MillernTon
·15. Juli 2025
Plötzlich Bedarf?

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·15. Juli 2025
Nach dem Abgang von Maurides und der schweren Verletzung von Ricky-Jade Jones scheint der Bedarf an Mittelstürmern beim FC St. Pauli gestiegen zu sein. Oder doch nicht?(Titelfoto: Stuart Franklin/Getty Images/via OneFootball)
Die Zeit von Maurides beim FC St. Pauli ist zu Ende. Nach zweieinhalb Jahren kehrt der inzwischen 31-jährige zurück zu seinem Ex-Club Radomiak Radom. (Auffällig: Der Verabschiedungstext auf der Webseite ist im Vergleich (z.B. Saad, Treu, Oelschlägel, Wagner) doch eher etwas kühl.) Die Zeit von Maurides beim FCSP dürfte rückblickend größtenteils leider als Missverständnis in die Vereinsgeschichte eingehen. Dabei waren die Startvoraussetzungen eigentlich vielversprechend: Der FC St. Pauli war im Winter 22/23 auf der Suche nach körperlicher Präsenz im Angriffszentrum in Polen fündig geworden. Maurides war damals nicht weniger als der kopfballstärkste Spieler der Liga gewesen, hatte zudem für Radom auch einige Treffer erzielt.
Doch beim FC St. Pauli angekommen, ging es nicht so positiv weiter: Maurides war am erfolgreichen Start von Cheftrainer Fabian Hürzeler zwar nicht unbeteiligt, doch wenn man es denn runterbrechen möchte, so bleibt einzig sein Auftritt in der zweiten Hälfte in Magdeburg positiv in Erinnerung. Kurze Zeit später verletzte Maurides sich schwer am Knie: Eine Meniskusverletzung zwang ihn zu einer langen Pause, erst Ende 2023 stand er wieder auf dem Rasen. Wenig später verschoss er im Pokal-Viertelfinale gegen Fortuna Düsseldorf einen Elfmeter. Es sollte das letzte sportliche Ausrufezeichen von ihm beim FC St. Pauli gewesen sein.
Zu Beginn des Sommers 2024 feierte Maurides mit dem FCSP den Bundesligaaufstieg und in der Sommerpause heiratete er. Das folgende Kennenlernen mit dem neuen Trainer Alexander Blessin hätte dann aber schlechter nicht sein können: Maurides erschien mit Übergewicht zum Trainingsauftakt, durfte nicht mit ins Trainingslager. Im Dezember 2024, als die personelle Not beim FCSP extrem groß war, feierte er dann doch noch sein Bundesligadebüt. Dieser Kurzeinsatz gegen Werder Bremen sollte sein letzter im Trikot des FC St. Pauli gewesen sein.
Für Maurides ging es nach der Winterpause in Ungarn weiter. Er wechselte auf Leihbasis zu Debreceni VSC – und dort platzte der Knoten! In seinem ersten Spiel unterlief ihm erst ein Eigentor, doch mit zwei späten Treffern trug er maßgeblich zum Erfolg seines neuen Clubs bei. Für Maurides, der davor zwei Jahre lang gar keinen Treffer in einem Pflichtspiel erzielt hatte, musste sich das wie eine große Erlösung anfühlen. Am Saisonende standen in 16 Einsätzen fünf Treffer und vier Vorlagen, Debreceni hielt die Klasse auch dank Maurides.
So ging es mit Rückenwind zurück zum FC St. Pauli. Maurides präsentierte sich zum Trainingsauftakt stark verändert, erklärte der MOPO (€) gegenüber, dass er seinen Lebensstil radikal verändert habe und sich dies unter anderem auf sein Körpergewicht auswirkt. Das wusste sogar Alexander Blessin zu schätzen, der auch deshalb erklärte, dass Maurides gerne Teil des FCSP-Trainings sein kann. Allerdings schwang in den Worten des Cheftrainers auch immer der Ausblick mit, dass es für den 31-jährigen schwer werden würde, beim FC St. Pauli auf Spielzeit zu kommen. Entsprechend einigten sich nun alle Seiten auf einen Wechsel von Maurides.Lieber Mauri, der MillernTon wünscht die alles Gute und viel Erfolg! You’ll never walk alone!
Nun tat sich am vergangenen Wochenende aber nicht nur in Sachen Maurides etwas im Angriff. Ein weiterer Spieler wird dem Team fehlen, wenngleich nur vorübergehend: Ricky-Jade Jones verletzte sich beim Testspiel gegen Drochtersen schwer an der Schulter, musste operiert werden. Der Neuzugang wird dem FC St. Pauli wochenlang fehlen und damit (mindestens) große Teile der so wichtigen Sommervorbereitung verpassen.
Somit fehlen dem FC St. Pauli nun im Vergleich zum Start der Vorbereitung zwei Mittelstürmer. Mit einem, Maurides, hat der Verein aber sicherlich sowieso nicht geplant, er fehlt also nicht plötzlich in den Planungen der kommenden Saison. Dass Jones dem Club nun vorerst fehlen wird, ist hingegen ein ziemlich herber Verlust. Bedeutet das also, dass es nun plötzlich einen dringenden Bedarf an Mittelstürmern gibt?
Komplett blank ist der FC St. Pauli jedenfalls nicht auf dieser Position. Mit Andréas Hountondji und Abdoulie Ceesay gibt es zwei Spieler, die das Profil des Mittelstürmers klar ausfüllen. Und dann ist da ja auch noch Danel Sinani. Der 28-jährige wird in der Aufzählung der Spieler, die zentral vorne spielen können, irgendwie von vielen immer vergessen, war in der Rückrunde der Vorsaison aber Stammspieler auf dieser Position und machte seine Sache alles andere als schlecht.
Ob der FC St. Pauli also auf dieser Position unbedingt noch nachbessern muss? Das werden spätestens die kommenden Testspiele zeigen. Allerdings deutete Alexander Blessin bereits nach dem 0:1 in Drochtersen an, dass man durchaus die Augen noch nach einem Offensivspieler aufhalte, der Torgefahr ausstrahle. Dieser Bedarf ist aber nicht erst durch den Abgang von Maurides oder der Verletzung von Jones entstanden, es gab ihn schon vorher. Fraglich ist nur, in welche Kategorie sich dieser Bedarf einordnen lässt. Geht es um jemanden, der das Team in der kommenden Saison offensiv tragen soll, also einen erfahrenen Spieler, der im besten Fall auch schon die Bundesliga kennt? Oder möchte sich der FC St. Pauli noch mit jemandem verstärken, der eine Rolle hinter den Stammspielern einnehmen kann?
Antworten auf diese Fragen wird es wohl erst nach dem Trainingslager geben, so erklärt es Blessin: „Es ist gut, dass wir das Gros des Teams zusammen haben und jetzt die nächsten zwei, drei Wochen gucken können, wo noch Handlungsbedarf herrscht.“ Erst im Anschluss werde man „in die Bücher gucken“ und entscheiden, wo und ob es überhaupt noch Bedarf gibt.All jene Spieler des FC St. Pauli, die in den nächsten Wochen als Mittelstürmer zum Einsatz kommen, haben es also selbst in der Hand, ob sie noch einen Konkurrenten für ihre Position in den Kader bekommen. Zahnlose Auftritte wie beim 0:1 in Drochtersen dürften keine guten Argumente dafür gewesen sein, dass man sich beim FC St. Pauli nicht noch nach einer weiteren Verstärkung umschaut.
// Tim
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