Premier League: Guardiolas Kryptonit und Evertons Inspiration | OneFootball

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·6. Februar 2023

Premier League: Guardiolas Kryptonit und Evertons Inspiration

Artikelbild:Premier League: Guardiolas Kryptonit und Evertons Inspiration

5 Awards zur Premier League: Wieso Arsenal und Manchester City patzten, die Ursachen für Liverpools Startprobleme und zwei Trainer stehen unter Druck.

„Guardiolas Kryptonit“ – Award: Tottenham

Beim 1:0-Sieg der Tottenham Hotspur über Manchester City war Harry Kane zweifelsohne der Mann des Tages. Immerhin erzielte er seinen 267. Pflichtspieltreffer für die Spurs und wurde somit zum alleinigen Rekordtorschützen, was eigentlich einen eigenen Award verdient hätte.


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Die Schlagzeile aber lautete, dass Manchester City den Patzer des FC Arsenal (0:1 gegen Everton) ungestraft ließ und somit weiterhin fünf Punkte Rückstand auf Platz eins hat – bei einem absolvierten Spiel mehr. Und irgendwie war das vorhersehbar. Seit seiner Ankunft auf der Insel hat Guardiola nämlich einzig gegen Liverpool (1,21) einen schlechteren Punkteschnitt vorzuweisen als gegen die Spurs (1,53). Doch wie kommt das?

Es ist die älteste Herangehensweise dieses Sports, wenn man auf einen übermächtigen Gegner trifft: tief, kompakt stehen und mit Kontern Nadelstiche setzen. Erfolgreich ist das gegen die Starqualität der Cityzens nur selten. Hat man jedoch eines der effizientesten Sturmduos der Premier-League-Geschichte, bestehend aus einem so spielstarken Angreifer wie Kane und einem so gefährlichen Konterspieler wie Heung-min Son, geht das häufiger Rezept auf. In acht der neun Spielen, in denen die Spurs Guardiola ein Bein stellten, hatte City (teilweise deutlich) mehr Spielanteile.

Das war auch am Sonntag so. Zugegeben, das Gegentor resultierte nicht aus einem Konter sondern aus einer Pressingaktion. Und nichtsdestotrotz hemmten die Erinnerungen an die einseitigen, aber erfolglosen vorherigen Duelle die offensive Reaktion des Meisters. City-Verteidiger und Ex-Spur Kyle Walker gestand nach dem Spiel, dass es gegen Tottenham immer darum gehe, abzuwägen „wie weit man nach vorne geht, ohne hinten zu viel zuzulassen.“

Man könnte sagen City ist also gebrandmarkt. Paart man das mit den Problemen der Cityzens, sich 2022/2023 im letzten Drittel zu sehr in eine Handballmannschaft zu verwandeln und zu wenig die Räume zu attackieren – was am Sonntag übrigens zu null Abschlüssen für Erling Haaland führte – sind die Spurs auch mit Formschwankungen und ohne den erkrankten Antonio Conte an der Seitenlinie Guardiolas Kryptonit.

„Glanz des FC Burnley“ – Award: FC Everton

Für tausende Fans des FC Everton startete der Tag mit einem verzweifelten Protestmarsch gegen eine planlose Vereinsführung, die den 50 Jahre anhaltenden Erstligastatus massiv auf die Probe stellt. Beim Heimweg wenige Stunden später waren die gebeutelten Anhänger der Toffees zwar nicht besänftig. Und dennoch machte sich rund um den Goodison Park ein Gefühl breit, das eigentlich verloren schien: das Gefühl von Hoffnung. Der FC Everton hatte soeben den ersten Sieg seit Oktober 2022 eingefahren, ausgerechnet gegen Tabellenführer Arsenal. Verantwortlich dafür war die Inspiration eine vermeintlich uninspirierenden Quelle – dem FC Burnley.

Installiert wurde sie von Mr Burnley himself: Sean Dyche, der in Everton kürzlich das Traineramt von Frank Lampard übernahm und bereits im ersten Spiel seiner Amtszeit den Pragmatismus einimpfte, mit dem er die Clarets in sieben von zehn Jahren trotz limitierter Mittel in der Premier League hielt. Es war folglich nicht sexy, wie er seine Mannschaft gegen die Gunners auftreten ließ. Doch das erwartet man auch nicht von einem kurzgeschorenen Rotschopf mit der Stimme eines Piraten. Stattdessen gelang es dem 51-jährige Engländer, den Toffees die Qualitäten einzubläuen, die sie in den ersten 19 Spielen vermissen ließen und die es in den unteren Tabellenregionen nunmal braucht: Kampf, Leidenschaft und Physis.

Die Spieler des FC Everton zogen den spielfreudigen Gunners mit einer kompakt Grundausrichtung den Zahn, flogen regelrecht in die Zweikämpfe und beackerten jeden Grashalm. Das Sorgenkind der Premier League hatte zwar weniger Spielanteile, erarbeitete sich aber „old school“ durch intensive Gegenstöße und hohe Bälle dennoch ein Chancenplus. Das 1:0 in der 60. Minute nach einer Ecke war daher folgerichtig und zugleich der verdiente Endstand. Die Produzenten? Vorlagengeber Dwight McNeil und Kopfballschütze James Tarkowski…zwei ehemalige Spieler des FC Burnley.

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(Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

„Fehlstarter“ – Award: FC Liverpool

Die Krise des FC Liverpool hält an. Und betrachtet man die 0:3-Auswärtspleite gegen die Wolverhampton Wanderers am Samstag, dann scheint kein Ende in Sicht zu sein. Ausschlaggebend für die siebte Niederlage (!) im 20. Spiel war einmal mehr ein katastrophaler Fehlstart der Mannschaft von Jürgen Klopp.

Das 0:1 nach einem Dreifachaussetzer des desolaten Joel Matip war bereits das fünfte Tor, dass die Reds in dieser Saison in den ersten fünf Minuten kassierten – Ligaspitze. Nach zwölf Minuten stand es 0:2 – Craig Dawson staubte ab, nachdem zehn Liverpool-Spieler eine Flanke weder zu verhindern noch zu klären wussten. Und damit war Liverpool noch gut bedient.

Der Horrorstart war bei der Spielanalyse verständlicherweise das große Thema. Auch bei Klopp, der mehrfach betonte, „keine Erklärung“ dafür zu haben. Doch ganz egal, ob früh oder spät im Spiel, ob im blassen Angriff oder in der löchrigen Defensive, die Ursachenforschung für die Krise des FC Liverpool endet immer bei einem Thema: Der Intensitätsverlust, der sich wie ein Geschwür über sämtliche Mannschaftsteile ausbreitet hat.

Anders als zu ihren Glanzzeiten, sind es nun die Gegner, die den FC Liverpool mit schierer Energie überrumpeln. Und bei den Reds sind die Beine schwer, der Kopf voll und der Tank leer.

„Selbstzerstörungsmodus“ – Award: Nathan Jones

Sieben Spiele steht Nathan Jones beim FC Southampton an der Seitenlinie. Das 0:3 gegen den FC Brentford am Wochenende war dabei die sechste Niederlage. Rufe wie „du weißt nicht was du tust“ oder „dein Fußball ist scheiße“ hallten durch das St. Mary’s Stadium.

Offenbar zu viel für Jones, der im Anschluss in den Selbstzerstörungsmodus verfiel. In einer achtminütigen Pressekonferenz holte er zu einem Rundumschlag aus, in dem er Verein, Fans, Spieler sowie Mitarbeiter kritisierte und sich mehrfach selbst widersprach.

Der 49-jährige Waliser betonte zwar, die Verantwortung zu übernehmen, nur um kurz drauf Einzelspieler und den Zustand der Mannschaft bei seiner Ankunft zu kritisieren. Darüber hinaus gebe es „bestimmte Leute im Dorf und Spieler im Gebäude“ mit denen er nunmal arbeiten müsse. Darum habe er seinen Spielstil komprimiert. Gleichzeitig aber sagte er, dass er sich nicht von anderen Leuten beeinflussen lasse. Was denn nun?

Weitere Aussagen, wie dass es zu seiner Zeit bei Luton Town „nicht viele gab, die besser waren als ich“ sollen laut The Athletic beim FC Southampton intern für Kopfschütteln gesorgt haben.

Jones gestand, dass auch er „besser sein“ müsse und betonte, dass sich nun einiges ändern werde. Ob er beim Tabellenletzten der Premier League die Zeit dafür bekommt, darf nach den pikanten Aussagen und der enttäuschenden Leistungen stark bezweifelt werden.

„AbMarsch“ – Award: Jesse Marsch

Die Probleme von Leeds United, ineffizient im Angriff und löchrig in der Defensive, setzten sich auch bei der 0:1-Auswärtsniederlage gegen Nottingham Forest fort. Alleine das Torverhältnis trennt die Whites von den Abstiegsrängen.

Dass die Luft für Trainer Jesse Marsch dünner werden würde, war nach dem Spiel bereits klar. Insbesondere die notorische Auswärtsschwäche wurde ihm letztlich auch zum Verhängnis: Laut Opta hat Marsch seit seinem Abgang von Red Bull Salzburg 2021 nur vier von 23 Auswärtsspielen gewonnen. Seit dem 21. August 2022 gab es für Leeds United lediglich drei Ligasiege zu feiern – egal auf welchem Terrain. Die Quittung kam am Montag per Pressemitteilung: Der US-Amerikaner wurde von seinen Aufgaben beim Klub entbunden.

(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

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