Quaison: Vom „No-Name“ zum Spitzenspieler des FSV Mainz 05 | OneFootball

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·14. Februar 2020

Quaison: Vom „No-Name“ zum Spitzenspieler des FSV Mainz 05

Artikelbild:Quaison: Vom „No-Name“ zum Spitzenspieler des FSV Mainz 05

Aus Mainz berichtet fussball.news-Reporter Christopher Michel

Als Robin Quaison gegen Hertha BSC (3:1) seinen zweiten Dreierpack in dieser Saison schnürte, war allen klar: Aus dem „No-Name“ ist in den vergangenen Monaten der Topspieler des FSV Mainz 05 geworden. Trainer Achim Beierlorzer und Sportvorstand Rouven Schröder schwärmen vor der Partie gegen den FC Schalke 04 von der Entwicklung des Schweden. Aber: Die Zukunft bleibt weiter offen.


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„Straight!“ Zur Charakterisierung von Robin Quaison nahmen Achim Beierlorzer und Rouven Schröder diese Eigenschaft auf Nachfrage von fussball.news in den Mund. Geradeaus also! Diese Eigenschaft mussten nicht nur gegnerische Akteure, sondern auch Journalisten schon häufiger zur Kenntnis nehmen. Der 26-Jährige ist kein Mann der großen Worte. Beispiel gefällig? Als Quaison bei einem 2:2 gegen Eintracht Frankfurt im Dezember 2018 einen Doppelpack schnürte, sagte er im Presse-Gespräch nach Abpfiff kurz angebunden: „Meine zwei Tore waren nicht genug. Klar kann ich mich über meine beiden Tore freuen, aber ich hätte lieber drei gemacht.“

Schröder: Quaisons Weg „war ein anderer“

Schröder bestätigte diesen Eindruck: „Robin ist kein Spieler, der in Interviews Romane erzählt. Er antwortet auch einfach mal kurz und knapp mit ja oder nein.“ Dass Quaison ein eigener Geist ist, zeigt auch dessen Vita, auf die der Sportvorstand verwies: „Er hat bei den U-Nationalmannschaften für Furore gesorgt und ist dann zum US Palermo gegangen. Normalerweise wechseln solche Spieler nicht nach Palermo. Aber sein Weg war ein anderer.“

Quaison begründete seinen Schritt nach Palermo

Warum sich der Angreifer für diesen Schritt mit damals 20 Jahren entschieden hatte, erklärte er einst in einem Gespräch mit der Allgemeinen Zeitung: „Das war am Anfang hart. Da können nicht viele Leute Englisch sprechen. Ich musste mich schnell eingewöhnen, aber als Mensch bin ich daran gewachsen. Wenn man aus seiner Komfortzone raus muss, wächst man daran. Meine Jahre in Italien waren notwendig für mich, auch menschlich, und nicht nur aus der fußballerischen Perspektive.“

Im Januar 2017 noch ein unbeschriebenes Blatt

Als Quaison vor ziemlich genau drei Jahren in Mainz anheuerte, lief dieser 2,5-Millionen-Euro-Deal zunächst unter dem Radar. Die Rheinhessen hatten zwar Juventus Turin ausgestochen, doch der klangvollere Name war der von Bojan Krkic. „Er hat sich in der Serie A durchgesetzt und verfügt mit 23 Jahren schon über eine gewisse Erfahrung, ist aber dennoch ein Spieler mit einer Entwicklungsperspektive“, kündigte Schröder den „No-Name“ an. Der Angreifer selbst bezeichnete sich da schon als „gradliniger Spieler“, der den Ball haben wolle. Es hat allerdings seine Zeit gedauert, bis der Nationalspieler endgültig in Mainz angekommen war.

Eine echte Herausforderung für die Scouting-Abteilung

Dies hatte auch mit der Suche nach der richtigen Position zu tun. „Das war beim Scouting sehr spannend. Wenn man gefragt hat: ‚Wo siehst du den Spieler?‘ Dann war die Antwort eher zögerlich: ‚Die Idealposition in der Offensive ist schwer einzuschätzen.'“ Unter Ex-Trainer Sandro Schwarz agierte Quaison vor allem als hängende Spitze, bei Nachfolger Beierlorzer rückte er inzwischen vom linken Mittelfeld zurück auf diese Position. Bei Hertha BSC erzielte er seinen zweiten Dreierpack (nach dem 5:0-Sieg bei Werder Bremen) in dieser Saison und somit seine Treffer neun, zehn und elf.

Beierlorzer erinnert sich an erste Erfahrung zurück

Der Coach hatte eine erste Erfahrung mit Quaison im Duell mit seinem damaligen Klub, dem 1. FC Köln. Bei der 1:3-Niederlage der Rheinländer erzielte er einen Traumtreffer. „Das war ein Sensationstor von ihm. Robin ist fokussiert in den Trainingseinheiten, er bringt ein gutes Tempo mit“, lobte ihn Beierlorzer und hob dessen Flexibilität hervor: „Er kann als Halbstürmer, aber auch links und rechts hängend spielen.“ Technik, Tempo, Torabschluss: Quaison bringt viele interessante Eigenschaften mit und ist dazu noch ein echter Teamplayer: „Robin stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Als wir in Hoffenheim (5:1, Anm. d. Red.) in Unterzahl gespielt haben, war er im Dreiermittelfeld fleißig am verschieben und hat Defensivaufgaben übernommen.“

Bei Sevilla und anderen Klubs im Fokus

Ein Akteur dieser Kategorie ist im besten Fußballeralter für Mainz wohl nur schwer über den Sommer hinaus zu halten. Der Kontrakt läuft noch bis 2021, er befindet sich in einer für ihn komfortablen Situation. Die Verantwortlichen des Klubs haben die Gespräche mit Quaison aber bereits aufgenommen. Das Ergebnis? Offen! Neben dem FC Sevilla wurde der Offensivallrounder nach fussball.news-Informationen auch schon von anderen Vereinen näher beobachtet. Ein offizielles Angebot flatterte bei den 05ern aber noch nicht ein. Ob Quaison solche Gerüchte aus dem Konzept bringen könnten? Schröder zeigte sich überzeugt von dessen mentaler Stärke: „Robin hat keine Flauseln im Kopf. Wir werden aber keinen künstlichen Druck aufbauen. Wir wissen schließlich, was wir an ihm haben. Er nimmt die Situation bei uns vollständig an.“ Und entwickelte sich genau deshalb vom „No-Name“ zum Spitzenspieler, der seine Chance während der monatelangen Ausfallzeit von Jean-Philippe Mateta vollständig genutzt hat.

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