The Kop Germany
·10. Oktober 2020
Premier League | Pay-per-view-Konzept der Liga stößt auf harsche Kritik!

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·10. Oktober 2020
Die Premier League hat am Freitag ihr neues Konzept und die Preise für Spiele, die nicht im TV übertragen werden, vorgestellt. Das Konzept stößt zu Recht auf viel Kritik.
In England sollen künftig Spiele, die von SkySports und BT Sport nicht für eine Übertragung im Fernsehen in Betracht gezogen werden, nach einem Pay-per-view-Konzept angeboten werden. Das bedeutet eine Mehrbelastung für die Fans in Höhe von 14,95 Pfund (umgerechnet 16,49 € am 10.10.20) pro Spiel!
Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass aufgrund der anhaltenden Pandemie die Fans in England weiterhin nicht in der Lage sein werden, die Spiele im Stadion zu verfolgen. Derzeit sieht das sinnvolle Sicherheitskonzept vor, dass bis März keine Zuschauer ins Stadion können. Dies bedeutet eine weitere Belastung für die einzelnen Vereine, die teilweise einen Verlust bis zu 100 Millionen Pfund dadurch verzeichnen werden.
Diese Woche fanden zwischen der Premier League und den einzelnen Vereinen Gespräche statt, wie die Fans weiterhin Zugang auf die Live-Übertragungen der Spiele auf verschiedenen Plattformen erhalten können.
Am ersten Oktoberwochenende wurden alle Spiele entweder von Sky oder BT im Fernsehen übertragen. Und die Hoffnung unter den Fans machte sich breit, dass dieser Trend anhalten würde. Zum Vergleich: alle 92 Spiele der wieder aufgenommenen Saison 2019-20 wurden im Fernsehen übertragen. 33 Spiele davon waren frei empfangbar.
Die Fans und Fangruppen, sowie viele Personen des öffentlichen Fußballlebens hatten gehofft, dass aufgrund der ausbleibenden Besucher im Stadion, die Premier League einen tragbaren Weg finden würde den treuen Fans der Clubs ein erschwingliches Konzept vorzulegen und so vielen Menschen wie möglich die Übertragung bereitstelle. Insbesondere durch die wieder sehr stark ansteigenden Neuinfektionen in England und neuen Beschränkungen sollten die Menschen es derzeit vermeiden sich in überfüllte Pubs am Samstagmittag zu quetschen.
Allerdings entschieden nun die Premier League, zusammen mit den Klubs und Sky / BT Sport, dass Spiele zusätzlich zu den bestehenden Abos gekauft werden können. Die Gewinne, so Martyn Ziegler von The Times, sollen direkt an die Premier League-Vereine und nicht an die Sender selbst gehen.
Diese Summe stößt auf harte und harsche Kritik von Seiten der Fans, die oftmals mit finanziellen Schwierigkeiten während der Pandemie konfrontiert sind.
Ein Standard-Abo um ein vergleichbares Paket wie bei Sky Deutschland zu bekommen, kostet den englischen Fan etwa 80 Pfund (ca. 88 €) im Durchschnitt, teilweise sogar mehr mit dem Satelliten-Anschluss und weiteren Lizenzen. Das Durchschnittsgehalt ist in England niedriger als in Deutschland. Ebenso liegen die Tickets für die Premier League-Stadien weit über denen der Bundesliga.
Für Liverpool-Fans ist die Situation sicherlich nicht so prekär, wie für Fans anderer Clubs. Immerhin werden die Spiele der Reds öfter für eine Übertragung ausgewählt, als andere Clubs. Bisher wurde nur das Liverpool Spiel gegen Sheffield United nicht für eine direkte Übertragung ausgesucht. Bei Fulham sind es diesen Monat bereits drei Spiele.
Die Kritik beruht auch auf der Tatsache, dass treuen Fans nun zusätzliche Kosten aufgezwungen werden, obwohl die Premier League-Clubs mal wieder die Eine-Milliarde-Pfund-Hürde in diesem Transferfenster durchbrochen haben. Auf der anderen Seite wurden viele Mitarbeiter entlassen, wie zum Beispiel beim Arsenal FC oder aber in Kurzarbeit geschickt.
Große Fangruppen laufen jetzt Sturm und hoffen somit SkySports, BT Sports und die Premier League zum Umdenken zu bewegen. Sie bekommen dabei prominente Unterstützung. Gary Neville, zusammen mit vielen Kommentatoren-Kollegen, twitterten: „Das ist eine ganz schlechte Idee!“ Immerhin wurde sechs Monate lang genau diese Spiele umsonst gezeigt.
Die FSA, eine Organisation die englische und walisische Fans vertritt, forderte die Premier League auf, ihr Handeln zu überdenken. Außerdem haben viele Premier League-Clubs bereits Geld von den Fans, insbesondere von Dauerkartenbesitzern, für Spiele genommen, die sie nicht besuchen können. Die FSA fordert eine dringliche Rückerstattung.
Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie sich der Fußball in den letzten Jahrzehnten von der eigentlichen gesellschaftlichen Basis entfernt hat und wie realitätsfremd die Offiziellen teilweise handeln. Insbesondere während der Corona-Pandemie sind nicht nur in England schwerwiegende Mängel im System erkennbar gewesen. Hier ist hoffentlich für die englischen Fans noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Irgendwann ist einmal Schluss. Fußball lebt von den Fans, die aus allen Schichten der Gesellschaft kommen und wenn die Basis einmal komplett wegbricht, wird der Fußball endgültig seine Seele verlieren. Wenn das nicht schon längst geschehen ist…
Ob diese Entwicklungen auch Auswirkungen auf den deutschen Markt haben, können wir derzeit noch nicht absehen.