Preußer: "Die Pause kommt uns jetzt auf jeden Fall gelegen" | OneFootball

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liga3-online.de

·24. September 2022

Preußer: "Die Pause kommt uns jetzt auf jeden Fall gelegen"

Artikelbild:Preußer: "Die Pause kommt uns jetzt auf jeden Fall gelegen"

Im Interview mit liga3-online.de zieht Christian Preußer, Trainer der U23 von Borussia Dortmund, ein erstes Zwischenfazit aus der neuen Saison und spricht außerdem über Einsatzzeiten der eigenen Spieler bei den Profis, den BVB als mögliches Sprungbrett und Torwart-Duell zwischen Marcel Lotka und Luca Unbehaun.

"Es ist schön, mal einige Tage am Stück nur trainieren zu können"

liga3-online.de: Fast ein Viertel der neuen Saison ist absolviert. In der Bilanz stehen sieben Punkte und der 18. Platz in der Tabelle. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus, Herr Preußer?


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Christian Preußer: Die erreichten Punkte gehen immer damit einher, wie viele Tore eine Mannschaft erzielt. Mit unseren sechs Treffern liegen wir weit hinter unseren Erwartungen. Wir tun uns derzeit noch schwer, offensiv gut aufzutreten. In den vergangenen Spielen habe ich aber erkannt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Bestes Beispiel hierfür ist der 2:1-Erfolg beim FSV Zwickau.

Hatten Sie vor der Saison damit gerechnet, dass sich der Start so schwierig gestalten würde?

Sagen wir es mal so: Es kam nicht ganz unerwartet. Für eine U23 ist es völlig normal, dass in der Sommerpause ein größerer Umbruch auf dem Programm steht. Es braucht seine Zeit, um die Lücke der Spieler zu schließen, die uns verlassen haben. Hinzu kommt, dass wir nahezu alle Abgänge mit Nachwuchsspielern besetzt haben, die ihre ersten Schritte im Senioren- und Profifußball machen. Talente wie Prince Aning und Jayden Braaf – um nur zwei der vielen Neuzugänge zu nennen – brauchen Zeit, um alle Abläufe zu verinnerlichen und sich an die 3. Liga zu gewöhnen.

Gibt es weitere Gründe für den nicht optimalen Saisonstart?

Als U23 hat man es zu Beginn einer Saison immer schwierig, Fuß zu fassen. Es kommen viele Faktoren zusammen, die erst einmal verarbeitet werden müssen. Plötzlich spielen die Jungs in Dresden vor über 20.000 Zuschauern. Andere Spieler kommen aus einer langen Verletzungspause. Oder die Gegenspieler sind nun nicht mehr im gleichen Alter, wie sie es zum Beispiel bei der U19 gewohnt waren. Die Spielweise in der 3. Liga ist deutlich robuster. Wir nehmen die Situation an und versuchen, die jungen Spieler im Training auf diese Herausforderungen vorzubereiten.

Am vergangenen Spieltag hat der BVB trotz Halbzeitrückstands den FSV Zwickau noch 2:1 geschlagen. Nun steht das erste spielfreie Wochenende seit Ende Juli bevor. Kommt Ihnen die Pause in der Liga gelegen oder hätten Sie lieber durchgespielt?

Die Pause kommt uns jetzt auf jeden Fall gelegen. Es ist schön, mal einige Tage am Stück nur trainieren zu können, um so die Defizite aufzuholen. Schließlich hatten wir auch keine klassische Vorbereitung, wie man sie aus anderen Klubs kennt. Viele unserer Spieler haben bei den Profis mittrainiert, sodass wir nicht immer den ganzen Kader zur Verfügung hatten. Aber so ganz spielfrei war die Zeit dann doch nicht. Unser Testspiel gegen den niederländischen Erstligisten Go Ahead Eagles (2:4) haben wir vor allem dazu genutzt, Spielern Einsatzzeiten zu geben, die bislang noch nicht so richtig zu Zug gekommen sind.

Woran setzen Sie während der Länderspielpause gemeinsam mit Ihrem Trainerteam den Rotstift an?

In erster Linie ist es wichtig, dass wir in Zukunft für mehr Gefährlichkeit vor dem gegnerischen Tor sorgen. Damit das gelingt, müssen wir mehr Ballbesitz haben. Eine weitere Baustelle sind die Standardsituationen – sowohl nach vorne als auch nach hinten. Wir haben in dieser Saison zu viele Gegentore nach ruhenden Bällen kassiert. Sie merken: die Themen mit Verbesserungsbedarf gehen uns nicht aus (lacht). Wichtig ist es aber, dass wir die Fehlerquellen nach und nach beseitigen und nicht versuchen, alles auf einmal ändern zu wollen.

"Desto größer ist die Wertschätzung für unsere Arbeit"

Auch die Profis des BVB haben einige Verletzte zu beklagen, sodass immer wieder U23-Akteure aushelfen müssen. Was überwiegt: die gewonnene Erfahrung der einzelnen Spieler oder die fehlende Kontinuität im Training der U23?

Ganz klar: Die Freude, die die Jungs mitbringen, wenn sie von den Profis zurückkehren. Wir sind sogar froh darüber, wenn der Anruf kommt und Spieler zu den Profis gebeten werden. Zum Beispiel war Justin Njinmah gegen RB Leipzig bei den Profis im Kader. Wir haben an diesem Tag zwar unser Spiel gegen den VfB Oldenburg verloren. Als ich dann aber gesehen habe, dass er auch sein Bundesliga-Debüt gegeben hat und über 20 Minuten zum Einsatz kam, hat mich das riesig für ihn gefreut. Genau für solche Fälle sind wir als zweite Mannschaft da: um junge Spieler auf Einsatzzeiten bei den Profis vorzubereiten. Umso häufiger also unsere Jungs bei den Profis eingeladen sind, desto größer ist die Wertschätzung für unsere Arbeit.

Nach dem Abgang Ihres bisherigen Assistent Pascal Bieler ist der BVB auf der Suche nach einem Nachfolger fündig geworden. Ab sofort übernimmt der frühere Bundesliga-Profi Julian Koch die Rolle des Co-Trainers. Warum ist die Wahl auf ihn gefallen?

Wir haben gute Gespräche mit Julian geführt. Er kennt den Verein und den Weg aus der BVB-Jugend in die U23. Außerdem hat er hat bereits Erfahrungen als Co-Trainer sammeln können. Zudem ist der Kontakt zwischen ihm und dem BVB nie ganz abgerissen.

In den vergangenen Jahren haben immer wieder U23-Trainer den BVB als Sprungbrett genutzt, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Wo sehen Sie sich in einigen Jahren?

Vielleicht klingt es ein wenig unglaubwürdig, weil die Trainerhistorie der U23 des BVB auch an mir nicht spurlos vorbeigezogen ist. Aber es spielte für mich keine Rolle, wo meine Vorgänger später gelandet sind, als ich mich für den BVB entschieden habe. Borussia Dortmund hat mir eine herausfordernde Stelle angeboten, die mir sehr viel Spaß bereitet.

Mit Marcel Lotka und Luca Unbehaun hat die U23 zwei ambitionierte Torhüter in den eigenen Reihen ab. Beide durften sowohl Spiele in der 3. Liga absolvieren als auch bei den Profis auf der Bank sitzen. Wie bewerten Sie den Konkurrenzkampf?

Es ist eine spannende und interessante Geschichte, wie sich das Duell zwischen den Beiden entwickelt. Unser Ziel ist es, beide Nachwuchstorhüter gleichermaßen zu fördern. Leistungssteigerungen sind vor allem dann erkennbar, wenn sie zum Einsatz kommen. Daher haben wir uns dazu entschieden, regelmäßig zu wechseln und sowohl Marcel als auch Luca die Möglichkeit zu geben, sich zu beweisen. Ähnliches gilt auch nach dem Ausfall von Profi-Torhüter Gregor Kobel. Bei den Spielen der Profis durften beide mal auf der Bank sitzen und auch dort ihre Erfahrungen sammeln.

In der Liga geht es am kommenden Samstag, ab 14 Uhr, dann mit dem Heimspiel gegen den TSV 1860 München weiter. Was für ein Duell erwarten Sie?

Was man mit Kontinuität in der 3. Liga erreichen kann, sieht man derzeit bestens am Beispiel TSV 1860 München. Die Löwen stellen aus meiner Sicht die wohl spielstärkste Mannschaft der Liga. Es wird eine enorm schwierige Aufgabe, gegen den TSV 1860 zu bestehen. Aber genau gegen solche Mannschaften wollen wir uns schließlich messen. Wir gehen mit dem Ziel in die Partie, etwas Zählbares mitzunehmen. Unser Ziel ist es, bis zur Winterpause so viele Punkte wie möglich einzufahren und nicht den Anschluss zu verlieren.

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