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·7. August 2023

Premier League: Ist der FC Arsenal 2023/2024 reif für den Titel?

Artikelbild:Premier League: Ist der FC Arsenal 2023/2024 reif für den Titel?

Vergangene Saison blieb die überraschende Meisterschaftskandidatur des FC Arsenal in der Premier League ungekrönt. Nun haben sich die Gunners namhaft verstärkt. Doch reicht das, um den Titel zu gewinnen?

Einen Monat nach der Saison war die Wunde noch immer frisch. Es „schmerzt zutiefst“, sagte Mikel Arteta über die verpasste Meisterschaft mit dem FC Arsenal 2022/2023. 248 Tage führten seine Gunners die Premier League an, spielten in dieser Zeit den wohl mitreißendsten Fußball Europas. Doch selbst der stets vor Überzeugung strotzende Trainer musste rückblickend gestehen, dass „einiges“ fehlte, um als Erster über die Ziellinie zu kommen.


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Was er damit meinte? Die mangelnde Tiefe, weshalb Leistungsträger wie William Saliba (verletzt) oder Thomas Partey (Formtief) nicht ersetzt werden konnten. Eine Alternative zum meist berauschenden Plan A, wenn dieser in Stocken geriet. Oder die Erfahrung, die beim jüngsten Trainer und der zweitjüngsten Mannschaft der Premier League schlichtweg nicht vorhanden sein konnte.

Zu viele Defizite, um es mit dem späteren Triple-Sieger Manchester City aufzunehmen. „Die beste Mannschaft der Welt, mit dem besten Trainer der Welt (…). Das mussten wir akzeptieren und dem Meister die Hand schütteln“, sagte Arteta. Nun, nach einem Sommer mit Ausgaben in Höhe von 230 Millionen Euro, möchte der 41-Jährige Spanier auf der anderen Seite des Handschlags stehen. „Wenn dem nicht so wäre, würde ich nicht hier sitzen.“

Doch ist der FC Arsenal tatsächlich reif für die erste Meisterschaft seit 2004?

Arsenal: Ein Transfersommer nahe an der Perfektion

Um diesem Ziel näher zu kommen, müsse Arsenal im Sommer 2023 „nach Perfektion streben“, betonte Arteta vergangenen Mai. Jetzt ist es August und man kann getrost behaupten, dass der Verein genau das getan hat. Und das Transferfenster ist noch knapp einen Monat offen.

Zunächst einmal kümmerten sich die Gunners darum, ihren jungen Kern langfristig zu binden. Immerhin war es dieser, der das Feuer im Norden Londons nach Jahren der Mittelmäßigkeit wieder zum Lodern brachte. Nach dem elektrisierenden Gabriel Martinelli und Keeper Aaron Ramsdale, wurde auch mit Bukayo Saka, dem Gesicht des Klubs, und William Saliba, einer der besten Innenverteidiger der Premier League, langfristig verlängert. Kapitän Martin Ödegaard, mittlerweile zu einem der besten Spielmachern Europas gereift, dürfte der nächste sein.

Alle wichtigen Eckpfeiler wurden gehalten. Und mit Declan Rice sogar ein weiterer der Kategorie Weltklasse dazugewonnen. 120 Millionen Euro kostete der Engländer. Weil er Abfangjäger, Spielgestalter und Anführer in einem ist. Ein „Leuchtturm“, nannte ihn Arteta. Rice werde „die anderen erhellen und das gesamte Team verbessern. Wie er redet, seine Ambitionen und Leidenschaft für das Spiel sind genau das, was wir brauchen.“

Mit Kai Havertz und Jurrien Timber wurden zwei weiterer Spieler aus dem höchsten Regal verpflichtet. Sie stehen exemplarisch für einen Schwerpunkt der Rekrutierung: Vielseitigkeit.

Arsenal: Vielseitigkeit als Schlüssel

Es ist ein Wort, das Mikel Arteta diesen Sommer oft benutzt, so auch bei der Vorstellung des Deutschen und des Niederländers, denn sie können gleich mehrere Positionen spielen. Das Ziel? Die Grundausrichtung – eine Art 4-1-4-1/4-3-3 – soll unabhängig vom Personal intakt bleiben und dennoch variabler werden. “Es ist nicht Plan A, B oder C. Sondern A1, A2, A3“, sagte er zu The Athletic.

Beispiel Timber: Der 22-jährige Allrounder kann dank seiner Athletik und Spielstärke nicht nur Innenverteidiger Saliba positionsgetreu vertreten – eine Komprimierung der hohen Verteidigungslinie sowie des Spielaufbaus wie bei Salibas Ausfall letzte Saison ist nicht mehr nötig. Timber kann auch hinten rechts verteidigen – also Ben White vertreten oder ihm das Einrücken ermöglichen – und als zusätzliches Schmankerl den Außenverteidiger-Sechser-Hybrid geben. Mit diesem schuf Arsenal 22/23 immer wieder Überzahlsituationen, was allerdings alleine von der Verfügbarkeit von Oleksandr Zinchenko abhing.

Rice etwa hat nicht nur die defensiven Fähigkeiten für die Sechs, sondern auch die Dynamik sowie Dribbling- und Passvermögen für die Acht. Partey wird von Schlüsselspieler zu Konkurrent, Alternative oder Partner. Havertz scheint zwar prädestiniert dafür zu sein, der zuletzt von Granit Xhaka bekleideten Acht mehr Mobilität und Torgefahr zu verleihen, kann dank seiner Spielintelligenz und Größe aber überall in der Offensive spielen.

Beim Testspiel gegen den FC Barcelona tummelte sich der Deutsche zuweilen im Sturmzentrum, während sich der eigentliche Neuner Gabriel Jesus auf dem Flügel und der sonst dort beheimatete Leandro Trossard im Mittelfeld aufhielt.

„Die Idee ist, jedes Jahr unberechenbarer zu werden und es dem Gegner schwerer zu machen, das zu stoppen, was wir tun wollen“, sagte Arteta nach dem 5:3-Testsieg gegen den FC Barcelona und betonte: „Wir haben viel mehr Optionen als letztes Jahr.“ Dazu zählen auch der vielversprechende Verteidiger Jakub Kiwior und der wiedergenesenen Emile Smith Rowe.

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(Photo by GLYN KIRK/AFP via Getty Images)

Nicht älter aber erfahrener?

Doch hat Arsenal auch mehr Erfahrung? Nach dem Abgang Xhakas (30) könnte die Startelf 2023/2024 sogar noch jünger sein als im Vorjahr. Schon damals spielten im Schlussspurt laut Gabriel Jesus die Nerven eine Rolle. Insbesondere bei den drei aufeinanderfolgenden Unentschieden im April. Auch Arteta sprach von einer „Verunsicherung“ in dieser Phase und einer „wichtigen Auswirkung auf den Ausgang der Meisterschaft.“

Eine junge Mannschaft zu haben, ist bei Arsenal aber Teil der Philosophie. Das bedeutet allerdings nicht, dass diese nicht Erfahrung haben kann: Individuell – Saka beispielsweise hat trotz seiner 21 Jahre bereits 179 Pflichtspiele und 29 Länderspiele absolviert – aber auch im Kollektiv: Das Team hat letztes gemeinsam die Strapazen eines Titelkampfes erlebt und will nicht nur daraus die Lehren ziehen, sondern dies als Motivation nutzen.

„Um stärker, noch motivierter und noch hungriger zurück zu kommen“, wie Martin Ödegaard es ausdrückte. „Das ist, was wir letztes Jahr taten, nachdem wir (2021/2022) die Champions League verpassten.“ Arteta pflichtet ihm bei, wenngleich auch er weiß, dass die Erwartungen im Umfeld sowie der Druck nach letzter Saison deutlich gestiegen sind. Aber: „Es gibt auch den Glauben, dass wir als Mannschaft gewachsen sind.“

Einen ersten Beweis gab es im Community Shield am Sonntag. Arsenal bezwang Manchester City nach 0:1-Rückstand im Elfmeterschießen. Der Supercup an sich hat als glorifiziertes Testspiel zwar nicht den allergrößten Wert. Ramsdale aber nannte es „ein Meilenstein“, dass man City in einem wichtigen Spiel schlagen kann. Nach acht Niederlagen im direkten Duell habe man damit eine „mentale Blockade“ überwunden.

Ist Arsenal reif für den Titel?

Arsenal ist sowohl in der Spitze als auch in der Breite besser und auf dem Reißbrett unberechenbarer geworden. Mannschaft und Trainer sind nicht nur ein Jahr älter, sondern dank der Erlebnisse 2022/2023 wohl auch reifer. Dem aufmerksamen Leser wird jedoch aufgefallen sein, dass damit nur drei der vier eingangs erwähnten Gründe für den verpassten Titel in der Vorsaison adressiert worden sind.

Denn während die Gunners in den vergangenen Jahren und speziell in diesem Sommer alles mögliche getan haben, um 2023/2024 tatsächlich reif für die Meisterschaft zu sein, spielen sie immer noch in einer Liga mit Manchester City. Ein Verein, der mit unvergleichlichen Ressourcen eine Vormachtstellung erreicht hat, die nahezu unmöglich zu durchbrechen ist.

Damit dies gelingt, muss bei Arsenal in dieser Saison alles, aber auch wirklich alles richtig laufen. Und wenn wir ehrlich sind: bei ManCity vermutlich das ein oder andere falsch.

(Photo by GLYN KIRK/AFP via Getty Images)

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