bayern scheint vor dem Abschluss zu stehen. Und alles deutet aktuell auf Ralf Rangnick hin.

FC Bayern: Die komplizierte Trainersuche steht vor dem Abschluss

Im Februar kommunizierte der FC Bayern München, dass Thomas Tuchel sein Amt als Cheftrainer im Sommer abgeben wird. Beide Seiten hätten sich nach intensiven Gesprächen darauf geeinigt. Mit diesem Zeitpunkt begann auch die Trainersuche beim Rekordmeister. Schnell wurde bekannt, dass Xabi Alonso ein ganz heißer Kandidat ist. Logisch, denn der Spanier führte zu dieser Zeit die Liga souverän wie ungeschlagen mit Bayer 04 Leverkusen an. Und spielte genau den Fußball, den der FC Bayern zu Guardiola-Zeiten auf den Platz brachte, von dem man in den Jahren danach zehrte, nämlich kontrollierten, dominanten Ballbesitzfußball.


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Das Problem: In den letzten Jahren hat sich der FC Bayern immer mehr von dieser Struktur entfernt, ohne dabei eine neue Philosophie aufzubauen. Eigentlich will man noch immer die Kontrolle auf dem Feld haben, das Spiel dominieren und Teile des Kaders sind auch so ausgerichtet. Andere wiederum nicht. Einige Transfers gingen schief, Schlüsselspieler und Schlüsselqualitäten wurden nicht ersetzt. Der Blick auf Alonso, aber auch Roberto de Zerbi, zeigte, dass es wieder vermehrt in die altbekannte Richtung gehen sollte.

Doch sie waren nun einmal nicht die einzigen Kandidaten. Spätestens nach der „Absage“ von Alonso, der noch ein Jahr in Leverkusen bleiben wird, wurde es etwas illustrer. Auch wenn vielleicht nicht alle in den Medien gehandelten Namen wirklich konkret waren, zeigt die Liste doch Erstaunliches auf. Julian Nagelsmann, Unai Emery, wie bereits erwähnt Roberto de Zerbi, Zinedine Zidane, Sebastian Hoeneß, Hansi Flick, zuletzt sogar Übergangslösungen wie Lucien Favre und schließlich Ralf Rangnick, der zurzeit der Favorit ist und schon in den kommenden Tagen vorgestellt werden könnte. Kurz vor dem Abschluss der Suche ist eine klare Linie nicht erkennbar. Alle haben ein gewisses Konzept, das aber teilweise nicht unterschiedlicher sein könnte.

Rangnick soll jetzt die Lösung sein?

Der gesamte Prozess der Trainersuche erscheint nicht ganz nachvollziehbar. Die Tuchel-Trennung zu fixieren ohne bei einem potenziellen Nachfolger zumindest auf gegenseitiges Interesse aufbauen zu können ist der erste von mehreren fragwürdigen Punkten. Dass es bei Nagelsmann Gegenstimmen im Verein gab, mag sogar noch nachvollziehbar sein, da die Trennung wirklich noch sehr frisch war. Dennoch sind alleine Nagelsmann und Alonso von ihrer Konzeption her schon unterschiedlich. De Zerbi, von dem vor allem Max Eberl schwärmte, stünde wiederum deutlich mehr für den alonsoesken Ansatz, zudem auch für einen radikalen Umbruch. Und genau der wird von vielen Fans und Experten gefordert und zumindest in Teilen vom Duo Eberl/Freund propagiert.

Artikelbild:Rangnick offenbar Favorit beim FC Bayern: Und das soll jetzt die Lösung sein?

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Doch auch der Italiener stieß nicht vollumfänglich auf Gegenliebe beim Rekordmeister. Nun lässt sich von außen nicht en Detail aufklären, wie genau die Prozesse bei der Trainersuche aussahen und welche Rolle der Aufsichtsrat spielt, der Konsens diverser Medienberichte ist aber, dass vor allem Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge noch immer viel Einfluss nehmen, bei vielen Fragen gegensätzlicher Meinung sind und ihren Einfluss ausspielen, was sowohl bei Transfers als auch der Trainerfrage zu Uneinigkeit oder zumindest zu Verzögerungen führt.

Aber zurück zum Thema Rangnick. Eines sei erwähnt: Über Sachverstand verfügt der 65-Jährige, daran besteht kein Zweifel. Rein fachlich ist er ein absoluter Topmann, der in vielen Konstellationen für viele Klubs (und Verbände) eine wichtige Rolle einnehmen kann. Insbesondere beim Blick auf die Entwicklung von Strukturen im Hintergrund, dem Ausbau des Scoutings oder der Optimierung der Prozesse im internen Bereich hat er gute Ideen. Doch er würde nun einmal als Trainer beim FC Bayern anheuern. Für den Rest sind Experten wie Eberl und Freund zuständig. Und genau das ist der Knackpunkt.

Rangnick steht für einen intensiven Fußball, für hohes Gegenpressing, für schnelles Spiel nach vorne. Also genau für das Gegenteil von dem, wofür der FC Bayern eigentlich stehen sollte und gemäß der eigenen DNA der letzten Dekade steht. Es wäre eine weitere „rb-isierung“ des Rekordmeisters, weg von der kompletten Kontrolle hin zu Intensität, die aber schnell auch in Hektik ausarten kann – und gewissermaßen ein wenig Zufall. Also genau das, was viele Toptrainer wie Pep Guardiola, Carlo Ancelotti, Mikel Arteta oder Simone Inzaghi eigentlich verhindern wollen.

Zudem fallen die technischen Unzulänglichkeiten ja schon jetzt im Kader auf. Viele Konter sind im Ansatz brillant ausgelöst, aber es scheitert an der Präzision. Gegen tiefstehende Gegner fehlen mitunter Lösungen in engen Räumen, gerade wenn Spieler wie Raphael Guerreiro oder Jamal Musiala nicht auf dem Platz stehen. Welche dieser Probleme würde Rangnick überhaupt lösen? Und was würde seine Philosophie für den Kader bedeuten? Bayern muss, das wurde zuletzt ja nun einmal offenkundig deutlich, mehr Fußballer auf dem Feld haben und weniger Athleten. Dadurch könnten die strukturellen Probleme angegangen werden.

Dann wäre da noch die charakterliche Ebene. Ralf Rangnick gilt nicht als jemand, der sich Dinge vorgeben lässt. Er lässt sich guten Gewissens als ein wenig stur bezeichnen, der seine eigenen Ideen um jeden Preis vorantreiben will. Wenn das nicht funktioniert, gibt es sofort Reibungspunkte, wie bei seiner letzten Cheftrainerstation bei Manchester United. Unter Berücksichtigung des Hoeneß-Rummenigge-Faktors scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis es Unstimmigkeiten gibt.

Sollte die Wahl nun tatsächlich auf Rangnick fallen, dann bliebe vor allem eines zu konstatieren: Bayern hat sich erneut verpokert. Die Wunschlösung(en) war(en) nicht realisierbar, bei anderen herrschte keine Einigkeit und der Kompromiss überzeugt nicht. Zumal auch noch eine Ablösesumme fällt wird und die Vorbereitung aufgrund der Turnierteilnahme Österreichs auch nicht von Beginn an mit dem neuen Cheftrainer über die Bühne gehen könnte. Das sind dann doch viele „aber“-Punkte. Es wäre nicht überraschend, wenn die Suche im Frühjahr 2025 erneut von vorne losgeht…

(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

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