Oberdorf überragt - Bayern fehlt der Biss: 4 Erkenntnisse zum DFB-Pokalfinale | OneFootball

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·10. Mai 2024

Oberdorf überragt - Bayern fehlt der Biss: 4 Erkenntnisse zum DFB-Pokalfinale

Artikelbild:Oberdorf überragt - Bayern fehlt der Biss: 4 Erkenntnisse zum DFB-Pokalfinale

Eine neue Saison, die gleichen Sieger. Wie bereits im vergangenen Jahr krönte sich der VfL Wolfsburg auch in dieser Spielzeit zum DFB-Pokalsieger, während der FC Bayern München die deutsche Meisterschaft für sich verbucht. Und trotzdem ist das Gefühl zum Saisonende ein ganz anderes im Vergleich zum Vorjahr.

Auf internationaler Ebene war es in dieser Spielzeit nicht einfach für die deutschen Mannschaften Bayern, Wolfsburg und Frankfurt. Nachdem die Wölfinnen bereits in der Qualifikation gescheitert waren, mussten sich auch die anderen beiden Teams schon früh nach der Gruppenphase verabschieden. Dabei erreichte der FCB im letzten Jahr noch das Viertelfinale, der VfL gar das große Finale gegen Barcelona. Dadurch verdichtete sich zur zweiten Saisonhälfte die komplette Aufmerksamkeit auf die Frauen-Bundesliga, den DFB-Pokal und den Zweikampf an der Spitze. Zwar gewann Bayern die beiden direkten Duelle in der Liga, doch zum Saisonende haben die Wölfinnen das letzte Wort und bleiben auch im zwölften Jahr in Folge nicht titellos.


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Tommy Stroot während der Feierlichkeiten mit Schützling Lena Oberdorf / Eurasia Sport Images/GettyImages

1. Wolfsburg geling Revanche & Ausbau von historischer Serie

Eigentlich eine Ironie des Schicksals, dass Wolfsburg gerade gegen den großen Rivalen nicht nur den zehnten DFB-Pokalerfolg in Folge feiern konnte, sondern auch den 50. Seriensieg im Wettbewerb. Alexandra Popp, die durch den jüngsten Erfolg ihre DFB-Pokalsammlung auf unglaubliche 13 Trophäen ausbaut, sprach nach der Partie nicht von ihrem schönsten Pokalfinale, wohl aber vom "souveränsten".

Und das absolut zu Recht, denn der VfL war bei der Begegnung im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion in Köln klar die tonangebenden Mannschaft, die den FC Bayern bis zum Schluss nicht in ihr gewohntes dominantes Spiel kommen ließ. Gerade in der ersten Halbzeit strotzte das Team von Cheftrainer Tommy Stroot nur so vor Tatendrang. "Wir wissen, dass wir Tempo vorne haben. Wir wissen, dass wir dafür gute Balleroberungen brauchen. Das ist uns vor allem in der ersten Halbzeit richtig, richtig gut gelungen", so der VfL-Trainer. Seine Mannschaft habe eine "sehr, sehr erwachsene Leistung gegen einen sehr, sehr starken Gegner" gezeigt.

Der DFB-Pokal bleibt somit auch in diesem Jahr unantastbar für die Bayern, die erst einmal in der Saison 2011/12 Hand an die Trophäe legen konnten. "Das ist der VfL Wolfsburg, das ist der DFB-Pokal, und das ist unser Titel", stellte die Wölfinnen-Kapitänin mit anschließender Kampfansage an die nächsten Jahre fest. Mit dem Titel habe man gezeigt, dass der VfL im Rennen um das beste Team Deutschlands weiterhin mithält und darüber hinaus auch anführen kann.

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Alexandra Popp gewann bereits den 13. Pokal in ihrer Karriere / Christof Koepsel/GettyImages

2. Bayern unsouverän in den großen Spielen

Bei den Bayern war durchaus eine gewisse Ratlosigkeit spürbar, sowohl während des Duells als auch danach. "Wir haben irgendwie ein bisschen leer gewirkt", merkte Straus an. Denn besonders in der Offensive bekam seine Mannschaft erstaunlich wenig zustande. Abgesehen von einem Kopfball von Lea Schüller in der zweiten Hälfte, den VfL Torhüterin Merle Frohms stark parierte, waren Großchancen Mangelware.

Zum einen lag das an einer gut aufgelegten Wolfsburger Defensive, zum anderen merkte man den Bayern immer wieder eine gewisse Ideenlosigkeit an, die sich selbst in einem top besetzten Kader durch das Spielgeschehen zog. "Das ist gerade das, was an uns nagt", analysierte eine etwas ratlose Lea Schüller. "Weil wir einfach nicht gezeigt haben, was wir konnten." Ein konkreter Grund dafür konnte vorerst nicht direkt ausgemacht werden.

Dies war allerdings auch nicht das erste Mal in dieser Saison, in der sich der FCB nicht von seiner besten Seite präsentierte. In der Gruppenphase der Champions League zeigte sich in der Vergangenheit bereits ein ähnliches Gesicht, als man gegen europäische Topteams nicht die richtigen Mittel finden konnte. Genauso konstant und quasi unantastbar sich die Münchnerinnen zuletzt in der Liga gezeigt haben, schaffen sie dies noch nicht auf bedeutende K.o.-Spiele übertragen zu können. Gut möglich aber, dass auf der angepeilten Reise an die europäische Spitze dies nur eines von vielen Hindernissen war, die überwunden werden müssen, um schlussendlich ans Ziel zu finden.

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Lea Schüller (rechts, im Duell mit Janssen) gelang gegen Wolfsburg nur wenig / Eurasia Sport Images/GettyImages

3. Lena Oberdorf überragt im Mittelfeldzentrum

Einen großen Anteil am Erfolg der Wölfinnen hatte eine zukünftige Bayern-Akteurin in Lena Oberdorf. Die 22-jährige deutsche Nationalspielerin trumpfte gegen ihren zukünfigen Arbeitgeber ganz groß auf. Angesprochen auf ihre Leistung nannte Stroot die Beschreibung "Weltklasse" für seinen Motor im zentralen Mittelfeld. Besonders mit dem Hintergrund, dass die große Medienaufmerksamkeit auf die noch junge Akteurin keine negativen Auswirkungen auf deren selbstbewusstes Auftreten hatte.

Gemeinsam mit Svenja Huth und Alexandra Popp nahm Oberdorf das sonst so zweikampfstarke zentrale Mittelfeld der Bayern aus Sarah Zadrazil und Georgia Stanway auseinander. Vor allem in der ersten Halbzeit konnten die Wölfinnen frühe Ballgewinne durch gut getimte Tacklings erzwingen. Die Qualität auf den anderen Positionen - Kathrin Hendrich und Dominique Jannsen mit einer geradezu fehlerfreien Abwehrleistung sowie die schnellen Offensivspielerinnen Ewa Pajor, Jule Brand und Vivien Endemann gepaart mit dem absoluten Siegeswillen, der beim FCB kaum zu sehen war, lief der Motor schnell warm und schaltete bis zum Schlusspfiff nicht ab.

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Lena Oberdorf hatte das Zentrum fest im Griff / Eurasia Sport Images/GettyImages

4. Der Blick nach vorne

Trotz des enttäuschenden Ausgangs wurden die Bayern-Spielerinnen nach der Partie ausgiebig von ihren Fans gefeiert und besungen. "Solche Fans habe ich bisher bei noch keinem anderen Verein erlebt", schwärmte Alexander Straus bei der Pressekonferenz. Immerhin den Gewinn der Meisterschaft mit Übergabe der Schale am letzten Spieltag in Hoffenheim steht noch an. Dort werden die Münchnerinnen noch einmal die großen Weißbiergläser hervorholen, doch das Bier könnte nach der Pokalniederlage etwas bitterer schmecken als gewohnt.

Durch den Pokalsieg wies Wolfsburg noch einmal mit einem deutlichen Fingerzeig darauf hin, dass auch in Zukunft mit ihnen gerechnet werden muss. Denn auch wenn man dem FCB mittlerweile auf Augenhöhe begegnet, ist man von einer Machtübergabe in Deutschland noch weit entfernt.

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