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·20. August 2025
Pokal-Drama im Berliner Kiez: Es geht auch ohne Stress!

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·20. August 2025
Und nun zurück zum Sport – heute mal ohne Verbandspolitik. Wobei es ganz ohne nicht geht, siehe „ganz unten“. Im Berlin-Pokal ging es für uns gleich mal zum 1. FC Schöneberg. Der hat seinen Platz 137 Luftlinie gegenüber vom FC Internationale. Beide Teams spielen auch noch in derselben Staffel um Punkte. Viel Brisanz zum Auftakt also, aber es kam ganz anders.
Die Zuschauer sahen einen echten Pokalkrimi mit dem glücklicheren Ende für Inter. Die Gastgeber führten zur Pause verdient mit 3:1. Mit dabei ein echtes Traumtor, drei Elfmeter, wovon zwei gehalten wurden. Inter brachte den Joker, gerade zurückgekehrt nach einem mehrjährigen USA-Aufenthalt und mit dem der Gegner plötzlich den Kopf voll hatte.
Mit der allerletzten Aktion der sechsminütigen Nachspielzeit fiel tatsächlich der Ausgleich. In der Verlängerung waren die Nachbarn völlig platt und bekamen noch vier Tore eingeschenkt. Die Freude bei den Siegern und der Frust bei den Verlierern waren groß. Bemerkenswert war, wie die Umfelder der Teams reagierten.
Trotz aller Lokalrivalität blieb es weitgehend ruhig, auch wenn nicht alle Zuschauer so viel Weitblick wie der umsichtige Schiedsrichter mit seiner sehr guten Vorteilsauslegung hatten. Der Inter-Anhang war zur Halbzeit recht schweigsam, die Analysen der Experten fielen eindeutig aus. Ein neu hinzugekommener Vater fragte gar, ob die Mannschaft immer so schlecht spielen würde. Nein, und schließlich waren noch 45 Minuten zu spielen. Mindestens!
Der Jugendleiter unserer Nachbarn verteilte freundlich Süßigkeiten. Nach einem Kaubonbon durfte ich 10 Minuten später ein Karamell probieren. Hin und wieder gab es über Lautsprecher ein eher zaghaftes „Let‘ s go, Schöneberg!“, aber der Funke wollte nicht überspringen. Im zweiten Abschnitt wurde es leiser, auch weil sich das Spiel nach einer Stunde gedreht hatte.
Sogar eine Liveschaltung für den abwesenden Präsidenten der Gastgeber gab es. Ich durfte für ihn meinen Experten-Tipp abgeben und hatte aus unerfindlichen Gründen Glück. denn ich sagte in der 80. Minute trotz Rückstand tatsächlich unseren Sieg voraus.
Fortuna ist auch bei Vorhersagen im Bunde, von 11-Freunde-Autor Christoph Biermann erscheint in Kürze ein Buch über Glück im Fußball. Nach dem Ausgleich in der 96. Minute kam ein Kollege der Schöneberger auf mich zu und rief: „Gerd, ihr kriegt noch 30 Euro. Mehr ist leider nicht übriggeblieben.“
Beim Pokal werden nach Abzug der Kosten für Schiris und Auslagen die restlichen Einnahmen geteilt. Ich hätte nichts gefordert, so viele Leute waren nun auch nicht da, in Berlin sind Ferien. Aber ich habe mich über die proaktive Unterstützung natürlich gefreut, zwei Jugendbälle kriegt man dafür.
Am Ende waren die einen glücklich, die anderen traurig. In sechs Wochen sehen wir uns an gleicher Stelle wieder. Die Plätze werden bis dahin auch nicht besser sein, der Rasen wahrscheinlich immer noch gesperrt. Wir spielen in der „Sportmetropole Berlin“, der Hochburg der deutschen Fußball-Infrastruktur. Dafür können wir Diversität. Es standen Spieler mit Wurzeln aus 15 verschiedenen Nationen auf dem Feld, in Berlin Normalität.
Anders als bei einigen Profis ging es auch ohne Diskriminierungen. Danke an alle, die diesen insgesamt friedlichen Nachmittag ermöglicht haben. Nach den schlimmen Vorfällen des Wochenendes mit den rassistischen Beleidigungen gegen Spieler von Schalke, Kaiserslautern oder Mainz fiel mir wieder Jogi Löws Rede ein, die er 2015 bei der Verleihung des Deutschen Medienpreises an ihn hielt. Wir sollten sie hin und wieder lesen, nicht zuletzt der eine oder andere DFB-Vize! Ein Tipp: Die zweite Hälfte ist wie im beschriebenen Spiel die noch bessere. No Racism.
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