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katarinaschubert·25. Juni 2021

Nur Männer in der Frauenbundesliga: Wo sind die Trainerinnen?

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Wer denkt, dass zumindest in der Frauenbundesliga Trainerinnen an der Seitenlinie den Ton angeben würden, täuscht sich gewaltig. Denn alle zwölf Trainerposten werden von Männern ausgefüllt. Woran das liegt und was der DFB dagegen unternehmen will, erfährst du hier.



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Trainerinnen sind eine Rarität im Fußball

Zwölf Vereine, zwölf Trainerposten, zwölf Männer, null Frauen – so sieht es derzeit in der Frauenbundesliga aus. Zwar gab es mit Nora Häuptle in der vergangenen Saison eine Trainerin, doch die Schweizerin musste im April ihren Hut beim SC Sand nehmen. Dass eine Frau mit ihrem Team die Meisterschaft gewinnen konnte, ist ebenfalls schon eine Weile her. 17 Jahre, um genau zu sein. Damals holte Monika Staab mit dem 1. FFC Frankfurt den dritten Titel in Folge.

Ein deutscher Sieg war es auch, als zuletzt eine Trainerin – und zwar keine geringere als die heutige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg – den Champions-League-Pokal in die Höhe stemmte. Es sollte zwölf Jahre dauern, bis die nächste Frau die Chance dazu erhielt. Diesmal jedoch mit dem schlechteren Ende für Trainerin Emma Hayes, die mit dem FC Chelsea im diesjährigen Champions-League-Finale dem FC Barcelona unterlag. Und auch auf Verbandsebene sind Frauen in der Minderheit. Das zeigt eine Erhebung der UEFA. Nur rund ein Drittel der insgesamt knapp 300 Positionen in weiblichen Nationalteams sind von Frauen besetzt.

Noch schlechter sieht es für Frauen im Männerfußball aus. Hier spielen sie weder in Trainer- noch in Führungspositionen eine Rolle. So beschäftigte in der vergangenen Saison keiner der Vereine in den drei höchsten deutschen Spielklassen eine Frau im Trainerteam. Das wird sich jedoch zumindest zur kommenden Saison ändern. Im Juni verkündete der Drittligist Viktoria Köln die Verpflichtung von Imke Wübbenhorst als Co-Trainerin. Diese ist erst die zweite Frau nach Inka Grings, die mit den Sportfreunden Lotte einen deutschen Fußball-Viertligisten im Männerbereich trainierte.


Nur 31 Frauen verfügen über höchste Trainer-Lizenz

Doch woran liegt es, dass die Zahl der Trainerinnen national wie international so niedrig ist? Das hat verschiedene Gründe. Zum einen gilt für viele Menschen Fußball immer noch als Männersportart. Das spiegelt sich nicht nur in der Historie wider – bis 1970 war es Frauen durch den DFB verboten, im Verein Fußball zu spielen – sondern bis heute auch in den Führungsetagen der Clubs und Verbände. Dort sind Frauen meist Fehlanzeige, die (Trainer-)Jobs teilen sich die verantwortlichen Männer größtenteils untereinander auf. Zum anderen bräuchte es auch heutzutage noch Mut, eine Frau als Trainerin eines höherklassigen Teams anzustellen. Den brachte bis jetzt aber niemand auf.

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Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es einfach zu wenige Trainerinnen gibt. Während noch verhältnismäßig viele Frauen die C-Lizenz machen und in der Kinder- sowie Jugendarbeit aktiv sind, sinkt die Zahl derer, die die B-Lizenz in Angriff nehmen, deutlich. Im vergangenen Jahr verfügten lediglich 31 Frauen über die Trainer-Pro-Lizenz, welche bei der Fußball-Lehrer-Ausbildung des DFB erworben werden kann und dazu befugt, in den höchsten Spielklassen tätig zu sein. Um die Zahl ins Verhältnis zu setzen: Allein dieses Jahr absolvierten 25 Personen, davon mit Kim Kulig und Sabrina Eckhoff immerhin zwei Frauen, den berühmten Trainer-Lehrgang.

Viele Spielerinnen schlagen nach ihrer aktiven Karriere einen anderen Weg ein. Der Trainerberuf ist schwer mit einer Familie zu vereinbaren, außerdem sind die Erfolgsaussichten, sich als Trainerin durchzusetzen – sei es im Frauen- oder Männerfußball – eher gering. Hinzukommt, dass die Fußball-Lehrer-Ausbildung sehr teuer ist. Anders als ihre männlichen Counterparts können sich das viele Bundesliga-Spielerinnen nach dem Ende ihrer Karriere nicht leisten.


DFB nimmt Förderung von Trainerinnen in Angriff

Dass im deutschen Fußball ein eklatantes Ungleichgewicht zwischen Trainerinnen und Trainern besteht, hat nun auch der DFB erkannt und sich zum Ziel gesetzt, mehr Frauen in den Trainerberuf zu holen. Wie? Im Rahmen des Projektes „Frauen im Fußball – Strategie 2027“ können aktuelle, aber auch ehemalige Nationalspielerinnen während der Länderspielmaßnahmen die Elite-Jugend-Lizenz erwerben. Eine siebenjährige Erfahrung im Lizenzspielerinnen-Bereich ist dafür die einzige Voraussetzung. Das Interesse auf Seiten der Nationalspielerinnen soll laut des DFB groß sein.

Aber auch andere Verbände schreiben sich die Förderung von Trainerinnen groß auf ihre Fahne. So richtete die UEFA bereits 2019 ein Mentoring-Programm ein, in dem sie junge Trainerinnen mit erfahrenen zusammenbringt. Und obwohl ein Großteil der Vereine der Women’s Super League von Frauen trainiert wird, rief der englische Fußballverband FA ein Programm ins Leben, um Trainer und Trainerinnen explizit im Frauenfußball zu fördern. 14 bis 18 Personen sollen jährlich davon profitieren – einen Anteil von 75 Prozent sollen dabei Frauen ausmachen.