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·14. August 2024

Premier League: „Messlatte absurd hoch“ – Wie Arsenal endlich den Titel holen will

Artikelbild:Premier League: „Messlatte absurd hoch“ – Wie Arsenal endlich den Titel holen will

Eine fantastische Saison 2023/2024 genügte dem FC Arsenal nicht zur Meisterschaft. Die Messlatte in der Premier League ist wegen Manchester City absurd hoch. So soll es dennoch gelingen.

„Arsenal sehnt sich nach einem Titel, aber Arsenal ‚braucht’ keinen Titel“

Zwei Punkte trennten den FC Arsenal 2023/2024 am Ende vom Gewinn der ersten Meisterschaft seit den Invincibles genau 20 Jahre zuvor. Die Hoffnung, dass der Juggernaut aus Manchester nur ein einziges Mal ausrutscht, war vergebens. Eine historisch starke Saison blieb also ungekrönt. Die 89 Punkte, die in 16 der letzten 28 Spielzeiten zum Titel gereicht hätten, waren zu wenig.


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Trotzdem oder vielleicht deswegen machte sich nach dem 2:1-Sieg über Everton zum Saisonabschluss Stolz im Emirates Stadium breit. Unter den 60.000 Fans, die zum Großteil lange nach dem Schlusspfiff blieben, um den Akteuren zu applaudieren – aufgrund der stets überfüllten U-Bahnstationen hier eine Seltenheit. Und bei Trainer Mikel Arteta, der sich mit Tränen in den Augen an all jene richtete, die ihn dabei unterstützten, die Gunners binnen vier Jahren von einem zerrütteten Scherbenhaufen im Niemandsland der Premier League zu einem der vielversprechendsten Fußballprojekte der Welt zu formen.

Der Stolz auf beiden Seiten ist berechtigt, so beeindruckend ist die Entwicklung auf und abseits des Rasens. Und dennoch hat das Projekt einen Makel: „Gebt euch nicht zufrieden, denn wir wollen viel mehr als den zweiten Platz. Und wir werden es auch bekommen“, sagte der emotional angeschlagene Spanier mit zitterndem aber bestimmten Ton. Denn der erste nennenswerte Titel nach dem überraschenden FA-Cup-Sieg 2019/2020, als er die strauchelnden Gunners auf Rang elf übernahm, lässt auf sich warten.

„Arsenal will einen Titel. Arsenal sehnt sich nach einem Titel, aber Arsenal ‚braucht’ keinen Titel“, betont Amy Lawrence von The Athletic gegenüber 90PLUS und erklärt: „Denn das würde bedeuten, dass alles andere eine Art von Versagen wäre. Und in dieser Ära der Dominanz von Manchester City, in der über 90 Punkte die neue Norm sind, ist das eine extreme Sichtweise auf hervorragende Mannschaften. Natürlich werden sie alles geben, um das Ziel zu erreichen, aber die Messlatte liegt absurd hoch.“

So soll es gelingen.

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(Photo by Julian Finney/Getty Images)

Was gilt es zu verbessern?

28 Saisonsiege, 91 erzielte Tore, ein Torverhältnis von +62 – allesamt Vereinsrekorde. Dazu die beste Defensive der Premier League (29), die meisten Standard-Tore (20) und die beste Ausbeute gegen die Top-Six. Es fällt schwer nach der Spielzeit 2023/2024 beim FC Arsenal den Rotstift anzusetzen. Zumal die Mannschaft, die das zustande brachte, intakt geblieben ist. Verkauft wurden lediglich Ergänzungsspieler und Mitläufer.

„Anfällig“ wirkte laut Lawrence letzte Saison lediglich die linke Abwehrseite, wo der spielstarke Oleksandr Zinchenko entweder mit seinem Körper oder seinen Defensivaufgaben zu kämpfen hatte. Mit der Verpflichtung von Italiens Shootingstar Riccardo Calafiori (22, 45 Millionen Euro, FC Bologna) sowie der Rückkehr des lange verletzten Jurrien Timber (23, Kreuzbandriss) dürfte das Geschichte sein. Beide haben herausragendes Potential. Und sonst?

„Das Werben um Mikel Merino deutet darauf hin, dass ein weiterer dominanter Mittelfeldspieler gesucht wird. Auf Thomas Partey war bisher kein Verlass“, erklärt die Journalistin. Womit viel mehr die körperlichen als die fußballerischen Qualitäten des Ghanaers (31) gemeint sind. Merino (28, Real Sociedad) hätte als Neuverpflichtung womöglich nicht den gleichen Sex-Appeal wie Declan Rice, der in seiner ersten Saison jeden Cent seiner 120 Millionen Euro Ablöse rechtfertigte, wäre aber dank seiner Physis und Ballfertigkeiten eine maßgeschneiderte Plug-and-Play-Option an seiner Seite.

Arsenal: Angriff mit Verbesserungspotential

Die Abwehr um das herausragende Innenverteidigerduo William Saliba und Gabriel steht, das Mittelfeld wohl auch. Bleib noch der Angriff. Hier sieht Lawrence das größte Potential, sich als Mannschaft noch weiter zu entwickeln.

Dabei hatte Kai Havertz (25) als Stürmer ihrer Meinung nach „eine hervorragende Rückrunde“. In Zahlen: neun Tore und sechs Vorlagen in 18 Spielen. Doch so unterschätzt sein Einfluss auf die deutsche Offensive bei der EM war, offenbarte das Turnier auch schonungslos, dass sein Abschluss konstanter werden muss. Ähnliches gilt für Gabriel Jesus (27), der nach einem verletzungsgeplagten Jahr laut Arteta wie ausgewechselt wirkt, aber trotz hoher Veranlagung noch nie ein eiskalter Vollstrecker war.

Eine weitere Option würde der Offensive um den genialen Spielmacher Martin Ödegaard also gut zu Gesicht stehen. Das muss für Lawrence nicht mal ein echter Neuner sein, sondern womöglich jemand, der auch auf dem Flügel spielen kann. Jemand, der dem Spiel mehr Tiefe und Direktheit gibt und zugleich Gabriel Martinelli, vor allem aber Bukayo Saka entlasten kann. Die Qualität des Engländers ist nahezu absurd, sein Pensum allerdings auch: 56 Pflichtspiele absolvierte der 22-Jährige 2023/2024 – viele davon angeschlagen.

Artikelbild:Premier League: „Messlatte absurd hoch“ – Wie Arsenal endlich den Titel holen will

(Photo by Angel Martinez/Getty Images)

Arteta strebt „ständig nach mehr“

Dass die Gunners vor Transferschluss nochmal nachlegen werden, gilt als sicher. Ein paar neue Spieler alleine werden aber nicht genügen, um Pep Guardiolas Dauer-Abonnement der englischen Meisterschaft zu beenden.

Sein bester Schüler spricht in diesem Kontext immer wieder von „feinen Details“. Was damit gemeint ist? „Absolut alles“, antwortet Lawrence. „Er hat eine perfektionistische Ader und strebt ständig nach mehr.“ In jedem Bereich.

Mehr im Offensivspiel, das trotz 91 Treffern in der Box noch effizienter werden muss – bei vier der fünf Saisonniederlagen hatten die Londoner das (meist klare) Chancenplus. Mehr Ausgewogenheit im Kadermanagement, wo eine minimalistische Rotation zu einigen müden Auftritten führte – vor allem bei der Doppelbelastung im April, was zur einzigen Rückrundenpleite gegen Aston Villa und dem Aus gegen den FC Bayern in der Champions League führte.

Und mehr mentale Schärfe. Bei einem gemeinsamen Abendessen setzte Arteta laut The Athletic heimlich professionelle Taschendiebe auf sein Team. Die Message war, den Spielern klar zu machen, wie wichtig es ist, jederzeit bereit, wachsam und vorbereitet zu sein. Ungewöhnlich? Womöglich. Aber auch abwechslungsreich und innovativ.

Arsenal: Status Quo als Schlüssel?

Es wird viele neue Impulse geben, mit denen Arteta versuchen wird, auch in dieser Saison einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Nach 61 Punkten 2020/2021, über 69, 84 und 89 in der Vorsaison bis hin zur neuen titelreifen 90-Punkte-Markte.

Doch der Status Quo könnte dabei am hilfreichsten sein. Denn die herausragenden Zahlen, die die Gunners 2023/2024 aufstellten, überschatteten, dass sie zunächst Probleme hatten, ihren Flow zu finden. Insbesondere die Integration von Havertz verlief zunächst stockend. Erst mit der Jahreswende waren die Londoner eingespielt, boten wohl den besten Fußball auf der Insel. Der Beleg: Vor der Jahreswende wurden 20 Punkte verloren, danach nur fünf.

Daran kann am ersten Spieltag nahtlos angeknüpft werden, denn signifikante strukturelle oder personelle Änderungen gibt es diesmal nicht zu verarbeiten. Das zeigte der Emirates Cup (2:0 über Lyon und 4:1 über Bayer Leverkusen), bei dem sich Arsenal entsprechend in Frühform präsentierte.

Das Pressing war fein abgestimmt und schonungslos, das Kombinationsspiel flüssig und zielgerichtet. Exemplarisch, wie Havertz, letzten Sommer noch der Fremdkörper, gegen die Werkself eine Halbzeit der Katalysator auf der Acht (zwei Vorlagen) und in der zweiten der gesuchte Zielspieler im Sturm (ein Tor) war.

Arsenal zwischen Hoffnung und Erwartung

Arsenal wirkt jedenfalls bereit, um Manchester City erneut alles abzuverlangen. Die Cityzens werden auch diese Saison das „Team to beat“ sein. Ob der FC Liverpool trotz verheißungsvoller Ansätze in der Vorbereitung schon bereit ist, es nach dem einschneidenden Abgangs von Jürgen Klopp 38 Spieltage mit diesem Duo aufzunehmen, darf zumindest bezweifelt werden.

Nichtsdestotrotz wird es für die Gunners eine massive Herausforderung, 2024/2025 das Level noch einmal konstant so hoch zu halten. „Ich bin gespannt, wie sie es als Gruppe verkraften werden, dass sie so viel gegeben haben, um ihren Traum so knapp zu verpassen“, sagt Lawrence. „Das Maß an Aufopferung und Anstrengung, das über eine ganze Saison hinweg erforderlich ist, ist immens. Sich wieder aufzurappeln und es immer wieder zu versuchen, erfordert ein hohes Maß an Durchhaltevermögen.“

Lawrence erwartet dennoch, dass Arsenal in der Champions League einen stärkeren Eindruck hinterlassen und erneut um den Meistertitel spielen wird. Ob das am Ende zu Trophäen führt, bleibt abzuwarten. Denn wie Lawrence sagt: „Was Titel angehet, ist es generell ratsam, auf Hoffnung statt Erwartung zu setzen.“ Erst recht in einer Liga mit Manchester City. Und trotzdem ist eines sicher: Die Erwartungen vor dieser Saison sind so hoch wie selten zuvor. Bei den Fans und auch bei Mikel Arteta.

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