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·2. Juni 2025
Paris Saint-Germain? Plötzlich sympathisch!

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·2. Juni 2025
Ich habe mich am Wochenende dabei erwischt, Paris Saint-Germain zu mögen. Was ist bloß los mit mir?
Der französische Klub war eigentlich weltbekannt für seine Kühle. Niemand liebte PSG richtig, selbst die eigenen Fans nicht und ich schon überhaupt nicht. Was viel damit zu tun hatte, dass eine Ewigkeit lang von einer Investmentgruppe aus Katar oben viel Geld reingesteckt wurde und unten nie ein Henkelpott rauskam.
Und ich freute mich stets mit, wenn es wieder mal schief gegangen war, weil Paris der fußballspielende Beweis für die These blieb, dass man die Champions League nicht kaufen kann. So lief das bis zum Triumph am Samstagabend – beim 5:0 gegen Inter Mailand in der Münchner Allianz-Arena.
Die Kauf-Theorie ist zwar längst widerlegt, einzig PSG scheiterte immer und immer wieder trotz fulminanter Einkäufe – ich sag‘ nur Messi, Mbappé, Neymar. Sie alle haben dort gespielt, aber höchstens die französische Meisterschaft gewonnen. Das ist, als würdest du jeden Mittag Austern, Kaviar und Schampus bei Feinkost Käfer holen, und abends kommt doch nur Gemüsesuppe auf den Tisch.
Dieser Fluch wurde jetzt auf eine sehr eigenartige Art gebrochen: Trainer Luis Enrique hat dem Klub Sympathie eingebaut. Klar, die Spieler sind immer noch sauteuer, aber irgendwie auch jung und freundlich wirkend. Außerdem freut sich Enrique bei jedem Tor, als habe er gerade den Eurolottojackpot geknackt. Erfrischend nennt man das wohl.
Selbst für Super-Ego Dembelé, der für einen Sack voller Handgeld früher sogar seine Mutter an den HSV II verkauft hätte, gilt das.
Und der Fußball erst, den PSG zeigt! Quel délice! Trainer Enrique gönnt man den Sieg aus zwei Gründen. Erstens, weil er neu aufbauen musste und eigentlich keine Chance hatte. Zweitens wegen seiner kleinen Tochter, die er vor Jahren an den Krebs verlor. Am Samstag holte Enrique nach dem Abpfiff ein schwarzes T-Shirt aus einer Tüte, darauf eine Zeichnung: seine Xana, er, die Vereinsfahne von Paris Saint-Germain. Die Fans enthüllten ein Riesenbanner, auf dem er und seine Tochter zu sehen waren.
So kühl kann kein Mensch sein, denen allen jetzt nicht den Pott zu gönnen, dachte ich, als ich das sah, und gönnte.
Natürlich frage ich mich trotzdem, wie es weitergehen soll mit der Champions League. Denn alles andere an ihr bleibt künstlich. Der letzte echte Außenseiter, der den Wettbewerb gewann, war vor 21 Jahren Porto. Und das neue Reglement ist jetzt so gebaut, dass es ohne Ende Fehler verzeiht.
Nach sechs Spieltagen war zum Beispiel PSG mit zwei Siegen, einem Unentschieden und drei Niederlagen nur 25ster der Tabelle – in der alten Königsklasse wäre Paris damit in der Gruppenphase ausgeschieden.
Wie soll das nur weitergehen? Ach ja, klar: mit der Klub-WM.
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