November Lockdown in Deutschland: Fußball ohne Fans, Gehaltsverzicht & Co. | OneFootball

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·6. November 2020

November Lockdown in Deutschland: Fußball ohne Fans, Gehaltsverzicht & Co.

Artikelbild:November Lockdown in Deutschland: Fußball ohne Fans, Gehaltsverzicht & Co.

Die Corona-Fallzahlen steigen, ebenso steigt die Anzahl der belegten Intensivbetten. Wöchentlich kommen aktuell weit über 10.000 Neuinfektionen hinzu.  Die 7-Tage-Inzidenz, also der Wert der Infizierten pro 100.000 Einwohner binnen 7 Tagen lag am Dienstag laut RKI-Lagebericht bei etwa 120.

Die Bundesregierung hat daher beschlossen, das öffentliche Leben für einen Monat im November 2020 weitgehend herunterzufahren. Betroffen sind vor allem Hotels, die Gastronomie und der Freizeitbereich. Ziel des zunächst begrenzten Lockdowns ist es, einen „Wellenbruch“ zu erreichen. Die Zahl der Infektionen soll soweit gedrückt werden, um zu verhindern, dass das Gesundheitssystem überlastet wird.

Deutliche Auswirkungen bei den Vereinen


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Betroffen sind auch der Sport und somit auch der Fußball. Die Spiele der Fußball Bundesliga und in der zweiten und dritten Liga finden, nachdem in einigen Stadien kürzlich erst wieder einige Fans zugelassen waren, ohne Zuschauer statt. Die Mindereinnahmen bei den Fußballspiele heute ohne Zuschauer gehen bei vielen Vereinen jetzt schon deutlich in zweistellige Millionenhöhen.

Der Transfermarkt in diesem Sommer hat gezeigt, dass sich viele Vereine von Spielern mit auslaufenden Verträgen trennen müssen, kaum Spieler abgeben wollen und auch nur wenige neue Spieler verpflichten können. Es wird stattdessen verstärkt geliehen und vermehrt auf ablösefreie Spieler geachtet. Kader werden also verkleinert und es gibt nun eine nie dagewesene Zahl an arbeitslosen Profisportlern. Wenn Ablösen gezahlt werden, fallen diese zum Teil erheblich niedriger aus, wie man am Beispiel von Leroy Sane oder Timo Werner sehen konnte. In vielen Vereinen müssen die Spieler darüber hinaus auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten, um den Vereinen entgegenzukommen oder um den Spielbetrieb überhaupt noch aufrecht zu erhalten. Der FC Schalke 04 hat angesichts der finanziellen Schieflage sogar eine Obergrenze für Gehälter beschlossen.

Wohin werden sich die Gehälter entwickeln?

So lange die Einnahmen aus dem Verkauf der Fernsehrechte sprießen, wird es weiterhin Transfers mit Ablösen von 50 oder mehr Millionen Euro geben. Die Zeiten, in denen mehr als 200 Millionen für einen Spieler gezahlt werden, dürften jedoch erst einmal vorbei sein. Das grenzenlose Wachstum schein erst einmal beendet zu sein, zumal auch schon einige größere Vereine wie der FC Barcelona über finanzielle Schwierigkeiten klagen. Auch bei den Gehältern insbesondere bei den Spitzenkräften dürfte vorerst das Ende der Fahnenstange erreicht sein.

Bestes Beispiel hierfür sind die Vertragsverhandlungen von David Alaba und seiner Berater mit den Verantwortlichen des FC Bayern München. Diese wurden, nachdem die Alaba-Seite kein Entgegenkommen zeigte und weiterhin ein noch höheres Gehalt für den Spieler gefordert hatte, vom FC Bayern München abgebrochen. Das Angebot von 11 Millionen Euro netto im Jahr zuzüglich 6 Millionen Euro möglicher Boni wurde zurückgezogen. David Alaba wird sich daher aller Voraussicht nach im kommenden Jahr, wenn sein Vertrag ausläuft, einen neuen Verein suchen.

Wie es aus Spanien verlautete, werden Real Madrid und der FC Barcelona wegen angespannter Finanzen wohl eher nicht zuschlagen. Die großen Vereine, die auch auf gewaltige Einnahmen aus der Champions League hoffen können, werden sich wohl nach Corona relativ schnell wieder erholen können. Die eine oder andere Durststrecke muss jedoch überstanden werden. Anders sieht es jedoch aus bei Vereinen, die sich irgendwo im Mittelfeld der europäischen Ligen bewegen. Hier wird es für den einen oder anderen Verein harte Einschnitte geben müssen.  Gehaltsobergrenzen wie beim FC Schalke 04 werden möglicherweise wohl kein Einzelfall bleiben.

Der Amateurfußball ist besonders betroffen

Der Amateurfußball kommt dagegen mit dem Lockdown erneut ganz zum Erliegen, da hier keine flächendeckenden Tests möglich sind und natürlich keine Hygienekonzepte so professionell wie im Profisport umgesetzt werden können. Diese leben hauptsächlich von Sponsoren, Einnahmen aus dem Ticketverkauf, Bewirtung von Gästen und Mitgliedsbeiträgen. Fernsehgelder gibt es hier nicht

Nicht wenige Sponsoren, die oft einen regionalen Bezug haben, müssen das Sponsoring wegen der wirtschaftlichen Lage im Betrieb einstellen. Außer den Mitgliedseinnahmen fallen alle anderen Erträge erneut weg. Das Problem ist, dass die Kosten für den Erhalt der Sportanlagen und andere laufende Kosten für Mieten, Trainer oder Versicherungen weiterbezahlt werden müssen. Die Mitgliedsbeiträge reichen nicht einmal annähernd aus. Hilfsgelder können viele Vereine kaum erwarten.

Politik wird nicht umhinkommen zu helfen

Da es sich bei den Amateurvereinen um gemeinnützige Organisationen handelt, können sie kaum Hilfsgelder beantragen. Die Antragstellung auf Hilfsgelder ist ohnehin schon so hürdenreich, dass praktisch nur Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer die Unterlagen bereitstellen können. In Bayern gibt es zwar eine sogenannte Vereinspauschale, die verdoppelt wurde. Diese kann von vielen Vereinen jedoch ebenfalls nicht mehr beansprucht werden.

Daher muss sich die Politik anderweitig Gedanken machen, wie sie die Amateurvereine im Fußball, aber auch in vielen anderen Sportarten unter die Arme greifen kann. Je nachdem wie lange die Corona-Pandemie noch geht, wird auch der eine oder andere Profiverein früher oder später auf den Staat zugehen müssen.

Die große Frage wird jedoch sein, wie viele Lockdowns sich die Vereine und der Sport auf der einen Seite und der Sport auf der anderen Seite und die Politik auf der anderen Seite noch erlauben können. Bei vielen Vereinen ist es jetzt schon eng, sodass mit jedem weiteren Monat Stillstand die Verschuldung des Bundes stieg in diesem Jahr um 163 Milliarden Euro auf 1,35 Billionen Euro. Das sind 13,6 % mehr. Bei den Ländern stieg die Verschuldung um 8 % auf 624 Milliarden Euro. Die Kommunen liegen mit 132,4 Milliarden im Minus. Noch mehr Schulden machen ist keine Option. Daher werden auf den Amateur- und Profisport in Deutschland wohl keine Milliarden regnen können. Daher heißt es für den Breiten- und Amateursport Augen zu und durch bis die ersehnte Impfung endlich da ist.

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