Plaudertasche und Leader: Das ist das "Radio Müller" von Portugal | OneFootball

Icon: OneFootball

OneFootball

Antonia Hennigs·19. Juni 2021

Plaudertasche und Leader: Das ist das "Radio Müller" von Portugal

Artikelbild:Plaudertasche und Leader: Das ist das "Radio Müller" von Portugal

Es heißt ja, ‚Reden ist Silber, Schweigen ist Gold‘ und das mag in der einen oder anderen Situation natürlich auch zutreffen. Grundsätzlich ist Kommunikation aber in so ziemlich jeder Lebenslage etwas Gutes. Findet übrigens auch Rúben Dias, dessen Lebensmotto wohl eher der umgekehrten Version ‚Schweigen ist Silber, Reden ist Gold‘ gleichkommt.

Der portugiesische Innenverteidiger ist nämlich nicht nur sportlich auf Weltklasseniveau unterwegs, auch unter den Plaudertaschen des Fußballs machen ihm nur wenige etwas vor. Der portugiesische Thomas Müller quasi. „Er redet 90 Minuten lang und sagt in jeder einzelnen Aktion, was wir zu tun haben“, bestätigte auch Pep Guardiola im Dezember 2020 auf einer Pressekonferenz das auffällige Kommunikationsorgan seines Spielers bei Manchester City.


OneFootball Videos


Artikelbild:Plaudertasche und Leader: Das ist das "Radio Müller" von Portugal

Antrainiert hat er sich diese Eigenschaft nicht. Sie muss ihm in die Wiege gelegt worden sein. Bevor es Dias in die Premier League zog, durchlief er seit 2010 nämlich alle Jugendmannschaften von Benfica. Gestartet in der U15 arbeitete er sich zu den Profis hoch, wo er schnell zum Leistungsträger wurde. Auch damals schon fiel seine Redseligkeit auf. Und wie.

„Er hat während der Spiele nicht eine Sekunde den Mund gehalten. Er hat 90 Minuten durch geredet. Als spiele man mit einem Diktiergerät zusammen“, erzählte sein ehemaliger Benfica-Mitspieler Nelson Feijao gegenüber ‚The Athletic‘, dass sie Dias teilweise sogar darum bitten mussten, einfach mal ruhig zu sein. In den meisten Fällen war er aber einfach der Anführer, den ein Team braucht. Schon in der 2. Mannschaft von Benfica, wie diese Kabinenansprache eindrucksvoll beweist.

„Er braucht keine Binde, um der Kapitän zu sein. Jeder weiß, dass er der Taktgeber auf dem Feld ist“, beschreibt es Dálcio ein weiterer ehemaliger Mitspieler im ‚Guardian‘. Dias war der Kapitän jeder einzelnen Jugendmannschaft bei Benfica, weshalb Dálcio auch sicher ist: „In den nächsten Jahren wird er auch bei City die Binde übernehmen.“

Diese Leader-Qualitäten machen ihn zu einem der wichtigsten Spieler der portugiesischen Nationalmannschaft. Dazu kommt, dass der 24-Jährige vor Selbstbewusstsein strotzt. Und das vollkommen zu Recht. Mit Manchester City wurde er englischer Meister und hatte vor allem enormen Anteil an dieser überragenden Saison, in der die Defensive mit ihm endlich funktionierte.

Dieser Browser wird nicht unterstützt. Bitte verwenden Sie einen anderen Browser oder installieren Sie die App

video-poster

Dias kam 2020 für fast 70 Millionen Euro nach Manchester und ließ nie Zweifel daran aufkommen, dass sich diese Investition gelohnt hat. Er spielt nicht nur selbst überragend, er macht auch die Spieler um sich herum besser. So beschrieb es Pep Guardiola mal. Übrigens: Der Portugiese spielte als Jugendlicher noch im Mittelfeld, da er als zu schmächtig für die Abwehr galt. Dann machte er einen dieser berühmten Wachstumsschübe und wurde in die Innenverteidigung verlagert.

Dias ist nicht nur ein großer Redner und Führungsspieler, er ist auch noch ein ganz schöner Perfektionist. Das beweist unter anderem dieser Schnappschuss.

Dias hatte wohl eine ganz genaue Vorstellung, wie die Mauer auszusehen hat und vor allem, in welcher Position Kollege Oleksandr Zinchenko sich räkeln sollte. Da wird kein Körperteil außer Acht gelassen, auch die Neigung des Kopfes nicht.

Wegen dieser Mischung aus erfolgsversprechenden Qualitäten wurde er von Journalist:innen und Profis zum Spieler der Saison der Premier League gewählt. Eine doppelte Ehre also für den neuen Fußballer des Jahres aus England.

Die Auszeichnung bestätigt die These des ‚Telegraph‘, in dem es vor einer Weile hieß, Dias habe sich so schnell an den englischen Fußball gewöhnt, „wie eine Ente an das Wasser“. Die Erklärung dafür ist einfach. Dias kann alles, was gebraucht wird, um in der Premier League zu überzeugen. Zweikampfstärke und ein gutes Kopfballspiel, Übersicht und Passsicherheit. Auch beeindruckend: Der Innenverteidiger spielte mit Abstand die meisten Pässe aller Premier-League-Profis.

Dias ist das Puzzleteil, das Pep Guardiola bei Manchester City noch gefehlt hatte und Dias könnte auch zum entscheidenen Puzzleteil der portugiesischen Nationalmannschaft werden, an dem das DFB-Team sich die Zähne ausbeißt.