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·9. Oktober 2024

Nations League als ungewollter Testlauf: Diese Herausforderungen warten auf die DFB-Elf

Artikelbild:Nations League als ungewollter Testlauf: Diese Herausforderungen warten auf die DFB-Elf

In Herzogenaurach hat sich die deutsche Nationalmannschaft zur zweiten Länderspielpause nach der EM getroffen. Dabei soll vor allem die positive Grundstimmung rund um den DFB aufrechterhalten werden. Außerdem gilt es, den Ausfall zahlreicher Leistungsträger zu verkraften.

DFB: Es wartet viel Arbeit

Das Telefon von Julian Nagelsmann stand in den letzten Tagen alles andere als still. Zunächst sagte Jamal Musiala verletzungsbedingt ab, dann folgte Kai Havertz und letztlich auch die Verteidiger Robin Koch sowie David Raum. Dass der Bundestrainer außerdem auf Goalgetter Niclas Füllkrug verzichten muss, stand schon seit längerer Zeit fest. Nagelsmann, der im Hinblick auf die WM 2026 so sehnlich nach personeller Kontinuität strebt, wird gegen Bosnien-Herzegowina und die Niederlande also zur Improvisation gezwungen.


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Die immer wieder betonte „Achse“ wird sich in den Nations-League-Duellen neu finden muss, wobei Spieler, die zuletzt eher im zweiten Glied standen, nun in eine zentralere Rolle rücken müssen. Außerdem warten gleich sechs Akteure im aktuellen Aufgebot noch immer auf ihren ersten Einsatz im Nationaldress. Die deutsche Nationalmannschaft steht in der kommenden Wochen also vor zahlreiche Herausforderungen, für die es „Lösungen“ zu finden gilt, wie der Bundestrainer stets betont.

1. Einen neuen Stammtorhüter finden

Diese Challenge steht nicht erst seit der kürzlichen Absagenflut, sondern schon seit der tragischen Verletzung von Marc-André ter Stegen auf der To-do-Liste von Nagelsmann. Der 32-jährige Barça-Keeper sollte nach dem Rücktritt von Manuel Neuer endlich die Nummer eins beim DFB werden. Nach fast einer Dekade des Wartens. Doch daraus wird (vorerst) nichts, ter Stegen fällt aufgrund eines Patellasehnenrisses mindestens bis zum Saisonende aus.

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(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Für das bevorstehende Länderspieljahr ist also ein unerwarteter Zweikampf zwischen Alexander Nübel und Oliver Baumann entfacht worden, der schon nach den Duellen gegen Bosnien-Herzegowina und die Niederlande entschieden sein könnte. Vor allem der 34-jährige Baumann habe es „verdient, jetzt mal ein Länderspiel zu kriegen“, sagte der Bundestrainer. Ob VfB-Keeper Nübel in der zweiten Partie zum Einsatz kommen wird, ließ Nagelsmann hingegen offen. So oder so ist nicht davon auszugehen, dass der 36-Jährige bis zur Rückkehr von ter Stegen dauerhaft zwischen den deutschen Pfosten rotieren wird. Spielt Baumann also zweimal und lässt sich dabei nichts zu schulden kommen, könnte er den Zweikampf schon gewonnen haben. Bekommen beide Torhüter jeweils ein Spiel, könnte die bessere Leistung über den vakanten Stammplatz auf Zeit entscheiden. Jannis Blaswich von RB Salzburg dürfte dabei lediglich eine Statistenrolle zukommen.

2. Eine neue Offensive installieren

Von den zahlreichen Ausfällen ist insbesondere die Offensive betroffen. Während es in der Defensive vor allem Rotationsspieler wie Robin Koch oder David Raum erwischte, muss Nagelsmann mit Jamal Musiala, Niclas Füllkrug und Kai Havertz auf gleich drei potente Angriffsoptionen verzichten. Damit fallen drei von vier Offensivakteuren aus, die beim überzeugenden 5:0-Sieg gegen Ungarn im vergangenen Monat in der Startelf gestanden hatten, lediglich Florian Wirtz bleibt noch übrig. Der Zehner aus Leverkusen bekommt nun also neue Mitspieler an die Seite gestellt, wobei Deniz Undav im Sturmzentrum zunächst gesetzt sein dürfte. Der 28-Jährige überzeugte gegen die Niederlande bereits mit einem Tor und einer Vorlage.

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(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Doch das Rennen um die zwei verbleibenden Positionen neben Wirtz und Undav ist gegen Bosnien und die Elftal offener denn je. Da auch Leroy Sane noch immer im DFB-Kader fehlt, werden auf die Debütanten Jamie Leweling, Tim Klendienst und Jonathan Burkhardt sowie die Rückkehrer Serge Gnabry und Kevin Schade fast schon zwangsläufig große Rollen zukommen. Denn abseits davon verbleibt von den etatmäßigen Offensivspielern nur Chris Führich, der beim VfB Stuttgart noch überhaupt nicht in die neue Saison gefunden hat. Als erfahrener Nationalmannschaftsveteran mit herausragender Trefferquote (22 Tore in 45 Länderspielen) ist am Freitag gegen Bosnien vor allem mit Serge Gnabry zu rechnen. Für die verbleibenden Akteure heißt es, die Abwesenheit der Arrivierten auszunutzen und sich nachhaltig in das Gedächtnis des Bundestrainers zu spielen.

3. Eine Wohlfühloase bilden

Blickt man auf die aktuelle Vereinsform der deutschen Nationalspieler, so tun sich teils gravierende Unterschiede auf. Akteure wie Undav und Wirtz knüpfen mehr oder weniger nahtlos an ihre herausragenden Leistungen der Vorsaison an, während auch die Bayern-Stars wie Joshua Kimmich, Aleksandar Pavlovic und Serge Gnabry merklich von ihrem neuen Trainer Vincent Kompany profitieren. Die aktuell verletzten Havertz und Musiala brillieren wie eh und je, auch Oliver Baumann ist und bleibt im Tor der TSG Hoffenheim eine mehr als nur verlässliche Stütze. Pascal Groß‘ Einstand bei Borussia Dortmund ist ebenfalls gelungen, wobei der 33-Jährige zu den wenigen Gewinnern eines verkorksten BVB-Starts gehört.

Doch längst nicht alle DFB-Kicker sind mit einer derart starken Form nach Herzogenaurach gereist. Jonathan Tah ist Teil einer gänzlich verunsicherten Bayer-Defensive, die im Vergleich zur letzten Spielzeit fast nicht mehr wiederzuerkennen ist. Schon im vergangenen Länderspiel gegen die Niederlande sah der 28-Jährige mehrfach unglücklich aus. Gleiches gilt auch für seinen Innenverteidigerkollegen Nico Schlotterbeck, der nach einer herausragenden Rückrunde und vielversprechenden (Kurz-)Einsätzen bei der EM aktuell völlig von der Rolle ist und in der Bundesliga gleich mehrfach patzte. Auch die aus Maximilian Mittelstädt und Führich bestehende linke Seite des VfB Stuttgart steckt in einem Formtief, wobei vor allem Führich Probleme und mittlerweile sogar seinen Stammplatz verloren hat.

All diesen Spielern könnte ein temporärer Tapetenwechsel und ein neues Umfeld daher gut zu Gesicht stehen. Sowohl der Bundestrainer als auch seine Schützlinge sprachen im Laufe des EM-Sommers mehrfach vom einzigartigen Klima, das mittlerweile rund um die deutsche Nationalmannschaft herrsche. Es wäre also alles andere als ein Wunder, sollte es Nagelsmann und seinem Trainerstab gelingen, die aktuell kriselnden Kicker wieder in die Spur zu bringen und mit neu gewonnenem Selbstvertrauen zurück zu den Vereinen zu schicken. Die DFB-Elf hat in der Vergangenheit schon oft als Wohlfühloase fungiert und formschwache Top-Stars zu Höchstleistungen geführt. Prominenteste Beispiele hierfür sind wohl Miroslav Klose und Lukas Podolski. Julian Nagelsmann hat nun also die einzigartige Chance, die Nationalmannschaft nach vielen Jahren, in denen diese eher wie ein Hemmklotz am Bein der Spieler wirkte, wieder zu einer solchen Wohlfühloase zu machen.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

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