Noch lange nicht Schicht: Dietmar Schacht wird 60 | OneFootball

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FC Schalke 04

·28. September 2022

Noch lange nicht Schicht: Dietmar Schacht wird 60

Artikelbild:Noch lange nicht Schicht: Dietmar Schacht wird 60

Einst Aufstiegskapitän und Derby-Held, mittlerweile S04-Repräsentant mit Kult-Imbisswagen: Dietmar Schacht feiert am Mittwoch (28.9.) seinen 60. Geburtstag – ganz standesgemäß auf Schalke bei „90 Minuten: Ein Abend unter Schalkern“.

Anpfiff der beliebten Veranstaltung ist natürlich um 19.04 Uhr, Gastgeber sind die Abteilung Fanbelange und das Schalke Museum. „Ich freue mich total, für mich ist das eine große Ehre“, blickt der Ehrengast dem Abend begeistert entgegen. „Es ist schön zu sehen, dass man mich bis heute auf Schalke nicht vergessen hat.“ Wie könnte man auch, denn: Königsblau ist „Didis“ Verein – und er selbst ein Teil seiner Historie. „Wenn du das große Glück hattest, für diesen Club spielen zu dürfen, lässt dich das nicht mehr los, denn es gibt nichts Besseres“, verriet er vor einigen Jahren dem Schalker Kreisel.


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Dankbar blickte der Ex-Profi darin auf seine drei Schalker Jahre zwischen 1989 und 1992 zurück. „Ich sag’s mal so: Ich bin mit Leib und Seele Bürger der Stadt Duisburg, aber im Herzen bin ich Schalker.“ Unvergessen ist neben dem Aufstieg, den die Knappen mit Schacht als Kapitän im Frühsommer 1991 feiern konnten, besonders seine letzte Schlacht. Der 24. August 1991 wird zum verhängnisvollen Tag: Derby im pickepackevollen Parkstadion, doch der kompromisslose Kicker plagt sich trotz Spritzen mit starken Schmerzen im Sprunggelenk herum. „Ich bin also zu Aleks Ristic gegangen und sagte: ‚Trainer, ich kann heute nicht.‘“ Doch Ristic und Schalke brauchen jeden Mann – vor allem Didi Schacht als Kapitän. „Der Physio kam zu mir und sagte: ‚Jetzt mach dich erst mal warm, Didi. Du wirst sehen: Wenn du die Rolltreppe runterfährst und das ganze Stadion deinen Namen ruft, dann vergisst du die Schmerzen.‘“

Und genau so kommt es: „Didiiii!“ macht eine grandiose Partie, Schalke gewinnt mit 5:2 (Tore: Anderbrügge, Güttler, Luginger, Schlipper, Sendscheid), und die Fans feiern bis tief in die Nacht. Schacht hingegen fährt nach dem Spiel brav nach Hause. Dennoch schafft er es am folgenden Morgen nicht allein aus dem Bett: „Nicht nur mein angeschlagenes Sprunggelenk tat mir höllisch weh, sondern der ganze Körper“, erinnert sich der Held, der nie wieder richtig auf die Beine kommen sollte. Am Ende stehen die Sportinvalidität und das Karriereende mit gerade einmal 30 Jahren.

Vom Feld wechselt der Profi auf die Bank, wird beinahe Schalker Co-Trainer unter Klaus Fischer und leistet einige Lehrjahre als Co-Trainer unter großen Namen wie Ristic (bei Fortuna Düsseldorf) und Pierre Littbarski (MSV Duisburg und FC Vaduz) ab. In der Chefrolle feiert Schacht anschließend ebenfalls Erfolge: Mit dem Frauen-Bundesligisten SC Bad Neuenahr belegt er in der Saison 2005/2006 Rang vier und damit die beste Platzierung in der Vereinsgeschichte. Den Oberligisten SV Bergisch Gladbach führt er 2012 in die Regionalliga, und mit dem Duisburger Traditionsclub Hamborn 07 schafft er 2017 den Aufstieg in die Landesliga. Zuletzt zeichnete der Ex-Kapitän beim niederrheinischen Oberligisten SV Straelen und Amateurclubs in Duisburg verantwortlich.

Doch nicht bloß Schalke und der Fußball mit all seinen Facetten treibt den Mann mit der Charakterglatze um: 2017 reift die Idee, eine Eisdiele am Niederrhein zu eröffnen – doch weil das Geschäft mit der beliebten Speise arg saisonal zu laufen droht, schwenken Schacht und seine Lebensgefährtin auf etwas um, das deutlich mehr Schärfe verspricht: Currywurst. Seit dem Frühjahr 2018 besitzt der 60-Jährige nun den stylischen Streetfood-Anhänger, mit dem er unter der Woche an verschiedenen Standorten und auf Veranstaltungen seine „Fanschar“ mit original Berliner Currywurst und Soße nach eigener Rezeptur versorgt. „Natürlich kommen manche Leute auch vorbei, um ein Foto mit mir zu machen oder ein bisschen über Fußball zu quatschen“, erzählt der volkstümliche Ex-Profi. „Aber das ist schon okay.“

Und das soll auch künftig so laufen, ebenso wie seine anderen Tätigkeiten. „Ich hoffe, dass die große Sechs in meinem Alter nicht allzu viel verändert und ich weiterhin so aktiv als Trainer, Gastronom und freier Repräsentant des FC Schalke 04 unterwegs sein kann“, erklärt das Geburtstagskind mit Blick auf seinen Ehrentag. Passend dazu wird er am Abend im Medienzentrum sicherlich die eine oder andere Anekdote mitgebracht haben – und vermutlich seine Einschätzung zur jüngsten Entwicklung mitteilen: „Hinter dem Verein liegt ein bewegtes Jahr, nach dem Trainerwechsel haben Buyo und seine Mitstreiter das mit dem direkten Wiederaufstieg hervorragend hinbekommen.“ Er selbst war bei der Partie gegen den FC St. Pauli als Co-Kommentator am Mikro von Schalke TV zu hören. „Wir alle haben uns wahnsinnig gefreut, es gleich im ersten Jahr geschafft zu haben.“

Dass Alter und Weisheit oft miteinander einhergehen, beweist Didi Schacht auch in seiner aktuellen Bewertung. „Wir haben wieder eine neue Mannschaft, einen neuen Trainer. Wenn wir am Ende auf Platz 15 oder besser abschneiden, können wir alle uns in den Armen liegen und feiern.“ Dabei setzt der Ex-Kapitän auf den Verbund zwischen Feld und Tribüne: „Die Fans und alle Beteiligten müssen die nötige Geduld aufbringen. Aber man spürt deutlich, dass wir mittlerweile wieder eine Mannschaft haben, die weiß, was es heißt, für den FC Schalke 04 zu spielen und um den Klassenerhalt zu kämpfen.“ Als verspätetes Geschenk zum 60. Geburtstag würde sich der einstige Knappen-Anführer darüber sicher freuen.

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