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·9. April 2025
PSG ohne Kylian Mbappe besser: Warum Luis Enrique richtig lag

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·9. April 2025
In Jahr eins nach Kylian Mbappé wirkt PSG so stark wie nie zuvor. Quelle surprise: Trainer Luis Enrique hatte diese Entwicklung früh vorausgesagt.
Eigentlich ist die Rechnung ganz einfach: Verlässt der mit Abstand beste Spieler einen Verein ohne einen passenden Ersatz, ist die Mannschaft schlechter als vorher. Dass man mit simpler Logik im Fußball nicht immer weiterkommt, beweist Paris Saint-Germain in der laufenden Saison. Im Sommer verließ Superstar Kylian Mbappé den französischen Rekordmeister mit Pauken und Trompeten, doch PSG ist ohne den Stürmer so stark wie nie. Trainer Luis Enrique wusste es schon länger.
„Ich war mutig, als ich letzte Saison sagte, dass wir in Angriff und Verteidigung eine bessere Mannschaft haben würden“, sagte der spanische Trainer im Februar: „Ich sage das auch weiterhin, und die Zahlen belegen das. Es ist schwierig, etwas anderes zu behaupten.“
Tatsächlich geben die Zahlen Enrique recht. PSG schießt mehr Tore als mit Mbappé, kassiert weniger. In der Ligue 1 erzielt der Serienmeister in der aktuellen Spielzeit 3,1 Tore pro Partie, 2023/2024 waren es „nur“ 2,4. Demgegenüber sind die Gegentreffer von 0,97 auf 0,93 gesunken. Sechs Spieltage vor dem Ende fehlen Paris nur noch zwei Punkte um das Vorjahresergebnis zu erreichen. Als Verlierer ging man in der Liga noch kein einziges Mal vom Platz, seit Freitag ist der erneute Titelgewinn bereits unter Dach und Fach.
Doch in Paris träumt man seit der Übernahme durch Qatar Sports Investments im Jahr 2011 von Größerem. Der Henkelpott soll endlich her und nach einem mäßigen Start in die Ligaphase wirkt der Hauptstadtklub mittlerweile bereit wie nie für den großen Wurf. Das darf sich in erster Linie Luis Enrique anrechnen. Er hat das Spiel der Franzosen nach dem Mbappé-Abgang umgestellt, seine Korrekturen tragen Früchte.
Offensiv ist PSG nicht mehr so eindimensional unterwegs wie zuvor. Das Spiel war voll auf Mbappé zugeschnitten, was in der Ligue 1 ob der Klasse des Stürmers locker ausreichte, auf internationaler Bühne jedoch Jahr für Jahr krachend scheiterte. Mittlerweile wirbelt in der Angriffsreihe nicht mehr nur der Prinz, sondern ein ganzes Dreigestirn aus Bradley Barcola, Khvicha Kvaratskhelia und Ousmane Dembélé, dazu kommen weitere Top-Spieler wie Youngster Desiré Doué und Stoßstürmer Goncalo Ramos.
Besonders der Ex-Dortmunder Dembélé blüht seit dem Abgang seines Kumpels auf, schöpft endlich sein schier endloses Potenzial aus und wird sogar als kommender Ballon-d’Or-Gewinner gehandelt. 32 Tore und acht Vorlagen gelangen dem pfeilschnellen Dribbelkünstler, der in der variablen Offensive immer wieder als Mittelstürmer zum Einsatz kommt.
Trennung zum perfekten Zeitpunkt? Mbappé und sein Ex-Coach Luis Enrique. (Photo by Richard Heathcote/Getty Images)
Der 27-Jährige wird nicht mehr von Mbappé in den Schatten gestellt und auch wenn er mittlerweile die Gallionsfigur von PSG ist, lässt er seine Mitstreiter regelmäßig scheinen. Auch für Defensivarbeit ist sich der nicht immer pflegeleichte Stürmer nicht zu schade, diesen Fleiß erwartet Luis Enrique von all seinen Künstlern.
Durch die neue taktische Disziplin, die nicht immer zu den Stärken Mbappés zählte, hat das Spiel der Pariser zudem eine deutlich stabilere Statik gegen den Ball, entlastet so die Defensive, in der mit Nuno Mendes und Willian Pacho zwei junge Spieler zuletzt riesige Entwicklungssprünge machten.
Da Mbappés Stärken im Umschaltspiel lagen, konnte Enrique sein bevorzugtes Ballbesitzspiel nicht vollends implementieren. In der laufenden Saison erinnert PSG bisweilen an den FC Barcelona, den der Trainer 2015 zum Triple führte. Der neue Ansatz, der von absoluter Dominanz und voller Spielkontrolle geprägt ist, kommt insbesondere dem portugiesischen Mittelfeld-Duo aus Joao Neves und Vitinha zugute. Die ballsicheren Taktgeber tragen die Verantwortung in der Schaltzentrale, forcieren das Tempo oder bringen bei Bedarf Ruhe ins Spiel. Beiden ist diese Rolle wie auf den Leib geschneidert, beide zählen an guten Tagen bereits jetzt zur Weltspitze auf ihrer Position.
PSG ist auf dem Höhenflug und darf vor dem Viertelfinale gegen Ex-Trainer Unai Emery Aston Villa vom Henkelpott träumen, Mbappé spielt für seinen Traumverein und Real Madrid hat endlich seinen Wunschspieler unter Vertrag. Die jahrelange Transferfarce hat für alle Beteiligten ein gutes Ende gefunden – Luis Enrique hat es zuerst gewusst.
(Photo by Alex Grimm/Getty Images)