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·26. Januar 2025

Phänomen Athletic Club: Die baskische Identität als Schlüssel zum Erfolg

Artikelbild:Phänomen Athletic Club: Die baskische Identität als Schlüssel zum Erfolg

Der Athletic Club ist wohl der Traum eines jeden Fußballromantikers. Tiefe Verwurzelung im heimischen Baskenland, nur Spieler, die in der Region geboren oder aufgewachsen sind und trotzdem stehen die Löwen sportlich sehr gut da.

In einer Fußballwelt, die immer mehr von Kommerzialisierung und Internationalisierung geprägt ist, bildet Athletic einen Gegenentwurf und ist dabei sogar noch sportlich erfolgreich. Letztes Jahr hat man den spanischen Pokal gewonnen und konnte sich für die Europa League qualifizieren. Dieses Jahr ist man sogar auf gutem Weg sich zum dritten Mal in der Vereinshistorie in die Champions League zu spielen.


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Athletic Club: Wie englische Spieler die baskische Identität prägten

Dabei ist der Klub gerade erst durch ausländische Einflüsse entstanden. Im späten 19.Jahrhundert haben sich in der spanischen Hafenstadt Bilbao zwei Vereine gebildet. Der von britischen Werftarbeitern gegründete Bilbao Football Club, sowie der Athletic Club. Ein Klub, der von spanischen Studenten nach einem Austausch auf der britischen Insel ins Leben gerufen wurde. Nachdem die beiden ein gemeinsames Team zur erstmalig ausgetragenen Copa del Rey, damals Copa de Coronacion, im Jahre 1902 schickten, welches siegreich vom Turnier zurückkehrte, beschloss man die Fusion der beiden Teams.

Bekannt ist der Athletic Club heute insbesondere dafür, dass nur Spieler, die im Baskenland, einer Region, die Teile Nordspaniens und Südfrankreichs umfasst, für den Verein auflaufen dürfen. Zurück geht das auf das Jahr 1911. Im damaligen Erstrundenspiel zwischen Athletic und Fortuna Vigo waren zwei Engländer zum Einsatz gekommen, die eigentlich nicht hätten spielen dürfen. Der Lokalrivale Real Sociedad brachte daraufhin eine Beschwerde ein, die den spanischen Fußballverband 1912 dazu veranlasste, dass nur Spanier bei spanischen Mannschaften spielen dürfen. Daraufhin entschied man sich, nur noch Spieler aus der Region Bizkaia auf den Platz zu schicken. Dies weichte man zwischen den 1960ern und 1990ern weiter auf und es konnten nun sämtliche Basken für den Klub spielen.

Artikelbild:Phänomen Athletic Club: Die baskische Identität als Schlüssel zum Erfolg

(Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)

Trotz dieser Schwächung blieb der Verein weiterhin einer der Erfolgreichsten in ganz Spanien und gewann bis in die 60er noch sechs spanische Meisterschaften und 20 Pokale. Der Abstieg des Athletic Club begann aber schon in den 1940ern mit der Machtergreifung des spanischen Diktators Francisco Franco, der versuchte die baskische Kultur und Identität zunehmend zu unterdrücken. So musste man den baskischen Namen Athletic Club in die kastillanische Version Atletico de Bilbao ändern. Das Baskenland hatte aufgrund der isolierten Lage in den Bergen eine abweichende kulturelle Entwicklung genommen, was sich heute auch noch vorrangig in der baskischen Sprache äußert, die als eine der Ältesten der Welt gilt und nicht etwa wie Spanisch oder andere regionale Akzente seinen Ursprung im Lateinischen hat.

Seitdem ist der Klub geprägt von Hochs und Tiefs, auch wenn es sonderlich tief nie ging. Neben dem FC Barcelona und Real Madrid, ist der Athletic Club als einziges Gründungsmitglied noch nie aus der Primera Division abgestiegen. Sonderlich hoch eben auch nicht. 1983 und 1984 wurde man noch zwei Mal Meister und auch einige Titel im Pokal konnte man noch holen, wie den letzte Saison, der aber auch wieder eine 40 Jahre andauernde Durststrecke beendete.

Athletic Club heute: Valverde bringt den Erfolg zurück

Der aktuelle sportliche Erfolg ist eng mit einem Namen verbunden: Ernesto Valverde. Zum dritten Mal ist er schon an der Seitenlinie im San Mames. In seiner vorherigen Amtszeit hatte er den Verein sogar in die Champions League geführt, wo man aber schon in der Gruppenphase die Segel streichen musste. Auch dieses Jahr darf man von der Königsklasse träumen. Man steht punktgleich mit dem FC Barcelona auf Platz vier mit sechs Punkten Vorsprung auf den FC Villarreal und auch in der Europa League wird man sich voraussichtlich direkt für das Achtelfinale qualifizieren. Einzig im Pokal war für den Titelverteidiger schon im Achtelfinale gegen CA Osasuna Schluss.

Nichtsdestotrotz ist die Arbeit von Valverde ausschlaggebend für die jüngsten Erfolge. Gegen den Ball verteidigt sein Team gerne im 4-4-2, wobei der offensive Mittelfeldspieler neben den Stürmer rückt. Das Ziel ist, das Zentrum so kompakt wie möglich zu halten, ohne zu tief an das eigene Tor gedrückt zu werden. Dabei führen gerade die beiden Stürmer und die Flügelspieler permanent Druck auf den Gegner aus, um ihn zu Ballverlusten oder langen Bällen zu bewegen. Auch hohes Pressing und Gegenpressing haben die Basken im Repertoire, auch wenn dies eher selten zum Einsatz kommt. Vor allem in dieser Spielzeit fällt aber verstärkt der Wille auf, nach hohen Ballverlusten, sofort wieder auf den Ballgewinn zu gehen.

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(Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)

In der Offensive sind zwei Spieler von entscheidender Bedeutung. Einerseits Nico Williams und andererseits Oihan Sancet. Nico Williams kann durch seine enorme Qualität im 1-gegen-1 und seine Dribblings immer wieder gefährliche Aktionen kreieren und liefert, wie auch sein Bruder Inaki Williams immer wieder Läufe hinter die gegnerische Abwehrkette, was Athletic auch oft für lange Bälle nutzt. Oihan Sancet kommt eine andere Rolle zuteil. Der offensive Mittelfeldspieler lässt sich häufig zwischen Abwehr und Mittelfeld des Gegners fallen und ist eine Art Freigeist im Spiel der Löwen. Durch seine Kreativität, Ballsicherheit und Spielintelligenz, sowie durch seinen Abschluss hat sich Sancet zu einem wichtigen Pfeiler der Mannschaft entwickelt.

Sein Fehlen fällt auch in den letzten Wochen, in denen man durchaus kriselt, stark auf. Generell weiß Valverde aber wie er die Spieler einzusetzen hat, die ihm zur Verfügung stehen und weist auch taktische Flexibilität und Anpassungsfähigkeit auf. Hier und da stellt er im Spiel mal auf eine Dreierkette im Spielaufbau um, oder bringt eine zweite Spitze, aber das Grundkonstrukt bleibt immer gleich und mit Spielern, wie Unai Simon, Dani Vivian oder den angesprochenen Sancet und Nico haben die Basken eine Art goldene Generation vorzuweisen.

Der Athletic Club bleibt wohl eines der spannendsten Projekte im Weltfußball, da es einen Gegensatz zur Internationalisierung des Fußballs bildet und beweist, dass man auch ohne viel Geld und teure Transfers auskommen kann, wenn man auf den eigenen Nachwuchs setzt. Auch wenn diese Idee, dem Klub erst aufgezwungen wurde, zeigt sich, dass es die richtige Entscheidung war, daran festzuhalten. Sowohl diese Art der Spielerverpflichtung, als auch die enge Verbundenheit zur Region machen diesen Klub „Unique in the World“ wie der Slogan des Vereins seit einigen Jahren lautet.

(Photo by Fran Santiago/Getty Images)

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